Grüne Wolfschnecke, Grüne Raubschnecke - Edentulina obesa

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Raubschnecke aus Kenia

Die Raubschnecken suchen ihre Beute am Boden.

Edentulina obesa mit Beute

Wenn das Beutetier kriecht versetzt ihm die Raubschneke einen "Schlag", so dass es sich in das Gehäuse zurückzieht.

Raubschnecke mit Beute

Raubschnecke mit Beute

Zum Fressen steckt die Raubschnecke den Kopf tief in das Gehäuse des Beutetieres.

Raubschnecke nach dem Fressen mit Beute

Nach dem Fressen hält die Raubschnecke das Gehäuse des Beutetiers noch einige Zeit lang mit dem Schwanz fest.

Die Schnecken der Gattung Edentulina gehören zur Familie der Streptaxidae und leben räuberisch von anderen Schnecken. Sie gehören zu den natürlichen Feinden von Achatschnecken (Achatina fulica). Darum wurde Mitte des 20. Jahrhunderts bereits mehrmals versucht verschiedene Arten der Gattung Edentulina in anderen Ländern auszuwildern, um die dort hin verschleppten Achatschnecken zu bekämpfen.
Die Pflege von Edentulina obesa in Gefangenschaft hat sich als extrem schwierig erwiesen und es ist noch nie gelungen Tiere nachzuziehen.

Aussehen

Edentulina obesa hat ein kegelförmiges Gehäuse mit einer Höhe bis etwa 25 mm. Das Gehäuse ist weiß und durchscheinend. Der Körper der Schnecke ist leuchtend gelb. Durch das Gehäuse scheinen der gelbe Mantel und der grünliche Eingeweidesack durch. Die Fußsohle ist lang und schmal. Der Vorderkörper und der Schwanzteil sind schlank und sehr lang.

Verbreitungsgebiet von Edentulina-Arten

Generell werden als Verbreitungsgebiet der Edentulina-Arten Tansania, Kenia, Madagaskar, die Seychellen und die Komoren genannt (Wikipedia).
Seit etwa 2006 ist Edentulina obesa immer wieder einmal im Handel zu finden. Als Herkunftsland wird Kamerun angegeben. In der wissenschaftlichen Literatur habe ich keine Hinweise darauf gefunden, dass das Verbreitungsgebiet dieser Art über Kenia und Tansania hinausgeht und die Tiere auch in Westafrika vorkommen.
Bei Kobelt (1910) steht als Verbreitungsgebiet für Edentulina obesa "Südost-Afrika, Sansibar". Edentulina obesa wird unter anderem bei Lange & Mwinzi (2003), Tattersfield et al. (1998), Kasiwaga et al. (1983), Verdcourt (1983) und Williams (1951) erwähnt, die diese Schnecke alle in Kenia oder Tanzania fanden. Weiter südlich kommt sie dann schon nicht mehr vor. Muratov (2010) führt unter den Schnecken-Arten in Mosambik als einzige Art der Gattung Edentulina affinis auf.
In der Worldwide Mollusc Species Database fehlen Angaben zur Verbreitung von Edentulina obesa. Für Westafrika sind dort aber Funde von Edentulina affinis und Edentulina liberiana vermerkt. Das Verbreitungsgebiet von Edentulina liberiana erstreckt sich über Sierra Leone, Liberia und die Elfenbeinküste bis nach Kamerun (Binder 1963).
Wronski et al. (2014) führen unter den in Äquatorial Guinea gefundenen Landschnecken Edentulina martensi und Edentulina johnstoni auf.

Natürlicher Lebensraum von Edentulina obesa

Die Tiere leben in bewaldeten Gebieten in Tansania und Kenia. Sie sind nur während der Regenzeiten aktiv. In der Reagion gibt jährlich zwei Regenzeiten. Eine reicht von Anfang März bis Ende Mai und die zweite von Anfang November bis Mitte Dezember. Im Sommer (Achtung: Südhalbkugel) ist eine Trockenzeit von Dezember bis Februar. Während dieser Zeit ist es auch sehr heiß. Während der Trockenzeit sind die Schnecken nicht aktiv. Sie ruhen - vermutlich im Boden - bis es wieder kühler und feuchter wird. Es wird geschätzt, dass die Tiere etwa mit einer Dichte von einem Tier pro 100 Quadratmeter auftreten. Während der Regenzeit sind sie auf Bäumen und Sträuchern zu finden.

