Listeriose-Infektion durch rohes Fleisch

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USA
Nemser und Kollegen (2014) fanden bei insgesamt 196 untersuchten Rohfutter-Proben in 16% Listeria monocytogenes und in 33% andere Listeria species. In keiner der 480 untersuchten Proben von konventionellen Trockenfutter oder Fleisch-Snacks wurden Listerien nachgewiesen.
Die Fütterung mit rohem Fleisch bringt Risiken für Tiere und Menschen mit sich. Krankheitserreger am und im Fleisch, die beim Erhitzen (>65 °C) durch Kochen und Braten und in der Produktion von Nassfutter bzw. beim Gefreiertrocknen (-60 bis -80 °C) bei der Herstellung von Trockenfutter abgetötet werden, können bei der Rohfütterung (Barfen) zu Infektionen führen.
Für den Menschen ist die Infektionsgefahr besonders hoch bei Fertiggerichten, FastFood, geräuchertem Fisch und rohem Gemüse. Auf Grund der geltenden Hygiene-Bestimmungen in der EU werden nur selten Listerien in Lebensmitteln gefunden und ihre Menge übersteigt die zulässige Höchstgrenze selten. Trotzdem gibt es regelmäßig Produktrückrufe wegen Listerien in Lebensmitteln (siehe Produktwarnung EU).
Im Jahr 2018 wurden in der EU 2549 Fälle von Listeriose beim Menschen gemeldet, die vor allem bei alten Leuten (über 85 Jahre) auftraten. Die Sterblichkeit lag bei 16,5% (EFSA).

In den vergangenen Jahren wurde viele Barf-Fertigmenüs auf Mikroorganismen untersucht. In den Niederlanden wurden 2018 35 gefrorene Barf-Fertigmischungen für Hunde und Katzen aus dem Handel getestet. In 30 davon (86%) wurden Krankheitserreger gefunden. 54 % enthielten Listeria monocytogenes und 43% andere Listeria-Arten (van Bree et al. 2018).

Was ist Listeriose?

Listeriose ist eine seltene, aber extrem gefährliche Bakterieninfektion. Sie wird durch das Bakterium Listeria monocytogenes hervorgerufen. Der Erreger sind anaerobe Bakterien. Sie werden durch Hitze (pasteurisieren) und Kälte abgetötet, vermehren sich aber bei Kühlschrantemperaturen problemlos. Es sind nicht alle Antibiotika gegen Listerien wirksam.
Listerien befallen Menschen und Tiere. Als Saprophyten (Resteverwerter) findet man sie überall in Böden und im Wasser (z. B. Pfützen). Im Normalfall kann das Immunsystem die Listerien erfolgreich bekämpfen. In infizierten Menschen und Tieren, die keine Symptome zeigen, können Listerien im Darm, in der Leber und in den Mandeln nachgewiesen werden. Der Erreger wird mit Kot und über Milch ausgeschieden. Im Kot können Listerien auch noch Monate nach einer Infektion nachgewiesen werden.
Maus

Mäuse tragen oft Listerien in sich.
Es treten abhängig davon welche Organe befallen sind, unterschiedliche Symptome auf. Dadurch ist eine Diagnose schwierig ist. Ein häufiger Übertragungsweg ist die Infektion über rohes oder nicht ausreichend gegartes Fleisch, Rohmilch, Weichkäse oder Rohwurst (Salami, Teewurst). Aber auch auf Obst und Gemüse (z. B. vorgeschnittene Salate) können mit Listerien kontaminiert sein. Auch eine Schmierinfektion über offene Wunden ist möglich.
Freigänger-Katzen können auch durch Beutetiere (Mäuse) Listerien aufnehmen.
Seit 2001 ist die Listeriose beim Menschen und bei Tieren in Deutschland eine meldepflichtige Krankheit. Es gibt jährlich zwischen 500 und 700 Fälle in Deutschland.

