Geschichte des Katzenfutters

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Der erste Global Player tritt auf
1894 gründen William H. Danforth, George Robinson und William Andrews die "Robinson-Danforth Commission Company" Diese stellt zunächst Futter für Pferde für Maultiere aus Getreide her. 1896 begann die Produktion von Getreideprodukten (Frühstücks-Cerialien) für Menschen. Der Firmenslogan lautete "where purity is paramount" ("Wo Reinheit an erster Stelle steht"). 1898 übernimmt das Unternehmen ein neues Verfahren zum Brechen von Vollkorngetreide und bringt "hot breakfast cereal made from cracked wheat" auf den Markt. Für eine bessere Vermarktung holt Danforth sich Unterstützung von Dr. Ralston, dem Leiter einer Reihe bekannten Kette von Gesundheitsclubs. Abgeleitet vom Firmen-Slogan wird im Jahr 1902 der Name der Firma in Ralston Purina geändert. Ein rot-weißes Schachbrettmuster wird zum Logo hinzugefügt.
Nach dem 1. Weltkrieg macht sich Danforth in England mit einer Technik vertraut, mit der Futter in Würfel gepresst wird. Diese setzt er in den USA ein, um ab 1921 die heute bekannten Futterpellets zu produzieren. Purina ist ab 1926 der erste Tierfutterproduzent mit einer eigenen Versuchsfarm. In dieser Anlage werden neue Produkte getestet, darunter auch erste Futtermittel mit tierischen Nebenprodukten und zusätzlichen Vitaminen. Danforth entwickelt sich zum Public Relation Genie. Er bildet seine Vertreter in neuen Methoden des Farmmanagements und der Tierzucht aus und vermittelt den Farmern, die seine Produkte kaufen, zusätzlich kostenlos wertvolle Anleitungen. Es werden Führungen auf der Versuchsfarm angeboten, bei denen sich Farmer überzeugen können, dass mit dem Futter von Purina schneller, große und gesunde Tiere zu günstigen Preisen produziert werden können, als mit ihrem selbstgeerntetem Getreide.
Bis dahin ist Purina Produzent von Futtermitteln für Farmtiere wie Rinder, Schweine und Geflügel. Aber 1950 steigt Danforth groß in den Hundefuttermarkt ein. Bisher hat sein Unternehmen nur Farm- und Jagdhunde über seine reisenden Handelsvertreter versorgt. Nun beginnt Purina mit der Entwicklung einer Produktlinie für den Einzelhandel. 1955 stirbt der Firmengründer und sein Sohn übernimmt die Leitung des Unternehems. 1956 kommt "Purina Dog Chow" auf den Markt. Dabei handelt es sich um das erste extrudierte Trockenfutter für Haustiere. Ab 1962 ist dann auch "Purina Cat Chow" erhältlich. Purina kauft in den folgenden Jahrzehnten verschiedene Unternehmen und Marken ein. 2001 schließen sich Ralston Purina und Nestlé zu Nestlé Purina PetCare zusammen. Dem Konzern gehören heute die Tierfuttermarken Alpo, Beneful, Cat Chow, Dog Chow, Fancy Feast, Felix, Friskies, Go Cat, Butchers, Bakers, Winalot, Gourmet, Mighty Dog, Mon Petit, ONE, Pro Plan, Purina und Terra Canis.
Ursprünglich waren Hund und Katze wie Rinder und Pferde Arbeitstiere des Menschen. Hunde bewachten Haus und Hof und halfen bei der Jagd. Sie bekamen einen Anteil der Beute (z. B. Innereien, Knochen) oder Tischreste. Die Katze lebte in der Nähe des, war aber lange hauptsächlich Selbstversorger. Sie war willkommen, weil sie Mäuse und Ratten in Lagern und Feldern jagte.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen Bürger der entstehenden Mittelschicht Haustiere zu halten, die nur zur Unterhaltung und als Gesellschaft dienten. Dabei kam dem Hund eine herausragende Stellung zu. Katzen waren für die Futtermittelhersteller lange nicht von Bedeutung.
Die Geschichte der kommerziellen Heimtierfutter-Herstellung erklärt Vieles. Angefangen von Getreide als Grundstoff für Trockennahrung, über die massive Werbepräsenz im Heimtierfutter-Segment und den Konkurrenzkampf bis hin zur Zentralisierung bekannter Marken bei zwei großen Global Playern.
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Richtiges Katzenfutter gibt es erst seit 1962.