Ernährung von Edentulina obesa

Edentulina obesa frisst verschiedene Arten von Landlungenschnecken. Die Beuteschnecken bemerken die Raubschnecke nicht, bevor sie nicht bis auf eine Entfernung von etwa 4 cm herangekommen ist. Die Räuber schlagen mit einer schnellen Bewegung aus etwa 1 - 2 cm Entfernung zu, wobei sie ihren langen Vorderkörper ganz austrecken. Pfeilförmige Giftzähne wie die marinen Kegelschnecken haben Streptaxidae nicht. Es gibt auch keine Hinweise in der Literatur, dass die Tiere ein Gift abgeben. Auf den ersten Biss reagieren die Opfer, indem sie sich sofort ins Gehäuse zurückzuziehen. Die Raubschnecke kriecht dann in die Mündung des Gehäuses und packt den Körper des Beutetieres, das versucht sich tiefer in sein Gehäuse zurückzuziehen. Die Raubschneke folgt ihrem Opfer bis in die hinterte Windung. Bis zu 12 Stunden dauert es, bis die Raubschnecke die andere Schnecke ganz gefressen hat. Nach dem Fressen zieht die Raubschnecke ihren Kopf zurück ins eigene Gehäuse und schiebt ihr Schwanzende in das Gehäuse des Beutetiers. In dieser Stellung ruht die Schnecke mehrere Stunden, bevor sie das leere Gehäuse entgültig loslässt. Die Gehäuse sind dann meistens völlig leer.
Teilweise sind Korrosionsspuren im Inneren und auch an der Außenseite sichtbar, die durch den ätzenden Speichel der Raubschnecke verursacht werden.
Eine bevorzugte Beute ist Sitala jenynsi. Diese Baumschnecke ist im Lebensraum von Edentulina obesa weit verbreitet und häufig. Edentulina obesa Edouardia spp., Rachis punctata, Rachistia mozambicensis and Rachadina braunsi. Tropidophora letourneuxi und Maizania magilensis verfügen über Gehäusedeckel und sind darum von den Raubschnecken nicht angreifbar, wenn sie sich in ihr Haus zurückgezogen haben. Bei anderen Arten ist die Gehäusemündung zu klein oder durch Zähne verengt. Das macht es den Raubschnecken schwer in die Gehäuse ihrer Opfer zu kommen. Aus diesem Grund werden Gulella laevigata, Gulella usugarica und Gulella alieni nicht von den Raubschnecken gefressen.
Die Raubschnecken fressen auch kleine Jungtiere von Achatschnecken (Achatina fulica). Jungschnecken bis zu einer Größe von 5 mm werden geren als Beute angenommen. Wenn die Schnecken die Wahl haben, nehmen sie lieber kleinere Achastschnecken mit 15 mm Gehäusehöhe als größere mit 25 mm Höhe. Große Achatschnecken mit mehr als 10 cm Länge werden von den Edentulina obesa nicht attackiert(Kasigwa et al. 1983).
Auch in Terrarienhaltung fressen die Schnecken kein totes Futter. Sie nehmen keine Würmer an und fressen auch keine pürierten Mehlwürmer oder Gemüse. Das erste Problem bei der Haltung ist darum die Versorgung mit ausreichend Nahrung. Sie fressen außer jungen Achatschnecken auch dunkelmündige Hainbänderschnecken (Cepaea nemoralis). Strauchschnecken (Fructicola fruticum) werden aber nicht gefressen. Fehlt andere Nahrung, fressen die Raubschnecken auch Artgenossen.

Lebenszyklus

Über den Lebenszyklus dieser Schnecken ist so gut wie nichts bekannt. Sie ruhen in der Trockenzeit und verschließen währenddessen ihre Mündung mit einem dünnen Epiphragma. Junge Edentulina (vermutlich Edentulina affinis) wurden in mit Erde gefüllten Aushöhlungen in kalkigem Gestein gefunden. Meistens sind die Gelege unter Baumwurzeln oder umgefallenen Stämmen verborgen (Williams 1951).
Edentulina moreleti, eine endemische Art der Seychellen und der einzige Herbivore der Gattung, ist lebendgebärend.
Es ist nicht bekannt, wie alt Edentulina werden.

