Gattung Begonia - Schiefblatt

Zur Gattung Begonia (Fam. Begoniaceae - Schiefblattgewächse) gehören mehr als 1400 Arten. Zuchtformen soll es mehr als 12.000 geben. Sie stammen aus den Subtropen und Tropen Afrikas (ca. 150 Arten), aus Mittel- und Südamerika (ca. 600 Arten) und aus Asien (mehr als 600 Arten, allein in China mehr als 170, davon rund 140 endemisch). Einige Arten sind krautig, andere wachsen als Sträucher oder bilden kräftige Stängel. Alle sind einhäusig mit getrenntgeschlechtigen Blüten. Die Samen sind winzig. Ein Gramm Saatgut enthält etwa 70.000 bis 90.000 Samen.

Die bekannten Kulturpflanzen werden grob in drei Gruppen unterteilt: rhizombildende, knollenbildende und faserwurzelbildende Arten. Diese Unterteilung spiegelt nicht die Verwandtschaftlichen Verhältnisse der Begonien wieder, gibt aber Auskunft über die Verwendbarkeit der Pflanzen in der Kultur.
Die rhizombildenden Begonien sind immergrün und haben auffallend schöne Blätter. Faserwurzelbildende Arten sind ebenfalls immergrün. Manche werfen aber im Winter einen Teil ihrer Blätter ab. Sie bilden große Mengen an Blüten. Knollenbegonien sind nur im Sommer belaubt und verbringen den Winter als ruhende Knolle. Diese Arten werden bei uns als Kübel- und Gartenpflanzen verwendet, während die Arten und Sorten der anderen beiden Gruppen als Zimmerpflanzen kultiviert werden.
Typisch für alle Begonien sind die asymmetrischen Blätter und die getrenntgeschlechtigen Blüten, die in Dolden oder Trauben angeordnet sind.
 
 

männliche und weibliche Blüte

Blüten einer gefüllten roten Knollenbegonie:
links männliche Blüte und rechts die weibliche der gleichen Pflanze

Bonfire Laub

Trieb von Begonia bonariensis ´Bonfire´

Knollenbegonien  - Begonia-Tuberhybrida-Gruppe

Knollenbegonien mögen helle, aber nicht vollsonnige Standorte. In der vollen Sonne welken sie schnell und die Blätter erholen sich nicht wieder. Die Pflanzen mögen auch nicht zu feucht stehen. Für den Austrieb im Frühjahr sind Temperaturen von 15 - 18 °C optimal. Später werden vorübergehend aber auch höhere Temperaturen vertragen. Wir haben die Pflanzen im Sommer im Garten an der Südseite vom Haus. Dort sind zeitweilig auch 24 - 28 °C möglich. Bei höheren Temperaturen benötigen die Pflanzen jedoch mehr Wasser und man sollte auch ihre direkte Umgebung gut anfeuchten. Durch die Verdunstung kommt es zu einer Abkühlung, die den Pflanzen gut bekommt.
Knollenbegonien benötigen im Herbst zunehmend weniger Wasser. Die grünen Pflanzenteile vergehen und fallen am Schluss vollständig ab. Dann benötigt die Knolle gar kein Wasser mehr. Sie wird ausgegraben, gesäubert und und in einer Kiste mit Torf eingelagert. Die Knollen lagert man wie die von Dahlien an einem kühlen, mindestens 10 °C warmen Ort. Ab März/April kann man die Knollen im Haus vorkultivieren. Weil sie frostempfindlich sind, dürfen die Pflanzen vor Mitte Mai nicht ins Freie. Dann kann man entweder vorgezogenen Pflanzen hinausstellen ode die Knollen direkt ins Freiland oder in Kübel im Freien pflanzen. Beim Pflanzen ist die Seite mit der Vertiefung oben.

Knolle mit Austrieb

Begonien-Knolle mit Trieben


Man kann die Knollen teilen oder im Frühling (April) 7 - 10 cm lange Stecklinge schneiden um Knollenbegonien zu vermehren. Bei der Teilung von Knollen muss sich an jedem Knollenstück mindestens eine Knospe (Auge) befinden. Die Pflanzen werden dann in Anzuchterde bei etwa 20 °C kultiviert. Nach der Bewurzelung der Stecklinge werden sie einzeln in Töpfe gepflanzt.
 
