Muschelblume, Wassersalat - Pistia stratiotes

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Pistia im Thermalbachs in Villach

Muschelblumen und Vallisnerien im Thermalbach in Villach.

Habitus von Pistia stratiotes

Die Blätter geben der Muschelblume Auftrieb. Mit den langen Wurzeln verfangen sie sich in Ufervegetations oder wachsen im Uferschlamm fest.

Die Muschelblume gehört zu den Aronstabgewächsen (Araceae) und ist mit den Speerblättern (Anubias) und den Wasserkelchen (Cryptocoryne) verwandt. Die Pistia wurde früher als Medizinalpflanze genutzt und ist vermutlich darum weltweit verbreitet. Bereits Plinius (77 n.Chr.) soll die Verwendung im alten Ägypten beschrieben haben. Dort soll sie zur Bekämpfung von Hautreizungen bei Rose (Erysipelas) und zur Förderung der Heilung bei Hautabschürfungen genutzt worden sein. Auch in Indien wird die Pflanze medizinisch genutzt. Der Saft der Blätter wird in Koosnußöl erhitzt, um chronische Hautkranheiten zu behandeln. Zusammen mit Rosenwasser und Zucker werden Extrakte aus den Blättern zur Behandlung von Husten und Asthma verwendet. Warme Packungen aus den Blättern sollen gegen Hämorhiden helfen. Die Wurzeln sollen abführend (laxativ) und harntreibend (diuretisch) sein. Ringelflechte (Tinea) soll verschwinden, wenn man die Asche der Pflanze auf die Kopfhaut reibt.

Die Bedeutung des Gattungsnamens ist unbekannt. Die Ableitung vom griechischen "pistos" = "trinkbar", schein unwahrscheinlich. Eine Verkürzung aus dem lateinischem "pistillum" = "(Mörser-)Stößel", in Bezug auf die Form der Blüte, ist möglich (Genaust 2005). Vielleicht bezieht es sich aber auch auf die medizinische Verwendung für die die Pflanzen um Mörser zerrieben werden musste.

Muschelblume, Wassersalat - Pistia stratiotes LINNÉ 1753

Synonyme:
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Herkunft: unbekannt, in den Tropen und Subtropen weltweit verschleppt, in Europa kommt die Pflanzen in Thermalgewässern vor

Blütenstand von Pistia stratiotes

Der Blütenstand der Muschelblume besteht aus einem weiblichen Teil (weißes Knöpfchen unten) und einem männlichen Teil (oben), der von einem haarigen Hüllblatt, der Sptaha umgeben ist. Die Blüte ist etwa 1 cm groß.
Aussehen:
Die schwimmenden Blattrosetten haben einen Durchmesser von 2 bis 30 cm. Im Aquarium kümmern die Pflanzen oft und bleiben sehr klein. Die einzelnen, blaugrünen Blätter sind spatelförmigen und filzartig behaarten. In den inneren Blattachseln wachsen winzige, muschelförmige, behaarte, weisse Blüten. Die weiblichen Blütenteile reifen vor den männlichen. Sie sitzen im unteren teil des Blütenstandes. Ist die Narbe aufnahmefähig, öffnet sich die untere Falte der Spatha und gibt den Zugang zu ihr frei.
Erst, wenn die Narbe keinen Pollen mehr aufnehmen kann, öffnet sich der obere Teil der Spatha mit den Pollengefäßen.
Die Wurzeln werden bis 40 cm lang. Meist sind sie hell, können aber auch durch assoziierte Bakterien und Algen bläulich schwarz sein.

Temperatur: 22-30 °C
pH-Wert: 5,5-8,0
Härte 2-12 °KH
Licht: mittel bis sehr viel

Sonstiges: Es gibt zwei Typen, die sich dadurch unterscheiden, dass bei dem einen die Blätter in sich stark gewellt sind und bei dem anderen nur gerippt.
Die Pflanzen können in flachen Aquarien am Boden anwachsen. Sie vertragen keine starke Hitze und kein Schwitzwasser. Darum sind sie in offenen Aquarien besser aufgehoben als in geschlossenen. Durch Wassertropfen auf den Blättern werden lokale Fäulen verursacht.

