Die Ottelien gehören zu den Hydrocharitaceae (Froschbissgewächse).
Dazu gehören neben den bekannten Wasserschrauben
auch die Wasserpest und die Krebschere
(Stratiotes aloides).
Weltweit gibt es etwa 30 Arten. Die Gattung wurde 1805/1807
von Persoon aufgestellt. Seit 1934 gehören die Arten aus der Gattung
"Boottia" dazu. In der älteren Literatur taucht manchmal auch
der Gattungsname Damasonium auf (de Wit 1990).
O. alismoides und O. ulvaefolia, die von
Zeit zu Zeit im Handel sind wachsen meist gut in mittelhartem Wasser, solange
genug freies Kohlendioxid und Licht zur Verfügung stehen (Kasselmann
1999). Ein nährstoffreicher Bodengrund ist von Vorteil. Am Betsen
gelingt die Kultur unter Langtagbedingungen, also mit einer Beleuchtungsdauer
von mehr als 12 Stunden. Dann blühen die Pflanzen auch im Aquarium
uns setzen Früchte an. Die Samen keimen unter Licht bei hohen Temperaturen
von 22 - 30 °C. Die Jungpflanzen benötigen einen nährstoffreichen
Boden und müssen vor dem Veralgen geschützt werden. Oft wurden
die Samen in der Vergangenheit über den Herbst und Winter gelagert.
Dann ist aber wohl die Keimrate gering. Erfahrungsberichte zur Aussaat
von Ottlelia alismoides und O. ulvaefolia findet man bei
Barth
und Stallknecht, deWit und Tomey.
Ich habe Sie hier bei den jeweilen Arten zusammengefasst wieder gegeben.
Generell sagt man dass Schnecken und Fische die Blätter
gerne fressen. Das konnte ich selbst aber bisher nicht beobachten. Wasserveränderungen
oder Umpflanzen führen oft dazu, dass die Blätter absterben und
dann von Schnecken gefressen werden. Wachsende Pflanzen und junge Blätter
wiesen bei uns bisher keine Schäden auf.
Blüte von O. alismoides |
Bluete von O. ulvaefolia |
Froschlöffelähnliche Ottelie, TaucherblümchenOttelia alismoides (Linné) Persoon 1805Synonyme:Stratiotes alismoides LINNÉ 1753
Herkunft:Asien, Australien, Ägypten, verwildert in Italien Aussehen:Die Pflanzen werden bis zu 75 cm hoch. Die Blätter haben bis zu 50 cm lange Stiele. Sie sind dreikantig und an den Rändern gezähnt. Die Stärke der Zähnung nimmt von unten nach oben ab. Die Blattspreiten sind eiförmig. Sie sind durchscheinend hell grün. Die Blüten sind selbstfruchtbar und setzten auch Samen an ohne sich vorher zu öffnen (Kleistogamie). Die drei Kronblätter sind lanzettlich und weiß. Die Kelchblätter sind linealisch mit abgerundeter Spitze. Die Blütenknospe ist grün, teilweise rötlich überlaufen und hat vier gewellte Flügel. Beim Aufblühen streckt sich der Griffel und Kelch- und Kronblätter werden aus dem Wasser geschoben. Der Fruchtknoten bleibt unter Wasser von der geflügelten Hülle umgeben. Nach der Befruchtung niegt sich der Blütenstandstiel und zieht die Frucht unter Wasser. Junge Sämlinge haben bandförmige Blätter und sehen Vallisnerien ähnlich. Erst wenn sie über 15 cm hoch sind bilden sie die typischen langgestielten, eiförmigen Blätter aus. Temperatur: 22-30 °C pH-Wert: 6,0-7,5 Härte: 2-18 °KH Licht: mittel bis viel Sonstiges:Die Pflanzen werden sehr groß. Sie sind anspruchslos und wüchsig. Beim Transport nehmen die Blätter oft Schaden und sterben ab. Es werden in der Regel aber problemlos neue gebildet (Wilstermann-Hildebrand 2009). Eine Nachzucht aus Samen ist möglich. Die Pflanzen
sind selbstfruchtbar. DeWit schreibt über
Ottelia
alismoides: "Die reifende Frucht taucht unter Wasser und platzt nach
10 - 14 Tagen. Wenn man den Samen gewinnen will, muss die fast reife Frucht
abgeschnitten und in einem Wasserbehälter nachgereift werden. Den
Samen hältert man in wenig Wasser oder auf feuchtem Sand, nicht unter
20 °C. Nach 2 bis 4 Monaten kann man ihn bei 25 °C in einer flachen
Schale auf nasser Erde aussäen. nach dem Pikieren erhöht man
den Wasserstand allmählich." Als Kultursubstrat (Erde) empfiehlt er
für Ottelia alismoides 25% Ton, 50 % Sand und 25 % Torfmull.
