Informationen zu Algen im Aquarium, im Gartenteich und in der Natur

Zur Biologie von Algen

Blaualgen - Cyanobakterien
Probleme mit Blaualgen im Aquarium
Bekämpfung von Blaualgen im Aquarium

pflanzliche Algen
Grünalgen
Grünes Wasser durch Schwebealgen
Schwebealgen bekämpfen
Fadenalgen
Fadenalgen im Aquarium und im Teich bekämpfen
Fadenalgen zur Dekoration
Das Wassernetz - eine besondere Grünalge
Bartalgen und Pinselalgen im Aquarium bekämpfen
Eine besondere Rotalge
Armleuchteralgen

Stramenopiles, Alveolates und Rhizaria (SAR)
Braunalgen
Goldbraune Algen
Kieselalgen, Diatomeen

Nutzen von Algen
Grünalgen zwischen Krebsscheren

Grünalgen zwischen Krebsscheren.

Bartalgen auf einem Echinodorus-Blatt

Bartalgen auf einem Echinodorus-Blatt.

In jeder kleinen Wasseransammlung können sich innerhalb kurzer Zeit Algen bilden. In einem Gartenteich, im Aquarium, in einer Regentonne, sogar in einem Wasserglas auf der Fensterbank oder in der Nippeltränke des Kaninchenstalls. Algen sind anpaasungsfähig und vermehren sich unter für sie günstigen Bedingungen schnell.
Im Aquarium oder im Teich sind Algen darum lästig und können zu einer richtigen Plage werden. Im Gartenteich treten vor allem Grünalgen auf. Es sind entweder Fadenalgen, die in dicken Matten auf dem Wasser treiben oder zwischen den Pflanzen hängen, oder Schwebealgen, die als "grünes Wasser" den Blick auf die Fische trüben. Diese Algen sind in der Natur eine wichtige Nahrungsquelle für Kleinlebewesen wie Wasserflöhe und Hüpferlinge, die wiederum Fischbrut als Nahrung dienen. Auch Muscheln nutzen Schwebealgen als Nahrung. Kommt es aber zu einer Massenvermehrung von Algen besteht die Gefahr, dass der Teich "umkippt.
Im Aquarium treten neben Grünalgen auch Blaualgen, Kieselalgen und die besonders unattraktiven Bartalgen oder Pinselalgen auf.
Hier erfahrt Ihr, was das für Algen sind und wie Ihr sie erfolgreich bekämpfen könnt.

Zur Biologie der Algen

Algen sind keine einheitliche systematische Gruppe mit gemeinsamer Abstammungsgeschichte. Grünalgen gehören zum Beispiel zusammen mit den Landpflanzen zu den Chloroplastida. Das ist eine Gruppe von Lebewesen mit echten Zellkernen, die Fotosynthese betreiben. Als Algen werden aber auch Organismen bezeichnet, die zu den Bakterien gehören (Blaualgen = Cyanobakterien) und Lebensformen, die den Scheinpilzen (z.B. Falscher Mehltau) nahestehen.
Die Lebensansprüche dieser Organismen sind sehr unterschiedlich. Darum können auch nicht alle Algen im Aquarium oder im Gartenteich mit dem gleichen Mittel bekämpft werden. Um effektiv gegen eine unerwünschte Algenplage vorzugehen, ist es hilfreich zu wissen zu welcher Gruppe die betreffenden Algen gehören und ihnen dann möglichst durch Veränderung der Umweltbedingungen die Lebensgrundlage entziehen und die anderer Organisme (Konkurrenten, Algenfresser) im Biotop verbessern.
Die Blaualgen (Cyanophyta) sind bakterienähnliche Organismen ohne einen echten Zellkern. Sie können Chlorophyll a bilden. Ihre Zellwände bestehen aus Murein und Lipopolysaccharide.
Braunalgen, Kieselalgen und Dinoflagellaten gehören in die Abstammungsgruppe der Stramenopiles, Alveolates und Rhizaria (SAR). Sie bilden die Chlorophylle a und c. Als Speicherstoff nutzen sie Laminarin, Mannitol und Öl. Ihre Zellwände enthalten Kieselsäure, Alginate und Mucopolysaccharide. Zu ihrer Verwandtschaftgruppe gehören die Eipilze oder Scheinpilze (Oomyceten). Sie sind Zersetzer oder Parasiten an Pflanzen und Tieren. Zu den Oomyceten gehören unter anderem die Falschen Mehltaupilze, der Erreger der Krebspest (Aphanomyces astaci) und der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel bzw. Kraut- und Braunfäule an Tomaten Phytophthora infestans.
Grünalgen und Rotalgen sind höheren Pflanzen in ihrem Stoffwechsel ähnlich. Das bedeutet, dass sie ähnliche Bedürfnisse haben wie unsere Aquarienpflanzen und die Wasserpflanzen im Gartenteich. Sie haben einen Zellstoffwechsel bei dem sie Zucker zu Wasser und Kohlendioxid veratmen. Zur Deckung ihres Energiebedarfs sind sie in der Lage mit Hilfe von Chlorophyll a und Chlorophyll b Zucker aus Kohlendioxid und Wasser zu synthetisieren. Als Speicherstoff verwenden sie Stärke und ihre Zellwände sind zusammengesetzt wie die höherer Pflanzen. Es gibt einzellige Algen, koloniebildende Arten und Mehrzeller. Einzellige Arten der Grünalgen leben z. B. als Plankton im freien Wasser, besiedeln feuchte Erde und wachsen sogar auf Schnee. Im Meer leben sie teilweise im Körper von anderen Tieren und versorgen diese mit Nährstoffen (einige Quallen, Muscheln und Schnecken). Sie können mit Pilzen Flechten bilden.
Koloniebildende Arten sind Einzeller, die aneinander haften, aber getrennte Stoffwechsel haben. Dazu gehören zum Beispiel die Arten der Gattung Dinobryon.
Eine Übergangsform zwischen den koloniebildenden Einzellern und den Mehrzeller stellen Kolonialindividuen dar. Die Grünalge Volvox besteht aus Tausenden von Zellen, die durch Plasmabrücken verbunden sind. Bestimmte Bereiche des so entstehenden kugelförmigen Komplexes sind auf die Reproduktion spezialisiert, andere sind nur Bestandteil der Struktur. Bryopsis hat eine federähnliche Struktur. Die einzelnen Fäden bestehen aus jeweils einer vielkernigen Zelle. Diese entsteht dadurch, dass bei der Zellteilung keine Zwischenwände gebildet werden.
Vielzellige Algen, die differenzierte Gewebe bilden werden als Tange bezeichnet. Der Meeressalat (Ulva spec.) ist eine Grünalge und ein Tang. Er haftet mit spezialisierten Wurzelzellen am Untergrund. Auch einige Rotalgen (z.B. Palmaria sp.) sind Tange.

