Geschichte des Menschen

geschwungene Linie
Rekonstruktion eines Homo habilis im Dinopark Münchehagen

Homo habilis war der erste Mensch, der Werkzeuge benutzte. Er lebte vor etwa 2,1 bis 1,5 Millionen Jahren in Ost- und Südafrika. Diese Rekonstruktion steht im Dinopark Münchehagen.

Rekonstruktion eines Neanderthalers im Dinopark Münchehagen

Der Neandertaler lebte vor etwa 220.000 bis 27.000 Jahren in Europa. Diese Rekonstruktion steht im Dinopark Münchehagen.

Geschichte des Menschen


Die Geschichte der Menschheit beginnt vor etwa 2,6 Millionen Jahren, als Primaten, die wir als unsere ältesten Vorfahren ansehen, anfingen die ersten Werkzeuge zu benutzen und selber herzustellen. Zu der Zeit begann auch das bis heutige andauernde Eiszeitalter. Ein Eiszeitalter ist eine Phase in der Erdgeschichte in der die Pole vereist sind und in wechselnden Warm- und Kaltzeiten Gletscher mal mehr und mal weniger Land bedecken. Tiere und Pflanzen werden vom Eis verdrängt und es siedeln sich neue an, wenn das Eis sich zurückzieht. Die Kaltzeiten werden auch als Eiszeiten bezeichnet. Die beiden letzten in Europa waren die Saale-Riß-Kaltzeit vor 300.000 bis 130.000 Jahren und die Weichsel-Würm-Kaltzeit vor 115.000 - 10.000 Jahren. Während der letzten Eiszeit sterben die großen Säugetiere, die Mammuts, Wollnashörner und Höhlenbären, in Europa aus. Mit ihnen verschwand auch der Neandertaler. Das Ende der letzten Eiszeit fällt mit dem Beginn der Jungsteinzeit zusammen. Zu der Zeit entwickelten wir uns vom Jäger und Sammler zum sesshaften, Ackerbau betreibenden Menschen.
Erst die Seßhaftigkeit ermöglicht dann viele Erfindungen und Entwicklungen.

Rekonstruktion eines Homo erectus im Dinopark Münchehagen

Homo erectus lebte vor etwa 1,8 Millionen bis 40.000 Jahren in Afrika, Europa und Asien. Diese Rekonstruktion steht im Dinopark Münchehagen.

Altsteinzeit

Die Altsteinzeit wird in drei Phasen unterteilt: Altpaläolithikum, Mittelpaläolithikum und Jungpaläolithikum.
Sie dauerte von 2,6 Millionen Jahre vor unserer Zeit bis vor etwa 10.000 Jahren. Es gab mehrere Menschenarten, die sich in dieser Zeit gemeinsam entwickelten.
Im Altpaläolithikum gab es die ersten Menschen in Afrika und sie breiteten sich von da aus nach Asien und Europa aus. Die Geschichte des Menschen begann, als Homo habilis vor rund 2,1 Millionen Jahren anfing scharfkantige Steinabschläge und Stöcke als einfache Werkzeuge zu benutzen.
Diese ersten Menschen waren Jäger und Sammler. Sie folgten großen Tierherden, die abhängig von den Jahreszeiten dem Regen hinterherzogen oder vor winterlicher Kälte flohen. Vermutlich hatten die Familienclans Reviere mit festen Lagerplätzen, die zu verschiedenen Jahreszeiten aufgesucht wurden. Dort gab es eine Fluss oder eine Wasserstelle oder eine Ansammlung von Wildobstbäumen, die jedes wieder Früchte trugen, oder eine Höhle, die Schutz vor dem Wetter und Raubtieren bot. So wie die großen Tierherden jedes Jahr die gleichen Routen wanderten, so taten das auch die Menschen. Je mehr Nahrung ein Gebiet bot, desto weniger mussten die Menschen wandern, um ausreichend Nahrung zu finden.
Heute wissen wir, dass bereits der Homo erectus vor 1,7 bis 1,8 Millionen Jahren Afrika verließ und sich nach Europa und Asien ausbreitete. Es gibt entsprechende Funde in Georgien (Dmanisi) und auf Java (Sangiran).
Vor etwa einer Million Jahren begannen der Homo erectus das Feuer zu nutzen, um seine Nahrung zu braten oder zu grillen und Tiere zu vertreiben. Vor rund 600.000 Jahren entwickelte sich der früharchaische Homo sapiens. Aus ihm entwickelte sich im Verlauf von 300.000 Jahren der spätarchaische Homo sapiens, der unser Vorfahr ist. Vor 220.000 Jahren entwickelt sich der Neandertaler (Homo neanderthaliensis) in Europa. Auch in dem Gebiet, das heute Deutschland ist, leben bereits Menschen.
Bis zu diesem Zeitpunkt lebten wahrscheinlich nie mehr als 200.000 Menschen gleichzeitig auf der Erde. Sie zogen in kleinen Gruppen umher. Etwa ein Quadratkilometer Wald, Grasland und Steppe war nötig, um den Nahrungsbedarf eines Menschen zu decken. Eßbare Pflanzen und Wild kommen einfach nicht in so großen Dichten vor, dass mehr Menschen als Jäger und Sammler in einem Gebiet leben könnten.

Das Mittelpaläolithikum beginnt vor etwa 130.000 Jahren zum Ende der Saale-Riß-Kaltzeit. In Afrika gab es dann vor etwa 100.000 Jahren die ersten anatomisch modernen Homo sapiens, die alle unsere anatomischen Merkmale aufwiesen. Überall verwenden die Menschen jetzt Faustkeilmesser und kleinere Steinwerkzeuge für verschiedene Verwendungen. Bei den Neandertalern waren Faustkeile, Schaber und Abschläge in Gebrauch.
Der moderne Mensch verwendete zusätzlich Bohrer und Stichel und Pfeil- und Speerspitzen. Speere, deren Steinspitzen mit Birkenpech am Holz angeklebt waren, erleichterten ihm die Jagd. Birkenpech ist über viele Jahrtausende ein Universalkleber. Die ältesten Funde sind etwa 200.000 Jahre alt. Das Pech entsteht in kleineren Mengen auf natürliche Weise bei der Verbrennung von Birkenrinde in Feuerstellen. Um größere Mengen gezielt zu erzeugen muss Birkenrinde über mehrere Stunden unter Luftabschluß auf Temperaturen von 340 - 400 °C erhitzt werden. Dann ensteht zunächst Birkenteer. Aus dem Teer wird dann an der Luft nach weiteren Stunden das Pech. Das setzt allerdings das Vorhandensein eines feuerfesten Gefäßes mit Deckel voraus. Diese gab es aber erst ab der Jungsteinzeit.
Im Mittelpaläolithikum gab erste Bestattungen und Kult- und Kunstgegenstände wurden gefertigt.