Erstes kommerzielles Haustierfutter

Im Allgemeinen heißt es, dass das erste kommerziell produzierte Hundefutter um 1860 auf den Markt kam - Spratt´s "Meat Fibrine Dog Cake". Der amerikanische Eletriker James Spratt entwickelte ein Rezept für Hundekekse aus Weizenmehl, Gemüse, Rote Bete und Fleisch, nachdem er in London gesehen hatte wie Hunde Schiffszwieback frassen. Von dieser Geschichte gibt es zwei Versionen: In der einen sind es streunende Hunde, in der anderen kauft ein Hundebesitzer den Schiffszwieback. Ob eine davon stimmt, weiß heute Niemand mehr. Spratt fand die Londoner Bäckerei Walker, Harrison and Garthwaite, die seine Hundekekse für ihn herstellte. Seine ersten Kunden waren Briten, die Greyhounds für Hunderennen hielten. Walker, Harrison and Garthwaite warben später damit "the first bakery of dog buiskits" zu sein.
1855 kaufen die Mais- und Futterhändler Spillers & Co. eine Bäckerei für Schiffszwieback in Cardiff und führten dort 1859 eine Produktlinie mit Hundekuchen ein. Zeitlich und räumlich liegen Spratt´s und Spillers´ "Hundezwieback" nahe beieinander. Möglich wäre, dass Spratt auf der Suche nach einem Produzenten für sein Hundefutter auch bei Spillers vorstellig wurde und die mit ihm zwar nicht handelseinig wurden, aber die Idee für sich aufgriffen. Es wäre auch möglich, das ihnen Spratt´s "Meat Fibrine Dog Cake" von Kunden vorgelegt wurde oder sie auf die Werbung stießen und sie darauf hin aktiv wurden. So oder so: 1861 ließ Spratt sich sein Rezept patentieren, um sich vor der Konkurrenz zu schützen.
In den 1870er entstand eine amerikanische Spratt´s Niederlassung in New York. Nachdem 1881 ein amerikanisches Patent für die Kekse erteilt wurde, dehnte sich der Verkauf auf die gesamten USA aus. Die Firma machte massiv Werbung, um die Amerikaner, die ihre Hunde mit Tischresten fütterten von seinen Hundekeksen zu überzeugen. Es gab Werbeschilder aus Blech in den Geschäften, ganzseitige Werbeanzeigen in Zeitschriften und Gratisproben auf Hundeschauen. Spratt führte das Konzept von bedarfsgerechter Fütterung in verschiedenen Lebensphasen ein. Es gab Spratt´s Hundekekse in verschiedenen Geschmacksrichtungen und in Zusammensetzungen für ausgewachsene Hunde und Welpen. Die Hundekeksen war relativ teuer und die Produkte sprachen vor allem Hundebesitzer an, die Wert auf die Gesundheit ihrer Tiere legten. Ab 1900 wurde Spratt´s Hundekekse in den gesamten USA und in Europa verkauft.
Aber auch Spillers & Co. waren weiter im Futtermittelmarkt aktiv. Ab 1907 produzierten sie mit "Shapes" einen Hundekuchen in verschiedenen Farben, der bis heute auf dem Markt ist. 1914 hatte Spiller 18 verschiedene Arten Hundekuchen im Sortiment. 1926 wird Spillers königlicher Hoflieferant ("Royal Warrant"). Ein Jahr später wird die Marke "Winalot" als spezielle Windhundnahrung eingeführt.