Die Fortpflanzung der Algen ist sehr unterschiedlich. Algen vermehren sich durch Teilung und geschlechtlich. Einige bilden Dauerformen - Zysten - die Trockenheit widerstehen. Dadurch können sie im Boden ruhen, bis sich nach einem Regen Wasser in einer Senke sammelt und sich dann weiter vermehren. Bei der sexuellen Vermehrung können begeißelte Spermatozide oder amöboide Formen entstehen. Auch die adulten Formen können bei einigen Arten begeißelt sein und sich aktiv fortbewegen.

geschwungene Linie

Cyanophyta - Blaualgen, Cyanobakterien

Mikroskopisches Bild von einer Blaualgenmatte

In den Blaualgenmatten findet man neben den Cyanobakterien auch andere Organismen. Hier wächst zwischen den dünnen blau-grünen Fäden von Oscillatoria eine grüne Fadenalgen. Nematoden und Rädertiere suchen zwischen den Algen nach Nahrung.
Blaualgen auf Wasserpest

Cyanobakterien auf Wasserpest.

Blaualgen auf dem Substrat

Cyanobakterien siedeln sich vor allem an Stellen an, an denen Futtereste liegen bleiben.

Blaualgen waren die ersten Einzeller, die vor 2,5 bis 3,4 Millionen Jahren begannen Fotosynthese zu betreiben. Sie sind relativ anspruchslos und anpassungsfähig. Es gibt einzellige, koloniebildende und vielzellige Arten (Kettenbildung). Ihre Zellwände sind dick und gelatinös, daher bilden Blaualgen schmierige Schichten. Einige Arten sind in der Lage Stickstoff aus der Luft zu binden. Diese Arten leben z.B. in Symbiose mit Algenfarn (Anabaena azollae in Azolla sp.). Diese Pflanzen werden darum gezielt eingesetzt, um den Nährstoffgehalt im Wasser von Reisfeldern zu erhöhen. Es sind rund 4000 verschiedenen Blaualgen-Arten bekannt. Im Aquarium treten vor allem Oscillatoria-Arten auf.
Blaualgen haben keinen Zellkern, in dem bei höheren Lebensformen die DNS konzentriert ist. Ihr Erbmaterial liegt frei in einem Teil des Zellinneren, der als Zentroplasma bezeichnet wird. Dieser Bereich des Zellinneren ist farblos bzw. schwer anfärbbar. Darum herum liegt das Chromatoplasma, dass die für die Fotosynthese wichtigen Farbstoffe enthält. Blaualgen können blau-grün, blau, blau-schwarz oder gelb-braun sein. Charakteristisch ist das Vorkommen des Farbstoffs Phykocyan, der zusätzlich zu Chlorophyll a, Phykoerythrin, Carotinen und Xanthophyllen vorkommt. Blaualgen vermehren sich ausschließlich ungeschlechtlich durch Teilung. Sie bilden auch keine begeißelten Formen aus.

Probleme mit Blaualgen im Aquarium

Blaualgen gehören zu den häufigen Algen im Aquarium. Die blauen bis schwarzen Algen-Überzüge sid unansehnlich und können Pflanzen im Aquarium das Licht nehmen, so dass sie eingehen.
Problematischer ist aber, dass Cyanobakterien Giftstoffe bilden, die den Tieren im Aquarium schaden. Blaualgen sind als Nahrungsquelle bei den Tieren im Aquarium unbeliebt. Es gibt darum keine Putzkollone, die die Blaualgen restlos vertilgt.
Zur Beziehung von Schlammschnecken zu Cyanobakterien gibt es verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen. Radix auricularia kann die giftigen Cyanobakterien Microcystis farlowania und Pseudanabaena franquetii fressen ohne Schaden zu nehmen. Lymnaea stagnalis frisst das Cyanobakterium Planktothrix agardhii und nimmt so das giftige Microsystin auf. Die Tiere gehen beim Fressen nicht selektiv vor. Selbst wenn ihnen andere Nahrung (Salat) angeboten wird, fressen sie trotzdem die Cyanobakterien mit. Schaden nehmen die Schnecken dadurch nicht, weil nur wenig von dem Gift in ihren Stoffwechsel gelangt. 95 % des Toxins bleiben sich im Verdauungstrakt der Tiere und nur wenig gelangt in den übrigen Körper (Lance et al. 2005). Der größte Teil des Toxins kann so mit dem Kot wieder ausgeschieden werden. Nach etwa 6 Tagen haben 80 bis 95 % des Giftes den Körper der Schnecke wieder verlassen (Zurawell et al. 2006).
Zerfallen die Blaualgen aber im Wasser, wird das Microcystin im Aquarienwasser frei und kann die Schnecken töten. Mycrocystin aus Cyanobakterien kann nach einer Algenblüte und dem Zerfall der Algen etwa 3 Wochen lang im Wasser nachgewiesen werden. Unter normalen Umständen sind Konzentrationen von bis zu 140 µg/l gemessen worden. Nach Behandlunge mit Algiziden kann die Konzentration auf 1300 - 1800 µg/l ansteigen. Darum sterben Schnecken und möglicherwiese auch andere Wirbellose in der Folge von Algenbekämpfungsmaßnahmen, auch wenn das Mittel selbst für sie ungefährlich ist.
Aber auch eine dauerhaft niedrige Konzentration der Blaualgentoxine kann gefährlich für die Tiere sein. Sind sie dem Gift ständig ausgestezt, sammelt es sich im Gewebe von Schnecken an und schädigt sie. Bei Lymnaea stagnalis reichen bereits 33 µg von Microsystin pro Liter im Wasser aus, um die Zahl der produzierten Eier auf die Hälfte zu reduzieren (Gérard et al. 2005). Blaualgen im Aquarium können also die Fruchtbarkeit von Wirbellosen verringern.

