Rohfütterung von Katzen

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Vorteile
Nachteile
Fehlinformationen
Das Rohfüttern von Hunden und Katzen ist eine Idiologie. Sie basiert grundsätzlich auf der Ablehnung von industriell gefertigtem Katzenfutter. Die Rohfütterung wird auch als barfen bezeichnet. Das leitet sich von dem Akronym "BARF" ab. Zunächst stand diese Abkürzung für "Born-Again Raw Feeders", später für "Bones And Raw Foods" und dann für "Biologically appropriate raw food". Im Deutschen wird von "Biologisch artgerechtem rohen Futter" bzw. von "Biologisch artgerechter Rohfütterung" gesprochen.

Katze mit Maus

Kleine Säugetiere, Vögel, Reptilien und Insekten sind Beutetiere von Katzen.

Vorteile der Rohfütterung

Nach Aussage der Barfer verbessert sich durch die Rohfütterung der Katzen das Fell und Mundgeruch verschwindet. Den gleichen Effekt beobachten auch Katzenhalter, die ihre Tiere vegan ernähren. Während die aber feststellen, dass die Kotmenge auf Grund der Rohfaser mehr wird, ist sie bei gebarften Katzen wohl geringer.
Wissenschaftlich belegbar sind positive Effekte nicht. Weder verbessert Rohfutter die Verdauung noch das Immunsystem. Zahnerkrankungen, Nierenerkrankungen und Allergien sind bei roh gefütterten Katzen nicht seltener als bei Tieren, die mit selbst gekochten Menüs oder Fertigfutter gefüttert werden.
Von Rohfütterern wird oft behauptet, dass bei dem Erhitzen Vitamine zerstört werden, die dann später künstlich wieder zugesetzt werden müssen. Futtermittelhersteller geben Vitamine und Mineralstoffe als Zusätze zu ihren Rezepturen, um immer eine ausreichend große Menge an allen notwendigen Inhaltsstoffen im Futter zu haben. Warum das verwerflich sein soll ist mir nicht klar. Zumal die Barfer es genauso machen und Mineralien und Vitamine zu ihren Mischungen zusetzen.

Nachteile des Barfens

sauberes Fleisch

Fleisch allein ist keine naturnahe Nahrung für Katzen
Fehlende Kenntnisse der Tierhalten führen zu Gesundheitsschäden bei den Katzen. Die Ernährung ist oft einseitig. Rezepte aus dem Internet oder aus Büchern haben keine optimale Zusammensetzung. Viele haben Mängel an Mineralstoffe oder Aminosäuren oder verursachen gesundheitliche Schäden durch zu viel Vitamin A (siehe dazu: Vitaminosen).

Zudem bestreiten oder ignorieren Rohfütterer die Gefahr die von Krankheitserregern in rohem Fleisch ausgehen. In fertigen tiefgefrorenen Barf-Menüs wurden Coli-Bakterien, Salmonellen und Erreger von Toxoplasmose gefunden. In Finnland untersuchten Wissenschaftler 2015 und 2016 insgesamt 88 Rohfuttersorten von 15 Produzenten aus verschiedenen europäischen Ländern. 38 davon waren für Katzen. Sie testeten das Futter und den Kot der Katzen auf Campylobacter, Salmonella, Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotuberculosis. In 25 Futterproben (28%) wurden sie fündig (Fredriksson-Ahomaa et al. 2017).
In den Niederlanden wurden 2018 35 gefrorene Barf-Fertigmischungen für Hunde und Katzen aus dem Handel getestet. In 30 davon (86%) wurden Krankheitserreger gefunden. 40% der getesteten Sorten enthielten Coli-Bakterien in Mengen, die die Grenzwerte für den menschlichen Verzehr überstiegen. Zusätzlich wurden Salmonellen (20 %), Listerien (43 %) und die Erreger von Toxoplasmose (6%) gefunden (van Bree et al. 2018).
Im Herbst 2018 wurden in der Schweiz 51 gefrorene Rohfuttersorten für Hunde von 8 Herstellern getestet. Getestet wurden Produkte mit Rind, Huhn, Hirsch, Ente, Pferd, Lamm, Elch, Strauss, Pangassius, Wachtel, Kaninchen Rentier, Lachs und Pute. 72,5% der Proben erfüllten nicht die mikrobiologischen Standards für Enterobacteriaceae, die durch EU-Verordnungen für tierische Nebenprodukte in Tierfutter festgelegt sind. Zusätzlich wurden in 3,9% der Proben Salmonellen nachgewiesen. In 62,7% der Proben wurden Bakterien mit antimikrobiellen Resistenzen gefunden. In 27,5% war mehr als eine antimikrobiellen Resistenzen zu finden. Bei einige Herstellern waren in 100% der Proben mehr Keime als zulässig. Bei anderen waren es "nur" 50% (M. Nüesch-Inderbinen et .).
In Großbritannien gab es einen Fall, bei dem mehr als 90 Katzen und auch einige der Halter durch eine Barf-Mischung an Tuberkulose erkrankten.
Rohfütterer vertreten die Meinung, dass Katzen durch diese Keime nicht krank werden können. Das ist aber nicht war. Es gibt genug Fallberichte zu Salmonellose, "Listeriose und "Tuberkulose durch verunreinigtes Rohfutter. Eine Zusammenfassung findet ihr jeweils, wenn ihr den Links folgt.

