Als Freund von Schnecken und Pflanzen sind mir Krebse doch eher suspekt und weniger willkommen. Die
Zwergflusskrebse aus der Gattung Cambarellus
sind jedoch zumindest unproblematisch mit Pflanzen zusammenzubringen. Schnecken werden dagegen von allen Krebsen gerne gefressen.
Die Cambarellus-Arten lassen sich in Aquarien mit kleinen und mittelgroßen Fischen pflegen.
Sie eignen sich gut für Nanoaquarien. Die Weibchen leben gerne etwas versteckt und die innerartliche Aggressivität ist oft recht hoch.
Darum benötigen die Tiere reichlich Rückzugsmöglichkeiten und genug Verstecke. Es sollten auch nicht zu viele Tiere auf kleinem Raum gehalten werden.
Mehr als drei Tiere in einem 40-Liter-Aquarium sollten es nicht sein.
Da es sich um Arten aus den gemäßigten Breiten handelt, können sie bei Zimmertemperatur in unbeheizten Becken gepflegt werden.
Es werden alle Arten von Fischfutter, Spezialfutter für Krebse, Laub, Frostfutter und verschiedene Gemüsesorten angenommen.
Da die Färbung sehr variabel und bei den einzelnen Arten sehr ähnlich ist, erfolgt eine eindeutige Artunterscheidung bei den Cambarellus
anhand der männlichen Geschlechtsorgane und ist eine Aufgabe für Krebsspezialisten.
Dieser Orange Zwergkrebs (CPO) aus dem Mexikanischen Lago de Patzcuaro ist einer der beliebtesten Krebse in der Aquaristik.
Die Wildform der Art ist gelbraun mit zwei dunkleren Streifen auf beiden Körperseiten.
Es wurde aber in Holland eine orangefarbene Varietät selektiert, die mittlerweile in der Aquaristik weit verbreitet ist.
Sie lassen sich anders als die Marmorkrebse auch in bepflanzten Aquarien halten.
Diese Krebse leben nur im Lago de Pátzcuaro in Mexiko. Das ist ein Kratersee 2000 m über dem Meeresspiegel.
Der pH-Wert liegt bei 9, die Härte schwankt zwischen 12,5 °dGH und 18 °dGH und die Temperatur zwischen 15 °C und 25 °C.
Die Wildform ist ähnlich wie der unten abgebildete C. puer gefärbt, hat aber keinen dunklen Streifen an den Seiten
des Carapax. Die Tiere werden 3 cm lang. Ein weiterer ähnlicher Vertreter der Gattung ist C. shufeldtii. Er wird etwa 2-3 cm lang. Wie bei C. puer
gibt es auch hier eine gestreifte und eine marmorierte Form.
Die kleinen roten Krebse werden als CPO´s bezeichnet. Die Färbung ist unterschiedlich intensiv.
Wenn das Weibchen sich gehäutet hat findet die Paarung statt.
Der kleine Krebs kommt in Missouri, Illionois, entlang des Mississippi bis Louisiana, in Texas und Oklahoma vor.
Die Farbe variiert zwischen braun-rot und grau. Charakteristisch sind die Streifen auf dem
Carapax und dem Abdomen. Die Tiere erwachsnen Tiere sind zwischen 1,8 und 3,3 cm groß. Männchen sind kleiner als Weibchen.
Die Weibchen können fast das ganze Jahr über mit Eier gefunden werden. Sie tragen zwischen 40 und 110 gleichzeitig.
Die Tiere sind mit etwa 3 Monaten geschlechtsreif. Sie vermehren sich unproblematisch und der Bestand erhält sich ohne unser Zutun im Aquarium.
Die Lebenserwartung liegt bei etwa 2 Jahren.
Für die Haltung ist ein Aquarium mit einer Kantenlänge ab 60 cm zu empfehlen.
Die Einrichtung besteht aus aufgeschichteten Steinen, in deren Hohlräumen sich die Tiere verstecken.
Die Tiere fressen die Pflanzen im Aquarium nicht an. Darum kann nach Belieben dekoriert werden.
Das Wasser sollte eine Temperatur von 23 - 25 °C, einen neutralen bis leicht alkalischen pH-Wert und eine mittlere Härte haben.
In zu weichem Wasser sterben die Tiere meistens schnell.
Diese Krebse fressen Posthorn-, Schlamm- und Blasenschnecken.
Sie rühren die Gelege nicht an, vertilgen aber die Schnecken bevor sie geschlechtsreif sind und rotten sie so aus.
Größere Apfelschnecken sind nicht gefährdet. Jungtiere werden in einem Aquarium mit den Krebsen jedoch nicht groß. Es gibt zwei Farbformen.