Blindenhund mit Nierenproblem
In den 1930ern reiste der blinde Morris Frank, mit seinem Hund "Buddy" durch die USA, um Werbung für Blindenhunde zu machen. Buddy litt aber unter Nierenproblemen und so wurde Frank bei einem Tierarzt vorstellig. Dr. Mark Morris senior war der Ansicht, das die Ursache zu hohe Gehalte an Phosphor und Salz im handelsüblichen Hundefutter war. Er entwickelte für Buddy ein eigenes Futter und schickte es Frank in Einmachgläsern auf seiner Rundreise zu. Da die Gläser zum Teil beim Transport zerbrachen, veranlasste Frank die Lieferung leerer Konservendosen und einer handbetriebene Dosenabfüllmaschine an seinen Tierarzt.
Im Jahr 1948 erteilte Dr. Morris die Lizenz zur Abfüllung seines Futters an Burton Hill aus Topeka, Kansas. Unter dem Namen "Canine k/d" wurde es abgefüllt und Hill's Pet Nutrition entstand. 1951 waren vier Tierfuttervarianten von "Prescription Diet" auf dem Markt und Dr. Morris gründete ein Forschungslabor in Topeka. Sein Sohn führte seine Arbeit fort und entwickelte "Hill's Science Plan", eine Produktlinie, die ab 1968 bei Tierärzten erhältlich war. Diese Produktreie umfasst inzwischen über 50 Tierfutterrezepturen, die auf Lebensphasen und spezielle Bedürfnisse abgestimmt sind.
1976 wurde Hill´s Pet Nutrition von der Colgate-Palmolive Company übernommen, die sonst keine weiteren Tierfuttermarken hält.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekam Conveniencefood immer größerer Bedeutung. Fertig aufbereitet Zutaten wurden in der menschlichen Ernährung immer wichtiger.
Als nach dem Ende des 1. Weltkriegs Pferde zunehmend von Autos und Traktoren ersetzt wurden, brach für P. M. Chappel eine Einnahmequelle weg. Er hatte auf einer Farm in Batavia Pferde gezüchtet und an die US-Regierung verkauft. Nun begann er mit seinen Brüdern Ernest S. Chappel und Earle S. Chappel Pferdefleisch für den menschlichen Verzehr zu verkaufen. Pferdefleisch war aber wenig begehrt und so beschlossen die Brüder ihre Pferde als Tierfutter zu vermarkten. 1922 kam "Ken-L Ration" als das erste Hunde-Nassfutterin Dosen in den Handel. Es wurde als Zutat "lean, red, government-inspected meat" beworben. Dass es hauptsächlich aus Pferdefleisch bestand, stand nur im Kleingedruckten. Die Werbemaßnahmen waren für das neue Hundefutter gewaltig. Unter anderem sponsorte Chappel das Tierhotel im Disney Land´s. Besonders bekannt war der TV-Werbejingle "My dog is bigger than yours" von Tom Paxton.


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Werbeträger für "Ken-L-Ration" war der deutschen Schäferhund Rin Tin Tin. Nur wenig später erweiterten die Chappels das Sortiment um "Ken-L Biscuits". 1928 kam das erste Nassfutter für Katzen auf den Markt - "Kit-E Ration". Bald gingen den Brüdern die eigenen Pferde aus und auch die Farmer im Umland konnten den Bedarf nicht decken. Darum pachteten sie Land und begannen für die Produktion ab 1928 Wildpferde in Montana und Wyoming einzufangen und zu verarbeitet. Das führte zu vielen Protesten und sogar zu Bombenanschlägen.
Die Weltwirtschaftskriese setzte dem Unternehmen sehr zu. Ein britischer Unternehmensteil in Manchester wurde 1934 von Forrest Edward Mars, dem Sohn des Mars-Firmengründers, gekauft. So trat Mars Petcare in den Tierfuttermarkt ein.