Bekämpfung von Blaualgen im Aquarium

Blaualgen im Aquarium sind nicht nur unansehnlich, sondern wegen der Giftstoffe, die sei bilden, für die Tiere im Becken auch gefährlich. Darum dürfen sie nicht in gößeren Mengen im Aquarium vorkommen. Gründe für ein verstärktes Auftreten sind Überdüngung (Phosphat, Eiweißreste), schlechte Durchlüftung des Bodens und Sauerstoffmangel. Das Abstellen der Ursachen ist auf Dauer die einzige wirksame Bekämpfungsmethode:
- Entfernung von Futterresten und faulendem Material
- Reinigung des Filters
- eventuell zusätzliche Belüftung
- weniger Füttern.

Das Einsetzen von Apfelschnecken, Rennschnecken, Schlammschnecken oder Posthornschnecken wirkt Blaualgen entgegen. Sie reduzieren die organischen Abfälle, die von den Algen besiedelt werden und fressen auch geringe Mengen der Algen. Wegen der Blaualgen-Toxine (siehe oben), schaden ihnen große Mengen von Cyanobakterien aber. Darum ist nicht zu erwarten, dass sie große Blaualgenmatten einfach auffressen.

Am wirkungsvollsten gegen Cyanobakterien ist eine "Dunkelkur". Schwermer (1990) und Kaufmann (2010) empfehlen das Aquarium fünf bis sieben Tage völlig abzudunkeln. Zur Verdunkelung wird nicht nur die Aquarienbeleuchtung abgestellt, sondern auch die Scheiben mit Pappe abgedeckt. Falls vorhanden, muss eine CO2-Düngung abgestellt werden.
Durch den Lichtentzug sterben die Algen ab und lösen sich auf. Dadurch werden Toxine an das Aquarienwasser abgegeben.
Darum ist es sehr wichtig vor der Dunkelkur einen großen Wasserwechsel zu machen, bei dem möglichts viel von den Blaualgen mit abgesaugt wird. Auch in den Tagen nach dem Verdunkeln, wenn die Algen abgestorben sind, müssen mehrmals große Wasserwechsel durchführt werden. So werden die aus den abgestorben Blaualgen frei werdenden Nährstoffe und Giftstoffe aus dem Aquarium entfernt.

Auch bakterizide Wirkstoffe können zum Absterben von Blaualgen führen. Sowohl Fischmedikamente als auch Seemandelbaumblätter oder Erlenzäpfchen können gegen Blaualgen wirksam sein.
Es gibt Berichte, dass durch Zufuhr von Kaliumsulfat oder Kaliumchlorid Blaualgen aus dem Aquarium verschwanden (Vrabec 1989, Kluczniok 1989). Wahrscheinlich wirkte sich in diesen Fällen die Kaliumgabe positiv auf das Wachstum der Wasserpflanzen aus und die wurden dadurch konkurrenzfähiger. Andere Autoren berichten, dass diese Behandlung bei ihnen keinen Erfolg brachte (Greger 1990).

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Pflanzliche Algen

Grünalgen, Armleuchteralgen und Rotalgen gehören zum Reich der Pflanzen. Sie haben einen Zellkern und braune, braungrüne, grüne, rote oder gelbe Chromatophoren.
Die Grünalgen gehören zum Phyllum Chlorophyta, die Rotalgen zum Phyllum Rhodophyta und die Armleuchteralgen sind dem Phyllum Charophyta zugeordnet.
Es gibt festsitzende und frei lebende Arten. Viele Algenarten haben begeißelte, sich aktiv fortbewegende Stadien.

Grünalgen = Chlorophyta

grünes Wasser

grünes Wasser in einem Aquarium

Mischung verschiedener planktischer Grünalgen

Schwebealgen aus einer Wasserprobe von dem Aquarium unter dem Mikroskop: Hyaloraphidium contortum, Scenedesmus acuminatus und Monorhaphidium contortum

grüne Punktalgen

grüne Punktalge - Coleochaeta spec.
grüne Fadenalgen

borstige, harte Fadenalge

Fadenalgen

schleimige Fadenalge

Fadenalgen unter dem Mikroskop

mikroskopische Aufnahme

Bisher wurden über 7.000 Arten von Grünalgen beschrieben. 90% leben im Süßwasser. Es gibt nur wenige maritime Arten. Ulva und Enteromorpha bilden blattartige Strukturen aus. Enteromorpha wird bis 30 cm lang und sitzt fest auf Steinen, Muscheln oder Holz. Sie kommt in Küstengewässern und Flussmündungen weltweit dort vor wo Pflanzenfresser fehlen.
Die meisten Grünalgen sind einzellig und Bestandteil des Planktons (z. B. Chlamydomonas und Chlorella). Diese planktischen Grünalgen sind die Grundlage des Nahrunsgnetzes im Süßwasser. Kleinkrebse, Fischbrut und auch Muscheln ernähren sich von ihnen. Die einzellige Grünalge Chlorella vulgaris wird als Zusatz für Fischfutter und als Staubfutter für Jungfische oder Filtrierer verwendet.

Grünes Wasser durch Schwebealgen

"Grünes Wasser" wird in frisch eingerichteten Aquarien und in Teichen durch eine Massenvermehrung von Schwebealgen verursacht. Dabei handelt es sich um Grünalgen der Gattungen Acinastrum, Ankistrodesmus, Ocystis, Pandorina, Pediastrum, Scenedesmus und Volvox. Sphaerella, die häufig mit Regenwasser ins Aquarium eingeschleppt wird, färbt das Wasser bräunlich. Auch Kieselalgen und Cyanobakterien können zur Trübung beitragen.

Das "Grüne Wasser" behindert zunächst nur die Sicht auf die Fische, kann aber auch für die Tiere gefährlich werden
Die Algen produzieren viel Sauerstoff, was zunächst für die Tiere positiv ist. Steigt der Sauerstoffgehalt aber über die Sättigung des Wassers hinaus, kann es zur Gasblasenkrankheit bei den Fischen kommen. Es bilden sich dabei Gasblasen in den Blutgefäßen der Fische und können Ambolien auslösen. Auch in der Haut und an den Flossen können sich Blasen bilden. In mit Gasen übersättigtem Wasser sind die Tiere zudem anfälliger für Infektionskrankheiten (Gasblasenkrankheit bei Wikipedia).
Noch problematischer wird es, wenn die Algen absterben. Dann werden aus ihren Zellen schlagartige große Mengen von Nährstoffen (Phosphat, Nitrat) frei, die eine neue Algenblüte fördern. Beim Abbau der organischen Substanz durch Bakterien kann es zusätzlich zu massivem Sauerstoffmangel und zur Bildung von giftigen Faulgasen kommen. Aus dem Grund ist es nicht ratsam die Schwebealgen des grünen Wasser mit chemischen Mitteln einfach abzutöten.


