Welchen Nährwert hat Katzenfutter?

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Energiegehalt in Katzenfutter
Energie aus Kohlehydraten

Katze mit Adipositas

Mehr als nur ein bisschen Speck auf den Rippen.
Die empfohlenen Fütterungsmengen richten sich nach dem Energiegehalt des Futter und dem Bedarf der Katze. Bekommt die Katze zuviel von einem Futter oder Futter mit einem zu hohen Energiegehalt, wird sie zu dick. Etwa die Hälfte der Katzen in Deutschland hat Übergewicht. Das erhöht das Risiko von Diabetes, Herz-/Kreislauferkrankungen und Gelenkverschleiß. Das Immunsystem wird geschwächt. Es treten auch verstärkt Probleme mit Leber und Nieren auf. Die übergewichtigen Tiere vertragen Sommerhitze weniger gut und können auch Probleme mit der Atmung bekommen. Als Begleiterscheinungen können Hautkrankheiten, Inkontinenz und Verdauungsbeschwerden auftreten. Die Katze wird zudem weniger beweglich und kann beim Putzen nicht mehr alle Stellen erreichen.
Ursache für Übergewicht bei Katzen ist eine falsche und zu reichliche Fütterung. Die Angaben auf der Verpackung haben oft eine große Variationsbreite (aktive und inaktive Katzen) und beziehen sich auf Katzen mit Idealgewicht. Eine kleine übergewichtige Katze von 4 kg hat einen geringeren Bedarf, als eine größere Katze, für die 4 kg das ideale Körpergewicht sind (siehe dazu "Wie bestimme ich das Idealgewicht meiner Katze?"). Folgt man da den Fütterungshinweisen auf der Packung, würde eine übergewichtige Katze mit jedem Kilogramm das sie zunimmt mehr Futter bekommen. Für eine bedarfsgerechte Fütterung muss man wissen, wieviel Energie im Futter ist und wieviel die eigene Katze tatsächlich benötigt.

Katzenfutter ist nicht gleich Katzenfutter

In der Tabelle sind 4 Trockenfuttersorten und 7 Nassfuttersorten im Vergleich aufgeführt. Sie sind von verschiedenen Herstellern und in verschiedenen Preisklassen. In der ersten Spalte ist der Bedarf eines 2-jährigern, 4,5 kg schweren Katers (70 kcal/kg) aufgeführt und in den folgenden der Gehalt in den Katzenfuttern je 100 g. Energiewerte berechnet mit modifizierten Atwater-Faktoren.
Die Werte sind immer bezogen auf die Dareichungsform. Die Nährstoffdichten sind in den Nassfuttern wesentlich geringer, weil sie pro 100 g zwischen 70 und 81 g Wasser enthalten. Da nicht immer alle Mineralien und Vitamine auf den Packungen ausgewiesen sind, gibt es in der Tabelle einige Lücken.
Katzenfutterqualität

Nährstoffgehalte in 11 verschiedenen Katzenfuttern pro 100g. Die braun geschriebenen Werte wurden errechnet, die übrigen wurden der Deklaration entnommen.


Bei relativ gleichen Proteinanteilen gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Futtersorten. Es macht auf Dauer einen Unterschied ob man mit 200 g Nassfutter der einen oder 200 g der anderen Sorte füttert. Bekommen die Tiere ständig zu gehaltvolles Futter, dann werden sie auf Dauer zu dick.
Im Vergleich fällt auf, dass die Energiegehalte (hier in kcal) unterschiedlich sind. Beim Trockenfutter ist der Enegiegehalt nicht grundsätzlich höher, wenn Getreide enthalten ist. Und auch im Nassfutter liefert das Getreide keine "leeren Kalorien". Man kann also nicht pauschal sagen, das Getreide im Futter die Katzen fett macht.
Leider gibt es kein Standardverfahren für die Bestimmung von Energiegehalten bei Tierfutter. Darum gibt es auch keine Verpflichtung entsprechende Angaben auf der Verpackung zu machen. Als Tierhalter kann man hier aber selbst aktiv werden. Es gibt im Internet auf verschiedenen Seiten die Möglichkeit die Energiegehalte des Futters aus der Zusammensetzung von Eiweiß, Fett und Kohlehydraten zu errechnen. Das kann man aber auch leicht selbst mit einem Taschenrechner oder in einer Excel-Tabelle machen.

Energiegehalt von Katzenfutter berechnen

Energiegehalte von Nährmitteln

Atwater-Faktoren und modifizierte Atwater-Faktoren (nach Angaben der FAO)
Diese Berechnungen des Kaloriengehalts von Katzenfutter basieren auf den sogenannten Atwater-Faktoren. Die Faktoren geben wieder, wie groß der Energiegewinn jeweils aus 1 g Eiweiß, 1 g Kohlehydraten und 1 g Fett sind. Sie wurden von Atwater Ende des 19. Jahrhunderts ermittelt (1896). Er erfasste den Energieverlust durch die Ausscheidung von Urin und Kot beim Menschen und rechntete die Differenz zur aufgenommen Menge. Dabei berücksichte er nicht, dass Nährstoffe abhängig von ihrer Herkunft unterschiedlich gut vom Menschen verwertet werden können. Beispielsweise kann ein Mensch 100% des Eiweißes aus einem Hühnerei verwerten, aber nur etwa 72% aus Bohnen (biologische Wertigkeit). Darum wurden später modifizierte Atwater-Faktoren für verschiedene Nahrungsmittel verwendet (siehe Tabelle rechts).

