Borretsch (Borago officinalis) ist ein einjähriges Gewächs, das als Gewürz- und Heilkraut verwendet wird. Wegen des erfrischenden, gurkenähnlichen Geschmacks wird er auch als Gurkenkraut bezeichnet. Unter diesem Namen ist auch der Dill bekannt, der sehr oft zum Einlegen vorn Gurken verwendet wird.
Borretsch gehört zu den Raublattgewächsen (Boraginaceae). Diese tragen ihren Namen weil sie überall weißlich, borstige Haarung haben.
Die Borretsch-Pflanzen werden etwa 70 cm hoch. Ihre Blätter sind eiförmig bis elliptisch. Sie sind dunkelgrün, wirken durch die Behaarung aber etwas gräulich.
Von Mai bis September blüht das Gurkenkraut. Es sind erst die Pollen reif. Die Narbe wird erst später empfänglich.
Gurkenkraut ist eine gute Bienenweide und wird von vielen Insekten besucht. Es ist darum auch in verschiedenen Blumenmischungen enthalten.
Ein interessanter Aspekt ist, dass die Blüten ihre Farbe wechseln.
Wenn sie sich öffnen, sind sie zunächst rosa und färben sich dann langsam blau.
Diese Farbveränderung kommt durch eine Verschiebung des pH-Wertes in den Blütenblättern zustande.
Die Farbe der darin enthaltenen Anthocyane verändert sich nämlich mit dem pH-Wert.
Der gleiche Effekt ist bei Rotkohl zu beobachten. Wird der Kohl mit Essig gekocht, wird er säuerlich und rot (=Rotkohl).
Wird beim Kochen Natron zugesetzt, wird das Gemüse alkalisch und blau (=Blaukraut).
Nach der Bestäubung entwickelt sich in den vier Kammern des Fruchtknotens je ein Same. An diesen ist ein eiweißreiches Körperchen, das Ameisen als Nahrung nutzen.
Sie tragen die Samen dazu in ihren Bau, lösen den Eiweißkörper ab und "entsorgen" das Samenkorn danach auf ihrer Deponie.
Auf diese Weise kann Borretsch sich schnell über eine große Fläche ausbreiten und findet am Ablageort auch noch fruchtbaren Boden für das Wachstum der Sämlinge.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet liegt im Mittelmeerraum. Als Gewürzkraut wird aber bereits seit dem Mittelalter in Mitteleuropa angebaut.
Borretsch liebt tiefgründige, eher feuchte, nährstoffeeiche, kalkhaltige Böden.
Borretsch wird im Mai bis Juni direkt ins Beet gesät. Für eine Kultur im Balkonkasten eignet er sich weniger gut, weil er eine lange Pfahlwurzel ausbildet.
Wird deren Wachstum behindert, kümmern die Pflanzen.
Eine Vorkultur und späteres Auspflanzen sind ebenfalls nicht zu empfehlen, weil die Pflahlwurzel beim Umpflanzen beschädigt werden kann.
Die Borretsch-Saat wird im Beet entweder dünn in 1 cm tiefe Rillen mit 40 cm Abstand ausgesät oder breitwürfig auf das Beet gestreut und eingeharkt.
Das Beet darf während der Keimung nicht austrocknen. Erst wenn die Wurzeln einige Zentimeter in die Tiefe gewachsen sind, schadet Trockenheit an der Erdoberfläche den Sämlingen nicht mehr.
Achtet beim Kauf des Saatgut darauf, dass die Samen frisch abgefüllt wurden. Bereits nach einem Jahr kann die Keimfähigkeit stark eingeschränkt sein.
Die Samen sind widerstandsfähig gegen Frost. Darum keimen im Folgejahr auf der Fläche, auf der das Gurkenkraut stand und in der näheren Umgebung (wegen der Verbreitung durch Ameisen)
oft die ausgefallenen Samen. Sie können die Folgekulturen überwachsen. Wenn ein unkontrolliertes Versamen nicht gewünscht ist, müsst Ihr die Blütenstände vor der Samenreife auskneifen.
Borretsch gehört zu den wenigen Kräutern, die nur frisch verwendet werden. Blätter, Stängel und Blüten sind eßbar.
Die Blätter können für Gurkensalat oder gemischte Salate verwendet werden. Sie schmecken auch gut zu Eiern, Fisch, Kartoffeln und Quark.
Sie sind auch Bestandteil der "Frankfurter Grüne Soße". Ein Rezept dafür findet Ihr beim Kerbel,
der in der Grünen Soße ebenfalls enthalten ist.
Die Blüten sind eine essbare Dekorationen in Salaten, Desserts und auf Suppen. Sie färben Essig ein, wenn sie in ausreichender Menge zugegegeb werden.
Es gibt verschiedene Bücher zum Thema Blüten in der Küche.
Hier sind zum Beispiel Rezepte für einen Salat mit Roquefort, Nüssen und Blüten (Bänzinger und Bossart 2015) oder Brombeercreme mit Borretschsahne (Bacher 2014) zu finden.
Borretsch wirkt blutreinigend, harntreibend und schweißtreibend. Außerdem soll er die Stimmung aufhellen. Er wird immer frisch gegessen. Tees werden aus den Pflanzenteilen nicht zubereitet.
Literatur
aid (2011): Heil- und Gewürzpflanzen aus dem eigenen Garten.- aid-Infodienst, Bonn
M. Bacher (2014): Das Blütenkochbuch.- frecheverlag GmbH, Stuttgart
E. Bänziger und R. Bossardt (2015): Blüten für die Küche - Warenkunde und Genussrezepte.- Fona-Verlag, Lenzburg
G. Lehari, C. Boss-Teichmann, B. Kleinod, A. Prahler (2008): Kräuter!- Ulmer-Verlag, Stuttgart
P. McHoy, P. Westland (1998): Die Kräuterbibel.- Könemann Verlagsgesellschaft mbH, Köln
P. Seitz (1997): Großvaters Kräuterwissen.- Kosmos-Verklag, Stuttgart
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