Bekämpfung von Schwebealgen

Im Handel werden zur Bekämpfung von Schwebealgen Flockungsmittel angeboten. Sie enthalten Metallsalze wie Eisen-(III)-Chlorid oder Aluminiumsalze. Sie verklumpen mit Schwebstoffen (Algen, Huminstoffen) und bilden Flocken, die auf den Grund sinken. Dort dürfen die Algen aber nicht verfaulen, sondern müssen abgesaugt werden. Im Aquarium ist das weniger ein Problem als im Gartenteich.
Die Flockungsmittel können nur in gut gepuffertem Wasser (KH über 5) eingesetzt werden, weil sie sonst den pH-Wert stark senken. Durch einen pH-Sturz können bei den Fischen Verätzungen an den Kiemen entstehen, die zum Tod führen können. Für den Einsatz in Teichen, die nur von Regenwasser gespeist oder mit weichem Leitunsgwasser befüllt werden, sind Flockungsmittel darum ungeeignet.

Das Ausflocken der Algen kann auch mit Hilfe eines UV-C-Strahlers erreicht werden. Der Strahler ist im Inneren einer Röhre und wird vor dem Filter an den Wasserzulauf angeschlossen. Bei einigen Teichfiltern ist so ein UV-Strahler zur Bekämpfung von Algen und Krankheitskeimen bereits integriert. Bei Aquarien können sie Außenfiltern vorgeschaltet werden.
Das Wasser fließt durch die Röhre an einer Lampe vorbei, die UV-C-Strahlung abgibt. Durch die Strahlung werden die Algenzellen angetötet oder geschädigt und verklumpen. Die abgestorbenen Algen bleiben im Filter oder sammelt sich am Grund. Die Reste müssen abgesaugt werden, damit sie nicht faulen und aus ihnen wieder Nährstoffe frei werden, die eine neue Algenblüte fördern würden.

Fadenalgen

Die Fadenalgen sind mehrzelligen Grünalgen. Dazu gehören Arten aus den Gattungen Mougeotia, Zynema, Pithophora, Oedogonium, sowie Cladophora, Aegagrophila und Spirogyra-Arten. Im Aquarium und im Teich sind immer einige Fadenalgen zu finden. Ist die Nährstoffversorgung relativ gering, fallen Fadenalgen nicht weiter auf. Sie produzieren Sauerstoff und dienen einigen Tieren als Nahrung. Besonders Garnelen und Krebse fressen Grünalgen gern. Eine effektive Algenbekämpfung mit den Tieren funktioniert aber nur dann, wenn ihnen nicht übermäßig leichter erreichbares, energiereiches Flocken- oder Granulatfutter angeboten wird. Dann düngen die Garnelen mit ihren Ausscheidungen nämlich das Wasser zusäzlich und haben weniger Appetit auf Algen.
Bei Massenvermehrung wickeln sich Fadenalgen Pflanzenteile und nehmen ihnen das Licht. Feinfiedrige Aquarienpflanzen (z. B. Cabomba aquatica, Limnophila aquatica) können dadurch schnell absterben. Im Teich schwimmen Dadenlagen oft als dichte Matten auf der Wasseroberfläche und werden dabei von Sauerstoffblasen getragen.

Fadenalgen im Aquarium und im Teich bekämpfen

Fadenalgen können mit der Hand entfernt werden. Im Aquariuem können die Fäden auf Schaschlikspieße aus Holz aufgewickelt werden. Für den Teich eignen sich Flaschenbürsten zum Aufwickeln oder auch kescher zum Abfischen der Matten. Ohne weitere Maßnahmen wachsen die Algen aber schnell wieder nach.
Die Ursache für das üppige Fadenalgenwachstum ist ein Üerschuß an Nährstoffen im Wasser. Im Aquarium lässt sich dieser am besten mit regelmäßige Wasserwechseln reduzieren.
Im Teich sollten zur Reduktion der Nährstoffe mehr Teichpflanzen eingesetzt werden. Besonders gut geeignet sind schnell wachsende Pflanzen. Wasserpest und Hornkraut nehmen recht schnell viele Nährstoffe auf. Dabei wuchsern sie stark. Durch das Entfernen überschüssiger Pflanzen aus dem Teich werden auch die überschüssigen Nährstoffe aus dem Biotop entfernt.
Auf Dauer ist im Teich auch die Kultur anderer Unterwasserpflanzen wie Vallisnerien, Laichkräutern und Tausendblatt zu empfehlen. Schilf und Rohrkolben werden in Bio-Kläranlagen zur effektiven Reduktione von Nährstoffen eingesetzt. Sie können aber mit ihren Wurzeln Teichfolien durchboren und sind auch schwieriger zu entfernen als andere Teichpflanzen.

Es soll möglich sein Grünalgen im Aquarium mit Aspirin zu bekämpfen. Pinselalgen und Fadelalgen sollen absterben, wenn man dem Wasser eine Tablette Aspirin auf 1000 l zusetzt (Eggers 1989). Nach Beobachtungen von Rainer Münch in Strobeck fressen nach der Zugabe von Aspirin zum Wasser die Schnecken größere Mengen der Algen.
Zum Einsatz von Algiziden ist weder im Teich noch im Aquarium zuraten. fadenalgen stehen den höheren pflanzen nahe und werden nur von Herbiziden abgetötet, die auch den pflanzen schaden. Auch Kupferpräparate sind ungeeignet, da sie bei Konzentrationen von 0,03 mg/l nicht nur die Algen, sondern auch die Filterbakterien abtöten. Bereits ab 0,08 mg/l schädigt Kupfer höhere Pflanzen (Wasserpest, Vallisnerien) und ist auch giftig für Krebstiere (Garnelen, Krebse, Wasserflöhe) und Insektenlarven (Libellenlarven). Höhere Konzentrationen ab 0,1 mg/l sind für Fische giftig. Eine genaue Dosierung mag im Aquarium noch möglich sein. Das Volumen eines Teiches lässt sich für so eine Behandlung aber nicht genau genug bestimmen. Das Kupfger bleibt auch nach der Behandlung im Teich. es wird im Schlamm am Grund gebunden. Mit jeder neuen Behandlung steigt die belastung des Ökosystems weiter.

