Planarien im Aquarium

geschwungene Linie

Allgemeines über Planarien im Aquarium



Planarien in einem Aquarium

Planarienkopf mit Augen

Kopf einer Dugesia sp.

Planarien (auch Strudelwürmer oder Scheibenwürmer genannt) sind Räuber. Wenn man sie in einem Aquarium hat, wird man schnell feststellen, dass die Sterblichkeit der Jungfische, Garnelen, Krebse und Schnecken mit wachsender Planariendichte immer mehr zu nimmt. Die Bekämpfung der Strudelwürmer ist aber leider ausgesprochen schwierig. Sie sind nur für wenige Chemikalien anfällig und die bekannten Mittel zur Wurmbekämpfung können meist nicht eingesetzt, ohne dass auch die Garnelen, Krebse, Schnecken und Muscheln im Aquarium leiden.

Was sind Planarien und warum sind sie so gefährlich?

Die von Aquarianern als Planarien oder Scheibenwürmer bezeichneten Würmer sind frei lebende Strudelwürmer (Turbellarien). Sie haben einen abgeflachten, bewimperten Körper, Augen, ein Gehirn, ein einfaches Nervensystem, einen Verdauungstrakt, Fortpflanzungs- und Exkretionsorgane. Eine Herz oder ein Blutgefäßsystem, Lungen oder Kiemen haben sie nicht. In der Haut sind viele Drüsen, die Schleim absondern. Der Schleim schützt die Haut, hilft beim Gleiten und erleichtert die Nahrungsaufnahme. Es können sogar Beutetiere mit dem Schleim eingehüllt werden. Die meisten Arten haben zusätzlich in der Haut stäbchenförmige Sekretkörper, die als Rhabditen bezeichnet werden. Das enthaltene Sekret ist giftig und schützt die Planarien vor Fressfeinden und hilft beim Beutefang. Wird eine Planarie berührt stößt sie das Sekret aus, dass zu zähen klebrigen Schleim aufquillt, der am Angreifer klebt und ihn lähmen kann. Die meisten Arten im Aquarium gehören zu dieser Planariengruppe, die als Rhaditophora bezeichnet wird.

Körperteile von Macrostomum sp.

Körperbau einer Planarie am Beispiel einer Macrostomum-Art.


Ernährung

Alle Strudelwürmer sind Räuber. Die Mundöffnung ist auf der Unterseite, meist zwischen der Körpermitte und dem Vorderende. Kleine Arten strudeln mit Hilfe von Wimpern Nahrung ein. Sie fressen Bakterien, Amöben, und die schwimmenden Larven von Muscheln doer Schnecken. Größere Planarien können ihren Schlund (Pharynx) wie einen Rüssel vorstülpen und stoßen ihn in ihr Opfer. Süßwasserarten jagen Bachflohkrebse, Wasserasseln, Schnecken, Würmer und Insektenlarven. Es wird auch Aas gefressen. Planarien heften sich beim Beutefang blitzartig mit dem Kopf oder mit möglichst viel Fläche der Körperunterseite an der Beute an. Der Chitinpanzer von Krebstieren oder die Haut von Würmern und Schnecken wird mit Hilfe von Verdauungssekreten schnell durchbrochen und der Schlundrüssel dringt in den Körper des Beutetieres ein. Gewebeteile des Opfers werden aufgesaugt und in den Darm transportiert. Die Aufnahme der Nährstoffe erfolgt in den Blindsäcken des Darms. Einen Enddarm und einen Darmausgang haben diese Tiere nicht. Unverdauliche Reste werden über die Mundöffnung ausgestoßen. Schädliche Stoffwechselprodukte und bei den Süßwasserarten überschüssiges Wasser werden als Harn über Protonephridien ausgeschieden. Nach einer Mahlzeit kann es mehrere Wochen dauern bis der gesamte Darminhalt verdaut ist. Zwischenzeitlich kann aber wiederholt neue Nahrung aufgenommen werden.
In Hungerperioden beginnen die Tiere ihren eigenen Körper einzuschmelzen und verdauen sich quasi selbst. Die inneren Organe werden zurück gebildet. Planarien können so innerhalb von sechs Monaten auf ein Zehntel ihrer ursprünglichen Größe schrumpfen. Dauern die Hungerperioden darüber hinaus an, sterben die Tiere. Steht Ihnen rechtzeitig wieder Nahrung zur Verfügung, erholen sie sich vollständig und sind danach wieder voll fortpflanzungsfähig. Planarien im Aquarium auszuhungern ist also nicht möglich.