 

Hängebegonie

Die Blüten der Hängebegonien sind klein 
und haben oft spitz zulaufende Blütenblätter.

gefüllte Blüte

Eine männliche Blüte einer gefüllten, riesenblütigen Sorte.
Die weiblichen Blüten haben weniger Blütenblätter.

Tubby Yellow weiblich

´Tubby Yellow´, weiblich
Tubby Yellow, männlich

´Tubby Yellow´, männlich

Die Knollenbegonien in Kultur sind Hybriden aus einigen südamerikanischen Arten, die ursprünglich aus den Anden stammen. Sie werden als Begonia x tuberhybrida bezeichnet. Zu den Stammformen dieser Kulturpflanzen gehört Begonia clarkei. Auch von Begonia pearcei, Begonia veitchii und Begonia boliviensis leiten sich viele Kulturfomen ab. Die Pflanzen werden zwischen 20 und 90 cm hoch.

Die verschiedenen Züchtungen werden in Gruppen unterteilt. Manchmal handelt es sich um Serien, die von Züchtern entwickelt wurden (z. B. "Non-Stop" ® von Thompson & Morgan), meistens sind es aber Bezeichnungen, die sich auf bestimmte Merkmale beziehen (pendula = hängend, crispa = kraus).
Als Begonia ´Marmorata´ oder Begonia x marmorata wird eine Sortengruppe der Knollenbegonien genannt, die zweifarbige Blüten haben. Die weißen oder gelben Blütenblätter haben einen roten oder rosafarbenen Saum. Die Blüten verändern beim Aufblühen die Farbe. Auch die "Picotee"-Typen sind zweifarbig mit einem farblich abgesetzten Saum. "Crispa"-Begonien haben ungefüllte Blüten mit stark gekrausten Blütenblattränder. "Fimbriata"-Typen sind dich gefüllt und haben fein gefranste Blütenblattränder.


Blüte von Begonia marmorata

Begonia "Marmorata"


Die "Non-Stop"-Begonien und die "Bertini"-Begonien vertragen mehr Sonne und sind wenig anfällig für Mehltau. Sie haben 5 bis 7 cm große Blüten. "Pendula"-Hybriden sind Hängebegonien. Sie eignen sich für Ampeln oder Blumensäulen. Als Girlanden-Begonien oder "Illumination" werden Sorten mit reich verzweigten, überhängenden Trieben bezeichnet.

einige Knollenbegonien-Sorten:

´Allan Langdon´: 60 cm hoch, Blüte gefüllt, tiefrot
´Anniversary´: 60 cm hoch, Blüte gefüllt, gelb
´Apricot Delight´: 60 cm hoch, Blüte gefüllt, apricotfarben, bis 17 cm im Durchmesser
´Billie Langdon´: 60 cm hoch, Blüte gefüllt, weiß, bis 18 cm Durchmesser
´Can-Can´: 90 cm, Blüte gefüllt, apricot mit pinkem Rand, bis 18 cm Durchmesser
´Illumination Orange´: 60 cm, Blüte gefüllt, 8 cm Durchmesser, Blütenstände hängen herab
´Jean Blair´: 60 cm hoch, Blüte gefüllt, gelb mit rotem Rand
´Famboyant´: 70 cm, Blüte dunkelrot
´Orange Cascade´: 60 cm, Blüte gefüllt, orange, herabhängend
´Roy Hartley´: 60 cm, Blüte gefüllt, rosa, 10 cm Durchmesser
Beluga Yellow

´Beluga Yellow´


Beluga Orange

´Beluga Orange´
Orange weiblich

weibliche, rote Blüte
männlich rote, gefüllte

männliche Blüte von der gleichen Pflanze
Laub von B. tuberhybrida

Laub von ´Flamboyant´
Blueten von Flamboyant

´Flamboyant´
Dragon Wing Red

´Dragon Wing Red´

Winterblühende Knollenbegonien sind Hybriden von Begonia socotrana. Diese seltene Art stammt von der Insel Sokrota, im Golf von Aden.
Begonia grandis subst. evansiana var. alba wird etwa 50 cm hoch und hat duftende, rosafarbene Blüten. Sie ist bedingt winterhart, sollte aber trotzdem im Haus überwintern. Begonia dregei blüht weiß.

