Aquaristik

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Ein Aquarium ist wie ein Teich, ein Fluss, eine Regentonne oder eine Pfütze eine Gewässer, in dem sich von allein mit der Zeit Lebewesen einfinden, um es zu besiedeln.
Füllen wir einen Glasbehälter nur mit klarem Leitungswasser, werden sich innerhalb weniger Tage Algen darin bilden. Sie verbrauchen die im Wasser enthaltenen Nährstoffe. Sobald alles weg ist verschwinden die Algen wieder.
Geben wir etwas organisches Material wie Laub oder trockenes Gras ins Wasser hinein entwickeln sich Kleinlebewesen wie Bakterien, Pantoffeltieren und Rädertierchen und das Wasser trübt sich. Ist das organische Material verbraucht sterben die Tiere ab.
In der Aquaristik geht es darum Aquarien nach den eigenen Wünschen zu gestalten und mit Tieren und Pflanzen zu besetzen, die wir selbst ausgewählt haben. Alle Lebewesen in dem Becken sollen artgerecht leben können und auf Dauer gesund bleiben. Zusätzlich soll das Aquarium dekorativ aussehen. Und das über Jahre hinweg.

Aquaristik
Aquaristik ist mehr als das Aufstellen eines Wasserbehälters mit Pflanzen und Fischen. Ein Aquarium ist ein Biotop mit Stoffkreisläufen. Darin sind zum Einen Materialien und Lebewese, die der Aquarianer hineingesetzt hat, und zum Anderen auch Lebensformen, die sich von allein einfinden, und Stoffe, die durch Umwandlungsprozesse entstehen. Ein Aquarium funktioniert nicht wie eine Biosphäre. Es ist ein offenes System. Wasser verdunstet, Nährstoffe werden umgewandelt und verbarucht, Futter wird hinzugegeben.
Im Idealfall müssen wir in die Kreisläufe im Aquarium nur wenig eingreifen. Funktioniert alles gut, brauchen wir nur die Tiere füttern und regelmäßig einen Teil des Wassers durch frisches austauschen. Das setzt aber vaoraus, dass wir akzeptieren, dass sich ein bestimmtes Gleichgewicht zwischen den Pflanzenarten und den Tieren einstellt. Je nachdem wir unser Wasser beschaffen ist, was wir an Futter ins Becken geben und welche Mikroorganismen sich ansiedeln, entsteht ein Lebensraum, der für die eine oder andere Art besser oder schlechter geeignet ist. Das hat zur Folge, dass einige Pflanzen und Fische sich massiv vermehren können, während andere sterben oder verdrängt werden. Stellt sich ein ungünstiges Verhältnis zwischen Nährstoffangebot und Pflanzenwachstum ein, kann es zum vermehrten Auftreten von Algen kommen.

Die Kunst der Aquaristik besteht nun darin Wasserwerte, Temperatur, Licht und Nährstoffangebot so aufeinander abzustimmen, dass eine gewünschte Kombination von Pflanzen und Tieren gut darin leben kann. Das setzt eine gute Beobachtungsgabe, Interesse und etwas Wissen über die biologischen Zusammenhänge voraus. Ein Patentrezept gibt es nicht. Jedes Aquarium ist ein einzigartiges Biotop.

Wasserchemie und Chemikalien
Vielfach wünschen sich Aquarianer eine einfache Lösung für ihre "Probleme". Dafür werden im Handel zahlreiche Wundermittel angeboten, die Algen oder Schnecken beseitigen. Tatsächlich sind diese Mittel alle überflüssig! Sie lösen nicht das Problem, sondern beseitigen kurzzeitig eines des Symptome.
Algen entwickeln sich, wenn zu viele freie Nährstoffe verfügbar sind. Durch das Abtöten der Algen verschwinden die Nährstoffe aber nicht. Es wachsen einfach neue Algen.
Die Nährstoffe im Wasser mit speziellen Filtermedien zu reduzieren ist auch keine dauerhafte Lösung. Die Nährstoffe fehlen dann über kurz oder lang auch den Aquarienpflanzen. Es kommt zu Mangel.
Schnecken vermehren sich, wenn sie genug Futter haben. Haben sie wenig Futter, legen sie weniger Eier. Hat man viele Schnecken, ist das der Beweis dafür, dass zuviel gefüttert wird.
Werden die Schnecken vergiftet, fehlen sie als Resteverwerter und ihre Leichen und die überschüssigen Futterreste verfaulen im Wasser. Bakterien und Blaualgen nutzen dann die Nahrungsquelle. Eine stinkende Brühe mit toxischen Abbauprodukten kann die Folge sein.