Mars kommt auf den Hund
1935 stiegt Mars Petcare in den Hundefutter-Markt ein, indem der Süßwarenhersteller den brittische Teil der Produktion von Chappell Brothers Inc. ("Chappie"), kauft. 1939 kommt mit "Kit-e-Kat" ein neues Katzenfutter dazu. 1954 bringt Mars ein neues Hunde-Dosenfutter unter dem Namen "Meet" in Großbritannien auf den Markt, das dann ab 1957 "Pal" heißt. Mit "Whiskas" kommt 1958 eine zweite bekannte Katzenfuttermarke dazu. Das Mars Pet Research Center mit dem Namen "The Waltham Centre for Pet Nutrition" wird 1965 eröffnet.
Heute gehören unter anderem die Marken Cesar, Chappi, Crave, Dreamies, Frolic, Greenies, James Wellbeloved, Kitekat, Loyal, Nutro, Pedigree, Perfect Fit, Royal Canin, Sheba und Whiskas zum Konzern.
Bereits 1920 hatte Donald Danforth, der Sohn des Firmengründers, bei dem Unternehmen Ralston Purina angefangen. Er überzeugte seinen Vater, dass eine Forschungseinrichtung wichtig sei und war für die Eröffnung der 84 Hektar großen Forschungs-Farm in Gray Summit verantwortlich. Dort wurde unter anderem mit Futterprojekten experimentiert. Die Hundenahrung sollte auf die Bedürfnisse der Tiere zugeschnitten sein. Die ersten neuen Produkte waren Futter speziell für Jagd - und Farmhunde.
Die Weltwirtschaftskrise und der 2. Weltkrieg brachte auch für Ralston Purina finanzielle Probleme mit sich. Mit der Einführung des Trockenfutters "Dog Chow" in den Lebensmittelhandel im Jahr 1956 startete das Unternehmen neu durch. Es war das erste extrudierte Hunde-Trockenfutter und war als Alleinfuttermittel an die Ernährungsbedürfnissen von Hunden angepasst. Dieses Futter hatte nach 5-jähriger Entwicklungszeit eine Akzeptanz von 80% bei 300 Testhunden aus 30 Rassen. (The Eager Eater). Bereits im Jahr der Einführung hatte es einen Marktanteil von 14,8 % bei den Hundefuttern und war im August 1958 Marktführer.
Unterdessen versuchte Spillers auf dem Nassfuttermarkt Fuß zu fassen und bot ab 1958 mit "Wagalot" seine erste Hundedosennahrung auf Fleischbasis an. 1960 kaufte Spillers "Spratt's Patent" und übernahm die Marke, die mit Hundekeksen und Dosenfutter gut im Handel vertreten war. Nach einigen Umfirmierungen und dem Zukauf des britischen "Felix" Katzenfutters 1970 gehören die Marken seit 1988 zum Nestlé-Konzern.
Seit Mitte der 1980er haben Mars Petcare und Nestlé Purina nach und nach die meisten traditionellen Marken aufgekauft. Einige werden bis heute weitergeführt wie "Winalot Shapes" (seit 1907). Andere Marken wie "Spratt´s Patent" (von 1861 bis 2008) wurden eingestellt.