Sexuelle Fortpflanzung

Planarien sind Zwitter. Die Befruchtung erfolgt wechselseitig in dem mit einem Penis Spermien übertragen werden (reciprocale Begattung). Dabei ist es für den Wurm wesentlich attraktiver seine Spermien abzugeben, als selber welche zu empfangen, weil in die Produktion der Eier viel Energie investiert werden muss. Die Tiere saugen oft nach der Begattung an ihrer eigenen Geschlechtsöffnung, um die Spermien des Partners wieder los zuwerden. Im Verlauf der Evolution haben sich darum Wiederhaken an den Spermien entwickelt, die es schwer machen einmal aufgenommene Spermien wieder los zu werden.

Planaria torva

Planaria torva ist eine einheimische Art, die sich nur sexuell fortpflanzt. Sie kann mit Lebendfutter und in der Lungenhöhle von Schnecken aus Teichen eingeschleppt werden. Ihre Hauptnahrung sind kleine Schnecken.

Bei einigen Arten vermeiden die Tiere es selbst begattet zu werden, in dem sie ihren Penis durch die Haut eines Artgenossen rammen und die Spermien direkt in das Gewebe abgeben (hypodermische Begattung). Bei diesem Fortpflanzungstyp sind die Widerhaken an den Spermien zurück gebildet und die Spermien sind kleiner. Der Energieaufwand für die sexuelle Fortpflanzung wird so minimiert. Die befruchteten Eier werden mit Hilfe von Drüsen, die um die weibliche Geschlechtsöffnung herum angeordnet sind, in hartwandigen Kokons eingeschlossen. Zunächst sind die hell gelb, werden dann orange-rot und sind nach wenigen Stunden voll ausgehärtet und dunkelbraun bis schwarz. Die Kapseln werden von einigen Arten einfach fallen gelassen. Andere Planarien heften sie mit Hilfe eines aushärtenden Schleims an Steinen oder Pflanzen. Eikokons werden immer an dunklen Orten oder nachts abgelegt. Dauereier schützen die Nachkommen vor Trockenheit und Frost und können mit Wasser und Wind verbreitet werden. Die Dauereier des Alpenstrudelwurms (Crenobia alpina) überdauern den sibirischen Winter mit -40 bis -50 °C.
Es werden aber nicht immer Dauereier gebildet. Der Glas-Strudelwurm (Mesostoma ehrenbergii) bildet weichhäutige, hell gefärbten Subitan-Eiern, die aus Selbstbefruchtung hervorgehen. Aus ihnen schlüpfen bereits nach wenigen Tagen im Körper der Mutter voll entwickelte Planarien, die durch die Geschlechtsöffnung ins Wasser gelangen. Dauereier bilden die Tiere erst im Winter. Sie sind braun und bleiben bis zum Tod der Mutter in ihrem Körper. Nach einer mindestens viermonatigen Ruhephase unter 10 °C können sich die Eier unter günstigen Bedingungen entwickeln. Bei 16 bis 20 °C schlüpfen nach etwa einer Woche die Jungtiere. Sie wachsen heran und paaren sich. Sechs bis acht Wochen später sterben die Tiere und geben die Dauereier frei.
Manche Planarien sind dauerhaft fruchtbar und andere Arten legen nur im Sommer oder Winter Eier und bilden außerhalb der Fortpflanzungszeiten die Geschlechtsorgane zurück. Manche Planarien haben Rassen, die sich nie geschlechtlich vermehren. Dugesia tigrina vermehrt sich in europäischen Gewässern zum Beispiel nur ungeschlechtlich. Von Dugesia subtentaculata gibt es normale diploide Populationen, die sich geschlechtlich fortpflanzen, und triploide, die sich nur teilen.