Terrarienhaltung

Diese attraktive Schnecke ist seit etwa 2006 als Terrarientier bekannt. Sie wurde immer wieder einmal importiert und angeboten. Sie überlebt selten länger als ein Jahr. Viele Tiere sterben vorher. Nachzuchten gab es bisher keine.
Da wir nicht wissen wie alt die Schnecken werden und wie alt sie sind, wenn wir sie bekommen, können wir nicht abschätzen ob die Tiere in den Terrarien unnatürlich früh sterben. Es gibt durchaus Schneckenarten, die nur einige Monate, ein Jahr oder 2 Jahre alt werden.
In einem Bericht in einem Schneckenforum heißt es, dass die Tiere länger leben, wenn sie wenig gefüttert werden. Es ist nicht bekannt, wie viele Schnecken bzw. wie viel Futter eine Edentulina benötigt. Meine 2 Schnecken haben in zwei Monaten zusammen 8 Hainbänderschnecken gefressen. Also eine Schnecke pro Woche und Raubschecke. Wenn sie nicht hungrig sind, greifen sie keine weiteren Schnecken an. Die leben dann tagelang unbehelligt mit im Terrarium. Die Raubschnecken zu überfüttern scheint mir darum nicht möglich.
Ich habe den Edentulinas mehrmals Strauchschnecken als Alternative zu den Hainbänderschnecken angeboten. Diese wurden aber auch dann verschmäht, wenn keine Bänderschnecken da waren. Letzteren wurden aber sofort attackiert, wenn ich sie nach so einer "Fastenzeit" zu den Raubschnecken setzte. Falsches Futter oder Eiweißvergiftungen oder ähnliches können wir als Ursache für ein "zu frühes" Sterben dann wohl auch ausschließen.
2011/2012 gab es Berichte über eine Nachzucht der Tiere in Russland. Dabei handelt es sich aber um ein Missverständnis. Eine Halterin war 2010 2 Monate im Urlaub gewesen und fand nach ihrer Rückkehr ein Gelege auf der Unterseite von einem Stück Holz. Dieses Gelege verschimmelte aber und es gab keine Jungtiere. Die Tiere legten auch später keine Eier mehr. Es stellte sich heraus, dass die Nachbarin, die die Tiere versorgen sollte diese vergessen hatte und die Tiere weder besprüht noch gefüttert worden waren. Erst als sich die Besitzerin ankündigte, machte sie das Terrarien wieder feucht. Ob die Eier während der Trockenperiode oder nach dem Wiederanfeuchten gelegt worden sind, ließ sich nicht feststellen. Eine Zusammenfassung des Berichts findet ihr in diesem Forumsbetrag.
Von Apfelschnecken ist bekannt, dass sie sich während der Trockenzeit oder in Kälteperioden eingraben und erst unter günstigen Bedingungen wieder an die Oberfläche kommen. Solche ruhenden, saisonalen Tiere werden größer und älter als Exemplare im Aquarium, die ständig aktiv sind.
Wir können davon ausgehen, dass sowohl Trockenheit, als auch Nahrungsmangel dazu führen, dass die Tiere in einen Energiesparmodus wechseln und eine Ruhepause einlegen. Eine andauernde "Regenzeit" könnte bei den Raubschnecken also die Lebenszeit verkürzen. Mehr noch: Die Schnecken dauerhaft feucht zu halten verhindert möglicherweise auch die Eiablage.

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Literatur:

E. Binder (1963): La reserve naturelle integrale du Mont Nimba. I. Mollusques. Mem. Inst, frang. Afr. noire 66: 13-31

P.F. Kasigwa, A.J. Mrema, J.A. Allen (1983): Predation by Mongooses, Rodents and Snails on Sitala jenynsi (Pfr.), Achatina fulica Bowdich and other Landsnails in coastal Tanzania.- Journal oft he East Africa Natural History Society and Nationa Museaum, 19. Mai 1983 No. 179

W. Kobelt (1910): Katalog der lebenden schalentragenden Mollusken der Abteilung Agnatha. - Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde 63: 138-196; Wiesbaden

Ch. N. Lange, M. Mwinzi (2003): Snail diversity, abundance and distribution in Arabuko Sokoke forest, Kenya.- African Journal of Ecology, 41, 61 67

Muratov, I. V. (2010): Terrestrial Molluscs of Cabo Delgado and Adjacent Inland Areas of North-Eastern Mozambique.- African Invertebrates 51(2):255-288

P. Tattersfield, M.B. Seddon, C. Park, C. Meena, N. Kayumbo (1998): Ecology and conservation of the land snails of the eastern Arc Mountains.- Journal of East African Natural History 87: 119-138

Verdcourt, B. (1983): A list of the non-marine Mollusca of East Africa (Kenya, Uganda, Tanzania, excluding Lake Malawi). Achatina 11, 200-239

Francis X. Williams (1951): Life-history studies of East African Achatina snails Published 1951 by Museum of Comparative Zoology in Cambridge, Mass .

T. Wronski, K. Gilbert, E. Long, B. Michá, R. Quinn, B. Hausdorf (2014): Species richness and meta-community structure of land snails along an altitudinal gradient on Bioko Island, Equatorial Guinea.- J. Molluscan Stud (2014) 80 (2): 161-168

Worldwide Mollusc Species Database

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