Die Gattung Vicia gehört zu den Schmetterlingsblütlern und ist eine Leguminose - eine Hülsenfrucht - wie Gartenbohnen (Phaseolus), Erbse (Pisum sativum) und Lupinen (Lupinus).
Die meisten Arten sind als Wicken bekannt und werden nur als Zierpflanzen verwendet. Vicia faba wird aber seit Jahrtausenden für Speisezwecke angebaut.
Die Ackerbohne (Vicia faba) hat zahlreiche deutsche Namen. Die verschiedenen
Bezeichnungen werden für spezielle Formen verwendet. Es werden kleinfrüchtige (Vicia faba var. minor) als Ackerbohnen oder
Feldbohnen bezeichnet. Sorten mit mittelgroßen Früchten (Vicia faba var. equina) heißen auch Saubohnen oder Pferdebohnen. Die
großfrüchtigen Sorten (Vicia faba var. faba) nennt man Dicke Bohne, Puffbohne oder Große Bohne.
Die verschiedenen Sorten haben rein weiße Blüten ('Dreifach Weiße') oder weiße Blüten mit schwarzen Flecken ('Frühe Weißkeimige', 'Hangdown, grün'). Die Hülsen sind
außen behaart, bis etwa 15 cm lang und enthalten je nach Sorte 1 bis 7 Samen. Die Körner sind nierenförmig. Frisch sind sie grün oder weiß.
Beim Trocknen werden sie dunkler und werden beige, dunkelgrün oder braun. Auch beim Kochen kann sich die Farbe verändern.
Der krautige Stängel der Ackerbohnme ist vierkantig. Die pflanezn brauchen keine Stütze und wachsen je nach Sorte zwischen 60 und 90 cm hoch.
An den Wurzeln leben symbiotische Bakterien, die Stickstoff aus der Luft binden können.
Sie verschaffen so den Bohnen auf mageren Standorten einen Vorteil
gegenüber anderen Pflanzen. Man kann die Wurzeln und die übrigen Pflanzenteile in den Boden einarbeiten und so die
gesammelten Nährstoffe für die Folgekultur nutzen.
Die Ackerbohne ist eine alten Nutzpflanze. Die ältesten Funde
stammen aus Israel und sind von etwa 6000 vor Christus. Um 3000 v. Chr.
war die Favabohne im Mittelmeerraum weit verbreitet. Mit der
Einführung der Garten- und Feuerbohnen aus Amerika, verlor die
Ackerbohne immer mehr an Bedeutung und wird fast nur noch als
Viehfutter verwendet. Allerdings ist sie sowohl nahrhaft als auch
anspruchslos. Für kalte, windige Lagen und auf salzigen Böden
ist sie deutlich besser zu kultivieren, als die Phaseolus-Sorten.
Dicke Bohne lieben einen lockeren, tiefgründigen, gedüngten
Boden in sonniger Lage. Sie vertragen viel Salz und waren darum früher vor
allem in den Marschgebieten Norddeutschlands weit verbreitet. Als
Starkzehrer werden sie in der ersten Tracht
angebaut. Der Boden sollte im Herbst vor der Pflanzung mit Stallmist
oder direkt vor der Aussaat mit Kompost oder etwa 60 g Volldünger pro Quadratmeter versorgt werden.
Die Symbiosepartner entwicklen sich erst mit der Zeit und unterstützen die Versorgung der Pflanzen.
Favabohnen mögen eine offene Lage und sind wenig anfällig für
Wind. Sie können gut als Windschutz für andere Kulturen verwendet
werden.
Puffbohnen sind nicht so empfindliche gegen Kälte wie Stangen- und Buschbohnen (Phaseolus vulgaris) und Feuerbohnen (Phaseolus coccineus).
Sie vertragen Frost bis - 4 °C. Die Bohnen keimen bei 5 - 20 °C. Ab Februar kann man die
Bohnen direkt ins Freiland aussäen. Die Bohnen werden 8 bis 10 cm tief in Horsten zu je 4
bis 5 Bohnen im Abstand von 40 x 40 cm ausgelegt oder in Reihen mit einem Abstand von 15 cm in der Reihe und einem
Reihenabstand von 40 cm ausgesät. Wichtig ist, dass der Boden zum Zeitpunkt Aussaat und während der Keimung ausreichend feucht ist.