Die Farbform I ist marmoriert oder punktiert. Die Farbform II - die wir pflegen - hat deutliche Streifen auf Carapax und Abdomen.
Die Tiere erreichen eine Körperlänge von 1,8 bis 3 cm.
Männchen sind deutlich kleiner als Weibchen. Abhängig von der Körpergröße tragen die Weibchen 40 bis 110 Eier bis zum Schlupf unter dem Körper mit sich.
Die Jungtiere benötigen ausreichend Versteckmöglichkeiten. Während und nach der Häutung sind sie empfindlich und können leicht Futter für Artgenossen
werden. Die Jungtiere sind so klein, dass sie sich gut in 2 bis 3 cm langen Stücken von Luftschläuchen verstecken können.
Später sind als Verstecke Steinaufbauten,Moospolster oder TonrÖhren willkommen.
Cambarellus puer Einzeltier und Paarung.
Dieser Krebs wird etwa 3 bis 4 cm lang. Er ist meist gelb-braun oder grün-braun mit zwei breiten, unterbrochenen Streifen an den Seiten.
Es gibt aber auch eine weiße Form.
Die Weibchen sind kräftiger als die Männchen.
Sie tragen durchschnittlich 30 bis 40 Eier mit ca. 1,5 mm Durchmesser.
Die Tiere stammen aus Mexiko. Sie leben in fließenden und stehenden Gewässern mit dichtem Pflanzenwuchs.
Die Tiere benötigen für eine dauerhafte Haltung und erfolgreiche Nachzucht ein Aquarium ab 60 cm Kantenlänge.
Eine Temperatur um 25 °C und mittelhartes Wasser mit einem annähernd neutralem pH-Wert sind günstig.
Schnecken ohne Gehäusedeckel und Garnelen werden gefressen.
Weiße Form von Cambarellus montezumae.
Die Normalform dieser Krebse ist braun und hat ein dunkleres braunes Band am Kopf, Körper und Hinterleib.
An den Scheren sind auffällige Knoten. Der Körper ist 7 bis 9 cm lang. Es gibt eine blaue Form.
Die Tiere stammen aus den USA. Dort kommen Sie in Texas, Arkansas und Louisiana vor.
Besonders die Jungtiere sind agressiv und fressen ihre Artgenossen. ältere Tiere sind friedlicher.
Das Wasser sollte einen pH-Wer zwischen 6,5 und 8,5 haben. 20 bis 25 °C sind für eine dauerhafte Haltung günstig.
Kurzfristig werden auch Temperaturen bis 28°C vertragen.
Schnecken und Pflanzen werden gefressen.
Procambarus dupratzi.
Dieser große, rotschwarze Krebs kann bis zu 15 cm lang werden. Er gehört zu den wichtigsten Speisekrebsen in den USA.
Er wird zu Speisezwecken gezüchtet und weltweit verschickt. In Spanien (1973) und Asien wurde er in Reisfeldern ausgesetzt um als zusätzliche Eiweißquelle zu dienen.
Die Tiere graben aber Gänge und stÖren damit die Dämme der Reisfelder. Zusätzlich sind sie sehr aggressiv und verdrängen einheimische Arten.
Außerdem sind sie überträger der Krebspest.
Temperaturen zwischen 5 und 30 °C werden vertragen. Eine Fortpflanzung ist bei Temperaturen zwischen 10 und 25 °C möglich. Darum vermehren sich die Tiere als Neozoen auch bei uns!
Im Aquarium sind sie recht leicht zu halten. Sie brauchen aber viel Platz, weil sie sich sonst gegenseitig töten. Die Tiere brechen manchmal aus Aquarien aus.
Eine dicht schließende Abdeckung ist darum wichtig.
Procambarus clarkii.
Dieser normalerweise braune Krebs stammt aus Florida. Die blaue Farbform ist besonders beliebt als Aquarientier.
Die Tiere werden 10 bis 12 cm lang. Zweijährige oder ältere Tiere können größer sein.
Diese Krebse fressen nicht nur Pflanzen und Schnecken, sie machen auch Jagd auf Fische. Besonders kleinere Fische, die am Boden schlafen werden angegriffen.
Jungtiere sind kanibalisch udn machen auch Jagd auf Garnelen.
Procambarus alleni.
Dieser Krebs ist dunkelbraun oder braunrot und wird zwischen 6,5 und 12,5 cm lang. Er ist in Nordamerika weit verbreitet.
Allesfresser, der auch Artgenossen, Garnelen und Schnecken frisst.
Procambarus acutus chuevachikae.