Fadenalgen zur Dekoration

Zu den Fadenalgen gehört übrigens auch der beliebte Moosball (Aegagropila sauteri). Er gehört allerdings nicht zur Gattung Cladophora, wie die oben rechts abgebildete Fadenalge. Während bei Cladophora einzelne, stark verzweigte Einzelfäden vorliegen, verfilzen die Fäden bei Aegagropila. Außerdem gibt es deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung der Zellwände, die bei Aegagropila auch Chitin enthalten, sowie bei den Chloroplasen, die sich in ihrer Carotin-Zusammensetzung unterscheiden.

Das Wassernetz - eine besonere Grünalge

Das Wassernetz (Hydrodictyon reticulatum) ist eine besonders filigrane und interessante Alge. Diese Alge gehört zu den Hydrodictyaceae. Sie kommt in Seen Teichen und Flüssen vor. Sie bildet Kolonien, aus vielen tausend Zellen, die in einem sackförmigen Netz angeordnet sind. An jedem Knoten dieses Netzes treffen in der Regel drei schlauchförmige, etwa 1 cm lange Zellen aufeinander. Auf diese Weise bilden sich wabenförmige, vier, sechs- oder achteckige Maschen. Jede Zelle hat zahlreiche Zellkerne. Bei der Vermehrung entstehen innerhalb der Zellen bis zu 20.000 begeißelte Zoosporen, die sich bereits in der Mutterzelle zu einem Netz anordnen. Durch das Zerreißen der Membran der Mutterzelle, wird das Netzchen frei und wächst schnell. Die Natzalge treibt frei im Wasser und kann etwa 20 cm lang werden. Sie kommt in sauberen bis mäßig verschmutzten Gewässern vor.

Wassernetz Algen Wassernetz

Ein Netz von Hydrodictyon reticulatum und die Zellen von Hydrodictyon reticulatum

Pinselalgen, Bart- oder Rotalgen = Rhodophyta

Bartalgen

Bartalgen sind fädige Rotalgen der Gattung Compsopogon marine Rotalge

Tricleocarpa cylindrica ist in tropischen Meeren weit verbreitet.
Pinselage an der Aquarienscheibe

Pinselalgen in einem Süßwasseraquarium sind lange nicht so attraktiv.

Thorea auf Holz Thorea ramosissima in einem Aquarium


Es gibt etwa 4.000 Arten von Rotalgen. Sie sind rot bis schwarz und meist an tropische Klimate angepasst. Einige Arten besiedeln Süsswasser oder feuchtes Erdreich. Hauptsächlich kommen sie jedoch im Meer vor.
Viele Rotalgen-Arten sind Tange und an grosse Tiefen bis 260 mangepasst (z. B. Caloglossa leprieurii). Andere Arten haben filigranere, fädige Strukturen. Corallina spec. sehen fast wie Korallen aus, da sie Calciumcarbonat in ihre Zellwände einlagern.
In Gartenteichen treten keine Rotalgen auf. Aber die Bartalgen und Pinselalgen in unseren Warmwasseraquarien sind tropische Rotalgen. Die Bartalgen sind Rotalgen aus der Gattung Compsopogon. Sie bilden flächige Rasen aus langen grau-grünen bis schwärzlichen, sich verzweigenden Fäden.
Bei Pinselalgen wachsen die Fäden aus kreisförmigen Lagern. Diese Algen gehören zur Gattung Audouinella.
Rotalgen lassen sich nicht von Pflanzenblättern entfernen, da sie sich ehr fest daran anheften. Bei starkem Befall sterben die Pflanzen ab.

Bartalgen und Pinselalgen im Aquarium bekämpfen

Bart- und Pinselalgen gedeihen besonders gut in hartem, schlecht gefiltertem Wasser. Sie zeigen in basischem Wasser (pH-Wert > 7) Kohlendioxidmangel an. Hohe Phosphatwerte fördern das Wachstum von Pinselalgen und Bartalgen.
Zur Bekämpfung werden die zunächst befallenen Blätter und Dekorationsgegenstände entfernt. Von Filter und Heizer werden sie mit einem Schaber abgekratzt.
Durch wiederholte Wasserwechsel werden dann die überschüssigen Nährstoffe aus dem Wasser entfernt. Es löst sich danach immer wieder Phosphat aus dem Substrat. Darum müssen die Wasserwechsel im Abstand von 2 Tagen so lange wiederholt werden, bis sich keine Nährstoffe aus dem Substrat mehr lösen und die Nährstoffbelastung im Wasser wirklich sinkt.
Gleichzeitig werden aschnell wachsende Aquarienpflanzen in das Aquarium eingesetzt. Besonders gut geeignet sich Wasserpest, Vallisnerien, Ludwigien und Indischer Wasserfreund. Diese Pflanzen wachsen schnell und ihre Blätter sind recht kurzlebig, so dass sich die Rotalgen auf ihnen nicht gut entwickeln können. Langsamwachsende Arten wie Anubias oder Farne werden von Bartalgen und Pinselalgen dagegen stark besiedelt, weil die Blätter mehrere Monate alt werden und den Algen darum viel Zeit zur Entwicklung bleibt.
Um das Wachstum der Aquarienpflanzen zu fördern, müssen fehlende Nährstoffe als Dünger zugegeben werden. Das sind in den meisten Fällen kalium und Mikronöhrstoffe (Eisen, Molybdän etc.). Dazu kann aber auch eine Düngung mit Stickstoff gehören. Ist lediglich die Phosphatbelastung hoch, aber keine Nitrat nachweisbar, können die Aquarienpflanzen nicht richtig wachsen und die Rotalgen sind im Vorteil. Eine Düngung mit einem Stickstoffhaltigen Dünger verbessert dann das Pflanzenwachstum und die Aquareinpflanzen werden zu einer stärkeren Konkurrenz für die Algen. Auch eine CO2-Düngung kann bei hohem pH-Wert in hartem Wasser das Wachstum der Pflanzen verbessern.

Tiere lassen sich zur erfolgreichen Rotalgenbekämpfung nicht einsetzen. Knabberfische (Garra spec.), Amanogarnelen und Posthornschnecken fressen wohl Pinselalgen, wenn sie keine andere Wahl haben. Andere Algenfresser nehmen die Algen nicht. Harnischwelse schaben zwar stetig auf den Blättern von Anubias und anderen Pflanzen herum (und beschädigen sie dabei oft), aber sie beseitigen die Algen dabei nicht effektiv.