Bei Katzen- und Hundefutter ist die genaue Zusammensetzung aber in der Regel nicht bekannt. Darum wird eine andere Modifikation angewendet. Man geht einfach davon aus, dass von Katzen die Energie aus dem Futter nur zu 85 oder 90% aufgenommen wird und reduziert darum die Atwater-Faktoren etwas. Bei diesen modifizierten Atwater Faktoren wird mit 3,5 kcal für Eiweiß und Kohlehydrate und 8,5 kcal/g für Fett gerechnet. Diese Methode verwenden die meisten Online-Rechner.

Seit den 1970ern wurden viele verschiedene Methoden verwendet, um den Energiegehalt zu errechnen. Kienzle und Kollegen (2001) maßen den Energiegehalt von 67 Nass- und Trockenfutter für Hunde und Katzen, sowie verschiedener Zutaten wie Fett, Fleisch und Kohlehydratlieferanten in einem adiabatischen Bombenkalorimeter für die experimentelle Bestimmung des Energiegehalts. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass eine Berechnung mit den Faktoren 24 kJ/g für Protein, 38 kJ/g für Fett und 17 kJ/g für Kohlenhydrate einschließlich Faser eine gute Übereinstimmung mit den kalorimetrisch bestimmten Brennwerten ergibt.
Laut Edtstadtler-Pietsch (2009) verwendet ein Bombenkalorimeter zur Bestimmung des Energiegehalts im Futter und errechnete den Energiebedarf aus den ungenutzten Resten in Kot und Urin.

2017 veröffentlichten Asaro und Kollegen eine neue Arbeit zu dem Thema und erfassten dabei die Energieaufnahme der Tiere über die Analyse der nicht aufgenommenen bzw. wieder ausgeschiedenen Energieträger (Eiweiß, Fett Kohlehydrate) in Urin und Kot, so wie es es auch Edtstadtler-Pietsch und Atwater taten. Gefüttert wurden 3 Futtersorten mit unterschiedlichen hohem Kohlehydratanteil. Sie verglichen diese Ergebnisse ihrer Analyse mit 3 verschiedenen Rechenmethoden. Die Ergebniss der traditionellen Atwatermethode lag nur 1,5 bis 4,6 % unter der chemischen Analyse. Bei der Berechnung mit den modifizierten Atwater-Faktoren waren die Werte zwischen 10,8 und 13,6 % niedriger.
Inhaltstoffe

Energiegehalt von 100 g verschiedener Futtersorten berechnet nach 3 Formeln aus der Literatur
Der Energiebedarf in kcal/kg KM nach Edtstadtler-Pietsch lässt sich mit dem mit generellen Atwater-Faktoren brechneten Energiegehalt in kcal/100 g Futter vergleichen und daraus dier Futtermenge für die Katze errechnen (siehe dazu Energiebedarf von Katzen).

Anteilige Energiemenge aus Eiweiß, Kohlehydraten und Fett

Außer der Gesamtenergiemenge ist auch von Interesse, wieviel Energie die Katze anteilig aus den Kohlehydraten im Futter aufnimmt. Hohe Anteile an löslichen Kohlehydraten könnten auch einen Risikofaktor für das Entstehen von Diabetis sein. Hier sind die Studien aber nicht eindeutig. Teilweise wird vermutet, dass die Menge an Energie aus den löslichen Kohlehydraten (NfE = Stickstoffreie Extrakte) eine Rolle spielt.
Inhaltstoffe

Energieaufnahme aus verschiedenen Katzenfuttersorten berechnet nach 3 verschiedenen Methoden

Andere Studien geben Hinweise darauf, dass der prozentuelle Anteil der löslichen Kohlehydraten an der Trockenmasse ausschlaggeben sein könnte.
NfE

Anteil löslicher Kohlehydrate an verschiedenen Katzenfuttern.

Für Katzen mit Diabetis wird empfohlen ein Futter mit weniger als 10% löslichen Kohlehydraten zu füttern. Dieses Anforderung können Trockenfutter nicht erfüllen (siehe "Diabetis"). Dekoelement

Quellen

N. J. Asaro, M. A. Guevara, K. Berendt, R. Zijlstra, A. K. Shoveller (2017): Digestibility Is Similar between Commercial Diets That Provide Ingredients with Different Perceived Glycemic Responses and the Inaccuracy of Using the Modified Atwater Calculation to Calculate Metabolizable Energy.- Vet. Sci. 2017, 4, 54

G. Edtstadtler-Pietsch (2003): Untersuchungen zum Energiebedarf von Katzen.- Inaugural-Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München

E. Kienzle, I. Schrag, R. F. Butterwick, B. Opitz (2001): Calculation of gross energy in pet foods: New data on heat combustion and fibre analysis in a selection of foods for dogs and cats.- J Anim Physiol a Anim Nutr 85(5-6):148 - 157 (nur Abstract)

FAO: Calculation of the energy content of foods - energy conversation factor
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