Einen Nutzgarten planen und anlegen

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Gemüsebedarf

Für eine sinnvolle Anbauplanung muss man zunächst wissen wie hoch der eigene Bedarf ist und wieviel Platz man für welche Kultur benötigt. Die hier verwendeten Zahlen sind statistische Durchschnittswerte. Teilweise lassen sich keine exaten Werte finden. Oft werden Gemüsegruppen zusammen gefasst (Möhren und Rote Beete, Kohlarten). Manche Angaben sind Schätzungen auf Grundlage von Werten aus der Mitte der 1990er. Die Angaben aus verschiedenen  Quellen weichen auch manchmal weit voneinander ab. Zum Beispiel gibt es für den Verbrauch von Grünkohl Werte zwischen 0,5 kg pro Haushalt und 2,5 kg pro Person. Hier habe ich den höheren Wert angenommen, weil jemand der Grünkohl als Selbstversorger anbaut, vermutlich doch eher viel davon ißt.
Nicht Jeder ißt von den angegebenen Gemüsesorten so viel wie der Durschnittsbürger und nicht jede Gemüsesorte bringt in jedem Jahr den optimalen Ertrag. Dazu kommen Verluste bei der Lagerung. Hier ist also Ausprobieren angesagt. 

Die Werte in der folgenden Tabelle sind Auszüge und Querschnitte aus verschiedenen Quellen.

durchschnittlicher Gemüseverbrauch

An Kartoffeln verzehren wir jährlich etwa 25 kg frisch. Dazu kommen etwa 3 kg Reis und 7 kg Nudeln.
Die Statistiken enthalten oft zusätzlich etwa 20 bis 25 kg sonstiges Gemüse. Worum es sich dabei handelt erschließt sich mir nicht voll. Mir fallen als weiteres Gemüse nur Auberginen, Puffbohnen, Linsen, Zuckermais, Artischocken, Okra und Mangold ein. Nichts davon wird in so großen Mengen verzehrt, dass man im Durchschnitt der Bundesbürger auf 25 kg kommen würde.

Auf Grundlage der Zahlen kommen wir zu folgender Überlegungen:
Wieviele Pflanzen von welcher Art muss ich anbauen um meinen Bedarf zu decken?
Wie steuer ich die Kultur, dass ich möglichst lange sinnvolle Mengen von jedem Gemüse habe?
Wie lagere ich mein Gemüse für den Winter?


Die Anbauplanung

Ausgehend von einem 2-Personenhaus habe ich einmal die notwendigen Pflanzenzahlen zusammengestellt. Gehen wir mal davon aus, dass zum Frühstück und zum Abendbrot überwiegend (gekauftes) Brot mit Aufschnitt verzehrt wird. Dann bleiben uns für den Gemüsebedarf noch die 365 Mittagsmahlzeiten. Zu denen dürfen wir bei dieser Basisberechung aber niemanden einladen, sonst wird es knapp.

Essen wir einmal die Woche Reis und einmal Nudeln, brauchen wir bei einer Portionsgröße von 200 g ungeschälter Kartoffeln pro Person jährlich 52,2 kg Kartoffeln.
Für 2 Personen müssten wir dann etwa 105 kg Kartoffeln ernten und lagern.  Bei einer durchschnittlichen Ernte von 3,5 kg pro Quadratmeter, benötigen wir pro Person etwa 15 Quadratmeter Kartoffelbeet.

Zu den Kartoffeln (Pellkartoffeln, Salzkartoffeln, Bratkartoffeln, Püree, Puffer, Herzoginnenkartoffeln etc.) soll es immer eine Gemüsebeilage und nach Möglichkeit einen Salat geben.

Bei Brokkoli bringt eine Pflanze etwa 500 g Ertrag. Bei Blumenkohl sind es etwa 750 bis 1000 g.
Es reichen also drei Köpfe Blumenkohl und ein Brokkoli, um den statistischen Durschnittsbürger zu versorgen. Die Kohlsorten sind allerdings sehr gesund und mineralstoffreich und können gut häufiger gegessen werden. Nehmen wir an, dass wir jeden Monat einma Brokkoli und einmal Blumenkohl essen, dann brauchen wir für das gesamte Jahr nur jeweils 12 Pflanzen, die erntereif werden.
Blumenkohl und Brokkoli werden vorgezogen und später ausgepflanzt. Es gibt frühe und späte Sorten, Trotzdem muss ein Teil der Ernte gelagert werden. Brokkoli und Blumenkohl sind tiefgekühlt gut lagerbar.