Eine besondere Rotalge

Die Süßwasser-Rotalge Thorea ramosissima Bory kommt in europäischen Fließgewässern vor. Sie gehört in die Familie der Thoreaceae. Die Thalli wachsen aufrecht. Sie sind im Querschnitt rund, biegsam und weich. Sie sind verzweigt und ihre Oberfläche ist mit Assimilationsfäden bedeckt. Sie fühlen sich schleimig an. Die Vermehrung erfolgt über Monosporen. Thorea ramosissima ist die häufigste Art von 5 oder 6 in der Gattung. Sie wächst auf festen Substraten und wird dort etwa 10 bis 15 cm hoch bzw. lang.
Das Foto (unten rechts) wurde im Botanischen Garten in München aufgenommen. Dort wächst die Alge seit dem Jahr 2004 in einem Aquarium mit hartem, alkalischem Wasser. Aus technischen Gründen ist in dem Aquarium keine Kohlendioxiddüngung angeschlossen (Bogner 2004). Offenbar findet die Alge so optimale Bedingungen vor.



Armleuchtergewächse = Charophyceae

Chara im Aquarium

Im Hintergrund wächst Chara im Aquarium.

Armleuchteralgen

Rasen aus Armleuchteralgen (Nitella) unter einem Bestand aus Potamogeton

Armleuchteralgen

Thallus einer Armleuchteralge aus der Gattung Nitella
Armleuchteralgen

Nitella am Grunde eines Gewässers

Armleuchteralge zwischen höheren Pflanzen

Armleuchteralge (Nitella sp.) mit männlichen Gametangien zwischen Vallisneria nana und Egeria densa

Armleuchteralgen gehören wie die Grünalgen zu den Pflanzen. Im Rothmaler (1994) sind sieben Arten für Deutschland beschrieben.
Der Thallus der Armleuchteralgen ähnelt dem Stängel eines Schachtelhalms. Der Trieb hat lange Internodien und kurze Knotenzellen. An den Knoten sind quirlige Verzweigungen. Die Verzweigungen erster Ordnung werden als Radien, Strahlen, "Blätter" oder Kurztriebe bezeichnet.
Die Radien selbst sind ebenfalls in Internodien und Knotenzellen aufgeteilt. Die Verzweigungen zweiter Ordnung sind Radiolen oder "Blättchen".
An der Basis haftet der Thallus mit Rhizoiden am Substrat.

Es gibt verschiedene Gattungen von Armleuchteralgen, die an Hand von Verzweigungsgrad, Vorhandensein oder Fehlen eines Stipularkranzes und Merkmalen der Oogonien (weibliche Gametangien) unterschieden werden. Bei den Gattungen Chara und Charopsis sind z. B. unterhalb der Radien Kränze aus borstenförmige Zellen. Bei Nitella sind die Radien gabelteilig.

Die Vermehrung der Armleuchteralgen erfolgt durch Verschmelzung von Gynogametangium und Androgametangium. Dadurch entsteht das Oosporangium, das einer Frucht entspricht. Es besteht aus einer Oospore und einer Schale. Bei Nitella und Tolypella ist das Oogonium zehnzellig. Bei den anderen Gattungen (Chara, Nitellopsis, Charopsis etc.) ist es nur fünfzellig.

Armleuchteralgen sind oft mit Kalziumkarbonat bedeckt und werden darum auch als Kalkalgen bezeichnet.
Diese Pflanzen findet man in der Natur am Gewässergrund. Sie wachsen flächig am Boden allein oder zwischen Wasserpflanzen.

Armleuchteralgen als Aquarienpflanzen

Armleuchteralgen treten nicht als eingeschleppte "Schadalgen" im Aquarium auf. Die Pflege mancher Chara-Arten als Ersatz für Hornblatt oder Najas ist möglich. Eine Nitella-Art, die selten einmal im Handel zu bekommen ist, hat einen feinen, grünen Thallus. Er ist etwa 1 mm dick. An den Knoten sind jeweils 6 oder 7 Radien. Die unteren Radien sind einfach gegabelt. Die oberen sind noch ungegabelt, bzw. beginnen sich ander Spitze zu teilen. Die Internodien sind etwa 1 bis 2 cm lang, die Radien zwischen 0,5 und 1,5 cm. Die Pflanzen sind nicht schwer zu pflegen: Temperatur: 22-26 °C, pH-Wert: 6,5-7,2, Härte: 8-20 °KH, Licht: wenig bis viel.




Nitella Chara

Nitella ist nur einmal verzweigt. Chara ist stark verwzeigt.



Stramenopiles, Alveolates und Rhizaria (SAR)

marine Braunalgen

Hormophysa cuneiformis ist eine weit verbreitete Art.

Felsenpool mit Braunalgen

Hormophysa cuneiformis in einem Felsenpool am Cape Tribulation (Queensland, Australien). Die Pflanze wird etwa 40 cm hoch.
Padina-Thallus

Die Padina-Arten bilden auffällige Formen. Die Thalli sind verkalkt.

Padina spec.

Größere Exemplare wellen sich oder bilden Trichter.

Braunalgen (Phaophyceae), Goldgrünen Algen (Xanthophyceae), Goldbraunen Algen (Chrysophyceae), die Diatomeen (Bacillariophyceae) und die Oomycophyceae gehören zum Reich der Chromista und sind keine Pflanzen. Zur ihren Verwandtschaftsgruppe gehören z.B. Falscher Mehltau und Kraut- und Braunfäule. Es handelt sich um Arten die ein Entwicklungsstadium mit heterokonter Begeißelung haben. Sie haben eine lange Zuggeißel und eine kürzere Schleppgeißel. Die Zuggeißel ist dabei nach vorn gerichtet.

Braunalgen = Phaeophyceae

Braunalgen kommen fast nur im Meer vor und bevorzugen dort überwiegend kaltes Wasser. Es gibt ca. 1.500 Arten. Die Algen enthalten Chlorophyll, dass aber von anderen Pigmenten (z. B. Fucoxanthin) überlagert wird. Sie sind durch ein spezielles Photosystem an tiefere Meeresregionen angepasst. Sie sind mehrzellig und deutlich in Haftorgane, Stiele und Blätter gegliedert. Zu den Braunalgen gehören Tange (z.B. Dictyota dichotoma und Postelsia spec.). Der Riesenkelp (Gattung Macrocystis) wird bis 80 m hoch. In kalten polaren Küstengewässern bildet er dichte Wälder.