Begonia boliviensis ist eine Art aus dem Hochland von Argentinien und Bolivien. Recht bekannt ist die Sorte ´Bonfire´. Die Pflanzen werden im Kübel etwa 90 cm hoch und ebenso breit. Voraussetzung dafür sind ausreichend Nährstoffe und Platz. Im Zimmer als Topfpflanze bleibt sie mit etwa 45 x 45 cm deutlich kleiner.
Eine Überwinterung ist wie bei anderen Knollenbegonien möglich. Die Pflanzen werden im Herbst zurück geschnitten, ausgegraben und dann trocken (in Torf eingeschlagen) gelagert.

Bonfire

´Bonfire´
Bella Vista Orange

´Bellavista Orange´


Rhizombildende Begonien - Blütenbegonien und Blattbegonien

Diese Formen werden als Zimmerpflanzen kultiviert. Im Frühling und Sommer benötigen sie viel Licht. Direkte Sonne wird aber nicht vertragen. Die optimale Temperatur liegt bei etwa 15 °C. Etwa zweimal die Woche wird gegossen. Im Herbst und Winter werden die Pflanzen an einen schattigen Ort gestellt und nur mäßig gegossen. Die Erde soll zwischendurch abtrocknen. Eine Düngung ist bis zum Frühjahr nicht nötig. Bei mindestens 13 °C verbringen die Pflanzen so den Winter. Man kann sie nun auch Umtopfen, wenn es nötig sein sollte.
Die Vermehrung kann über Sproß- oder Blattteilstecklinge erfolgen. Für die Blattteilstecklinge wählt man eine großes, gesundes Blatt aus und schneidet es in quadratische Stücke. Diese legt man mit der Blattunterseite auf feuchte Anzuchterde. Das Kulturgefäß wird mit einem Deckel oder Folie abgedeckt und an einen nicht zu hellen Platz gestellt. An den Schnittkanten bilden sich dann Jungpflanzen, die man später vereinzelt und eintopft.

Zu den rhizombildenden Begonien gehören zum Beispiel Begonia masoniana (Eisernes Kreuz), Begonia rex (Königs-Begonie) und Begonia versicolor.


Faserwurzelbildende Begonien - Strauchbegonien - Eisbegonien 

Im Freiland finden vor allem die Begonia-semperflorens-Hybriden - die Eisbegonien - Verwendung. Sie stammen ursprünglich aus Brasilien. In Kultur sind zahlreiche Sorten und Hybriden. Sie werden zwischen 15 und 30 cm hoch. Es gibt, rosa, weiße, rote und zweifarbige Sorten. Die Pflanzen werden einjährig kultiviert. Der Name "semperflorens" bedeutet "immerblühend". Die Blütezeit dauert von April bis Oktober. Die Früchte sind geflügelte Kapseln, die staubfeinen Samen enthalten. Ein Gramm Saatgut kann bis zu 70.000 Samen enthalten.  In Gärtnereien wird im Dezember bis Februar bei 20 - 24°C in Anzuchterde ausgesät. Da Begonien Lichtkeimer sind, werden die Samen nicht mit Erde bedeckt. Nach etwa 6 Wochen werden die Keimlinge in Kisten mit Pikiersubstrat pikiert. Die Weiterkultur erfolgt bei 18°C. Ins Freiland kommen die abgehärteten Jungpflanzen nach den Eisheiligen und werden im Abstand von 15 - 25 cm eingepflanzt. Dabei ist in den ersten Wochen bis zur Durchwurzelung der Boden feucht zu halten. Humoser saurer Boden (pH-Wert 5,5 bis 6,5) und halbschattige Standorte sind ideal. Anfällig für Mehltau. Temperaturen unter 10 °C werden nicht vertragen.


Doublet Red

´Doublet Red´ hat rote Blüten
und dunkles Laub.
Doublet White

´Doublet White´ blüht weiß
und hat dunkles Laub.