Faustkeile, Abschläge und Klingen

Faustkeile, Abschläge und Klingen.
Archäologisches Museum in Herne.

Der Homo sapiens breitet sich von Afrika aus und vermischt sich mit den Menschen, die bereits in Europa und Asien leben. Die Vorfahren der australischen Ureinwohner erreichen Australien vor etwa 60.000 Jahren. Im Nahen Osten lebten der moderne Mensch und der Neandertaler zusammen. Der Neandertaler gilt bei manchen Forschern heute nicht mehr als eigenen Art (Homo neanderthaliensis) sondern als eine Form des modernen Menschen (Homo sapiens neanderthaliensis).

Vor etwa 40.000 Jahren beginnt das Jungpaläolithikum. Der moderne Menschen (Homo sapiens) wandert nach Zentraleuropa ein, wo vorher nur Neanderthaler lebten. Die bei uns ansäßigen Neandertaler übernahm einige Werkzeuge des Homo sapiens.
Die Werkzeuge werden feiner und es lassen sich deutliche Unterschiede in den Techniken zwischen den verschiedenen Regionen feststellen.
Die ersten europäischen Höhlenmalereien entstehen und es sind Kultgegenstände wie die "Venus von Willendorf" erhalten.

Die Menschen waren weiterhin Jäger und Sammler. Mit den Menschen folgten auch Raubtiere den Herden. Vermutlich machten sich Wölfe und Menschen gegenseitig die Beute streitig. Zum Ende der Altsteinzeit zähmte der Mensch einige Wölfe und der Hund entwickelte sich. Unabhängig voneinander wurden die Hunde in Asien, Afrika und Europa domestiziert. Es gibt fossile Belege, die zeigen, dass vor etwa 40.000 Jahre Tiere mit Hundemerkmalen bei den Menschen lebten.
Als Jäger und Sammler war der Menschen fast ausschließlich mit der Nahrungssuche beschäftigt. Er musste große Gebiete durchstreifen, um genug Fleisch, Beeren und Fisch zu finden. Es wird geschätzt, dass zum Ende der Altsteinzeit etwa 5 bis 10 Millionen Menschen auf der Erde lebten. Wir hatten uns bis dahin schon über die ganze Welt ausgebreitet und auch Amerika erreicht. Der Neanderthaler verschwindet vor etwa 27.000 Jahren.


Gefäße aus Ton

Tongefäße stellt der Mensch seit der Jungsteinzeit her. Vorher dienten Blasen und Häute von Tieren zum Kochen und Lagern.
Diese Gefäße stammen aus der Zeit 4800 - 4400 v. Chr..
Archäologisches Museum in Herne.

Jungsteinzeit

Diese Epoche der Menschheitsgeschichte beginnt mit dem Übergang vom reinen Jäger und Sammler zum Hirten und Ackerbauern. Zunächst waren die Menschen in der Jungsteinzeit wohl nur teilweise sesshaft und fanden sich vermutlich zu bestimmten Zeit an für sie wichtigen Kultplätzen ein. Sie nutzten Fisch, Wild und wild vorkommende Pflanzen als Nahrung. Sie betrieben weder Ackerbau noch Viehzucht. Werkzeuge bestanden noch immer aus in Form geschlagenem Stein.
Die Entwicklung zur jungsteinzeitlichen Kultur verlief in verschiedenen Regionen der Erde sehr unterschiedlich und basiert immer auf den natürlichen Ressourcen. Der erste Getreideanbau wurde vor etwa 13.000 Jahren im Nahen Osten betrieben. Jagdbares Wild (Gazellen) wanderten in Folge einer Dürre ab und auch Wildpflanzen wurden knapp. Die Menschen konzentrierten sich darum darauf trockenheitsresistente, ertragreiche Gräser gezielt zu vermehren. Weizen und Gerste wurden in Kultur genommen. Das war die Grundlage für die der Menschen um sesshaft werden zu können. Diese Entwicklung wird als Neolithischen Revolution bezeichnet.
Zu der Zeit entstehen die ersten festen Siedlungen im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Von etwa 7400 bis 6200 v. Chr. lebten in Çatalhöyük im heutigen Anatolien mehrere tausend Menschen in einer der damals wahrscheinlich größten Städte der Welt. Die Häuser waren aus Lehmziegeln errichtet. Sie hatten keine Türen oder Fenster und Straßen gab es zwischen den Häusern auch nicht. Die Menschen betraten ihre Behausungen durch Öffnungen im Dach. Ihre Toten beerdigten Sie in Gruben unter dem Boden ihrer Wohnräume. Sie betrieben Viehzucht und Ackerbau. Eingegipste und angemalte Stierschädel dienten vermutlich als Kultgegenstände. Es gibt Wandmalereien von Jagdszenen und auch die Tonfigur einer Fruchtbarkeistgöttin wurde bei Ausgrabungen gefunden.
Vor etwa 11.000 Jahren begannen die Menschen Nutztiere zu halten. Im Gebiet der heutigen Türkei und des Irans wurden zu der Zeit Schafe, Ziegen und Schweine domestiziert. Das Schwein wurde etwa zur gleichen Zeit auch in China zum Haustier. Das Rind, das vom Auerochsen abstammt halten wir seit etwa 10.000 Jahren.
Die älteste Jungsteinzeitliche Kultur in China ist die Shangshan-Kultur (11.000 - 9.000 v. Chr.) die den Reisanbau entwickelte.
In Mittelamerika begannen einige Stämme vor etwa 8000 Jahren Kürbisse zu züchten, weil sie die ausgehöhlten Früchte zum Transport von Wasser benötigten. Erst um 5100 v. Chr. wurde die Teosinte, die Urform vom Mais, als Nahrungspflanze angebaut.
In Mittelamerika wurden die Maya etwa 2000 v. Chr. sesshaft. In Afrika entwickelte sich um 4900 v. Chr. eine Kultur von wandernden Hirten mit Ziegen, Schafen und später auch mit Rindern. Ab etwa 2000 Jahre v. Chr. wurden Perlhirse und Augenbohnen kultiviert.

