Die Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) ist als Schwimmpflanze für Aquarien und Teiche bekannt. Andere Eichhornia-Arten werden als Stängelpflanzen für Aquarien verwendet. Typisch für diese Wasserpflanzen sind ihre leuchtend violetten oder blauen Blüten.
Die Eichhornien gehören zu den Pontederiaceae (Wasserhyazinthengewächse).
Der Gattungsname soll zu Ehren des preussischen Ministers J. A. Fr. Eichhorn (1779-1856) vergeben worden sein.
Es gibt schwimmende und im Grund verwurzelte Eichhornia-Arten. Einige sind also Schwimmpflanzen und andere Stängelpflanzen.
Typisch sind große violette oder bläuliche Blüten.
Alle Wasserhyazinthengewächse haben eine auffällige Besonderheit gemeinsam: die absterbende Blätter verfärben sich blauschwarz bevor sie vergehen.
Das ist bei der Azurblauen Eichhornie und auch bei dem
Seegrasblättrigen Trugkölbchen (Heteranthera zosterifolia) gut zu sehen.
Bei der Wasserhyazinthe Eichornia crassipes sind auch die Wurzeln oft schwartz gefärbt.
Das ist bei diesen Schwimmpflanzen normal und kein Anzeichen von Fäulnis. Die Verfärbung wird durch Mikroorganismen verursacht, die den Pflanzen
bei der Aufnahme von Nährstoffen helfen.
Die Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) gehört zu den schlimmsten invasiven Arten unter den Wasserpflanzen.
Die Schwimmpflanze vermehrt sich schnell und bildet dichte, lichtundurchlässige Schichten auf der Wasseroberfläche.
Untergetauchte Wasserpflanzen werden so vom Licht abgeschnitten. Schwimmblattpflanzen werden verdrängt.
Wasserwege werden unpassierbar, Schleusen und Turbinen werden blockiert.
Die Art wurde weltweit verschleppt und ist eines der schlimmsten Wasserunkräuter.
Auf Sri Lanka gibt es sie seit 1904. Bereits seit 1909 stellt sie ein ernst zu nehmendes Problem dar.
1988 wurde als biologisches Bekämpfungsmassnahme der Käfer
Neochitina eichhorniae
nach Sri Lanka eingeführt (Room & Fernando 1992).
Auch im Viktoria-See stellen die Pflanzen ein Problem dar.
Ende der 1990er nahm die Pflanzendichte aber stark ab, ohne dass ein Grund dafür bekannt war.
Versuche haben später gezeigt, dass möglicherweise eine starke Bewölkung und zu feuchte Bedingungen durch El Nino
im Jahr 1997/1998 das Wachstum der Pflanzen stark beeinträchtigt hat (Williams et al. 2005).
Am Nil in Ägypten wurden die Pflanzen vermessen und hatten durchschnittlich ein Gewicht von 40 Gramm Frischgewicht
bei 7,4 Blättern. Jede bedeckt etwa 450 Quadratzentimeter. Die Pflanzen sind unter guten Bedingungen sehr schnellwüchsig.
Eine einzelne Pflanze kann in 200 Tagen Vegetationszeit 3.418.800 Ableger produzieren und dann eine Fläche von etwa 15.000 Quadratmeter bedecken
(Batanouny & El-Fiky 1975).
Synonyme:
Pontederia azurea Swartz 1788
Piaropus azureus (Swartz) Britton
Herkunft: tropisches Amerika
Aussehen:
Die Unterwasserblätter sind gegenständig
in zwei Reihen am Stängel. Sie haben linealische Spreiten von 6-20 cm Länge und 1 cm Breite.
Die Blätter sind hellgrün. Weil alle Blätter nach rechts und links in der Reihe stehen, wirkt der Stängel wie ein einzelnes gefiedertes Blatt das aus dem Boden wächst.
Die blühreife (seneszente) Form hat Schwimmblätter und wirft ihre Unterwaserblätter ab.
Die Schwimmblätter sind fast kreisrund und haben einen Durchmesser bis 16 cm. Die Blüten sind azurblau oder hell bis kräftig lila mit einem gelben Fleck auf
einem Kronblatt. Sie sind in dichten Ähren angeordnet.
Temperatur: 18-30 °C
pH-Wert: 6,0-7,5
Härte: 2-12 °KH
Licht: mittel bis viel
Sonstiges:
Die Pflanzen lassen sich sehr gut über Stecklinge vermehren. Die Triebe werden etwa 5 cm über dem Boden abgeschnitten und die Triebspitzen wieder eingesetzt.
Das untere Stängelstück treibt wieder aus. Das funtioniert am besten bei jungen Trieben, die noch keine Schwimmblätter gebildet haben.