Brünner
empfiehlt
eine Mischung aus abgelagerter Komposterde, Torf und Lehm im Verhältnis
3:2:1. Er gibt an, dass er die Samen feucht bei 18 °C aufbewahrt und
im Frühjahr in leichter Erde bei 30 °C aussät.
Ottelia alismoides wird in Asien gekocht und gegessen
(Sainty & Jacobs 1981).
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Blätter von Ottelia alismoides,
Die Blattstiele sind gezähnt. |
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Ottelia alismoides von oben und den Fruchtknoten der Blüte von unten Richtung Wasseroberfläche fotografiert. |
Ovalblättrige OttelieOttelia ovalifolia (R. Brown) RICHARD 1811Synonyme:Damasonium ovalifolium R. BROWN 1810 Herkunft:Australien Aussehen:Die jungen Pflanzen bilden nur wenige, vergängliche, bandförmige Unterwasserblätter. Es werden schnell Schwimmblätter gebildet. Diese sind oval, dunkel grün und bis zu 16 cm lang und 3-6 cm breit. Ihre Stiele können eine Länge von etwa einem Meter erreichen. Die Blüten haben eine dicke, gerippte, etwa 6 cm lange, 2-lappige Spatha. Sie sind zwittrig und haben einen Durchmesser von etwa 5-6 cm. Die Kelchblätter sind grün, 1,5-2,3 cm lang. Die drei weißen Kronblätter sind an der Basis braun-violett und 4-5 cm lang. Die Narben sind in 3 Gruppen zu etwa 4 Stück angeordnet. Die Frucht wird zur Reife unter Wasser gezogen. Sie ist flaschenförmig und hat deutliche Rippen. Die Samen sind schmal, 2-3 mm lang und fein behaart. Die Pflanzen blühen im Sommer und Herbst. Die Samen keimen im folgenden Frühjahr (September bis November) Jungpflanzen ähneln Vallisnerien. Temperatur: 22-26 °C pH-Wert: 6,0-8,5 Härte:2-18 °KH Licht: mittel bis viel Sonstiges:Die Pflanzen wachsen in langsam fließenden Flüssen
oder in ruhigen Zonen von stärker strömenden Gewässern.
In Australien wird die Art als Teichpflanze kultiviert. Da sie nur Schwimmblätter bildet eignet sie sich nicht für die Kultur im Aquarium. Unter dem Namen wird aber manchmala auch O. ulvaefolia angeboten. |
Schwimmblätter von Ottelia ovalifolia im Orara-River (New South Wales)
Blüten und Früchte findet man
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Ulvablättrige OttelieOttelia ulvaefolia (Planchon) WALPERS 1852Synonyme:Damasonium ulvifolium PLANCHON 1849
Herkunft:tropisches Afrika, im Norden bis nach Zimbabwe, auch Madagaskar Aussehen:Die Jungblätter sind bandförmig. Die Folgeblätter sind lang gestielt, mit 20 bis 45 cm langen und 6 bis 10 cm breiten Spreiten. Die Spreiten sind breit lanzettlich bis linealisch, mehr oder weniger stark gewellt. Schwimmblätter werden selten gebildet. Es gibt zwei Formen. Bei der einen sind die Blätter breiter und färben sich bei intensivem Licht rötlich (nicht im Handel). Bei der zweiten Form sind die Blätter schmaler, hell grün mit rötlich braunen Marmorierungen. Die Blätter wellen sich stark. Die Kronblätter sind gelb oder weiß. Sie werden beim Aufblühen durch den sich streckenden Griffel über die Wasseroberfläche gehoben. Der Fruchtknoten bleibt unter Wasser in einer abgeflachten, ovalen Spatha. Die Blüten öffnen sich nur für wenige Stunden. Eine Befruchtung ist aber auch durch Selbstbestäubung bei geschlossenen Blüten möglich. Jede Frucht enthält viele kleine Samen. Temperatur: 21-28 °C pH-Wert: 5,0-7,0 Härte: 2-12 °KH Licht: mittel bis viel Sonstiges:Die Pflanzen sind schnellwüchsig. Bodengrunddüngung ist von Vorteil. Sie gelten Allgmein als einjährige Pflanzen. Das scheint aber in der Natur durch das Austrocknen des gewässer bedingt zu sein. Im Aquarium wachsen die Pflanzen problemlos ohne Ruhepausen mehrere Jahre lang.