Werkzeuge der Jungsteinzeit

Beile mit Steinklingen und Pfeilglätter zum bearbeiten von Pfeilschäften waren in der Jungsteinzeit bei uns verbreitet.
Archäologisches Museum in Herne.

Durch Viehzucht und Ackerbau konnte der Mensch das Nahrungsangebot in seinem Lebensraum vergrößern. Nun konnten 25 Menschen auf einem Quadratkilometer Land leben. Es musste weniger Zeit für die Nahrungssuche aufgebracht werden. Gleichzeitig mussten die Mensch aber auch vom den jahreszeitlichen Schwankungen im Nahrungsangebot unabhängig werden. Als Nomaden waren sie in den Herden gefolgt und hatten sich immer dort aufgehalten wo es gerade Nahrung gab. Nachdem sie seßhaft geworden waren, mussten die Menschen an ihrem jeweilgen Wohnort Winter und Trockenzeiten überstehen.
Damit auch genug Nahrung zur Verfügung stand, wenn es nichts zu ernten gab, mussten die Menschen Vorräte für mehrere Monate anlegen. Sie mussten also im Sommer ausreichend große Felder anlegen, um genug Überschüsse über den täglichen Bedarf hinaus zu erwirtschaften. Sie mussten wissen wieviele Vorräte sie brauchen würden. Sie mussten wissen wie viel Nahrung sie am Tag benötigten und wie viele Tage der Winter dauern würde. Die Menschen brauchten nun einen Kalender. Sie richteten sich nach der Sonne, dem Mond und dem Lauf der Gestirne. Den Zeitpunkt der Winter- und der Sommersonnenwende bestimmten die Menschen schon vor etwa 7000 Jahren. Der Sonnenstand sagte ihnen, wann es Zeit war zum säen und wann es wieder wärmer werden würde. Stonehenge wurde errichtet. Die ägypter entwickelten einen Kalender der ihnen half das Nilhochwasser vorherzusagen. Am Beginn der Bronzezeit um 3600 v. Chr. wurde die Himmelsscheibe von Nebra hergestellt.

Nun mussten die Menschen aber ersteinmal genug Nahrung produzieren. Ackerbau war in der Steinzeit nicht einfach. Aber die Menschen waren einfallsreich und hatten schon sehr schnell wichtige Erfindungen gemacht. Zuerst wurde der Boden mit Furchenstöcken bearbeite. Aber schon seit etwa 4500 v. Chr. gibt es von Tieren gezogene Pflüge zur Bodenbearbeitung. Es wurden unabhängig voneinander in mehreren Regionen verschiedene Varianten des Hakenpflugs erfunden, der den Boden oberflächlich aufreißt. Sie wurden von Tieren gezogen und vom Bauern gelenkt und in den Boden gedrückt. Die Ochsen trugen dazu ein Kopfjoch vor (Stirnjoch) oder hinter den Hörnern (Nackenjoch). Esel und Pferde wurden mit einem Widerristjoch angespannt. Dazu legte man Ihnen einen Balken auf den Nacken und befestigten ihn mit einem Bügel unter dem Hals. Bis heute findet das Joch in verschiedenen Formen Verwendung in Entwicklungsländern.
Es entwickelten sich neue handwerkliche Fähigkeiten wie das Spinnen von Pflanzenfaser und Wolle zu Fäden und das Weben von Stoffen. Auch Handel über weite Strecken gab es bereits. Feuerstein aus Bayern wurde über mehrere hundert Kilometer weit transportiert.
Seit etwa 3500 v. Chr. ist das Rad in Mittel- und Osteuropa bekannt. Das erleichterte und beschleunigte den Transport von Waren. Werkzeuge, Nutzpflanzen und Tiere wurden von Zuwanderern mit in ihre neue Heimat gebracht. So breiteten sich die Pflanzen und Nutztiere in Europa aus.
Familienverbände lebten zusammen in Langhäusern und bestellten Ackerboden, den sie durch Brandrodung gewonnen hatten. Es wurden vor allem Emmer und Einkorn angebaut.Dazu kamen Rispenhirse, Ackerbohnen, Erbsen und Linsen. Zusätzlich sammelten die Menschen Früchte von wild wachsenden Schlehen, Weißdorn, Himbeeren, Holunder, Brombeeren, Wildrosen (Hagebutten) und Haselnußsträuchern. Lein wurde als Faserpflanze für Textilien und für Stricke angebaut.
Zahlreiche Grabbeigaben aus Keramik und die Knochen der Verstobenen geben uns heute einen Einblick in das Leben der damaligen Zeit.

