USA vs. EU

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Es gibt zahlreiche Berichte über schwere Erkrankungen und Todesfälle von Haustieren und auch über Krankheitsausbrüche beim Menschen, die durch Dosen- oder Trockenfutter für Hunde und Katzen verursacht wurden. Dadurch werden auch hierzulande Verbraucher verunsichert.
Die Bedingungen in den USA sind aber nicht direkt auf unsere Verhältnisse in Europa zu übertragen. Es gibt in der EU andere und strengere Regeln für die Verwendung und Verarbeitung von Rohstoffen für Tierfutter. Darum gibt es in den USA immer wieder Fälle, die in Europa nicht vorkommen können.

Richtwerte für Inhaltstoffe

Es ist bereits seit längerem bekannt, dass der Phosphorgehalt und das Verhältnis von Phosphor zu Kalzium nicht zu groß sein dürfen, weil sonst Nierenschäden auftreten können. In den USA liegen die Richtwerte für Phophor höher als in die der FIDAF in der und auch diese werden dort vielfach überschritten.
Die neuste Studie stammt aus den USA (Summers et al. 2020). Hier wurden 30 Trockenfutter, 30 Dosenfutter und 22 Rohfutter (BARF) getestet. Vom Rohfutter waren 11 Sorten gefriergetrocknet und 11 tiefgefroren. Die meisten Sorten waren getreidefrei. Laut der Zutatenliste enthielten 67% der Trockenfutter, 83% der Dosenfutter und 18% der Rohfutter anorganische phosphathaltige Zusätze (z. B. als Konservierungsstoffe). Der Rohproteingehalt in Bezug auf 1000kcal metabolisierbare Energie unterschied sich zwischen den Dareichungsformen nicht. Es gibt in den USA verschiedene Richtwerte für Phosphorgehalte im Katzenfutter. Sie liegen zwischen 2,5 und 3,5 g/1000 kcal ME. Sie sind bis also bis zu 2,8 mal so hoch angesetzt wie in Europa (1,25 g/1000 kcal ME). Bei 10 % der Trockenfutter war das Ca:P Verhältnis kleiner als 1, 33% hatten P-Gehalte von mehr als 3,6 g/1000 kcal ME und 7% sogar über 4,8 g/1000 kcal ME. In 40% der Trockenfutter in den USA hatten nach den Richtlinien in den USA einen zu hohen Phosphatgehalt. Die EU-Richtlinien erfüllte keines. Bei den Dosenfuttern hatten 30% ein Ca:P Verhältnis kleiner als 1, 23 % einen Phosphatgehalt von mehr als 3,6 g/1000 kcal ME und 3% über 4,8 g/1000 kcal ME. Bei den Rohfuttern hatten 5 % ein Ca:P Verhältnis kleiner als 1, 45 % einen Phosphatgehalt von mehr als 3,6 g/1000 kcal ME und 18% über 4,8 g/1000 kcal ME. Das bedeutet, dass 40% der Trockenfutter, 26 % der Dosenfutter und 63 % der Rohfutter mehr als 2,8-fache der in Europa empfohlenen Phosphormenge enthalten.

Krankheitserreger

2007 gab es einen Ausbruch von Salmonellen-Infektionen bei Menschen in den USA. Als Ursache wurden Salmonellen im Hunde-Trockenfutter aus einer Fabrik in Pennsylvania festgestellt. 2012 gab es einen weiteren Vorfall mit trockenem Hundefutter aus einer Fabrik in South Carolina.
Es gibt zahlreiche Berichte aus den USA, das in Dosenfutter und Trockenfutter für Katzen und Hunde Salmonellen und antibiotikaresistente Bakterien gefunden wurden, sowie die Rückstände von Medikamenten, die zum Einschläfern von Haustieren verwendet werden. "The trouth about pet food" hat eine Liste aller Rückrufe von Hunde- und Katzenfutter seit 2007 in den USA zusammen gestellt. Auf der Liste sind 227 Fälle (Stand Juni 2020).
Unfallopfer

