Ballaststoffe im Katzenfutter

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Bedeutung
Ballaststoffarten
Ballaststoffe im Katzenfutter
Ballaststoffe beim Barfen
Ballaststoffe sind Nahrungsbestandteile, die im Dünndarm nicht verdaut werden. Sie wirken als Präbiotika stabilisierend auf eine gesunde Darmflora und erleichtern den Transport des Nahrungsbreis durch den Darm durch Anregung der Darmbewegung. Tierische Produkte (Fleisch, Fisch, Eier, Milch) enthalten keine Ballaststoffe.
Mit Hilfe der Ballaststoffe können auch Futtermittel hergestellt weden, die einen geringeren Energiegehalt haben. Diese helfen zum Beispiel bei der Gewichtsreduktion oder tragen zum Gesunderhalt von älteren Katzen bei.

Bedeutung der Ballaststoffe in der Katzenernährung

Bei Katzen, die mit rein tierischem Rohfutter gefüttert werden, ist die Kotmenge geringer und der Kot fester und trockener. Das gilt unter den Katzenbesitzern als ein Vorteil des Barfens. Es ist aber auch festzustellen, dass Katzen häufig Schwierigkeiten haben festen, trocknen Kot abzusetzen. Das ist ist nicht nur schmerzhaft und anstrengend für das Tier, sondern kann auch gesundheitliche Probleme nach sich ziehen (Verstopfung bei Katzen).
Der Faseranteil im Futter ist darum wichtig für das Wohlergehen der Katze.

Welche Ballaststoffe und Ballaststofflieferanten gibt es?

Alle Ballaststoffe sind pflanzliche Substanzen. Es wird zwischen löslichen und unlöslichen unterschieden. Die löslichen Ballaststoffe werden im Dickdarm von Bakterien zersetzt und dienen ihnen als Nahrung (Präpiotika). Unlösliche Ballaststoffe regen die Darmtätigkeit für den Transport der Nahrung an. Sie werden als "Rohfaser" bezeichnet.

Cellulose (E460)

Zellulose ist der Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände und kommt in allen Pflanzen vor. Sie ist ein unlöslicher Ballaststoff. 1 Gramm Cellulose binden nur 3 Gramm Wasser.
Für die Katze ist Cellulose unverdaulich und ihre Darmbakterien können dieses Polysaccharid nicht aufspalten. Darum wird sie vollständig wieder ausgeschieden. Cellulose ist das, was früher ursprünglich als "Rohfaser" bezeichnet wurde. Heute werden unter dem Gegriff alle nicht verdaulichen Ballaststoffe zusammengefasst.

Hemicellulosen

Als Hemicellulosen werden Mischungen aus verschiedenen Vielfachzuckern bezeichnet, die in pflanzlichen Zellwänden vorkommen. Sie sind zum Teil wasserlöslich.
Gemeine Wegwarte

Aus der Gemeinen Wegwarte (Gemeine Zichorie) kann Inulin gewonnen werden.

Inulin

Inulin besteht aus langen Ketten von Fructosemolekülen. Sie ist wasserlöslich. Weil es ein sehr großes Molekül ist, wird es nur langsam zersetzt, so dass auch Bakterien weiter unten im Darm davon profitieren. Inulin kommt z. B. in Topinambur, Löwenzahn und Zichorienwurzeln. Inulin wird als Präbiotokum bei Darmsanierungen empfohlen. In einigen Futtersorten wird Inulin gezielt als Ballaststoff zugesetzt.


Lignin

Lignin sind phenolische Biopolymere. Sie werden von Pflanzen in Zellwände eingebaut, die dadurch verholzen. Lignin ist ein unlöslicher Ballaststoff.

Pektin (E440)

Pektin ist ein wasserlöslicher Ballaststoff. 1 Gramm Pektin binden 60 Gramm Wasser, wodurch ein Gel entsteht. Darum wird Pektin als Geliermittel (z. B. in Marmeladen) eingesetzt. Es wird zum Beispiel aus Apfeltrester und Rübentrester gewonnen.

Ballaststoffe im Katzenfutter

In Fertigfutter für Katzen sind immer Ballaststoffe enthalten. Sie werden in Form von Möhren, Kürbis, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Kleie, Leinsamen, Rübenhackschnitzel, Apfeltrester oder anderen pflanzlichen Zutaten hinzugefügt.