Einige Sargassum-Arten haften nicht am Boden, sondern treiben mittels Gasblasen frei im offenen Meer. Sie bilden einen schwimmenden Lebensraum für Krabben, Garnelen und junge Fische.
Im Meerwasseraquarium sind Braunalgen fast nicht zu halten, da sie zum einen sehr groß werden und zum anderen große Mengen von organischem Schleim absondern, der die Abstoßung von Calciumkarbonat ermöglicht, die die Pflanzen bei der Fotosynthese produzieren (biogene Entkalkung).
Die bräunlichen Algen im Süßwasser- oder Riffaquarium sind meistens Kieselalgen.

Tang

Dieser Tang (Ecklonia radiata) wurde an den Strand von Coffs Harbour (NSW, Australia) angespült.

Goldbraune Algen = Chrysophyceae

Ca. 850 Arten. Sie sind Bestandteil des Süßwasserplanktons. Die meisten Arten bilden Kolonien. Im Aquarium können sie als Schwebealgen auftreten.
Einige Sippen wachsen auch auf anderen Algen, z. B. auf Fadenalgen oder auf Moosblättern. In Massen treten sie selten allein auf. Als Bestandteil des Grünen Wassers, werden sie wie bei den Grünalgen beschrieben bekämpft.

Kieselalgen auf Fadenalgen

Kieselalgen auf Fadenalgen
Kieselalgen

Kieselalgen auf Fadenalgen


Kieselalgen, Diatomeen = Diatomophyceae

Es gibt ca. 10.000 Arten. Sie sind gelb oder braun gefärbt. In ihren Zellwänden ist hydratisiertes Silikat eingelagert, daher sind sie relativ schwer und ihre äußere Form ist fest und unflexibel.
Kieselalgen sind Bestandteil des Planktons. Sie enthalten Chlorophyll und sind im offenen Meer die hauptsächlich Fotosynthese betreibenden Organismen. Um trotz ihrer harten, schweren Schale schwimmen zu können und so in der Nähe des Lichtes zu bleiben lagern sie Fette ein.
Im Aquarium bilden Kieselalgen meist dünne, braune Beläge auf den Scheiben und der Dekoration. Sie treten oft bei Lichtmangel auf. Sauerstoffmangel und Überdüngung (Stickstoff und Phosphat) begünstigen sie. Ein Wechsel der Leuchtstoffröhren kann Abhilfe schaffen, wenn die Ursache nicht in einer mit Schwimmpflanzen zugewucherter Wasseroberflche liegt. Die Förderung des Pflanzenwachstums reduziert die Nährstoffgehalte im Wasser und erhöht durch die Assimilation den Sauerstoffgehalt. Kieselalgen werden dann zurück gedrängt.
Die Bilder rechts und links zeigen Kieselalgen aus der Familie der Achnanthaceae (Ordnung Achnanthales) auf fädigen Grünalgen.

Die folgenden Aufnahmen wurden mit einem Rasterelektronen-Mikroskop gemacht. Sie stammen alle von Joanne Green von der Mullum Creek Native Nursery in Mullumbimby, New South Wales, Australien. Die Algen stammen alle aus einer Salzmarsch.

Amphora coffeaeformis Amphora eunotia

links: Amphora coffeaeformis. rechts: Amphora eunotia
Die Gattung Amphora ist sehr artenreich. Es gibt Arten im Süß-, Brack und Salzwasser.

Diploneis sp.Navicula sp

links: Diploneis sp. rechts: Navicula. Die Gattung Navicula ist sehr artenreich. Es gibt sie im Süß-, Brack und Salzwasser.

Nitzschia sp. Rhopalodia sp.

links: Nitzschia sp. rechts: Rhopalodia sp.

Trachyneis adspersa halbe Schale

links: Detailansicht von Trachyneis adspersa Diese Art kommt auch in der Nord- und Ostsee vor. rechts: Hälfte einer Diatomeenschale mit Blick auf die Innenseite


Schneckenkot Kot der Schnecke Salanitor solida
Schneckenkot Achnates sp. in Kot der Schnecke Salanitor solida


Schnecken, die Substrate abweiden, nehmen Kieselagen mit auf. Es ist nicht ganz klar, ob die Algen dabei Schaden nehmen. Es ist nur von Nixenschnecken (Neritidae) bekannt, dass sie die Algen zerbrechen, bevor sie sie schlucken. Einige Schnecken verfügen über einen kräftigen Kaumagen, in den sie Sandkörner aufnehmen und damit ihre Nahrung zerreiben. Bei den meisten Schnecken ist die Verdauung von Kieselalgen aber nicht sehr effektiv und die Meisten werden unbeschädigt wieder ausgeschieden. Die beiden unteren Bilder zeigen den Kot von Salanitor solida. Er beinhaltet ganze Kieselalgen und auch Bruchstücke. Es ist nicht bekannt, ob die Bruchstücke bereits in dieser Form von der Schnecke aufgenommen wird, oder ob die Schnecke in der Lage ist, die harten Schalen zu zerkleinern.





Nutzen von Algen

Aus ästhetischen Gründen finden wir Algen im Aquarium oder Teich als lästig. Biologisch sind sie aber unverzichtbar. Sie produzieren einen Großteil des Sauerstoffs der heute in unsere Atmosphäre ist. Sie binden Nährstoffe aus dem Wasser und bringen sie in die Nahrungskette. Einzellige Algen dienen als Phytoplankton schon den kleinsten Larven als Nahrung. Aufsitzende Algen werden von Wassertieren abgeweidet. Makroalgen sind Lebensgrundlage für Schnecken, Krebse, Seeigel, Fische und Schildkröten. Selbst Flechten, die Symbionten aus Algen und Pilzen sind, werden beispielsweise von Rentieren als Nahrung genutzt.
Auch der Mensch nutzt verschieden Algen für seine Ernährung. Einige Algen werden als Gemüse gegessen (z. B. beim Sushi), andere liefern Rohstoffe für Bindemittel (Agar) oder dienen als Nahrungsergänzungsmittel. In Fischfutter sind verschiedene Algen als Zusätze enthalten. Hauptsächlich finden hier Chlorella (Grünalge)und Spirulina (Blaualge)Verwendung.
Typische Zusammensetzung von Chlorella vulgaris und Spirulina platensis, S. abbreviata und S. jenneri (Quelle: www.drak.de, Auszug)