Fehlinformation und Verschwörungsmythologie

Es werden gezielt Ängste bei Katzenhaltern geschürt und ihnen ein schlechtes Gewissen eingeredet.
Schweinefüsse

Schweinefüsse als Kauartikel für Hunde sind ok, aber als tierische Nebenprodukte dürfen sie nichts in Futter?
Zu den grundlegenden Aussagen der Barfer gehört, das in industriellem Tierfutter "Abfälle" verwertet werden und der "Müll" den Tieren mit gesundheitschschädlichen Aromastoffen schmackhaft gemacht. Als Begründung geben sie an, dass in Tierfutter "tierische Nebenprodukte" verarbeitet werden. Das tierische Nebenprodukte unter anderem Zunge, Leber, Niere und Magen sind, wissen die Wenigsten. Stattdessen stellen sie die Behauptung auf im Tierfutter würden ganz legal Urin, Kot und Klärschlamm verarbeitet. Wer Trockenfutter füttere, könne seinem Tier darum auch gleich Müll geben. Ich habe das Buch "Katzen würde Mäuse kaufen" gelesen und bin den dort aufgezählten Skandalen nachgegangen (siehe dazu: Tierische Nebenerzeugnisse). Außerdem habe ich mir die Gesetze angesehen, die die Herstellung und das Inverkehrbringen von Tierfutter regeln (siehe dazu: Gesetze). Dabei habe ich erfahren, dass niemals Klärschlamm zu Katzenfutter verarbeitet wurde und auch kein Urin als Salzersatz verwendet wird und vor allem, dass das gar nicht erlaubt ist.

Besonders schlimm ist für die Rohfütterer Trockenfutter. Angeblich besteht es überwiegend aus pflanzlichen Rohstoffen. Es würde Zahnprobleme, Diabetis, Nierenversagen, Allergien und vieles andere verursachen. Angeblich sei das alles total logisch, wenn man mal darüber nachdenken würde. Aber als fauler Trockenfutterfütterer wäre man ja beratungsresistent und außerdem gleichgültig dem Leiden des eigenen Tieres gegenüber. Wer heute noch Trockenfutter füttere, hätte wohl die Studien der letzten 10 Jahre alle nicht gelesen. Diese Wissenden können aber nicht eine einzige solcher Studien nennen oder irgendeine ihrer Behauptungen aus einer seriösen Quelle belegen. Schlimmer noch: Bietet man ihnen Quellen an, kommentieren sie diese nur mit tränenlachenden Smileys ohne auch nur die Titel gelesen zu haben.
Wenn man sich tatsächlich mit den Studien der letzten Jahre beschäftigt, kommt dabei heraus, das Barfen keine Vorteile hat und eine Fütterung mit dem falschen Dosenfutter das Risiko von Nierenversagen erhöht. Hinweise auf Schäden durch Trockenfutter lassen sich aber nicht finden (siehe dazu: "Ist Trockenfutter schädlich?").
Während zahlreiche Gründe gegen das Barfen sprechen und kein einziger dafür, gibt es keinen Grund kein kommerzielles Trockenfutter zu füttern. Dekoelement

Quellen:

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The Dangers of Feeding Raw Meat to Pets

"Barf" bei Wikipedia

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