Glyphosat

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Glyphosat ist ein Wirkstoff in Unkrautvernichtern. Die Verbindung wird bereits seit den 1970ern eingesetzt. Im Vergleich zu anderen Wirkstoffen ist Glyphosat weniger giftig für Tiere und ist weniger im Boden beweglich, was das Risiko einer Auswaschung ins Grundwasser reduziert. Pflanzen nehmen den Stoff aus dem Boden nicht auf, so dass sofort nach der Unkrautbekämpfung gesät oder gepflanzt werden kann.
Glyphosat wurde bereits in den 1950ern von einem Schweizer entwickelt, kam aber erst 1974 als Wirkstoff in dem Totalherbizid "Roundup" auf den Markt.
Der Wirkstoff blockiert ein Enzym im Stoffwechsel von Pflanzen (5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat-Synthase (EPSPS)) und stÖrt ihren Stoffwechsel so stark, dass sie absterben. Ein glyophosathaltiger Unkrautvernichter braucht nur die Blätter berühren und die gesamte Pflanze stirbt innerhalb einer Woche ab. Darum ist das Mittel bei Landwirten, Gärtnern und Hausbeseitztern sehr beliebt. Privatleute setzen es meistens gegen Unkraut auf Wegen ein, was allerdings verboten ist.
Glyphosat wird im Boden an Minerale gebunden und kaum ausgewaschen. Mikrorganismen zersetzen den Wirkstoff. Je nach Boden dauert der Abbau 3 Tage oder ein Jahr. Durchschnittlich wurde eine Halbwertszeit (der Abbau von 50% der Substanz) mit 32 Tagen bestimmt.

Glyphosat und Gentechnik

In den 1990ern wurden Nutzpflanzen gezüchtet, die gegen Glyphosat nicht anfällig sind. Es wurde mit Hilfe von Gentechnik in einige Pflanzen eine andere Variante der EPSP-Synthase eingebaut, die nicht durch Glyphosat gehemmt wird. Ein Plasmid (Stück ringförmige DNA) aus dem Bodenbakterium Agrobacterium tumefasciens wurde mit dem Code für dieses Enzym in die Pflanze eingeschleust. Das neue Enzym aus dem Bakterium übernimmt die Funktion in der Pflanze und sie kann von dem Herbizid nicht zerstÖrt werden. Dadurch kann ein Feld mit Rundup-resistenten Pflanzen flächendeckend mit dem Herbizid besprüht werden und nur die unerwünschten Beikräuter gehen ein. Leider hat sich herausgestellt, dass hier eine horizontaler Gentransfer zwischen Kultur- und Wildpflanzen stattfindet. Das Trägerplasmid und mit ihm das Resistenzgen wird durch saugende Insekten von einer Pflanze zur anderen getragen. Sie infizieren die Unkräuter quasi mit der Resistenz. In Nord- und Südamerika sind bereits 14 Arten von Roundup-Resistenten Ackerunkräutern bekannt. Darunter ist auch Ambrosia artemisiifolia, eins sehr invasives Unkraut, dessen Pollen starke Allergien und Asthma auslösen können.

Gesundheitsschädlich oder nicht?

Die Diskussion über die Schädlichkeit von Glyphosat wird seit Jahrzehnten geführt. Unbestritten ist, dass Glyphosat bzw. Glyphosatabbauprodukte im Grundwasser, in Lebensmitteln, im Urin und auch in menschlicher Muttermilch nachweisbar sind. Ich werde mich hier nicht an der Diskussion beteiligen, wie aussagekräftig Studien mit Krebsmäusen sein können und welchen Einfluss der Geldgeber auf das Ergebnis einer Studie hat. Offiziell gilt Glyphosat als wenig giftig für Tiere, es gibt keinen Nachweis, dass die Substanz Krebs auslÖst oder die Darmflora schädigt. Damit liegen keine zwingenden Gründe vor Glyphosat zu verbieten.

Steigender Verbrauch

Glyphosat ist das wirksamste Herbizid, dass wir kennen. Darum wird es weltweit am häufigsten eingesetzt. Der Verbrauch steigt ständig. In Deutschland wurden im Jahr 2000 etwa 3300 Tonnen Glyphosat (reiner Wirkstoff) verkauft. 2008 waren es 7500 Tonnen. Die Maisanbaufläche in Deutschland stieg im gleichen Zeitraum von 1,516 Millionen Hektar auf 2,087 Millionen Hektar an. Während die Anbaufläche für Silomais - für Viehfutter und Biogas zusammen - seit 1994 gleich geblieben ist, hat sich die Anbaufläche für KÖrnermais um 100.000 Hektar erhÖht. Den grÖßten Zuwachs hat aber der Mais, der speziell für Biogas-Anlagen angebaut wird.
Im Mais werden wenig Fungizide und Insektizide eingesetzt der Verbrauch an Unkrautvernichtern ist aber sehr viel hÖher als beim Anbau von Weizen oder anderen Kulturen.

Der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen steigt allgemein sehr an. Es werden immer mehr Pflanzen angebaut, die nicht als Lebensmittel genutzt werden und bei denen es darum nicht von Bedeutung ist ob sie Rückstände enthalten oder nicht. Kartoffeln für die Stärkeproduktion, Raps und Zuckerrüben für Bio-Sprit oder Pflanzen für Biogas werden immer mehr angebaut. Von etwa 400.000 Hektar im Jahr 1997 stieg die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe bis 2008 auf 1,9 Millionen Hektar. Den größten Anteil daran haben Raps und Mais.

Alternativen

Es gibt inzwischen Versuche mit Untersaaten unerwünschte Unkräuter zu unterdrücken, Bodenerosion und Auswaschung von Nährstoffen zu verhindern und die umweltverträglichkeit des Maisanbaus allgemein zu verbessern. Ein völliger Verzicht auf Unkrautvernichter wird in der Landwirtschaft von heute auf Morgen nicht möglich sein. Wenn kein Glyphosat mehr eingestezt werden kann, werden andere Präparate seinen Platz einnehmen.
Im privaten Bereich ist Glyphosat und jedes andere Herbizid dagegen völlig überflüssig.

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Glyphosat bei Wikipedia

H. Koch, B. Augustin (Glyphosat - Nutzen und Risiken.- Tagungsband zur 56. Wintertagung, S. 29- 33 Th. Hemmerde (2009): Untersuchungen von Herbizidresistenzen bei Unkräutern in Deutschland.- Bachelorarbeit, Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Organischen Landbau

Umweltrisiko Glyphosat

Bedeutung des Maisanbaus für die Landwirtschaft

Glyphosat im Haus- und Kleingarten

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