BBohnen werden direkt ins Beet gesät (siehe dazu bei den Bohnen). Es sind mehrere Pflücken möglich. Die Erntezeit ist nur bedingt verlängerbar. Innerhalb weniger Wochen sind sehr viele Bohnen reif und müssen dann schnell verarbeitet werden. Prinzessbohnen erntet man vor der Bildung der Kerne, Grüne Bohnen und Wachsbohnen vor dem Ausreifen der Samen und Palbohnen (Trockenkochbohnen), wenn die Samen reif und trocken sind. Wartet man mit der Ernte für frische Bohnen zu lange oder ist die Witterung unbeständig, kann es sein, dass die Hülsen zähe Fäden bilden. Palbohnen können trocken in Stoffbeuteln gelagert werden. Es besteht hierbei das Risiko, dass sich Vorratsschädlinge einnisten. Sind die Bohnen nicht trocken genug kann es in geschlossenen Behältern aber zu Schimmelbildung kommen.  Die frischen Bohnen kann man nach dem Blanchieren einfrieren oder sie als Naßkonserve einkochen. Die Zubereitung von Bohnensalat mit Essig ist ebenfalls möglich.
Pro Quadratmeter Anbaufläche erntet man etwa 2 kg Buschbohnen und 3 kg Stangenbohnen. 2 Quadratmeter Bohnen reichen also für den durchschnittlichen Jahresbedarf einer Person. Für einen Zwei-Personen-Haushalt sind 4 Quadratmeter Bohnenbeet genug. Als eine Portion gelten rund 250 g ungeputzte Bohnen (ca. 230 g geputzt). Die Erntemenge reicht für etwa 2 bis 3 Bohnengerichte im Monat.
Um zusätzlich einmal im Monat Dicke Bohnen (siehe hier) zu essen reichen für 2 Personen 2 Qudratmeter Anbaufläche.

Champignons lassen sich in Kultursets selbst kultivieren. Die Ernte ist aber oft recht mager und die selbstgezogene Pilze ungleich teurer als frisch gekaufte oder gefrostete.

Einlegegurken lassen sich dagegen gut selbst anbauen. Der Jahresbedarf einer Person lässt sich schon mit zwei Pflanzen decken. Zum Einkochen lohnt es sich aber vieleicht mehr Pflanzen zu haben. Die Gürkchen verfeinern Salate und sind ein erfrischender Snack. Eine Portionsgröße pro Mahlzeit ist schwer anzugeben, da sie eher zum Würzen dienen als als vollwertige Beilage. Hauptsächlich landen sie vermutlich nicht Mittags auf dem Telle, sindern in Salaten oder auf dem Brot. Gehen wir von einer Gewürzgurke á 50 g pro Person in Salaten oder als Beilage aus, reichen die etwa 2 kg von 2 Pflanzen für 40 Mahlzeiten.

Erbsen bringen einen Ertrag von etwa 1,5 kg pro Quadratmeter. Gegehn wir davon aus, dass wir monatlich 2 Mal Erbsen essen mit einer Portionsgröße von 150 g, brauchen wir im Jahr für unseren 2 Personenhaushalt 7,2 kg Erbsen und kommen mit rund 5 Quadratmetern aus. Wie bei den Bohnen gibt es auch bei den Erbsen zu Erntezeoit einen großen Überschuß. Erbsen lassen sich zum Glück super einfrieren.

Grünkohl ist eine sehr langwierige Kultur. Er steht den gesamten Sommer, den Herbst und frostharte Sorten auch den Winter über bis in den März auf den Beeten. Das vitaminreiche Gemüse versorgt uns im Winter mit allem was der Körper braucht. Es kann für jede Mahlzeit nach Bedarf geernetet werden. Dazu werden pro Portion etwa von 4 - 6 Pflanzen die unteren zwei Blätter entfernt und zubereitet. Um den statistischen Bedarf pro Kopf zu decken reichen pro Person etwa 1,5 Quadratmeter Grünkohlfläche. Um die Pflanzen aber den Winter über zu erhalten, darf nei zuviel auf einmal geernetet, sodass es sinnvoll ist mehr Pflanzen anzubauen. zudem kann man Grünkohl gut roh oder bereits zubereitet einfrieren. Hühnen und Kleintiere fressen gerne Grünkohlblätter. Besonders im Winter trägt das frische Grün zu ihrer Gesunderhaltung bei. Nehmen wir an wir bauen 4 Quadratmeter Grünkohl an, dann ernten wir etwa 8 kg Kohl.