Asexuelle Fortpflanzung

Viele Planarien vermehren sich durch Querteilung (Fission). Einige, wie der Fadenstrudelwurm (Catanula lemna) oder der Kettenstrudelwurm (Microstoma lineare), bilden vor der Teilung bereits vollständige Körper, die in Tierketten aneinanderhängen bis sie auseinandergewachsen sind. Bei Dugesia gonocephala bildet sich auf dem Rücken ein dunkler Fleck und dann ein Loch. An dieser Stelle löst sich das Gewebe auf und im Verlauf von wenigen Minuten bis mehreren Stunden trennt sich der Körper an der Stelle durch. Bei anderen Arten beginnt die Einschnürung von den Seiten oder sie reißen schnell und unregelmäßig durch in dem sich der Hinterleib anheftet, während der Vorderkörper weiter kriecht. Beide Körperteile bewegen sich dann unabhängig voneinander fort. Innerhalb von etwa 2 Tagen bildet das Hinterende einen neuen Kopf inklusive Augen und Gehirn und das Vorderende einen neuen Schwanz. Auch wenn man die Tiere zerteilt regenerieren sie sich. Das wird durch Neoblasten im Planariengewebe möglich, aus denen mehr als 30 neue Zelltypen entstehen können.

Unzerstörbare Killer?

Planarien haben keine oder wenig Fressfeinde, können sich teilen, regenerieren sich vollständig nach Verletzungen und überdauern Hungerphasen von sechs Monaten. Linien von asexuell vermehrten Planarien konnten bereits über Zeiträume bis 15 Jahre erhalten werden. Unsterblich sind Planarien aber nicht. Der Glas-Strudelwurm wird nur wenige Wochen alt, andere Arten mit ähnlichem Entwicklungszyklus leben etwa 3 bis 4 Monate. Schmidtea mediterranea ist eine Art aus der Familie der Dugesiidae und nahe mit unseren Aquarienplanarien verwandt. Sie wird bis zu drei Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Macrostomum lignano liegt bei etwa 7 Monaten. Maximal werden die Tiere 28 Monate alt. Die Milchweiße Planarie (Dendrocoelum lacteum) konnte im Labor über einen Zeitraum von 5 Jahren am Leben erhalten werden. Die einzelnen Tiere haben also eine begrenzte Lebenszeit. Interessant ist, dass diese kleinen Würmer alle kein Licht vertragen. Eine starke Lichtquelle (Sonne, Schreibtischlampe) tötet Planarien in weniger als einer Minute. Ihre Körper lösen sich auf.


Macrostomum sp.

Diese Macrostomum-Art ist etwa 2 mm lang.

Dugesia

Die weißen Dugesia sind in vielen Aquarien zu finden.

Planarien im Aquarium

Gibt es zu viele Planarien sterben die Schnecken.

Planarien im Aquarium

Die Artzugehörigkeit von Planarien im Aquarium ist schwer zu bestimmen. Zum einen sind sie recht klein und arttypische Merkmale sind ohne Mikroskop nur schwer auszumachen. Zum Anderen fehlt Bestimmungsliteratur. Da es sich um eingeschleppte Tiere handelt, die mit Pflanzen oder im Futter ins Aquarium gelangen, können sie von überall her auf der Welt stammen. Man müsste also einen Bestimmungsschlüssel aller Turbellarien der Welt vorliegen haben um die Tiere eindeutig zu identifizieren.
Als Aquarienbewohner wurden bisher Dugesia austroasiatica, Dugesia dorotocephala und Dugesia tigrina identifiziert. Bei einer weiteren Art handelt es sich möglicherweise um Rhodax evelinae und auch mehrere Macrostomum-Arten leben in tropischen Süßwasseraquarien.