Auf Dauer kann man ein Aquarium nur erfolgreich pflegen, wenn sich ein Gleichgewicht einstellt.
Dazu muß das zugegebene Futter in seiner Quantität und Qualität zu den Bedürfnissen der Tiere passen.
Die chemische Zusammensetzung des Ausgangswassers muss den Ansprüchen der Pflanzen und Tiere weitgehend entsprechen.
Fehlende Pflanzennährstoffe müssen regelmäßig durch Düngung ergänzt werden.
Regelmäßige Wasserwechsel beseitigen Nährstoffüberschüsse und organische Abfälle.

Internetforen und andere dubiose Quellen
Heute ist es ganz einfach sich "Informationen" aus dem Internet zu holen. Schnell in einem Forum oder einer Facebookgruppe eine Frage stellen und "schwupp" schon kommt die Antwort ins Haus. Leider bekommt man in den allermeisten Fällen eine Antwort von Leuten, die "glauben" oder "meinen", nicht von Leuten, die wissen. Leider stehen hier "Glaubensfreiheit" und "Meinungsfreiheit" an erster Stelle und diese Besserwisser beharren darauf, dass sie das Recht haben, irgendwelche Dummheiten, die sie irgendwo aufgeschnappt haben, wie den Kelch der Weisheit weiterzugeben. Sie schreiben hemmunglos an Stellen ab, wo schlichte Formulierungen zu finden sind, weil die komplexen Vorgänge ihren Horizon übersteigen. Daher werden völlig falsche Informationen immer weiter verbreitet, weil man das ja "überall nachlesen" kann.
In der Aquaristik gibt es keine einfachen Lösungen. Es gibt Erklärungen und Lösungsansätze, aber keine Wundermittel! Der beste Ratgeber ist nicht der, mit den meisten Beiträgen im Forum, und auch nicht der, mit der kürzesten Antwort!
Wenn ein Problem auftritt, einfach selber mal nachdenken, nachfragen, die Ursache finden und eine sinnvolle Lösung für das eigene Aquarium suchen. Es hilft rein gar nichts, auszuprobieren was "FishyJack86" gemacht hat (auch wenn er in GROSSBUCHSTABEBN schreibt). Der Kerl hat ein anderes Aquarium und damit auch ein ganz anderes Problem!
Es ist nicht notwenig sämtlichen biochemischen Vorgänge im Aquarium vollständig zu verstehen. Es reicht zu akzeptieren, dass es sie gibt. Nichts hat immer nur eine eindeutige Wirkung.
Als Beispiel: Schalten wir das Licht im Aquarium aus um die Algen durch eine Dunkelkur abzutöten, betreiben die Pflanzen keine Photsynthese und der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt. Gleichzeitig atmen Pflanzen und Tiere weiter, so dass der Kohlendioxidgehalt im Wasser steigt. Mit dem Steigen des Kohlendioxidgehalts sinkt der pH-Wert. ....
Man kann natürlich auch einen Algenvernichter mit Kupfer ins Wasser geben. Kupfer tötet in für Algen kritischen Konzentrationen auch Froschbißgewächse (Wasserpest, Vallisnerien und Ottelien) ab. Je nachdem wie anfällig unsere Garnelen, Fische oder Schnecken sind, sterben sie oder eben nicht.
Zu wissen was etwas bewirkt, kann Euch helfen abzuschätzen, ob die Maßnahme für Euren Zweck geeignet ist.