Die Muschelblume gehört zu den schlimmsten "Wasserunkräutern" weltweit. Sie ist als Neophyt überall dort zu finden, wo die Temperaturen im Winter nicht unter den Gefrierpunkt sinken. Unter anderem ist die Pistia in Ungarn in verschiedenen Thermalgewässern zu finden, wo sie für die Produktion von Teich- und Aquarienpflanzen gezeilt ausgesetzt wurde.
Auch im österreichischen Villach in einem Bach, der Wasser von einem Thermalbad abführt, sind neben Cryptocorynen und Vallisnerien auch Muschelblumen zu finden.
In Deutschland finden sich Bestände in der Erft, deren Wasser streckenweise durch die Einleitung von Grubenwasser aus dem Tagebau aufgewärmt ist.

Im Sommer gedeiht die Pistia auch auf dem Gartenteich. Der Wassersalat wächst sehr schnell und entzieht dem Wasser viele Nährstoffe. Zusätzlich beschatten die Pflanzen die darunter liegenden Wasserbereiche. Darum eignen sie sich gut, um in überdüngten Gartenteichen das Wasser zu klären. Die Pflanzen werden dazu einfach frei schwimmen gelassen oder durch eine Barriere in einem bestimmten Bereich (z. B. Filterzone des Schwimmteiches) gehalten. Während sie wachsen bauen sie Stickstoff und Phosphat in ihre Substanz ein und reinigen so das Wasser. überschüssige Pflanzen werden entfernt - und mit ihnen auch die Nährstoffe. Bei hohem Nährstoffgehalt wachsen die Pflanzen schnell und müssen häufiger entfernt werden. Bei niedrigem Nährstoffgehalt wachsen sie langsam. Die entfernten Pflanzen können einfach kompostiert werden.

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Literatur zu Pistia:

Linné (1753): Species Plantarum, 2, 963

H. Lyr, H Streitberg (1955): Die Verbreitung von Hydropoten in verschiedenen Verwandtschaftskreisen der Wasserpflanzen.- Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg 4, 471-483

C. D. Sculthorpe (1966): The Biology of Aquatic Vascular Plants.- Edward Arnold (Publishers) Ltd. London

R. Teufel (1988): Ein Sorgenkind unter den Aquarienpflanzen: Die Muschelblume Pistia stratiotes.- Das Aquarium 22(7), 416-418

B. Kahl (1989): Aquarienpflanzen.- GU-Kompaß, Gräfe und Unzer GmbH, München

H.C.D. De Wit (1990): Aquarienpflanzen.- 2. überarbeitete Auflage, übersetzt aus dem Niederländischen von Dr. Edy Roche, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim)

K.L.S. Harley, R.C. Kassulke, D.P.A. Sands, M.D. Day (1990): Biological control of water lettuce, Pistia stratiotes [Araceae] by Neohydronomus affinis [Coleoptera: Cuculionidae].- Entomophaga 35 (3), 363-374

Th. Kappel, R.H. Anken (1992): Eine dekorative und robuste Schwimmpflanze: Pistia stratiotes L. .- Aqua Planta 4-92, 150- 153

H. Schneider (1993): Berühmt-berüchtigte Schwimmpflanzen.- DATZ 46(12), 791-794

R. Kolodzey (1993): Die Muschelblume.- DATZ 46(2), 107-108

R. Suttner (1997): Die Muschelblume.- Das Aquarium 31(9), 46-48

C. Kasselmann (1999): Aquarienpflanzen.- 2. Auflage, DATZ-Atlanten, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart

Wee Yeow Chin, Tan Bee Hong (2002): A Guide to Medical Plants.- Singapore Science Center

H. Genaust (2005): Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.- genehmigte Lizenzausgabe, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg

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