Kupfersteinzeit
Der nächste Entwicklungsschritt war die Verwendung von Metallen für Werkzeuge. Was uns heute so selbstverständlich erscheint, ist ein sehr entscheidender Schritt in der Industrialisierung. Grundlage für die Kupfergewinnung ist es eine hohe Temperatur zum Schmelzen zu erzeugen. Das war etwa 7500 v. Chr. in Syrien möglich, wo Keramik in Brennöfen hergestellt wurde, die eine ausreichende Hitze entwickelten. Waffen und Werkzeuge aus Kupfer und die Kenntnisse um ihre Herstellung verbreiteten sich bis 5500 v. Chr. bis nach ägypten und in das Gebiet des heutigen Polens aus.
In Mittelamerika wurde Kupfer etwa ab 600 v. Chr. bearbeitet.
Die ersten Schmuck- und Kultgegenstände aus Gold in Europa stammen aus dem 5. Jahrtausend vor Christus (Warna-Kultur).
Das Kupfer wurde nicht überall zu einem wesentlichen Faktor. Noch bevor es allgemein bekannt wurde, wurde die Bronze entdeckt. In einigen Gebieten wurde die Jungsteinzeit darum direkt von der Bronzezeit abgelöst.
In Mitteleuropa lebte während der Kupfersteinzeit ein Mann, der durch die Umstände seines Todes heute berühmt ist. Die 5250 Jahre alte Gletschermumie "Ötzi" liefert Archeologen eine Vielzahl von kleinen Details, in das damalige Leben. Er besaß ein Kupferbeil und Pfeile mit Feuersteinspitzen. Sein Bogen war aus Eibe gefertigt, die Schäfte der Pfeile aus dem Holz des Wolligen Schneeballs. Die Pfeilspitzen und die Befiederung waren mit Birkenpech an die Schäfte geklebt.
Ötzis Dolch hatte eine Feuersteinklinge. Zum Schärfe der Klinge hatte er einen Retuscher aus Lindenholz mit einem eingesetzten Stück Hischgeweih bei sich. Eine Rückentrage aus Haselholz diente Ötzi als Transporthilfe. Er hatte zwei Dosen aus Birkenholz bei sich. Eine davon diente wohl als Glutbehälter. Darin gefundenen Reste von Holzkohle lassen vermuten, dass glühende Kohlestücke zum schnellen Anfachen von Feuer darin gewesen sein könnten. In einer Gürteltasche trug Ötzi Zunder und Pyrit zum Feuermachen mit sich. Außerdem hatte er Birkenporlinge dabei. Die Pilze wirken desinfizierend und ein Tee aus ihnen wirkt gegen Magenbeschwerden und Würmer. Die Mumie hat mehr als 60 Tätowierungen. Sie wurden durch Schnitte in die Haut erzeugt, in die Holzkohle gerieben wurde. Ob sie als Akupunktur gegen Schmerzen wirken sollten oder eine Schrift darstellen ist unklar.


Werkzeuge der Bronzezeit

Axtklingen und Dolche aus Bronze waren Steinklingen überlegen. Sie waren 1500 v. Chr. aber auch kostbar und meistens im Besitz hochrangiger Persönlichkeiten.
Archäologisches Museum in Herne.

Bronzezeit

In Mitteleuropa wurde die Jungsteinzeit direkt von der Bronzezeit (2200 - 800 v. Chr.) abgelöst. Kupfer war hier zwar durch den Handel bekannt, wurde aber nicht in nennenswertem Maße hergestellt, bevor auch die Bronze bekannt war.
Ausgangspunkt für die Bronzeherstellung war wie beim Ackerbau und dem Kupfer auch wieder der Vordere Orient. Für Palästina wurde die Bronzeherstellung bereits für 3300 v. Chr. nachgewiesen. In ägypten gab es sie in der Zeit um 2700 v. Chr. bekannt.
Im ägypten der Bronzezeit wurden die Pyramiden von Gizeh (2620 bis 2500 v. Chr.) gebaut. Im Grab von Tutanchamun (regierte von 1332 bis 1323 v. Chr.) gefundene Kunstgegenstände zeugen von der sehr hoch entwickelten Goldschmiedekunst in der Bronzezeit.
Es gab sehr viele kulturelle Errungenschaften. Perücken, Rasierklingen und Pinzetten wurden erfunden. In der Landwirtschaft erleichterte die Sichel aus Bronze die Ernte von Getreide sehr. Wie bedeutsam Metalle für die Menschen war kann man an einem einfachen Beispiel verdeutlichen: an der Axt. Es ist sehr viel einfacher und schneller möglich einen Baum mit einer geschmiedeten Metallaxt zu fällen als mit einer Axt mit Steinklinge.
Bronze macht es auch möglich längere Klingen zu formen. Die ersten Schwerter wurden geschmiedet.
Während die Ausbreitung von Ackerbau und Viehzucht noch Jahrtausende gedauert hatte, verbreitete sich das Wissen um die Bronze innerhalb weniger Jahrhunderte.
Der Grund ist der Handel. Die Agrargesellschaften hatten sich spezialisierten. Bauern, Fischer, Jäger und Imker sorgten für die Nahrung. Andere Menschen konnten sich mit der Herstellung von Nutzgegenständen, Kleidung und Schmuck beschäftigen, die sie gegen Nahrung, Muschelgeld oder Metallmünzen eintauschten. Die Menschen waren viel mobiler und es wurde umfangreich Handel betrieben. Im 1. Jahrtausend v. Chr. gab es bereits hochseetaugliche Schiffe auf dem Mittelmmer. Zwischen 1500 und 1100 v. Chr. wurde Polynesien besiedelt. Es fand gezielt Handel mit Metallen, Fellen und anderen Gütern statt. Vor gut 3000 Jahren wurde ein Pharao in ägypten mit einem Bernstein von der Ostsee beigesetzt. Der mag Jahre gebraucht haben um dorthin zu gelangen, belegt aber, dass die Menschen damals bereits ihre Waren so weit transportierten.
Es gab zudem viele Wanderbewegungen von Osten in den mitteleuropäischen Raum. Die Menschen brachten ihre Sprache, ihre Kultur und ihre Bestattungsriten mit.
Während der Bronzezeit entstanden östlich des Mittelmmers die ersten echten Städte mit festen Mauern aus Stein, die bezeugen, dass sich die Menschen vor kriegerischen Auseinandersetzungen schützten mussten. Häuser aus Stein waren in der Bronzezeit in Mitteleuropa noch unbekannt. Es gab teilweise aber schon Steinfundamente. In der Regel bestand eine mitteleuropäische Siedlung aus bis zu 30 Häusern in denen rund 50 bis 80 Menschen lebten. Die ersten mit Erdwällen umgebenen "Burgen" entstanden.
Und noch etwas entwickelt sich in der Bronzezeit: die Schrift. Die ältesten erhaltenen Schriften stammen von den Sumerern und werden auf etwa 4000 v. Chr. datiert. In ägypten entwickeln sich die Hieroglyphen (ca. 3200 v. Chr.). Im Mittelmeerraum entwickeln verschiedene Völker Schriftzeichen und Schreibweisen, die von einander abgeleitet sind. Die bei uns heute verbreiteten lateinischen Schrift wird seit etwa 700 v. Chr. verwendet.