Nach dem Blühen biegt sich der Blütenstandstiel
um und zieht die reifende Frucht unter Wasser.
De Wit berichtet, dass er ohne Erfolg versucht habe die Pflanzen lebend einzuführen. Die Blätter zerfielen an der Luft und die Pflanzen erholen sich nicht mehr. Der Transport ist auch heute noch ein Problem. Die Pflanzen verlieren ihre Blätter leicht bei Wasserveränderungen oder wenn sie anwelken. Sie erholen sich schnell wieder, wenn man sie einpflanzt. Leider können weder die Fachhändler noch die Kunden etwas mit den blattlose Strunken anfangen. Daher findet man die Pflanzen so gut wie nie im Handel. Die Nachzucht aus Samen ist möglich. Die Früchte entwickeln sich im Inneren der Spatha.
Links scheint die Frucht durch die Spatha durch. rechts ist ein Teil der Hülle entfernt und der Blick auf die Frucht frei. Unten sieht man die noch unreifen Samen in der geöffneten Frucht. Im Aquarium gehen die Samen und Jungpflanzen aber oft
verloren, weil sie von Schnecken gefressen werden. Es empfiehlt sich sie
aufzufangen in dem man einen Beutel um die reifende Frucht bindet.
Hagen Elsner, der mir die folgenden Bilder freundlicher Weise zur Verfügung gestellt hat, säte die Samen direkt nach dem Freisetzen aus der Frucht aus. Sie wurden von der Wasseroberfläche des Aquariums abgefischt, zunächst in einem Glas mit Aquarienwasser auf den Glassteg des Aquariums gestellt und später in eine Schale mit Wassergesättigtem Torf überführt. Die Schale - eine leere Eisdose - wurde mit dem Deckel verschlossen und an ein Fenster ohne direkte Sonneneinstrahlung aufgestellt. Die Temperatur betrug 22 bis 24 °C. Nach 14 Tagen keimte der erste Samen.
Links: Keimung der ersten Samen Anfang August
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Ottelia ulvaefolia
Typisch sind die transparenten,
Pflanze im Aquarium
Spatha mit Blütenknospe
sich öffnende Knospe
Offene Blüte. Darunter im Wasser
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Persoon (1805/1807): Syn. 1, S. 400
R. Brown (1810): Prodr. Fl. Nov. Holl., S. 344
Richard (1811): Mém. Inst. Paris, S.27, 78, Taf. 7
Walpers (1852/53): Ann. 3, S. 510
G. Brünner (1953): Wasserpflanzen.- Gustav wenzel und Sohn, Braunschweig
G.R. Sainty, S.W.L. Jacobs (1981): Waterplants of New South Wales.- Water Resources Commission N.S.W.
K. Helbig (1985): Ottelia alismoides (Linné) Person, die froschlöffelähnliche Ottelie.- TI (H) 72, 30-32
K. Horst (1986): Pflanzen im Aquarium.- Ulner, Stuttgart
H.C.D. De Wit (1990): Aquarienpflanzen.- 2. Überarbeitete Auflage, übersetzt aus dem Niederländischen von Dr. Edy Roche, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim)
H. Barth, H. Stallknecht (1990): Pflanzen fürs Aquarium.- 1. Auflage, Urania-Verlag, Jena
C. Kasselmann (1999): Aquarienpflanzen.- 2. Auflage, DATZ-Atlanten, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
W. A. Tomey (2001): Ottelien - Schöne, jedoch empfindliche Solitärpflanzen im Aquarium.- Das Aquarium Nr. 387
Gärtnerei Oriental (2001): Aquatic Plant Handbook.- Singapur
G.R. Sainty, S.W.L. Jacobs (2003): Waterplants in Australia.- Sainty and Associates Pty Ltd
Wilstermann-Hildebrand, M., Hildebrand, C. (2009): Alte und neue Raritäten für das Aquarium.- Amazonas 24, 70-75
A. de Graaf (2010): Erfahrungen mit Ottelia ulvifolia.- Amazonas 28, 68-69
© Wilstermann-Hildebrand 2010 - 2013