Die Pflanze kommt wegen ihrer eigenwilligen Form am Besten zur Geltung, wenn die Stiele einzeln gesteckt werden.
Synonyme:
Pontederia crassipes Martius 1823
Herkunft:
Südamerika (Nordbrasilien), weltweit in die Tropen verschleppt
Aussehen:
Die Pflanzen können einen Durchmesser von bis zu 50 cm erreichen.
Die Rosette besteht aus gestielten, runden oder ovalen Blättern.
Der Blattstiel ist bauchig verdickt und mit schwammigem Gewebe gefüllt.
Er dient als Schwimmkörper. Die einzelnen auf der Oberfläche treibenden Rosetten sind unter Wasser durch Ausläufer verbunden.
Die blau-schwarzen Wurzeln können sehr lang werden. Der Blütenstand wird im Zentrum auf einem bis 50 langen Stängel gebildet.
Bis zu 30 Einzelblüten sind in einer Scheinähre angeordnet. Das obere der sechs blass violetten Kronblätter hat einen blauen Fleck mit einem gelben Zentrum.
Temperatur: 18 - 33 °C
pH-Wert: 6,0 - 7,8
Härte: 2 - 15 °KH
Licht: viel
Sonstiges:
Im Aquarium kann die Wasserhyazinthe einen Durchmesser bis 15 cm erreichen, wenn ausreichend Nährstoffe vorhanden sind.
Sie blüht im Aquarium selten und nur mit wenigen, kleinen Blüten. Im Sommer auf dem Gartenteich sind die Blüten zahlreicher.
Sie gedeiht aber nur in warmen Gewässern in der Sonne gut. Der Nährstoffbedarf ist hoch.
Die Fotosyntheseleistung der Pflanzen ist bei Stickstoff- und Phosphatmangel reduziert.
Aber bereits ab einem Angebot von 10 mg/l Stickstoff im Wasser ist die maximale Wuchsrate der Pflanzen erreicht.
Der Gesamtstickstoffgehalt in den Blättern kann auf 5% ansteigen (Wilson et al. 2005).
Normal sind durchschnittlich 1,5% in Pflanzen, manchmal können bis zu 3 % gespeichter werden
(siehe Ernährung, Stickstoff).
Bei 30 °C ist die Wuchsrate am grössten.
Höhere oder niedrigere Temperaturen reduzieren die Zuwachsraten (Wilson et al. 2005).
Die Länge und Zahl der Seitenwurzeln wird durch das Phosphatangebot beeinflusst.
Sie sind bei niedrigem Phosphatgehalt des Wasser bis zu 2,5 mal länger und es sind etwa doppelt so viele pro Zentimeter Wurzellänge.
Der Durchmesser der Seitenwurzeln wird dann aber geringer. Insgesamt haben die Wurzeln einen grÖsseren Anteil an der Gesamtbiomasse der Pflanze, wenn der Phosphatgehalt niedriger ist.
Die Seitenwurzeln können dann bis zu 99,8% der gesamten Wurzeloberfläche ausmachen (Yonghon Xie 2003).
Die Wurzeln sind Lebensraum für zahlreiche Tiere. Bei einer Untersuchung in Mexiko wurden 96 Arten gefunden, die im Wurzelsystem
der Wasserhyazinthe lebten. Milben (15), Decapoden (14) und Mollusken (12) wurden am häufigsten gefunden (Rocha-Ramirez
et al. 2006).
Synonyme:
Heteranthera diversifolia Vahl 1806
Herkunft:
Mittelamerika, Guyana, Venezuela, Brasilien
Aussehen:
Die hellgrünen Blätter sind wechselständig
am Stängel. Sie haben linealische
Spreiten von etwa 9 cm Länge und 2-5 mm Breite. Die Schwimmblätter sind gestielt, rund bis herzförmig mit runder Spitze und haben eine GrÖsse von etwa 2 x 3 cm.
Die Blüten sind hellblau bis blauviolett. Eines der sechs Kronblätter hat einen gelben Fleck.
Temperatur: 20-28 °C
pH-Wert: 5,5-7,5
Härte: 2-12 °KH
Licht: viel
Sonstiges:
Die Art ist weiter verbreitet als Eichhornia azurea.
Sie sollte im Aquarium die Oberfläche nicht erreichen, weil sie sonst beginnt Schwimmblätter zu bilden.
Die unteren Blätter werden dann schwarz und unansehnlich.
Der Nährstoffbedarf ist hoch.
Unter Wasser sieht die Art Heteranthera zosterifolia recht ähnlich, die sich leichter kultivieren
lässt und weniger anfällig ist.
Literatur:
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