Ballaststoffe / 100g
Apfeltrester 44,6 g
Kartoffeln 1,7 g
Kürbis 2 g
Leinsamen 39 g
Möhre 4 g
Süßkartoffel 2,1 g
Weizenkleie 45,4 g


Ballaststoffe

Ballaststoffzusammensetzung verschiedener Herkünfte in Prozent (nach "Rohfaser ist nicht gleich Rohfaser")


Als Ballaststoffe kann Gemüse (Kartoffeln, Süßkartoffeln, Karotten, Kürbis), Getreide (Vollkornflocken, Vollkornnudeln, Reis) oder Pflanzenfasern (Apfeltrester, Rübenschnitzel, Zellulose, Weizenkleie) dienen. Im Prinzip sind es die "Getreide- und Getreidenebenprodukte" und "Gemüse- und Gemüsenebenprodukte" die im Futter zu finden sind. Die Zusammensetzung der verschiedenen Zutaten ist unterschiedlich. Naturbeleassener Apfeltrester enthält zum Beispiel 32 % unlösliche Ballaststoffe (Cellulose und Lignin) und 12,5% lösliche (Pektin und Hemicellulose)(Schalow 2009).

Ballaststoffe: schwieriges Thema in der Rohfütterung

Grundsätzlich wollen Rohfütterer ihre Katzen mit Fleisch ernähren und nicht mit pflanzlicher Nahrung. Fertigfutter vor allem Trockenfutter werden abgelehnt, weil sie angeblich zum Großteil aus Getreide bestehen. Gleichzeitig stehen sie aber vor dem Problem, dass die Katzen bei einer Fütterung mit Fleisch unter Verstopfung leiden können. Während auf der einen Seite Getreide und Gemüse abgelehnt werden, werden sie auf der anderen Seite als Ballaststofflieferanten gerne verfüttert.

Dazu zitiere ich einfach mal aus dem Kapitel "Ballaststoffe" im Buch "Natural Cat Food" (S. 81): "Katzen benötigen keine Kohlenhydrate und somit auch kein Getreide, Gemüse oder Obst. In den Fertigfuttermitteln ist lediglich so viel Getreide enthalten, um das Futter günstiger produzieren zu können. Getreide dient somit als günstiger Sattmacher. Also können wir in der Fütterung von Natural Cat Food auf Getreide verzichten."
Das steht da wörtlich so auf Seite 81 oben links. Unten rechts auf der gleichen Seite steht:"Lediglich als Ballaststofflieferant eignen sich Getreide und Gemüse. Sie fördern die Darmbewegung und unterstützen damit die Verdauung.[...] Da Fleisch keine Kohlehydrate und Ballaststoffe enthält, muss das Fleisch ergänzt werden." "Zur Versorgung der Katze mit Ballaststoffen eignen sich zum Beispiel Obst und Gemüse. [...] Weiterhin eignen sich Getreideflocken wie zum Beispiel Reisflocken, Hirseflocken, Quinoaflocken, Dinkelflocken etc. oder Kleie wie Weizenkleie, Haferkleie, Reiskleie etc. Kleie ist ein Nachprodukt, welches beim Mahlen des Getreides entsteht. Es handelt sich um die Schalen des Getreides, die besonders Ballaststoffreich sind."

Wer das Buch kennt, weiß, dass auf den nächsten Seiten so ziemlich jedes bekannte Gemüse als Katzenfutter aufgezählt wird. Es werden hier also nicht die Inhaltstoffe, des Fertigfutters kritisiert. Gegen die ist nicht das Geringste einzuwenden. Vielmehr geht es der Autorin darum einen Lifestyle zu verkaufen.
Wenn in einem Fertigfutter Getreide ist oder Gemüse oder pflanzliche Nebenerzeugnisse (z. B. Kleie oder Inulin), dann nur deshalb, weil dadurch das Futter billiger herzustellen ist und nicht weil die Katze sie benötigt. Wenn das Futter aber selbst gemacht wird, sind Getreide oder Gemüse oder pflanzliche Nebenerzeugnisse, Ballaststoffe, die die Katze braucht.
Zur Verdeutlichkeit möchte ich hier mal die Spreu von der Kleie trennen: Der Unterschied liegt darin, dass dem Futtermittelhersteller böse Absichten unterstellt werden, die eigenen Absichten aber allein dem Wohl der Tiere dienen. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe!
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Quellen

S. Schalow (2009): Untersuchungen zum enzymatisch-physikalischen Aufschluss von Apfeltrester.- Von der Fakultät III - Prozesswissenschaften der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Ingenieurwissenschaften

S. Reinerth (2008): Natural Cat Food: Rohfütterung für Katzen - Ein praktischer Leitfaden.- Books on Demand

Gesellschaft für Tierernährung mbH: Rohfaser ist nicht gleich Rohfaser

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