Vom ersten Katzenfutter bis heute

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Der Aufstieg der Katze zum Lieblingshaustier begann erst in den 1950ern.
Den meisten Menschen erschien es logisch dem arbeitenden Hund, der an ihrer Seite lebte und engen Kontakt zu ihnen hatte, regelmäßig zu füttern. Zumal es nicht erwünscht war, dass er sich selbst Hasen oder Rehe erjagte. Anders war das bei der Katze. Ihr Nutzen lag darin, dass sie Nager in den Kornspeichern fing und frass. Sie zu füttern erschien abwegig, weil eine satte Katze als fauler Jäger galt.
Vereinzelt wurde zu Beginn des 19. Jahrhundert postuliert auch Katzen ein- oder zweimal am Tag von einem eigenen Teller zu füttern. Weit verbreitet war das aber nicht. Als sich die Katze wie der Hund in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Haustier entwickelte, änderte sich das. Für die Tiere wurde um die Jahrhundertwende in Städten minderwertiges und zum Teil verdorbenes Fleisch (meist Pferd), das für den menschlichen Verzehr ungeeignet war von "Cat meat Men" auf Handkarren auf der Straße angeboten. Manchmal wurde es blau-grün eingefärbt, um zu verhindern, dass es für den menschlichen Verzehr angeboten wurde. Abhängig davon, wie verdorben das Fleisch war, nahmen die Katzen es mehr oder weniger gern oder gar nicht an. Das Füttern mit diesem Pferdefleisch galt bei Katzen-Experten als "ungesunde Praxis".
Seit 1870 wurden in London Katzen auf speziellen Ausstellungen gezeigt. Die erste große Katzenshow mit 140 Katzen fand 1881 in New York statt. Um die Katzen möglichst attraktiv zu präsentieren gab es Tipps zu Fütterung, die zum Beispiel Haferflockenbrei oder mit Milch getränktes Weißbrot umfassten.
Kommerzielles Katzenfutter wurde nicht so agressiv beworben wie das Hundefutter. Aber es soll eine Werbeanzeige von Spratt´s aus dem Jahr 1876 für das erste kommerzielle Katzenfutter geben: "Entirely supercedes the unwholesome practice of feeding on boiled horse flesh; keeps cats in perfect health."
Katzenfutter-Werbung

Eine Werbeanzeige aus "Breeder and Sportsman" aus dem Jahr 1887 für Spratt´s Hundekekse mit Erwähnung von Katzenfutter
W. G. Stables (1876) erwähnt in seinem Buch "The domestic Cat" das Katzenfutter von Spratt positiv. Ich vermute aber, dass der Erfolg bescheiden war, weil Katzen sich generell weniger für Gebäck begeistern können als Hunde. In Milch eingeweicht mögen sie aber eine akzeptierte Nahrung gewesen sein. Weiter verbreitet war die Nutzung von "cats lights" (Lunge) und Leber, die es beim Schlachter gab.
Die älteste Werbeanzeige, die ich "für" Katzenfutter finden konnte stand im Jahr 1886 und 1887 in "Breeder and Sportsman" (siehe rechts).
Viel Interesse scheint es für Katzenfutter nicht gegeben zu haben. In einem Katalog von Jacob Kaufmann Co. aus dem Jahr 1925 werden 8 Sorten Hundekekse von Spratt´s, 1 Husky-Futter von Alber´s Milling Co., Miller´s 1A Dog Rations und 3 Sorten "Milchknochen" von Bennett angeboten. Katzenfutter gibt es in nur 2 Sorten von Spratt´s - einmal mit und einmal ohne Fisch.
Es scheinen weder andere Hersteller Katzenfutter anzubieten, noch hat es sich für Spratt´s gelohnt in einem Zeitraum von bis dahin immerhin 49 Jahren eine größeres Sortiment an Katzenfutter aufzubauen.
Auch die Einführung von Fleisch in der Konserve scheint den Katzenfuttermarkt nicht sehr erweitert zu haben. Die Chappel Brothers Companie vertrieb ab 1928 mit "Kit-E Ration" das erste Nassfutter für Katzen. 1934 bewirbt eine Anzeige im The Cats Magazine "Spratt´s new Cat food". Es soll die Zubereitung von Katzenfutter aus Lunge, Leber und Fisch überflüssig machen und für ein glänzendes Fell sorgen. 1939 kam mit "Kit-e-Kat" in Großbritannien ein neues Katzenfutter auf den Markt. 1955 gab es mit "Spratt´s Meat" ein Dosenfutter für Hunde und Katzen (Spratt´s Patent). "Whiskas" kam 1958 dazu. Es scheint, als hätte der Katzenfuttermarkt zwischen 1950 und 1955 Fahrt aufgenommen und sich zu einem guten Geschäft entwickelt.