Salate kann man vom Frühjahr bis zum Herbst immer wieder in Sätzen aussäen. Entweder sät man Schnittsalate und Feldsalat direkt dort wo gerade ein Beet frei ist, oder man zieht Pflanzen von Kopfsalat, Eissalat, Romanasalat, Radicchio etc. vor, die man dann einge Wochen später ihs Beet pflanzt. Eine Kultur in Töpfen und Balkonkästen ist möglich. Dabei ist darauf zu achten, dass man die richtigen Sorten für die Aussaatzeit wählt (siehe dazu bei Salate).
Ei Kopfsalat oder ein Eisbergsalat ist eine gute Salatbeilage für zwei Personen. Es reicht also wenn man wöchentlich etwa 5 bis 6 Salatköpfe erntet, da die Lagerung schwierig ist. Man könnte also vom Frühjahr bis Herbst etwa alle 2 Wochen 8 bis 10 Jungpflanzen wechselnder Sorten anziehen und nachpflanzen.
Im Herbst kann man auf Feldsalat umsteigen, der unter Glas bis zum Frühjahr beerntet werden kann.

Salatgurken

DErtrag aus dem Garten

Für einen Zwei-Personen-Haushalt

Gemüse
Zahl der Pflanzen
Ertrag ca.
Mahlzeiten
Blumenkohl
12 10 - 12 kg
12
Brokkoli
12
6 kg
12
Bohnen
24 Horte (ca. 72 Korn)
8 - 12 kg
32 - 48
Dicke Bohnen
12 Horste (ca. 36 Korn)
3 kg
12
Einlegegurken
2 - 4
2 - 4 kg
(40 - 80)
Erbsen
Reihensaat
3,6  kg
24
Grünkohl
ca. 24
8 kg
16 (ohne Kleintiere und Geflügel)





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Erntemengen

Damit wir abschätzen können wieviel Fläche für welches Gemüse benötigt wird, müssen wir wissen wieviel Ertrag welches Gemüse bringt. Die folgenden Angaben sind aus dem Buch von Herrmann-Lejeune (1995) entnommen. Es sind Mittelwerte und die tatsächlichen Erntemengen hängen von der verwendeten Sorte und dem Kulturerfolg ab. Ist das Jahr kalt und verregnet, verhagelt es die Ernte oder man fährt über die Sommerferien 6 Wochen weg und niemand gießt, dann fällt die Ernte entsprechend geringer aus.

Tabelle 4: Reihenabstände und durchschnittliche Erntemengen bei verschiedenen Gemüsesorten.

Gemüseart Reihenabstand
in cm
Mittlere Erträge / Quadratmeter Bemerkungen
Bohnen


Buschbohne Bluevetta

Buschbohne ´Bluevetta´
Buchbohnen 40 x 40 1,5 bis 2,5 kg in 6 Horsten pro qm
Stangenbohnen 80 x 60  2,5 - 4 kg 2 Horste an Rankgerüsten / qm
Dicke Bohnen (Puffbohnen) 40 x 15 oder 40 x 40 1,5 kg in 6 Horsten / qm
Erbsen


Zuckererbse Delikata

Zuckererbse ´Delikata´
Palerbsen 30 1,5 kg Reihenssat
Markerbsen 30 1,5 kg Reihensaat
Zuckererbsen 30 1,5 kg Reihensaat
Fruchtgemüse


Zucchini Mastil F1

Zucchini ´Mastil F1´
Gurken
2 - 3 kg 2 bis 4 Pflanzen / qm
Kürbis
bis 40 kg ca. 1,5 bis 2,5 qm pro Pflanze
Zucchini 100 cm  x 100 cm 3 - 4 kg 1 Pflanze /qm
Tomaten 70 x 70 cm 3 - 5 kg ca. 2 Pflanzen / qm
Zuckermais 60 x 20 cm 15 kg Reihensaat, ca. 8 Pflanzen / qm
Blattgemüse