Der Marmorkrebs, von dem nur Weibchen bekannt sind und, um dessen Identität lange gerätselt wurde, ist mittlerweile als Procambarus fallax f. virginalis
identifiziert worden. Anders als die kleinen Cambarellus-Arten ist der Marmorkrebs ein aktiver Gärtner.
Er frisst gerne Pflanzen und mäht mit Vergnügen überschüssiges Grün direkt über dem Boden ab.
Die Tiere vermehren sich parthenogen und produzieren das ganze Jahr über immer wieder Eier, aus denen sich ohne Befruchtung Jungtiere entwickeln.
Ein Gelege umfasst etwa 120 Eier.
Der Mormorkrebs ist ein Krebs, der in Gesellschaftsbecken nichts zu suchen hat.
Da er sich unkontrolliert vermehrt und viele Aquarianer ihre Tiere dann einfach über die Toilette entsorgen oder in Flüssen oder Teichen aussetzen, wenn sie nicht mehr wissen wohin damit,
halte ich es für unverantwortlich solche Krebse im "Fachhandel" anzubieten.
Die Tiere sind braun mit marmorierenden Aufhellungen an den Seiten des Rückenpanzers. Bei hartem, alkalischem Wasser neigen sie zur Blaufärbung.
Die Körperlänge erreicht bis 15 cm. Sie können bei Temperaturen zwischen 4 und 30 °C, 2 bis 20 ° dGH und einem pH-Wert on 6,0 bis 8,0 gehalten werden.
Als Nahrung wird alles angenommen, was organischen Ursprungs ist. Das Spektrum reicht von Fischfutter über Aas, die Aquarienbepflanzung bis hin
zu den eigenen Nachkommen. Als Gesellschaft eignen sich alle pflanzenfressenden Schnecken (z.B. Pomacea canaliculata,
Marisa cornuarietis und Lymnaea stagnalis).
Die Krebse sind winterhart und überträger der Krebspest. Sie wurden bereits in mehreren Regionen Deutschland von verantwortungslosen Aquarianern ausgesetzt
und gefährden die Bestände der einheimischen Krebse.
Die Tiere tragen oft mehr als 100 Eier auf einmal.
Der Deutsche Edelkrebs (Astacus astacus) ist eine stark bedrohte Tierart.
Er war früher in Europa weit verbreitet, ging aber im Zuge der zunehmenden Gewässerverschmutzung,
Eutrophierung, Flurbereinigung und durch die Einschleppung der Krebspest aus Amerika stark zurück.
Die Körper der Tiere sind rot- bis dunkelbraun. Die Scheren sind auf der Unterseite rötlich. Die Weibchen sind 12
bis 15 cm groß, die Männchen werden größer.
Sie können bis zu 20 Jahre alt werden. Die Geschlechtsreife erreichen sie erst mit etwa 3 Jahren. Die Paarung erfolgt einmal im
Jahr im Herbst (Oktober /November). Die 70 bis 200 Eier werden nach 4 Wochen abgelegt. Erst nach einem Kältereiz durch Temperaturen unter 5
°C entwickeln sich die Eier. Die Jungtiere schlüpfen im Juli des Folgejahres.
Edelkrebse sind an gemäßigte Klimate angepasst und vertragen die hohen Temperaturen in Aquarien nicht.
Der Grenzwert für Sauerstoff liegt bei 3 bis 4 mg/l. Darunter leiden die Tiere unter Sauerstoffmangel.
Sie bevorzugen Bäche und Flüsse mit hartem Wasser. Die Tiere sind nachtaktiv.
Die bekannteste Cherax-Art ist der Yabbie Cherax destructor aus Australien. Er wird im Durchschnitt etwa 14 cm lang, kann aber eine Größe von etwa 20 cm erreichen.
Die Tiere sind sehr robust und werden 5 Jahre alt oder älter.
Sie können in Wasser mit Temperaturen zwischen 1 und 35 °C überleben, überstehen bis zu zwei Tage in Meerwasser und überdauern Trockenzeiten von mehreren Monaten in selbstgegrabenen HÖhlen.
Dieser Krebs wurde unter anderem von Australien nach Tasmanien verschleppt und lebt mittlerweile auch in Spanien als Neozoe.
Ein Weibchen trägt im Jahr 500 - 1000 Eier.
Die Tiere sind im Aquarium untereinander und gegenüber Fischen nicht besonders aggressiv.
Cherax destructor ist farblich variabel.
Literatur:
C. Lukhaup (2003): Süßwasserkrebse aus aller Welt.- Dähne-Verlag, Ettlingen
O. Mengedoht (2011): Procambarus fallas cf. virginalis - Rätsel gelöst.- DATZ 3-2011, 9
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