Verschiedene Arten - verschiedene Lebensweisen

Der gefleckte Strudelwurm (Dugesia tigrina oder Girardia tigrina) stammt ursprünglich aus Amerika ist durch den Aquarienhandel mittlerweile weltweit verbreitet. Die Tiere werden etwa 18 mm lang und 1 mm breit. Sie sind braun oder grau gefleckt. Der Kopf ist keilförmig. Die Augen sind von einem weißen Hof umgeben. Der Schlund liegt etwa in der Körpermitte. Die Art vermehrt sich hauptsächlich durch Teilung, während der Genitalapparat meist zurück gebildet ist. Die größten Vermehrungsraten gibt es bei 25 bis 28°C. Bei niedrigen Temperaturen unter 10 °C entwickeln sich funktionstüchtige Geschlechtsorgane und die Tiere paaren sich (Winterlaicher). Die Eikapseln sind braun, rund, 1,3 mm im Durchmesser und gestielt. Im Schnitt schlüpfen nach 2 Wochen jeweils 5 Jungtiere. Als Nahrung dienen kleine Krebstiere, Würmer und Insektenlarven. Wie bereits erwähnt, ist bei dieser Planarienart in Europa bisher keine sexuelle Fortpflanzung nachgewiesen worden. Von Dugesia austroasiatica und Dugesia dorotocephala wurden dagegen Tiere mit aktiven Geschlechtsorganen in Aquarien gefunden. Sie legen also im Aquarium auch Eier.
In meinen Aquarien habe ich neben Dugesia/Girardia auch eine Macrostomum-Art gefunden. Diese weißen bis grauen Würmer sind etwa 3 mm lang und mit bloßem Auge schwer zu erkennen. Der Schlund ist vorne, direkt hinter den Augen. Diese Planarien pflanzen sich eindeutig geschlechtlich fort. Unter dem Mikroskop sind Eier und Penis bei den Tieren sichtbar. Obwohl sie sehr klein sind, sind sie dennoch Räuber. Sie attackieren kleine Schnecken und Muscheln. Macrostomum tuba wurde bereits vor 45 Jahre als Bewohner von Aquarien in Europa identifiziert. In Japan hat man Macrostoma gigas gefunden. Manche Systematiker gehen davon aus, dass es sich um zwei verschiedene Arten handelt, andere fassen Macrostoma gigas als Synonym von M. tuba auf. Ich vermute, dass es sich bei meinen Plagegeistern um Macrostomum longituba handeln könnte.
Wir haben es in der Süßwasseraquaristik also mit mehreren verschiedenen Arten von Turbellarien zu tun, von denen sich einige geschlechtlich fortpflanzen und Eier leben, während andere sich ausschließlich durch Teilung vermehren.

Verwechslung mit anderen Würmern

Manchmal treten im Aquarium harmlose Borstenwürmer auf, die dann meist für Planarien gehalten werden. Sie sind haarfein. Während sich Planarien gleitend fortbewegen, ziehen sich Borstenwürmer zusammen und strecken sich wieder. Auch Egel werden oft mit Planarien verwechselt. Mit Saugscheiben am Kopf und am Hinterende halten sie sich abwechselnd fest. Der Köper streckt sich, während das Hinterende Halt findet. Dann heften sie sich mit dem Kopf an, währen der Hinterleib nachgezogen wird. Im Gegensatz zu den Detritus fressenden Borstenwürmern können Egel den Aquarienbewohner schaden. Bilder von Egeln und Borstenwürmern sind auf der Seite "Plagegeister" zu finden.

Planarien und die Aquarienbewohner

Planarien fressen an Eiern, Aas und an lebenden Tieren. Sie sind Nahrungskonkurrenten, Räuber und Parasiten. Je kleiner das Aquarientier ist, desto stärker ist es durch Planarien gefährdet. Fischlarven und auch die Larven unter dem Bauch von Garnelen werden angefriffen. Jungschnecken, kleine Fische und Junggarnelen haben in Aquarien mit Planarien eine erhöhte Sterblichkeit. Teilweise kommen gar keine Jungtiere mehr hoch. Die Bestände überaltern und sterben letztendlich aus.