Paso Doble

´Paso Doble Candy Pink´
Paso Doble Cherry Red

´Paso Doble Cherry Red´



Zu den Strauchbegonien gehören die Begonia x benariensis-Hybriden. Sie werden ungefähr 30 - 50 cm hoch und sind besonders für Töpfe und Kübel zu empfehlen. Der pH-Wert sollte im Substrat bei 5,5 bis 6,0 liegen. Die Lichtkeimer brauchen bis zum Aufgehen etwa 23 °C. Später kann die Temperatur auf 18 bis 20 °C gesenkt werden. Vor dem Auspflanzen müssen die Pflanzen an UV-Licht gewöhnt werden. Die Kulturzeit in der Gärtnerei bis zur verkaufsfähigen Pflanze im 12er Topf bzw. 20er Kübel beträgt 3 bzw. 4 Monate.


Begonia benariensis

Begonia x benariensis in rot


Begonia incana ist eine sukkulente Begonie aus Mexiko. Aus Brasilien stammt Begonia metallica, die ihren Namen den metallisch glänzenden Blättern verdankt. In Kultur sind auch Begonia limmingheana, Begonia serratipetala, Begonia egregia und Begonia coccinea. Besonders empfehlenswert - weil pflegeleicht - sind die Begonia-corallina-Hybriden. Diese Arten bevorzugen im Haus helle, nicht vollsonnige Standorte. Die optimale Temperatur liegt zwischen 15 und 20 °C. Werden die Temperaturen zu hoch, sollte man die Pflanzen an einen kühleren Ort bringen. Zugluft vertragen die Pflanzen nicht. Ein bis zwei Mal wöchentlich wird gegossen, ohne dass Blätter und Blüten benetzt werden. Verwelkte Blüten und Blätter schimmeln schnell und müssen entfernt werden, um Infektionen der übrigen Blätter zu vermeiden. Von April bis September wird alle zwei Wochen etwas gedüngt.
Überwintert werden die Pflanzen bei 10 bis 15°C. Im Februar schneidet man sie zurück und topft bei Bedarf um. So erhält man im Frühjahr einen schönen kräftigen und buschigen Neuaustrieb.
Zur Vermehrung kann man Blatt- und Triebstecklinge verwenden, die im Sommer leicht wurzeln schlagen. Es ist auch eine Vermehrung aus Samen möglich. Im Januar/Februar werden sie bei 18 - 24 °C auf Anzuchterde ausgesät. Zum keimen kommen die Samen an einen schattigen Ort. Während die Jungpflanzen heranwachsen benötigen sie immer mehr Licht, aber immer weniger Wärme.

Begonien-Pflege

Begonien gelten als etwas schwierig. Bei zu feuchter Erde oder zu hohen Temperaturen erschlaffen die Blätter und die Triebe. Durch zu hohe Sonneneinstrahlung verliert die Pflanze zuviel Wasser und welkt. Die betroffenen Blätter und Triebe sterben dann ab. Halbschattige Standorte sind iedel. Buntblättrige Arten dürfen nur im Schatten stehen. Ideal wäre eine Pflanzenvitrine oder ein Blumenfenster für die Kultur um die Luftfeuchtigkeit auch im Winter (Heizungsluft) hoch genug zu halten. Im Handel erhältliche Arten sind in der Regel aber auch für die Kultur auf der Fensterbank geeignet.
Die Pflanzen sind auch anfällig für Grauschimmel (Botrytis cinerea). Hohe Luftfeuchtigkeit fördert den Pilzbefall. Eine regelmäßige Kaliumdüngung erhöht die Widerstandskraft der Pflanzen gegen den Pilz. Etwa alle 2 Wochen sollte man dem Gießwasser darum etwas Kalium haltigen Volldünger zugeben.
Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit kann auch Mehltau auftreten. Dann sollte die Pflanze gut abtrocknen können und muss mit einem geeigneten Fungizid behandelt werden.

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Literatur:

H. Jantra (1995): Das moderne Handbuch Zimmerpflanzen.- Falken-Verlag, Niedernhausen

M. T. Della Baffa (1997): Der Grosse Naturführer Zimmerpflanzen.- Kaiser-Verlag, Klagenfurth

H. Heitz (2002): So grünen und blühen sie am schönsten ... Zimmerpflanzen.- Gräfe und Unzer, München


Onlinequellen:

The different Types of Begonia

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