Haus

Von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter waren die meisten Häuser aus Holz und Lehm gebaut. In ein Ständerwerk aus Holz wurden elastische Zweige eingeflochten und mit Lehm verputzt.

Gefäße zur Gewinnung von Salz

Diese Gefäße werden Briquetage genannt und dienten zur Gewinnung von Salz. Salzhaltiges Wasser wurde in die Behälter gefüllt und mit Hilfe von Hitze verdunstet. Diese Form der Salzsiedegefäße ist typisch für die späte Bronzezeit 600 - 300 v. Chr. im Raum Halle (Hallesche Kultur).
Archäologisches Museum in Herne.

In der Bronzezeit begann der Mensch seine Umwelt massiv zu verändern. Für die Verhüttung von Metallen, zum Brennen von Keramiken und auch zum Sieden von Salz aus Sole wurden Unmengen an Holz und Holzkohle verbraucht. Zum Verhütten von einer Tonne Erz wurde eine Tonne Holzkohle benötigt. Die wird aus 4 bis 5 Tonnen Holz gewonnen. Dazu musste ein etwa ein halber Hektar Wald gerodet werden. Zusätzlich brauchte man die Stämme zum Bau von Schiffen, für Häuser, Karren, Fässer, Teller, Holzlöffel, Pflüge und vieles mehr. Auch als Heizmaterial und zum Kochen stand ausschließlich Holz zur Verfügung.

Eisenzeit und Antike

Vieles was bis hierher geschah, müssen sich Archäologen an Hand von Ausgrabungsfunden erschließen. Die Römer, die Germanien erobern wollten, machten als erste ausführliche Aufzeichnungen über die Völker auf die sie trafen. Darum wissen wir, wenn auch durch die Augen der Römer auf ein barbarisches Volk, einiges über die Gallier, Germanen und Kelten.
Als Antike wird die Zeit von 100 v. Chr. bis etwa 500 n. Chr. bezeichnet. Das ist die Blütezeit des Römischen Reiches.
Inzwischen hatten sich in Mitteleuropa viele Volksstämme mit eigener Kultur entwickelt. Sie hatten verschiedene Bestattungsriten, verwendeten bestimmte Symbole und hatten ihre eigene Mythologie und Sprache. Auf dem Gebiet des heutigen Deutschland lebten hauptsächlich Kelten. Im Norden an Nord- und Ostsee lebten die Nordseegermanen und im östlichen Teil, östlich von Aller, Elbe und Donau die Elbgermanen. Die Kelten verehrten Naturgötter wie den geweihtragenden Cernunnos und Kriegsgötter. Rituale wurden von Druiden durchgeführt. Sie breiteten sich nach Westen (Frankreich, Großbritannien) und Süden (Spanien) aus. Sie übernahmen viele römische Neuerungen und gaben sie auch an die Germanen im Norden und Osten weiter.
Die Germanen waren in Familien, Sippen und Stämme gegliedert.

Hügelgrab

Die Bestattungskultur änderte sich immer wieder. Hügelgräber wurden von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter angelegt. Zunächst wurden nur hochrangige Menschen in relativ kleinen Hügelgräbern begraben. Später dienten die Hügel als Familiengräber und wurden mit der Zeit erweitert. Die Toten wurden erst in Holzsärgen und später in Urnen beigesetzt.

Oberstes Verwaltungsorgan war der Thing, eine Versammlung aller waffentragenden Männer. Hier wurde über Fehden und Krieg und über Gerichtsurteile beraten. Die Germanen verehrten personifizierte Götter, die die Naturgewalten beherrschten wie Donar und Wotan. Druiden führten Rituale durch und Vogelflug und das Verhalten heiliger Tiere wurde gedeutet.
Es gab große Unterschiede wann die einzelnen Völker begannen Eisen als Hauptmaterial für die Herstellung von Waffen und Werkzeugen zu verwenden. Und auch das Ende der Eisenzeit ist in den verschiedenen Regionen Mitteleuropas unterschiedlich. Abgelöst wurde die Eisenzeit durch die Antike. Das römische Kaiserreich expandierte und trug seine Errungenschaften wie die Verwaltung, Schrift, befestigte Straßen und Münzgeld auch zu uns.
Allerdings hatten die Barbaren auch eigene Ideen. Plinius der ältere beschreibt einen Räderpflug der rätischen Gallier (Kelten im Raum Augsburg), der beim Pflügen den Boden wendet und die Scholle umbricht. Allgemeine Verbreitung fand der Räderpflug in Europa erst im 4 Jahrhundert nach Christus.
Verschiedene germanische Stämme herrschten nun in Deutschland. Im Norden saßen die Angeln nördlich der Eider, südlich davon die Sachsen und in der mitteldeutschen Tiefebene die Langobarden. Weitere bekannte Stämme sind die Franken, Vandalen, Goten, Burgunden und Thüringer und die Bajuwaren, die aber erst 600 n. Chr. zum ersten Mal erwähnt werden.
An der Östlichen Nordseeküste waren die Friesen zu Hause und im heutigen Ostfriesland siedelten die Chauken. Weiter südlich lebten die Cherusker, die im Jahre 9 n. Chr. mit der Schlacht am Teutoburger Wald den Vormarsch der Römer stoppten. Diese Völker bildeten Großstämme denen ein gewählter Stammeskönig vorstand. Dadurch hatten die Germanen nun eine viel größere Durchschlagskraft als die kleinen Familienverbände der Bronzezeit.
Es kam zu zahlreichen Wanderbewegungen. Die Goten zogen vom Norden bis ans Schwarze Meer (150 - 200 n. Chr.). Die Ostgoten wanderten ins Gebiet der heutigen Türkei (250 - 280 n. Chr.) und nach Norditalien (453 - 490 n. Chr.). Die Westgoten vielen in Griechenland ein (250 - 276 n. Chr.) und zogen in den nächsten Jahrhunderten entlang der Mittelmeerküste durch Italien, den Alpenraum nach Frankreich und gründeten schließlich das Westgotische Reich im Gebiet des heutigen Spanien. Die Wandalen zogen von Mitteldeutschland über Frankreich und Spanien nach Nordafrika bis Karthago. Von da aus kehrten sie über das Mittelmeer zurück und gelangten nach Italien. Die Langobarden wanderten von Mitteldeutschland nach Norditalien. Angeln und Sachsen zogen auf die Britischen Inseln. Diese großen Wanderungen bei denen die Völker mit ihren ganze Familien, mit Hab und Gut unterwegs waren, vermischten sich die Menschen, ihre Kulturen und auch ihre handwerklichen Techniken.