Planarien im Schneckenaquarium

Schneckenarten reagieren unterschiedliche empfindlich auf Planarien im Aquarium. Die Pianoschnecke (Taia naticoides) vermehrt sich trotz starker Planariendichte weiter. Das könnte daran liegen, dass die Jungtiere lebend geboren werden und recht groß sind. Bei der ebenfalls lebendgebärenden Malaiischen Turmdeckelschnecke (Melanoides tuberculata) wachsen die Jungtiere nicht heran, wenn zu viele Planarien im Becken sind. Sie sind aber auch deutlich kleiner als der Nachwuchs der Pianoschnecke. Irgendwann kommt es dann auch zu einem Massensterben der ausgewachsenen Turmdeckelschnecken. Ob sie von den Würmern getötet werden oder ob das an einer überalterung des Bestandes liegt kann ich nicht sagen. Die Jungen der Eiförmigen Schlammschnecke (Radix balthica) überleben ebenfalls nicht. Die Alttiere scheinen aber ab einer gewissen Größe nicht mehr angegriffen zu werden. Blasenschnecken (Physella acuta) sind recht beweglich und versuchen die Würmer durch heftiges Schütteln ihres Gehäuses und herumrollen los zu werden. Trotzdem sterben Blasenschnecken in Aquarien mit Planarien als erstes aus. Ihre geringe Größe macht sie zu guten Beutetieren.

Planarien und Egel zwischen Schnecken

Planarien und Egel saugen an Schnecken und schwächen sie dadurch.

Wahrscheinlich werden auch die Gelege der der meisten Schnecken angefressen. Die afrikanische Apfelschnecken Lanistes cf. varicus und die Zebra-Apfelschnecke (Asolene spixi) legen ihre Eier in gallertigen Klumpen an Wasserpflanzen ab. Die Schlupf- und überlebensraten der Jungtiere werden durch die Planarien deutlich gesenkt. Die Alttiere stellen irgendwann die Vermehrung ein und sterben. Die Zebra-Apfelschnecke gehörte zu den ersten Arten, die bei einem Planarienbefall vollständig aus meinen Becken verschwunden ist. Im Gegensatz dazu, hat sich die Paradiesschnecke (Marisa cornuarietis), die ebenfalls unter Wasser laicht, weiter vermehrt. Bei den Spitzen Apfelschnecken (Pomacea diffusa) und bei den Nixenschnecken (Neritina turrita, Neritina juttingae) ist sehr auffällig, dass die Tiere in stark mit Planarien befallenen Aquarien schnell sterben. In einem Becken in dem verhältnismäßig wenigen Planarien, aber massenhaft Schneckenegel (Alboglossiphonia heteroclita) waren, überlebten die Tiere jedoch und alle Arten legten hier noch lange Eier. Sie scheinen von den Egeln wenig beeinträchtigt zu werden. Ganz im Gegensatz zur Pianoschnecke, die sich in dem Becken mit Egeln nicht halten konnte. Brotia herculea und die Teufelsdornschnecken (Faunus ater) scheinen durch die Planarienplage keinen sichtbaren Schaden zu nehmen. Diese Arten vermehren sich allerdings auch nicht im Aquarium, so dass nichts zur Sterblichkeit von Jungtieren gesagt werden kann. Die Zahl der Posthornschnecken (Helisoma duryi und Planorbella scalaris) wird durch Planarien stark reduziert. Die Schnauzenschnecken (Bithynia tentaculata) und die winzigen Brunnenschnecken, können völlig ausgerottet werden.


Die Bekämpfung ist schwer

Planarien im Aquarium

Für Schnecken und Garnelen sind nicht nur die Planarien, sondern auch Mittel zu ihrer Bekämpfung gefährlich.