Chlorella vulgaris Spirulina spec.
Allgemein [%]

Protein 55,9 60,4
Kohlenhydrate 15,0 12,6
Fette 7,0 4,9
Asche 7,0 8,0
Rohfaser
-
8,5
Protein [%]

Aminosäuren, essentiell

Isoleucin 3,0 4,8
Leucin 4,7 7,1
Lysin 3,8 7,5
Methionin 0,8 2,0
Phenylalanin 3,0 3,6
Threonin 2,6 8,3
Tryptophan 0,9 2,4
Valin 3,2 5,1
Aminosäuren, nicht essentiell

Alanin 3,2 5,4
Arginin 4,0 5,2
Asparagin 5,0 6,0
Cystin 0,4 0,6
Glutamin 6,0 8,6
Glycin 3,2 6,6
Histidin 1,0 1,0
Prolin 3,4 5,6
Serin 2,2 3,6
Tyrosin 1,7 2,5
Kohlehydrate


Ramnose
-
9,0
Glucan
-
1,5
Phosphorilierte Cyclitole -
2,5
Glucosamin + Muraminsäure -
2,0
Glycogen -
0,5
Farbstoffe [mg/kg]

Carotinoide, gesamt 1.200 3.350
davon b-Carotin
k. A.
1.200 - 1.800
Chlorophyll 21.000 11.800
Phycocyanin
-
12.000 - 15.000
Vitamine[mg/kg]

Vitamin A 600,0
Ascorbinsäure (C) 220,0
Biotin (H) 1,9 0,4
Cyanocobalamin (B12) 0,10 0,11
Ca-Pantothenat 13,0 11
Folsäure 0,27 0,5
Inositol 1.500 350
Niacin 230 118
Pyridoxin (B6) 5,0 6,0
Riboflavin (B2) 6,0 40
Thiamin (B1) 4,0 55
Tocopherol (E) 66,0 10 - 60
Ubichinon (Q10) -
2,0
p-Aminobenzoesäure (PABA) 0,6 -

Mineralstoffe / Spurenelemente [mg/kg]



Calcium (Ca) 4.810 3.200
Phosphor (P) 9.770 6.800
Eisen (Fe) 1.004 360
Natrium (Na) 16.920 3.310
Chlorid (Cl)
k. A.
144
Magnesium (Mg) 3.017 4350
Mangan (Mn) 23,3 48
Molybdän (Mo)
< 0,5 k. A.
Zink (Zn) 16,7 50
Zinn (Sn)
< 0,2 k. A.
Kalium (K) 16.400 1.530
Selen (Se) < 2,0 0,5
Lithium (Li) 0,1 0,35
Chrom (Cr) 3,0 3,2
Kupfer (Cu) 2,6 3,0
Kobalt (Co)
< 0,5 k. A.
Iod (I) < 5,0 12,6
Strontium (Sr)
34,7
k. A.


Zusätzliche dienen getrocknete Algen als Dünger oder Brennmaterial. Auch in der Kosmetik-Industrie werden Algen verwendet.

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Literatur: J. Clasen (1976): Grundlegende Informationen über Algen im Süßwasseraquarium.- Aqua Planta 1-76, 7-8

J. Clasen (1976): Die Schwarze Pinselalge.- Aqua Planta 2-76, 5-6

J. Kluczniok (1989): Erfahrung mit Blaualgen und Kaliumsulfat.- AP 3-89, 106-107

A. Vrabec (1989): Weitere Erfahrungen zur Kaliumdüngung und Blaualgenbekämpfung mit Kaliumsulfat.- AP 3-89, 108-109

G. Eggers (1989): Aspirin zur Algenbekämpfung?- AP 3-89, 94

W. Schwermer (1990): Wie werde ich meine Blaualge wieder los.- AP 2-90, 51

B. Greger (1990): Ein Thema ohne Ende.- Algen im Aquarium.- AP 2-90, 52-54

W. Rothmaler (2000): Exkursionsflora von Deutschland.- 3. durchgesehene Auflage, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin

Campbell et al. (2000) Biologie.- erste deutsche Auflage, Spektrum Verlag

J.M. Huisman (2000): Marine Plants of Australia.- University of Western Australia Press, Canberra

M. Salisch (2001): Algen in Süßwasseraquarien: Nicht erwünscht - aber stets latent vorhanden - 2. Teil und Schluß.- Aquarium heute 2/2001, 37-40

J. Bogner (2004): Eine Süßwasser-Rotalge im Aquarium.- Aqua Planta 4-2004, 142

J. Sprung (2005): Algen - Probleme und Lösungen.- Dähne-Verlag, Ettlingen

Gérard, C., Luc Brient, L., Le Rouzic, B. (2005): Variation in the Response of Juvenile and Adult Gastropods (Lymnaea stagnalis) to Cyanobacterial Toxin (Microcystin-LR).- Inc. Environ Toxicol 20: 592 - 596

H. Streble, D. Krauter (2006): Das Leben im Wassertropfen.- 10. Auflage, Kosmos Naturführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart

Lance, E. Brient, L., Bormans, M., Gérard, C. (2006): Interactions between cyanobacteria and Gastropods I. Ingestion of toxic Planktothrix agardhii by Lymnaea stagnalis and the kinetics of microcystin bioaccumulation and detoxification.- Aquatic Toxicology 79 (2006) 140 - 148

H. Streble, D. Krauter (2006): Das Leben im Wassertropfen.- 10. Auflage, Kosmos Naturführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart

Zurawel, R. W., Charles F. B. Holmes, C.F.B., Prepas, E. E. (2006): Elimination of the Cyanobacterial Hepatotoxin Microcystin from the freshwater Pulmonate Snail Lymnaea stagnalis jugularis (SAY).- Journal of Toxicology and Environmental Health, Part A, 69(4)

H. Streble, D. Krauter (2006): Das Leben im Wassertropfen.- 10. Auflage, Kosmos Naturführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart

H. Dittmar (2008): Algen.- Sonderheft Nr. 4 Arbeitskreis Wasserpflanzen im VDA

B. Kaufmann (2010): Algen-Fibel - Aquarium - Kein Problem mit Süßwasseralgen.- Dähne Verlag

B. Kaufmann (2010): Algen-Fibel - Gartenteich - Kein Problem mit Süßwasseralgen.- Dähne Verlag

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