Mittelalter

Die Zeit zwischen 600 n. Chr. bis etwa 1500 n. Chr. wird als Mittelalter bezeichnet. Es ist die Zeit der deutschen Könige und der Christianisierung. Erst herrschen Ritterstand und Adel. Zum Ende des Mittelalters haben reichen Bürger und die Kirche den größten Einfluss.
Das Mittelalter ist die Zeit der Kreuzzüge.

Wartburg

Die Wartburg wurde im Mittelalter ab Jahr 1067 erbaut. Hier versteckte sich Martin Luther 1521/1522 als "Junker Jörg" und übersetzt das Neue Testament ins Deutsche.

Und es ist die Hochzeit der Wikinger, die mit ihren Schiffen Island (860), Grönland (985/986) und Nordamerikas (ca. 1000) erreichen und Handel bis nach Konstantinopel und Kiew treiben.
Es war nun üblich Ware mit Münzen aus Edelmetall zu bezahlen. Unabhängig von der Prägung bemaß sich die Kaufkraft in reinem Materialwert des Metalls. Da die Münzen aus unterschiedlichen Regionen verschiedenen Reinheitsgrade und Größen hatten ergaben sich oft schwierige Umrechnungen, die es heute nahezu unmöglich machen die in Gulden, Groschen oder Schilling angegeben Werte aus alten Dokumente in heute gängige Währungen umzurechnen.
Es gibt viele politische Auseinandersetzungen, aber wenig neue Entwicklung in der Landwirtschaft.
Nach und nach verbreitet sich bis etwa 1000 n. Chr. das Kummet in Europa als Ersatz für das Joch. Dieser gepolsterte Ring verteilt die Last beim Ziehen auf Brust, Schulter und Widerrist der Zugtiere. Die Kraft von Pferden und Ochsen kann so am besten genutzt werden. Dadurch erhöhte sich die Fläche, die ein Bauer bewirtschaften konnte. Nicht aber der Ertrag pro Hektar.
Dreifelderwirtschaft, also ein Wechsel zwischen Ackerbau und Weide, waren üblich. Die Erträge lagen im Mittelalter bei 600 bis 700 kg Getreide pro Hektar. Aus einem Kilogramm Saat wurden etwa 3 kg Getreide geerntet.

Um den Bedarf an Lebensmitteln und vor allem auch den an Holz zum Heizen, Kochen, Salzsieden, für den Bootsbau für Metall- und Glashütten zu decken, wurden im Mittelalter große Teile der Wälder in Deutschland gerodet. Die Waldfläche in Deutschland schrumpfte von etwa 70 % im Jahr 10 n. Chr. auf etwa 26 % im Jahr 1400. Um das Holz zu den Siederreien, Glas- und Metallhütten zu bekommen, wird es über weite Strecken geflößt. Als in der Nähe der Flüße das Holz knapp wird, gewinnt die Holzkohle immer mehr an Bedeutung. Aus einem Festmeter Holz werden 100 kg Kohle gewonnen, die sich viel leichter auf dem Landweg transportieren lassen.
90% der Bevölkerung bestand im Mittelalter aus Bauern. Sie waren nicht frei in ihren Entscheidungen und unterstanden einem Lehnsherren, der Steuern erhob und Gerichtsbarkeit über sie ausübte. Die Höfe wurden nicht mehr vom Vater auf den Sohn vererbt, sondern vom Lehnsherren nur noch auf Lebenszeit verpachtet. Der Nachfolger musste neu verhandeln und meist höhere Abgaben zahlen. Bauern wurden zum Teil als Leibeigenen eingestuft, was sie zu noch mehr Abgaben verpflichtete. So konnten die Lehnsherren im Todesfall des Leibeigenen das beste Stück Vieh aus seinem Stall für sich beanspruchen. Wurden Naturalabgaben nicht pünktlich erbracht, wegen Wetterschäden oder Feuer zum Beispiel, wurden sie erhöht, zum Teil sogar verdoppelt. Zusätzlich zu den bisher üblichen Arbeitstagen für die Ernte und bei der Bestellung der Felder, mussten nun auch Fahrdienste zu den Märkten und andere Dienstleistungen für den Grundherren erbracht werden.
Das Recht der Bauern auf Holzeinschlag, Fischerei, Jagd und das Mästen von Schweinen in den Wäldern der Gemeinden wurde eingeschränkt oder ganz aufgehoben. Verstießen die Bauern gegen diese Verbote oder konnten ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, drohte Misshandlung und Kerker.
Die Folge war eine Verarmung der Bauern, Bauernaufstände und zahlreiche Hungersnöte. 450 Hungersnöte sind vom Jahr 1000 bis 1800 n. Chr. in verschiedenen Chroniken verzeichnet. Das ist eine in jedem zweiten Jahr.
Das Jugendbuch "Der kleine Ritter Trenk" von Kirsten Boie beschreibt das Leben der Bauern im Mittelalter. Im Spätmittelalter machten die Geschichten um Till Eulenspiegel in Deutschland die Runde. Es ist auch die Zeit der Raubritter, zu denen Gottfried "Götz" von Berlichingen zu (um 1480 bis 23. Juli 1562) gehört. Die Ritter kämpfen für Geld auf wechselnden Seiten in Kriegen und Fehden, überfallen Städte, nehmen reiche Bürger als Geiseln und erpressen Lösegeld.
1525 / 1526 kam es zum Deutschen Bauernkrieg. Es wurden "Die Zwölf Artikel" verfasst und auf 25.000 Flugblättern verbreitet. Darin stellten die Bauern zum ersten Mal ihre Forderungen an die Obrigkeit zusammen. Sie wollten das Recht ihre Gemeindepfarrer zu wählen und bei unangemessenem Verhalten selbst absetzen zu dürfen. Die Pfarrer sollen ihren Sold aus dem großen Zehnt (Getreide und Vieh) erhalten. Der Kleinzehnt auf Gemüse, Küchenkräuter und Obst sollte abgeschafft werden. Die Bauern fordern die Abschaffung der Leibeigenschaft. Sie wollen das Jagd- und Fischereirecht zurück. Die Bauern wollen außerdem wieder Holz in den Gemeindewäldern einschlagen zu dürfen. Sie wollen nicht immer mehr Frondienste leisten müssen, sondern nur die Dienste, die früher (nach Vorgaben der Bibel) vorgeschrieben waren. Das ursprünglich bei der Pacht vereinbarte Maß an Frondiensten sollte nicht mehr beliebig durch den Herren erhöht werden können. Die Bodengüte von Pachtland sollte beurteilt werden und die Pacht nach den Ertragsmöglichkeiten des Bodens bemessen werden. Die Strafe bei Verurteilungen sollte sich nach dem vorgegebenen Strafmaß richten und nicht mehr willkürlich verschärft werden. Die Bauern fordern das Gemeindeland zurück, dass sich die Herren widerrechtlich angeeignet haben. Der "Todfall", das Recht der Herren der Familie eines verstorbenen Bauern als Erbschaftssteuer das beste Tier aus dem Stall zu nehmen, sollte abgeschafft werden. Bei allen Forderungen berufen sie sich auf die Bibel und sehen sich in den Thesen Luthers bestätigt. Luther ergreift dagegen Partei für die Obrigkeit und verlangt von den Bauern, dass sie sich fügen.
Die Leibeigenschaft wurde in vielen deutschen Staaten erst im 19. Jahrhundert abgeschafft.
Am Ende des Mittelalters im gab es etwa eine halbe Milliarde Menschen auf der Erde. Etwa 75 Millionen lebten in Europa. Die Pestepidemie im 14. Jahrhundert kostete 25 Millionen davon das Leben. Die Lebenserwartung der Menschen lag bei etwa 20 bis 40 Jahren. Die meisten Kinder starben schon in den ersten Lebensjahren.