über ein Jahr lang habe ich versucht in meinen Aquarien den Einsatz von Wurmmitteln zu vermeiden. Dann war die Planarienpopulation so groß, dass sie ganze Schneckenbestände ausrotteten. Blaue, weiße, goldene, braune und grüne Apfelschnecken, Zebra-Apfelschnecken, sowie die Afrikanische Apfelschnecke Lanistes varicus und auch die Rennschnecken starben in der Zeit bei mir aus.
Alternative Bekämpfungsmethoden funktionieren nicht. Das Absaugen der Tiere ist uneffektiv und die im Filter und im Boden werden nicht erreicht. Die Köder in Planarienfallen sind uninteressant so lange es genug Futter gibt. Weniger zu füttern schwächt die Schnecken und die Planarien fallen verstärkt über sie her, weil alternative Nahrung fehlt. Die Umstellung auf rein pflanzliches Futter mag am Anfang die Vermehrung der Planarien verlangsamen. Die Schnecken aus dem Becken zu nehmen und in ein komplett neues Becken umzusetzen scheitert daran, dass die Planarien an und in den Schnecken sind und so mit ihnen umziehen. Mehr als 30 Planarien habe ich einmal in der Mantelhöhle einer einzigen Pomacea canaliculata gefunden.
Bei etwa 100 kleinen Aquarien mit Schnecken, Garnelen und Krebsen, die alle mit Planarien durchseucht waren und aus denen irgendwann täglich tote Tiere entfernt werden mussten, war eine chemische Bekämpfung zum Schluss nicht mehr zu vermeiden.
Obwohl ich wusste, dass die Mittel auch meinen Schnecken schaden würden, habe ich sie eingesetzt, um irgendwann einmal wieder Schnecken halten zu können.

Flubenol / Flubendazol

Den ersten Bekämpfungsversuch habe ich mit Flubenol gemacht, weil wir von dem Pulver noch etwas zu Hause hatten. Der Wirkstoff Flubendazol wird in die Körperzellen von Würmern und anderen niederen Tieren aufgenommen und sorgt, dafür das die Zellen sich auflösen. In meinem Testbecken waren Apfelschnecken, Turmdeckelschnecken, Schlammschnecken (Radix balthica), Posthornschnecken, Blasenschnecken und leider auch einige Pianoschnecken (Taia naticoides), die ich bei beim Absammeln übersehen hatte. Nachdem ich das Flubenol zugegeben habe, waren innerhalb weniger Stunden kaum noch Planarien zu sehen. Nach einigen Tagen waren nur noch wenige Tiere an den Scheiben und sie fielen herunter, wenn man sie antippte. Also habe ich nach 7 Tagen einen Wasserwechsel gemacht. Zwei Tage später saßen wieder tausende von Planarien an den Scheiben. Die zweite Behandlung eine Woche später über 12 Tage war genauso erfolglos. Alle Apfelschnecken, Posthornschnecken, Blasenschnecken und viele Turmdeckelschnecken waren an der Behandlung gestorben. Die wenigen Pianoschnecken, die sich zu Beginn der ersten Behandlung in dem Becken befanden, waren dem Flubenol etwa 30 Minuten ausgesetzt, bevor ich sie gesehen habe und sie in ein anderes Aquarium umsetzte. Zu dem Zeitpunkt waren sie vermutlich bereits tot. Sie bewegten sich jedenfalls nie mehr. Einige wenige Schlammschnecken haben die Behandlung in dem Testbecken überlebt. Planarien und Egel waren in ihrer Dichte nicht merklich vermindert.
Flubenol wirkt lange nach und kann für Nixenschnecken (Neritidae) und Apfelschnecken (Ampullarridae) und die großen "Turmdeckelschnecken" aus den Gattungen Brotia und Tylomelania auch dann noch tödlich sein, wenn die Behandlung in dem Aquarium mehrere Monate und viele Wasserwechsel zurück liegt. Eingesetzten Testschnecken (Planorbella und Pomacea) starben in dem Aquarium innerhalb weniger Stunden. Flubenol ist nach meiner Erfahrung zu Bekämpfung von Planarien in Becken mit Schnecken völlig ungeeignet. Diese Beobachtung deckt sich mit der anderer Aquarianer, auch wenn man oft erfolgreich die Planarien ausrotten konnte. Häufig wurde nach der Behandlung mit Flubenol auch von reduzierter Fruchtbarkeit bei Garnelen berichtet.