"Auf anderem Wege als durch Schlachtung ums Leben kommen" schließt überfahren werden mit ein.
In den USA ist es gängige Praxis auch das Fleisch von Tieren zu verarbeiten, die auf anderem Wege, als durch Schlachtung ums Leben kamen (Hier nachzulesen unter Punkt 5). Während die Gesetze der USA die Verwertung von kranken Tieren oder Teilen von ihnen verbietet, lässt die FDA sie zu ( What the FDA allows in pet food that the USDA doesn´t allow in ANY food).
Die FDA geht davon aus, dass die Erreger durch den Herstellungsprozess abgetötet werden und dann keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht. Die Hersteller sind verpflichtet dafür Sorge zu tragen, dass das Futter nicht verunreinigt wird.
Durch die Überschwemmungen, die die Hurrikans Katrina (2005) in den USA verursachten, ertranken mehrere Millionen Hühner, Rinder, Schweine, Schafe und zigtausend Hunde und Katzen. Als bevorzugter Weg der Entsorgung der Wasserleichen wurde von den zuständigen Behörden die "Verwertung" genannt. Es ist anzunehmen, dass aus den Tierkörpern Dünger und Futtermittel wurden. Ob die "nur" an Schweine und Hühner verfüttert wurden oder auch zu Hund- und Katzenfutter wurden kann niemand mit Sicherheit sagen.
Es ist in den USA zulässig mit Salmonellen behaftetes Fleisch als Tierfutter zu verwenden, wenn der Hersteller sicherstellt, dass bei der Verarbeitung die Erreger abgetötet werden. Die FDA hat in den Jahren 2016, 2017 und 2019 einige ihrer Richtlinien zurückgezogen. Diese stammten aus den 1980er Jahren und waren auf Grund der neuen Kenntnislage veraltet. Gleichzeitig stellt die FDA aber klar, dass sie nicht grundsätzlich verbieten wird Fleisch von Tieren zu verwenden, die auf anderem Wege als Schlachtung getötet wurden. Das ist in einer Stellungnahme aus dem April 2019 zu verschiedenen Petitionen auf Seite 7 nachzulesen . In der EU gibt es dagegen eine Null-Toleranzgrenze für Salmonellen und es dürfen ausschließlich Teile von Tieren ins Futter, die vom Amtstierarzt für den menschlichen Verzehr freigegeben wurden. Tiere, die auf anderem Wege als durch Schlachtung für den menschlichen Verzehr zu Tode gekommen sind, dürfen nicht als Futtermittel verwertet werden (siehe dazu: Katzenfutter Gesetze). In den USA ist die Verwendung des Fleisches erlaubt, aber eine Verunreinigung durch Salmonellen oder Mittel zum Einschläfern der Tiere darf im Futter nicht nachweisbar sein. Welche diese festgestellt, müssen die Produkte zurück gerufen werden.

Futtermittelskandal 2007 war ein globaler Lebensmittelskandal

Sehr bekannt ist der Futtermittelskandal von 2007. Hunde und Katzen erkrankten und der erste Futtermittelhersteller rief seine Produkte (Dosenfutter) zurück, nachdem bei regulären Akzeptanztests Tiere erkrankt und gestorben waren (Wikipedia engl.). In Analysen wurde zunächst Aminopterin gefunden. Das ist ein Folsäurehemmer der bis in die 1950er Jahre in der Krebstherapie verwendet wurde. In den USA hatte es keine Zulassung. In China und anderen Ländern war die Substanz noch als Rattengift in Verwendung. Berichte über Rattengift im Tierfutter gingen um die Welt.
Wenige Tage später wurde auch Melamin in Futterproben festgestellt. Weitere Firmen, darunter auch Nestlé, Hill´s und Royal Canin, riefen ihre Produkte zurück. Etwa einen Monat später wurde Melamin in Reisproteinpulver einer anderen chinesischen Firma gefunden, das ebenfalls in den USA zu Erkrankungen bei Tieren führte. Haustiere in Südafrika erlitten Nierenversagen durch kontaminiertes Maisglutenmehl. Es wurde bekannt, dass außer Dosenfutter auch Trockenfutter betroffen sein könnte, wodurch die Rückrufe noch einmal zunahmen. In Europa gab es weder betroffene Tiere noch Rückrufe.
Die Produzenten in China hatten Eiweißpulver, Milchpulver und Glutenmehle mit Melamin und anderen billigen, stickstoffhaltigen Substanzen gestreckt, um einen höheren Eiweißgehalt vorzutäuschen. In der Folge erkrankten 30.000 bis 50.000 Hunde und Katzen schwer. Mehrere Tausend Tiere starben.
Melamin ist an sich wenig giftig, wurde aber im Futter abgebaut und Cyanursäure gebildet. Diese verursachte bei den Tieren Nierensteine und Nierenversagen.
Tatsächlich betrafen diese Manipulationen nicht nur Tierfutter. Durch kontaminiertes Milchpulver für Säuglingsnahrung erkrankten in China fast 300.000 Kinder und 6 starben. Es gab Gerichtsverfahren gegen die Verantwortlichen und einige wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet (Milchpulver-Skandal von 2008).

Nach 2007 wurde kein Melamin mehr in Tierfutter gefunden. Bei den Tierhaltern ist der Unmut geblieben. Sie werfen den Tierfutter-Herstellern vor aus Kostengründen absichtlich schlechte Zutaten und schädliche Substanzen ins Futter zu mischen. Das Tierwohl sei ihnen egal. Es ginge nur um Profit. In der Folge des Skandals werden Eiweißpulver und Glutenmehle von vielen Tierhaltern grundsätzlich als gesundheitsschädlich betrachtet. Der Vertrauensverlust wirkt bis heute nach. Dekoelement

Quellen:

S. C. Summers, J. Stockman, J. A. Larsen, Lei Zhang, A. Sanchez Rodriguez (2020): Evaluation of phosphorus, calcium, and magnesium content in commercially available foods formulated for healthy cats.-J Vet Intern Med. 2020;34:266 - 273

Rattengift in Tierfutter tötet Katzen und Hunde, 24. März 2007

N. Swaminathan (30. März 2007): Pick Your Poison: Pet Recall Investigation Turns Up New Contaminant.- scientific american
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