Die Basis der Agrargesellschaft ist das Getreide.
Das Getreide liefert die notwendige Energie (Kalorien), Mineralstoffe und Vitamine, um die Agrargesellschaft zu ernähren.
Wie bedeutend es ist, zeigt sich daran, dass überall auf der Welt Gräser in Kultur genommen wurden.
Bei uns sind es Weizen, Roggen und Gerste. In Asien spielt Reis die größte Rolle und in Süd- und Mittelamerika der Mais.
In Afrika bauen die Menschen Hirse an (Neolithischen Revolution).
Der Getreideanbau machte es möglich, dass der Mensch seßhaft werden konnte und ermöglichte erst die Erfindung zahlreicher Geräte, die für uns heute völlig normal sind.
Landwirtschaftliche Erträge früher und heute
Es gibt Schätzungen und seit dem Mittelalter auch Aufzeichungen zu den Flächenerträgen. Problematisch ist die Umrechung in eine heute gebräuchliche Maßeinheit.
Früher wurde zum Beispiel in Scheffel pro Joch gerechnet.
Die GrÖße eines Jochs war aber nicht einheitlich. Dazu kommt, dass Angaben in Doppelzentner oder Tonnen oft für bestimmte Regionen vorliegen, aber nicht als Durschnitt über ganz Deutschland.
Auf den Sandböden Ostdeutschland (Preußen) sind die Erträge aber geringer als in anderen Gebieten.
In der Tabelle stehen einige Erträge in Tonnen pro Hektar. Für Weizen, Gerste, Roggen und Kartoffeln sind es die deutsche Durchschnittswerte.
In Klammern ist der weltweite Durchschnitt. Bei Mais und Reis sind die durchschnittliche Flächenerträge weltweit angegeben.
Von echtem wildwachsen Wildreis können nur etwa 75 kg pro Hektar geerntet werden. Bei gezielter Aussaat, Düngung und Pflanzenschutzmitteleinsatz können bis zu 10 Tonnen erreicht werden.
2010 wurden weltweit im Schnitt 4,2 Tonnen Reis pro Hektar geerntet. In China waren es durchschnittlich 10,3 t/ha.
Die Spitzenerträge lagen bei bis zu 13,5 t. In anderen Ländern (Philippinen) liegt der durchschnittliche Ertrag bei etwa 2 t/ha.
Zeitraum | Weizen | Gerste | Roggen | Reis | Mais | Kartoffeln | technischer Stand in Europa |
Jungsteinzeit | 0,2 - 0,3 | 0,2 - 0,3 | Furchenstöcke, Joch und von Tieren gezogener Pflug, Steinklingen | ||||
Bronzezeit | Sicheln mit Metallklingen, Rad | ||||||
Antike und Eisenzeit | Wendepflug mit Metallschuh | ||||||
Mittelalter | 0,5 | 0,4 | 0,5 | Kummet als Ersatz für das Joch | |||
14. /15. Jhd. | 0,5 | 0,4 | 0,5 | ||||
16. /17. Jhd. | 0,9 | 0,6 | 0,8 | 2 | |||
1800 | 1,03 | 0,81 | 0,9 | 8 | |||
1850 | 1,23 | 1,12 | 1,07 | 3,6 | - | Egge, Düngung mit Stallmist und Mineraldünger, Kalk, Knochenmehl | 1870 | 1,5 | 1,3 | 1,27 | 9 |
1900 | 1,85 | 1,49 | 12 | erste landwirtschaftliche Nutzmaschinen | |||
1950 | 2,73 | 2,88 | 2,4 | 24,5 | Kunstdünger, chemischer Pflanzenschutz, landwirtschaftliche Nutzmaschinen, Bewässerung von Kartoffeläckern | ||
2000 | 7,57 (2,8) | 6,09 (2,4) | 5,61 | 3,9 | 4,4 | ||
2010 | 7,39 (3) | 6,3 (2,6) | 4,77 | 4,2 | 5,1 | 44 | |
Die Zahlen der Durchschnittserträge zeigen nicht nur, dass wir seit der Jungsteinzeit mehr Ertrag pro Hektar erwirtschaften, sondern im Vergleich der Ländermittel auch,
dass unabhängig von Technisierung und Düngemitteleinsatz die Erträge abhängig sind von Klima und Boden.
Insgesamt ist seit 1960 die weltweite Ernte an Getreide von 0,8 Milliarden Tonnen auf heute gut 2,3 Milliarden Tonnen gestiegen.
Das wurde durch die Zucht ertragreicherer Sorten, durch verbesserte Düngung und durch Pflanzenschutz möglich.
Der Flächenbedarf, um die Lebensmittel für einen Menschen zu produzieren, ist dabei ständig gesunken.
1900 verbrauchte ein Mensch 6.300 qm Land, 1950 2900 qm und 2015 nur noch 2.100 qm (Weingarten 2012).
Trotz steigender Weltbevölkerung und mehr produziertem Getreide, ist die Anbauflächen mit rund 0,6 Milliarden Hektar seit 1960 immer gleich geblieben.
In Deutschland sinkt die landwirtschaftliche Nutzfläche seit Jahren und weicht immer mehr Siedlungsraum.
Quellen:
Reinhard Rürup (1984): Deutschland im 19. Jahrhundert, 1815-1871.- 1 Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht
Thomas Nipperdey (1994):Deutsche Geschichte 1800-1866: Bürgerwelt und starker Staat, Band 1.- Verlag C.H. Beck
Jahrhundertvergleich
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Th. Hemmerde (2009): Untersuchungen von Herbizidresistenzen bei Unkräutern in Deutschland.- Bachelorarbeit, Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Organischen Landbau
Prof. Dr. Peter Weingarten (2012): Landnutzungswandel vor dem Hintergrund der Perspektiven in der Agrar- und Energiepolitik
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