Panacur / Fenbendazol

Den zweiten Versuch machte ich mit Panacur. Der Wirkstoff Fenbendazol behindert den Zellstoffwechsel und die Ausbildung des Spindelapparates bei der Zellteilung in den Eiern. Die Würmer sterben, wenn sie dem Mittel über einen Zeitraum von mehr als drei Tagen in ausreichend hoher Konzentration ausgesetzt sind.
Ich habe eine Tablette mit 500 mg Wirkstoff zerdrückt und in 1,6 l warmen Wasser so weit aufgelöst, wie es möglich war. Nach dem Aufschütteln der Suspension kam in jedes Aquarium 2 ml pro Liter Aquarienwasser. Eine Tablette habe ich so auf 800 l Wasser verteilt. Die Dosierung betrug also 0,625 mg Fenbendazol pro Liter Wasser. Nachdem in einem Testbecken die Planarien schnell reagierten und die Schnecken keinerlei Schäden zeigten, wendete ich das Medikament in allen unseren Aquarien an. Es gab dabei keine Todesfälle durch das Mittel. In den Aquarien waren Melanoides tuberculata, Thiara scabra, Pomacea diffusa, Pomacea glauca, Pomacea canaliculata, Marisa cornuarietis, Taia naticoides, Faunus ater, Brotia herculea, Radix balthica, Helisoma duryii, Planorbella scalaris, Bithynia tentaculata und Physella acuta. Die Pianoschnecken (Taia naticoides) brachten in der Behandlungszeit sogar Jungtiere zur Welt, die ebenfalls keine Auffälligkeiten zeigten. Auch Garnelen, Krebse und die Fische wurden nicht erkennbar geschädigt.
Nach einer Woche habe ich dann das Wasser gewechselt und glücklicherweise keine Planarien mehr gefunden. Einige Tage später starben recht plötzlich einige Apfelschnecken und auch viele Turmdeckelschnecken. Ich vermute, dass durch die Zersetzung der Planarien Giftstoffe frei wurden, die den geschwächten Schnecken den Rest gegeben haben. In den Aufzuchtbecken von Pomacea diffusa und Pomacea glauca in denen es keine sichtbaren Planarien gab, die aber zur Sicherheit prophylaktisch mitbehandelt worden waren, gab es nämlich keine Ausfälle. Man sollte also besser wiederholt das Wasser wechseln, um die Reste der toten Planarien zu entfernen. Der übrige Schneckenbestand fing nach der Panacur-Behandlung schnell wieder an sich zu vermehren.
Da meine 30 Rennschnecken und die 20 Fruit Snails bereits vor der Panacurbehandlung durch Planarien und Egel getötet worden waren, kann ich zur Wirkung dieses Wurmmittels auf Neritidae nichts sagen. Schneckenegel werden durch Panacur definitiv nicht abgetötet.


No Planaria

Dieses Präparat mit Extrakten aus der Betelnuss (Frucht der Arek-Palme Areca catechu) hatte ich mir ebenfalls besorgt. Es steht drauf, dass es nicht in Becken mit Schnecken angewendet werden sollte. I ch habe mir aber sagen lassen, dass es in halber Dosierung ausreichend gegen Planarien wirkt und Schnecken nicht geschädigt werden. Auch bei normaler Dosierung soll die Anwendung bisher bei mehr als 20 Schneckenarten ohne Nebenwirkungen geblieben sein. Wir haben das Mittel nur in Aquarien mit Fischen und Garnelen eingesetzt. Nebenwirkungen konnten wir keine feststellen. Die Planarien waren bereits nach einmaliger Behandlung weg.
Die Betelnuß wurde früher auch zur Behandlung von Wurmerkrankungen bei Katzen und Hunden eingesetzt. Inzwischen wird sie nicht mehr verwendet, weil die Nebenwirkungen (u. a. übelkeit, Erbrechen, abdominale Krämpfe, Schwäche und Kollaps) zu stark waren. Es ist also auch mit diesem Präparat Vorsicht geboten. Nicht in die Hände von Kindern gelangen lassen!