Symptome beim Menschen und Risikogruppen

Katze und Kleinkind

Kinder haben oft engen Kontakt zu Haustieren.
Die Risikogruppe umfasst Patienten mit Diabetes, Herz- Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Nieren oder der Leber, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, älteren Menschen über 60 Jahre, Personen mit Immunschwäche (z. B. nach Transplantationen, bei Chemotherapie oder HIV), aber auch Menschen mit hohem Alkoholkonsum. Besonders gefährdet sind Schwangere und Neugeborene.
Bei der Infektion über Lebensmittel sind die ersten Symptome nach 1 bis 7 Tagen meistens Durchfall und Bauchschmerzen. Teilweise tritt Fieber auf. An sonsten gesunde Menschen erholen sich davon ohne Behandlung.
Es kommt aber auch vor, dass das Immunsystem mit ungezielter Abwehr reagiert, dabei eigene Körperzellen angreift und Organe schädigt (Sepsis). Häufig entwickeln sich dann infolge einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute Lähmungen, Zittern, Körperfehlstellungen und Benommenheit.
Außerdem kann Listeria monocytogenes auch Wunden infizieren oder als Entzündung der Binde- und Hornhaut auftreten.
Etwa 10% der Infektionen betreffen Schwangere und ihre Kinder (Listeriose - RKI-Ratgeber). Der Foetus im Mutterleib kann über die Placenta infiziert werden. Fehlgeburten oder Todgeburten kommen vor. Bei der Geburt kann sich das Kind im Geburtskanal anstecken. Nach der Geburt kann sich die Listeriose beim Säugling als Hirnhautentzündung zeigen.
Eine direkte Infektion vom Tier zum Menschen gilt als sehr unwahrscheinlich. Infektionen erfolgen über kontaminiertes Lebensmittel oder Oberflächen, die damit in Berührung gekommen sind.

Listeriose bei Katze und Hund

Raubtiere sind selten von Listeriose befallen. Katzen können Listerien beherbergen ohne Symptome zu zeigen. Sie galten lange als immun. Aber bei Katzen mit geschwächtem Immunsystem (z. B. bei FIV) kann eine Listeriose auch ausbrechen. Bei einer akuten Listeriose kommt es bei ihnen zu Appetitverlust, Fieber, Abgeschlagenheit, Erbrechen, Durchfall, Muskelsteifheit, Lähmung der Gesichtsmuskeln oder Atemwegsbeschwerden.
Scheinbar gibt es auch eine chronische Form bei Katzen, die sich in Vergrößerung der Lymphknoten im Bauchraum äußert. Die Katzen können ohne Symptome sein, aber auch Phasen mit häufigerem Erbrechen haben (Fluen et al. 2019). Teilweise tritt Listeria monocytogenes auch in infizierten Wunden auf.
Hunden können Durchfall und Erbrechen bekommen. Tiere mit einer gestörten Immunabwehr können Störungen des zentralen Nervensystems zeigen. Bei tragenden Hündinnen kommen auch Fehlgeburten vor. Es ist ein Fall von Sepsis bei einem Boston Terrier dokumentiert (Pritchard et al. 2016).
Das größte Infektionsrisiko bei Katzenhaltern besteht bei mangelnder Hygiene im Umgang mit rohem Fleisch.