Um die Standfestigkeit zu erhöhen, werden die Jungpflanzen etwa 5 cm hoch anhäufeln.
An den Blüten sind oft Löcher zu finden, die dort von Hummeln hineingebissen wurden.
Das ist bei Puffbohnen aber unproblematisch, weil sich die Blüten selbst bestäuben und nicht auf Insekten angewiesen sind.
Bei Feuerbohnen kann dieser Nektarraub zu kompletten Ernteausfällen führen.
Geerntet werden die Bohnen, sobald sie durch die Hülse zu fühlen sind. Das ist etwa 3 bis 4 Monate nach der Aussaat der Fall. Es wird
etwa dreimal durchgepflückt. Verzehrt werden nur die Bohnenkörner. Die Hülsen werden nicht
verwendet.
Für die Saatgutgewinnung bzw. für die Gewinnung
von Trockenkochbohnen werden die Bohnen erst geerntet, wenn Kraut und
Bohnen trocken sind. Trockene Puffbohnen müssen gut 8 Stunden
eingeweicht werden bevor man sie kocht. Sonst werden sie nicht weich.
Nach der Ernte der Bohnen können die Beete zum Beispiel mit Kohl bepflanzt werden.
Die Bohnen enthalten wie Gartenbohnen Lectine, aber in viel
geringeren Mengen. Daher kann man sie auch roh essen, wenn man sie ganz
jung erntet, wenn die Kerne noch so weich sind, dass man sie mit den
Fingern zerdrücken kann. Sicherer ist es jedoch, wenn man die
Bohnen mindestens 15 Minuten kocht. Durch Hitze werden die Lectine
zerstört.
Es gibt eine angeboren Unverträglichkeit gegen Favabohnen, die als
Favismus bezeichnet wird. Den Betroffenen fehlt ein Enzym und sie
können den in den Bohnen und ihrem Pollen enthaltene Convicin
nicht abbauen. Im schlimmsten Fall kann das Einatmen der Pollen oder
der Verzehr der Bohnen zum Zerfall der Blutkörperchen führen.
Besonders häufig ist der Befall mit der Schwarzen Bohnenlaus.
Besonders bei Trockenstress findet man die Läuse an den
Triebspitzen. Die Bohnen können durch die Läuse mit Viren infiziert werden. Traditionell wird Bohnenkraut in der Nähe der Bohnen gepflanzt, weil es die Läuse
abschrecken soll. Kapuzinerkresse wird von den Läusen bevorzugt befallen und kann als Lockpflanze dienen.
Die befallenen Blätter werden dann regelmäßig entfernt, bevor sich die Läuse auf der Kapuzinerkresse zu stark vermehren.
Ein wirksames biologisches Spritzmittel ist eine Brühe aus 150 g getrocknetem Rainfarn auf 5 Liter kochendes Wasser.
Die abgekühlte Brühe wird mehrfach im Abstand von 2 bis 3 Tagen auf die befallenen Pflanzen gesprüht.
Mit dem Saatgut können der Ascochyta-Pilz, Stängelälchen und Bohnenkäfer übertragen werden.
Rhizoctonia solani und Fusarium-Arten sind Auflaufpilze von denen die Bohnen befallen werden können. Dadurch wird die Keimung beeinträchtigt.
Regelmäßige Flächenwechsel und Mischukultur verhindern eine übermäßige Vermehrung der Erreger und halten den Boden fruchtbar.
Identifikation verschiedener Kulturprobleme an Ackerbohne:
- Triebspitzen gelb oder braun - Bormangel
- Braune Flecken mit rötlichem Rand, Blattfall, Samen braun, Ertragsausfall - Brennfleckenkrankheit (Botrytis fabae)
- Mangelhaftes Auflaufen - Befall mit Wurzelfliege, Auflaufkrankheiten (Rhizoctonia solani, Fusarium)
- Saugschäden, Verbräunung der Triebspitzen - Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae)
- Löcher in den Blüten - Fraßschäden durch Hummeln, unerheblich, da die Ackerbohnen selbstbestäubend sind
- Löcher in den Bohnen - Ackerbohnenkäfer (Bruchus rufimanus)
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