Schlußfolgerungen

Wenn die Planariendichte in einem Aquarium mit Wirbellosen zu groß wird, ist eine Bekämpfung mit chemischen Mitteln nicht mehr zu vermeiden. Wenn keine Jungtiere mehr heranwachsen und sogar Alttiere sterben, überwiegt der Nutzen gegenüber dem möglichen Schaden. Wie effektiv die Bekämpfung ist hängt, zum Einen von dem verwendeten Bekämpfungsmittel und zum anderen von der Planarienart ab. Einige Planarienarten vermehren sich nur asexuell durch Teilung und andere Arten legen Eier. Bei eierlegenden Planarien ist eine Nachbehandlung der Aquarien nach etwa zwei bis drei Wochen sinnvoll, um sicher auch eine mögliche Folgegeneration zu bekämpfen. Panacur hat sich bei mir als schneckenfreundliches Bekämpfungsmittel bewährt.
Durch die toten Planarien werden aber Stoffe frei, die den Schnecken schaden. Bei sehr starkem Befall ist es darum sinnvoll, möglichst viele Würmer vorher abzusaugen oder mit einer Planarienfalle fangen, um diese Belastung so gering wie möglich zu halten. Auch tägliche Wasserwechsel während der Behandlung helfen. Dann muss aber entsprechend nachdosiert werden.
Zum Zeitpunkt der Behandlungen waren in meinen Aquarien keine Raubschnecken, Nixenschnecken und auch keine Tylomelania, so dass ich keine Aussage zur Wirkung auf diese Arten treffen kann. Alle behandelten Schneckenarten habe kurz nach der Behandlung mit Panacur wieder angefangen sich zu vermehren.

Systematik der Planarien

Planarien gehören zu den Plattwürmern. Der Stamm der Plattwürmer wird in drei Klassen unterteilt:
Bandwürmer (Cestoda): ca. 3500 Arten von Darmparasiten
Saugwürmer (Trematoda): ca. 6000 Arten von Ekto- und Endoparasiten
Strudelwürmer (Turbellaria): ca. 3000 Arten von freilebende Plattwürmer
Die Strudelwürmern werden als Planerien bezeichnet. In der Aquaristik ist auch der Begriff "Scheibenwürmer" gebräuchlich. Zu den Planarien gehören kleine Arten mit nur 1 mm Länge und große Arten bis zu 60 cm Länge (z. B. Bipalium kewense, die Gewächshaus-Planarie). Sie leben im Süßwasser-, Salzwasser oder an Land (z. B. Platydemus manokwari).
Die Klasse Turbellaria wird in verschiedenen Ordnungen unterteilt. Diese Ordnungen sind wiederum in Familien, Gattungen und Arten gegliedert.
Catenulida
Haplopharyngida
Lecithoepitheliata
Macrostomida
Nemertodermata
Polycladida
Prolecithophora
Rhabdocoela
Seriata
Temnocephalida
Tricladida

Die bisher identifizierten Planarien im Aquarium gehören zu den Ordnungen Seriata, Macrostomidae und Rhabdocoela.

Ordnung Seriata
Unterordnung Tricladida
Familie Dugesiidae
- Dugesia austroasiatica
- Dugesia dorotocephala
- Girardia tigrina
Familie Dimarcusidae
- Rhodax sp.
Familie Planariidae
- Planaria torva

Ordnung Macrostomida
Familie Macrostomidae
- Macrostomum sp.
Familie Microstomidae
- Microstoma sp.

Ordnung Rhabdocoela
Familie Typhloplanidae
- Bothromesostoma personatum


geschwungene Linie

Literatur:

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M. Wilstermann-Hildebrand (2012): Planarien in Schneckenaquarien bekämpfen.- Amazonas 45, 26-31

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