Rathaus von Wilster

Das alte Rathaus in Wilster wurde 1585 erbaut. Es bezeugt den Reichtum der Stadt, die Zentrum des Handels in der Marsch war.

Neuzeit

Die Neuzeit ist geprägt durch den Übergang von der Adelsherrschaft zum Nationalstaat. Wichtige Schlagworte sind Humanismus, Bildungsbürgertum und Renaissance. Es ist die Zeit des Dreißig Jährigen Krieges, der Französische Revolution und des Kolonialismus. Amerika wurde "entdeckt" und die Europäer eigneten sich immer mehr Land überall in Afrika, Asien und in der neuen Welt an. Christliche Missionare bereisen die ganze Welt.
Im 17. Jahrhundert wird zum ersten mal ein Mangel an Rohstoffen bemerkt. Der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen erließ am 5. März 1686 ein Patent, "daß die Unterthanen, insonderheit in den kleinen Städten, Flecken, und auf dem Lande nüztliche Bäume pflanzen sollen." Darin steht dass der König mit "nicht geringem Mißfallen" vernommen hat, dass seine Untertanen nicht wie ihre Vorfahren "ihre Güter auf eine und andere Weise zu ihrem eigenen Nutzen verbessern, und solche den nachkommenden Ihrigen im guten Stande überlassen möchten, so gar, daß sie auch die selbe gute Gelegenheiten, welche bei den Gütern selbst, zur augenscheinlichen Verbesserung, oftmals gefunden werden, nicht allein nicht beobachten, sondern auch wohl die gute Anleitung, so ihnen von den Vorfahren hierzu gegeben worden, vorsetzlicher weise verachtet, und die zu ein und anderer Einrichtung ihnen gezeigten Wege nicht gefolget, Gestalt dann Unserer itziger Unterthanen Nachlässigkeit inbesonderheit daraus zu spüren ist, daß, da die Vorfahren in Pflantzung fruchtbarer Obst-Bäume und Eichen, ihre rühmliche Sorgfalt fast aller Orten erwiesen, die itzigen landeseinwohner ihnen ihnen darunter so gar nicht nachfolgen, daß sie auch wol diejenigen Bäume, so die Alten gepflanzet, ausrotten, und zu ihrem selbigen Schaden, und Verschmälerung der Güter verwüsten." Mit anderen Worten: Früher haben die Leute versucht den Wert ihrer Länderreien zu erhöhen und ihren Kindern etwas von Wert zu hinterlassen. Dazu pflanzten sie Bäume, die Mensch und Tier der nächsten Generation ernähren, denn Obstbäume und Eichen brauchen 15 Jahre oder länger, bis sie einen brauchbaren Ertrag bringen. Die Jugend von heute (also damals 1686) pflanzt dagegen nicht nur keine Bäume mehr, sondern haut die alten auch noch um. Das dass dem König missfällt, ist klar. Er erlässt nun durch das Patent den Befehl, dass "die Unterthanen auch ernstlich, und unter der Verwarnung einer gewissen Strafe dazu angehalten werden, damit sie dieselbe eines theils mit guten fruchtbaren Obst-Bäumen, dann auch mit jungen Eichen besetzen und bepflanzen mögen." Den Pfarrern wird verboten ein Brautpaar zu trauen, wenn der Bräutigam, egal ob er Junggeselle oder Witwer ist, nicht mit einem amtlich beglaubigten Schreiben nachweist, dass er mindestens sechs Obstbäume gepfropft und sechs junge Eichen gepflanzt hat. Ist das Pflanzen wegen der Jahreszeit nicht möglich kann ein Pfandgeld beim Amt hinterlegt werden, dass wieder ausgezahlt wird, sobald die Pflanzung nachgeholt wurde. Gibt es auf dem Land des Bauern keinen Platz für die Bäume, kann er sie auch auf Gemeindeland pflanzen oder gegen Bezahlung vom Amt pflanzen lassen.

Schloß Ludwigsburg

Schloss Ludwigsburg stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Fischerhütte

Für Fischer und Bauern war das Leben nicht so bequem.