Schutz vor Mensch und Tier

In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Untersuchungen an Proben von Rohfutter vorgenommen. Zwischen 16% und 54% der Proben enthielten Listerien (Nemser 2014, Bree et al. 2018). Der sicherste Schutz ist es auf Rohfütterung zu verzichten. Wenn Schwangere oder kleine, krabbelnde Kinder im Haushalt habt oder Menschen mit schwacher Immunabwehr, solltet ihr ganz auf Rohfutter verzichten. Kleine Kinder, die durch die Küche krabbeln und ihre Finger und alle Fundstücke in den Mund stecken, haben ein besonders hohes Risiko sich anzustecken. Gleichzeitig ist ihr Immunsystem nicht stark genug um eine Listeriose abzuwehren.
Wenn ihr rohes Fleisch und tierische Nebenprodukte (Leber, Hirn, Nieren, etc.) verfüttert, macht euch das Risiko für euer Tier, euch selbst und Familienangehörige bewusst. Zieht Listerien als mögliche Ursache mit in Betracht, wenn das Tier oder jemand im Hausghalt plötzlich Erbrechen, Durchfall und Fieber hat. Wenn eure Katze das Futter erbricht, nehmt zur Sicherheit die Mahlzeit weg und bietet eine Alternative an.

Die Einhaltung von Hygiene-Regeln bietet Sicherheit für euch, wenn ihr mit rohem Katzenfutter hantiert:
mit Seife die Hände waschen

Das gründliche Händewaschen mit Seife verhindert die Übertragung.
- Wascht euch nach dem Umgang mit dem Fleisch die Hände gründlich mit Seife.
- Reinigt und desinfiziert alle Oberflächen und Gegenstände, die mit dem rohen Katzenfutter in Berührung gekommen sind.
- Taut Frostfutter im Kühlschrank auf und nicht bei Raumtemperatur.
- Bewart das Fleisch gefroren und beim Auftauen von anderen Lebensmitteln getrennt auf.
- Wechselt regelmäßig die Wischtücher und die Geschirrtücher in der Küche aus und hängt sie so auf, dass sie nach Gebrauch schnell trocknen.
- Schneidbretter, Spülbürsten und Wischtücher sollten im Geschirrspüler bei mindestens 60 °C mitgespült werden.
- Gebt Geschirrtücher mit in die Kochwäsche.
- Lasst Futterreste nicht offen bei Zimmertemperatur herumstehen. Füttert stattdessen in kleinen Portionen mehrmals täglich. Entsorgt die Reste oder stellt sie für später abgedeckt in den Kühlschrank.
- Reinigt die Futterschüsseln und den Bereich darum herum regelmäßig gründlich.
- Küsst die Katze nicht im Gesicht und lasst sie nicht an eurem Gesicht lecken. Vor allem dann nicht, wenn sie gerade Rohfutter gefressen hat.
- Wascht euch die Hände, nachdem ihr die Katze gestreichelt oder sie an euren Händen geleckt hat.
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Quellen

F. P. J. van Bree, G. C. A. M. Bokken, R. Mineur, F. Franssen, M. Opsteegh, J. W. B. van der Giessen, L. J. A. Lipman, P. A. M. Overgaauw (2018): Zoonotic Bacteria and Parasites Found in Raw Meat-Based Diets for Cats and Dogs.- Vet Rec. 2018 Jan 13;182(2):50

G. A. Dean, L.-A. Bernales, N.C. Pedersen (1998): Effect of feline immunodeficiency virus on cytokine response to Listeria monocytogenes in vivo.- Vet Immunol Immunopathol. 1998;65:125 - 138

Th. W. Fluen, M. Hardcastle, Matti Kiupel, R. M. Baral (2019): Listerial mesenteric lymphadenitis in 3 cats.- J Vet Intern Med. 2019;33:1753–1758

Nemser, S. M. , Doran, T. , Grabenstein, M. , et al. (2014) Investigation of Listeria, Salmonella, and toxigenic Escherichia coli in various pet foods.- Foodborne Pathogens and Disease 11, 706-709

J. C. Pritchard, M.E. Jacob, T. J. Ward et al. (2016): Listeria monocytogenes septicemia in an immunocompromised dog. Veterinary Clinical Pathology 45, 254-259

Infektionen durch Listerien - Listeriose Besondere Gefährdung in der Schwangerschaft und bei Immunsuppression

Listeriose - RKI-Ratgeber

Beispiel für einen Rückruf in den USA: Listeria, E. coli contamination triggers recall of raw pet food
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