Sortiment an Kopfsalaten

Einige Sorten Kopfsalat

bunter Mangold ´Bright Lights´

Mangold ´Bright Lights´
Kopfsalat  25 x 15 bis
30 x 30 cm
10 bis 30 Stück größere Köpfe im Sommer
brauchen große Reihenabstände 
Eissalat 40 x 35 cm 7 Stück Reihensaat
Feldsalat 15 - 20 cm 1,5 - 2 kg Reihensaat
Radiccio 25 x 20 cm 15 Stück
Winterendivien 30 x 30 cm 11 Stück
Zuckerhut 30 x 20 - 30 cm 10 - 12 Stück
ca. 10 - 12 kg
Spinat 20 cm 1,5 - 2 kg Reihensaat
Neuseeländer Spinat
3 kg
Mangold 30 cm 5 - 7 kg Reihensaat, vereinzeln notwendig
Wurzelgemüse


Möhren

Möhren ´Nantaise´

Porree in Mischkultur

Porree in Mischkultur
mit Möhren und Paprika
Knollenfenchel 40 x 20 - 30 2 - 2,5 kg
Möhren 20 cm 3 - 4 kg Reihensaat
Wurzelpetersilie 25 cm 2 - 3 kg Reihensaat, verziehen notwendig
Rote Rüben  25 - 30 cm 3 - 4 kg Reihensaat, verziehen notwendig
Schwarzwurzeln 25 cm 1,5 - 2 kg Reihensaat, verziehen notwendig
Knollensellerie 40 x 40 cm 2,5 - 3 kg vorgezogene Pflanzen setzen
Steckzwiebeln  20 x 10 cm 2,5 - 4 kg Steckzwiebeln bekommt man im Frühjahr und Herbst
Schalotten 20 x 10 cm 1,5 kg Steckzwiebeln bekommt man im Frühjahr und Herbst
Porree 30 x 10 - 15 cm 5 kg
Kohlgemüse


Brokkoli Marathon

Brokkoli ´Marathon´

Grünkohl Winnetou

Grünkohl ´Winnetou´
Blumenkohl 50 - 40 x 40 cm 2 - 4 kg 5 bis 6 Pflanzen / qm
Brokkoli 50 - 60 x 40 - 50 cm 2 - 3 kg 6 Pflanzen
Chinakohl 30 - 40 x 25 - 30 3 - 10 kg 8 - 12 Pflanzen
Frühkopfkohl 40 x 40 cm 3 - 5 kg 6 Pflanzen / qm, ab Februar Vorziehen
oder ab April Jungpflanzen beim Gärtner kaufen
Herbstkopfkohl 50 x 50 cm 4 - 6 kg 4 Pflanzen /qm
Dauerkopfkohl 50 - 60 x 50 cm 4 - 7 kg 3 - 4 Pflanzen / qm
Rosenkohl 50 x 50 - 60 x 60 1 kg 3 - 4 Pflanzen
Grünkohl 40 x 40 cm 2 kg nach dem ersten Frost oder den ganzen Winter hindurch ernten
Kohlrabi 20 - 40 x 20 - 30 ca. 13 bis 25 Stück oder 2,5 kg
Kartoffeln
65 - 75 x 30 - 35
3 - 4 kg


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Literatur:

E. Herrmann-Lejeune (1995): Unser Hausgarten.- 12. Auflage, DLG-Verlag

H. Wagner (2000): Karotte liebt Tomate.- W. Ludwig Buchverlag, München

J. Whittingham (2008): Besser gärtnern - Gemüse selber anbauen.- Dorling Kindersley, London

W. Kolb, W. Müller-Haslach (2009). Der Gartenprofi - Nutzgärten - das Fach- und Arbeitsbuch.- Ulmer Verlag, Stuttgart

M. Rusch (2010): Anders gärtnern - Permakulturelemente im Hausgarten.- ökobuch Verlag, Staufen bei Freiburg

DDeutsche Lebensmittelwerke GmbH (1990): Mengenlehre für die Küche
.- Hamburg

Quellen:

Gabot.de: Daten zum Obst- und Gemüsemarkt 2010

BMELV: Statistik 2010

Statistik 2011/2012

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