Nicht nur die fruchtenden Bäume werden weniger. Im 17. und 18. Jahrhundert geht Europa langsam das Holz aus! Der Raubbau der letzten Jahrhunderte zeigt seine Spuren. Eine gezielte Waldbewirtschaftung und die Wiederaufforstung beginnt. Das Thermometer wird erfunden (1724 Daniel Gabriel Fahrenheit, 1742 Anders Celsius). Energiesparende Techniken für die Industrie und den Haushalt werden entwickelt, um die Energie-Ausbeute zu erhöhen. Im 19. Jahrhundert wird Braunkohle als Brennstoff interessant (Informationen aus dem Deutschen Museum).

Erst jetzt gab es auch in der Landwirtschaft entlich Verbesserungen. Albrecht Daniel Thaer gründet das erste Agrarwissenschaftliche Lehrinstitut und betreibt dort wissenschaftliche Versuche. Er entwickelt die ertragreiche Fruchtwechselwirtschaft, die ab 1760 die Dreifelderwirtschaft ablöst.
Justus von Liebig entdeckte die Bedeutung von Nährsalzen für die Entwicklung von Pflanzen. 1840 erschien sein Werk über Agrikulturchemie. Zunächst wurden sie Erkenntnisse von anderen Wissenschaftlern und auch von den Landwirten angezweifelt. Es dauerte 20 Jahre bis mineralischer Dünger sich allgemein durchgesetzt hatte. Dann lässt sich aber ein deutlicher Anstieg der Erträge erkennen. Zwischen 1800 und 1870 steigt der Weizenertrag von durchschnschnittlich 1 t/ha auf 1,5 t/ha.
Auch in der Tierhaltung gibt es Weiterentwicklungen. Es wird nun Futter für die Tiere angebaut, um sie im Winter besser versorgen zu können.
Die Grundlagen für gezielte Zucht von Pflanzen und Tieren wird geschaffen. Linné führte die Systematik der Lebewesen ein. Charles Darwin veröffentlichte seine Evolutionstheorie. Mendel machte seine Kreuzungsversuche mit Erbsen.
Um 1850 herum gab es auch die ersten landwirtschaftlichen Maschinen. Dampflokomotiven zogen Pflüge über das Feld. Die waren aber extrem schwer und sanken in weichen Böden zu stark ein. Ein leichteres System waren Lokomobile, die an beiden Seiten des Ackers platziert waren und zwischen sich einen Kipppflug hin und her zogen. Es gab auch Sä- und Dreschmaschinen.
Solche Geräte waren meist nicht im Besitz des Landwirts, sondern wurden von Lohnunternehmern betrieben. Seit 1892 gibt es Traktoren mit Dieselmotor. Sie sind wesentlich leichter und lassen sich auf allen Böden verwenden.
Neue Kulturmethoden, Technisierung und hatten eine Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge zur Folge. Von 1800 bis 1870 stiegen die Erträge pro Hektar bei Roggen um 42%, bei Weizen um 47%, bei Gerste um 86 % und bei Hafer sogar um 94%.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurden etwa 60% der landwirtschaftlichen Fläche mit Getreide bebaut. Das waren vor allem Roggen, Hafer, Gerste und etwas Weizen. Aber dann gewann die Kartoffel immer mehr an Bedeutung. Etwa 800 kg Getreide wurden 1840 pro Hektar geerntet. Bei Kartoffeln lag der Ertrag bei 8 Tonnen. Der Kartoffelanbau machte es möglich viele Menschen mit hochwertiger Nahrung zu versorgen.
Die Verbesserung der Lebensbedingungen und auch die bessere Ernährung ließen die Bevölkerung schneller wachsen als je zuvor. Das hatte zur Folge dass nun im 19. Jahrhundert auch Feuchtgebiete trockengelegt wurden, um Ackerland zu gewinnen. Insgesamt nahmen die Umbaumaßnahmen an der Landschaft zu. Der Deichbau an den Küsten und entlang der Flussufer wurde vorangetrieben. Der Rhein wurde eingedeicht und kanalisiert. Der Nord-Ostsee-Kanal wurde gebaut.
Die Waldfläche in Deutschland nahm minimal von 26 % 1900 auf 31 % im Jahr 2010 zu. Die landwirtschaftliche Nutzfläche sank, während sich die Flächen mit Siedlungen und Straßen immer mehr vergrößerten. Das war möglich, weil der Ertrag auf den Felder sehr gestiegen und die Arbeitszeit und damit der Arbeitskräftebedarf gesunken war. Von 1900 bis 2000 vervierfachten sich die Eträge pro Hektar. Der Arbeitszeitbedarf sank um 97 % . Es wurden weniger Arbeitskräfte gebraucht, die dadurch frei wurden für die Arbeit in der Industrie, im Handwerk und im Handel. Die Kosten für Lebensmittel wurden niedriger. Im Jahr 2000 brauchten wir gut 15% des Haushaltseinkommens für Lebensmittel. Hundert Jahre früher waren es fast 60%. Der Preis für ein Kilo Schweinefleich sank zum Beispiel von umgerechnet 8,70 € auf 1,40 €. (Quelle)

Die Entwicklung des Landbaus in der Jungsteinzeit ermöglichte es den Menschen seßhaft zu werden. Wir wurden unabhängiger von den natürlichen Ressourcen. Die Entwicklung von handwerklichen Berufen und Handel wurde möglich.
Die Steigerung der landwirtschaftelichen Erträge durch technische Neuerungen, Dünger und Pflanzenschutzmittel führte zu einer besseren Versorgung der Bevölkerung. Arbeitskräfte standen für andere Tätigkeiten zur Verfügung. Das ermöglichte die Industrialisierung.
Auf diese Weise ist die Landwirtschaft Triebfeder unserer gesamten gesellschaftlichen Entwicklung.



geschwungene Linie

Literatur:

G. Bräuer (2004): Der Ursprung lag in Afrika.- Spektrum der Wissenschaft Dossier 1/2004, 34-42

M. Kälke (2004): Interview mit Günter Bär - Die ersten Europäer.- Spektrum der Wissenschaft Dossier 1/2004, 32-33

R. Rürup (1984): Deutschland im 19. Jahrhundert, 1815-1871.- 1 Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht

Onlinequellen:



Entwicklung der Waldbestände

Neandertaler

Genfluss von zwischen den Menschenarten

Werkzeuge der Alt- und Jungsteinzeit

Wie sich die Lanwirtschaft verändert hat

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