Old-Fashion - Paper-Books
Ein unerschÖpflicher Quell des Wissens sind Bücher. Man kann sie in großen Mengen in speziellen Einrichtungen finden, die als Büchereien bekannt sind. Hat man sehr großen Gefallen an einem Thema gefunden, kann man Bücher sogar in speziellen Buchläden kaufen. Neuere Bücher über Aquaristik fallen durch gestochen scharfe Bilder von tollen Aquarien und lange Liste von Pflanzen und Gesteinsarten auf, die dafür verwendet wurden. Sinnvolle Hinweise zur Pflege eines Aquariums findet man darin in der Regel nicht.
Das perfekte Aquarienbuch für Einsteiger gibt es nicht. Entweder werden viele Themen nur oberflächlich angerissen oder ein spezielles Thema wird bis ins Detail vertieft. Darum muss man schon mehr als ein Buch in der Hand nehmen.
Grundsätzlich gilt, dass alte Bücher mehr echtes Wissen aus eigener Erfahrung des Autors enthalten. Sie sind aber an vielen Stellen in Bezug auf Technik und die Namensgebung bei Pflanzen und Tieren veraltet. Ein neueres Werk zum Vergleich ist darum immer hilfreich.
Für den ersten Einstieg finde ich "Die 10 Gebote für bepflanzte Gesellschaftaquarien" sehr gut. Dieses Buch von Peter Schwindt ist 2009 herausgekommen. Es trägt den Untertitel "Ein aquaristischer Schnellkurs" und bietet auch genau das. Das wichtigste Grundwissen über Aquarienpflege von der Besatzdichte über die Bepflanzung bis zur Fütterung wird hier alles erklärt.
Einen guten überblick über die gesamte Aquaristik bietet "Das Aquarium von ABC" - ein Lexikon - von Hans Frey (8. Auflage 1967). Hier werden Schwanzformen von Guppys und Laichfärbung von Barschen genauso gezeigt wie verschiedene Wasserinsekten. Es gibt auch einen Absatz "Einrichtung des Aquarium".
"Das Aquarium" von Hans Mayland (1978) stellt sehr viele Pflanzen und Fische aus dem Süßwasser und dem Meerwasser vor. Abgerundet wird durch Kapitel zu Wasser, Bodengrund, Technik und Einrichtung.
Einen guten überblick über die Grundlagen der Aquaristik bieten auch zwei neue Bücher über Nano-Aquaristik. Hier sollte man sich nicht vom Titel abschrecken lassen. Die Erklärungen, die hier zu finden sind, treffen auch auf große Aquarien zu. Die Auswahl der vorgestellten Tiere und Pflanzen beschränkt sich allerdings auf kleinbleibende Arten.
Da hätten wir zum einen das "Nano-Süßwasseraquarium" von Barbara Klingbeil (2009) und zum anderen die "Nano-Aquaristik" von Kai Quante. Beide Bücher liefern einen guten überblick über Grundsätze der Aquarienpflege, etwas Wasserchemie, Futter, Futterzuchten und Technik.
Wer sich intensiver mit der Biologie des Aquariums beschäftigen will, kommt aber an Aquarienpflanzenbüchern nicht vorbei. Schwankungen im Sauerstoffgehalt und pH-Wert im Tagesverlauf und Algenplagen werden hier genauso diskutiert wie Nährstoffmangel und Für und Wider von Bodenheizungen.
Das Maß der Dinge sind hier für mich "Bestimmung und Pflege von Aquarienpflanzen" von Paffrath (1979) und "Pflanzen im Aquarium" von Kaspar Horst (1986).
Wer dann noch auf die Pflanze kommt, für den sind die "Aquarienpflanzen" von Kasselmann (3. Auflage 2010) ein Muß.
Nicht alle dieser Bücher muss man besitzen. Aber ich glaube, man sollte sie einmal in der Hand gehabt haben.
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