Werbung ist allgegenwärtig

Während ursprünglich massiv Werbung dafür gemacht wurde Hunde und Katzen überhaupt mit spezieller Nahrung zu füttern, kann der milliardenschwere Tierfuttermarkt heute kaum noch wachsen. Die auf Masse getrimmten Marktmächte kämpfen gegeneinander und gegen die neu entstehende Konkurrenz mit alternative Nischenprodukten.
Umsätze 2019

Katzenfutter machte 2019 47% des Umsatzes an Heimtierfutter aus.
2019 hatte der deutsche Heimtiermarkt im stationären Einzelhandel einen Umsatz von 5,2 Milliarden Euro. Dazu kamen 705 Millionen Euro aus dem Onlinegeschäft. Den größten Anteil hat der Katzenfuttermarkt mit einem Umsatz von 1.596 Millionen Euro im stationären Handel. Davon entfielen 1.052 Millionen Euro auf Feuchtfutter, 245 Millionen Euro auf Snacks und Katzenmilch und 299 Millionen gaben die Deutschen für Katzentrockenfutter aus (Quelle).
Kleinere Unternehmen starten durch und suchen sich ihren Platz auf dem Markt. Inzwischen gibt es für Katzen Trockenfutter und Nassfutter mit Getreide (Weizen, Gerste, Mais, Reis) und ohne, als Basis, Premium und in Bio. Bei den Fleischsorten sind neben Huhn, Pute, Rind, Lamm, Lachs und Thunfisch, auch exotischere Sorten wie Kaninchen, Känguru, Fasan oder Pferd zu bekommen. Es gibt sie als Einzelsorten (Monoprotein) und auch als Mischungen. An Gemüse werden Möhre und Erbsen, seltener Kürbis, Zucchini oder Spargel zugesetzt. Als Ballaststoff-Lieferanten dienen Süßkartoffeln oder Zichhorie (Inulin), teilweise aber auch einfach Zellulose. Außerdem finden Früchte wie Preiselbeeren, Blaubeeren, Apfel oder Granatapfelkerne Verwendung. Einigen Futtersorten sind Kräuter beigemischt. Am häufigsten findet man Katzenminze auf der Zutatenliste, aber auch Löwenzahn, Basilikum, Petersilie, Rosmarin, Liegstöckel, Ringelblume oder Algen werden dem Futter beigemengt. Seltener sind Katzengamander, Yucca oder Aloe vera im Katzenfutter.
Ernährungs- und Lifestyle-Trends schwappen in die Tierfutter-Sparte: Bio, getreidefrei, BARF, funktionelles Futter, Monoprotein, alternative Proteine (Känguru, Strauss etc.), Prey (ganze Beute), Schokolade für Hunde oder und Katze und veganes Katzenfutter. Es stellt sich die Frage, was davon die Katze wirklich braucht.

Erkenntnisse über die Ernährungsphysiologie

Ursprünglich wurden Hunde un Katzen mit Essensresten gefüttert. Das erste kommerzielle Hundefutter entstand 1858/1859 auf der Basis eines Rezepts für Schiffszwieback und Katzenfutter gleicher Machart kam zwischen 1870 und 1876 auf den Markt. Mit massiver Werbung mussten die Europäer und die Amerikaner davon überzeugt werden, sich den Luxus einer speziellen Tiernahrung für ihre Haustiere zu leisten. Produzenten von Hunde- und Katzenfutter waren über Jahrzehnte Bäckereien. Das erste Dosenfutter 1922 war ursprünglich für den menschlichen Verzehr gedachtes Pferdefleisch. Die Tiere bekamen weiterhin Nahrung für Menschen, diese wurde aber nun für sie speziell beworben.
Erst ab den 1930ern wurde damit begonnen Hundefutter zu entwickeln, das an die Bedürfnisse der Tiere angepasst war. 1948 kam das erste echte Nassfutter für Hunde nach dem Rezept von Dr. Morrisson als "Canine k/d" von Hill's Pet Nutrition in den Handel. Ab 1950 begann Purina die Ernährungsbedürfnisse von Hunden zu erforschen und brachte 1956 das ersten echte Hundetockenfutter aus extrudierten "Kibbles" (= Kroketten) auf den Markt, die wir heute als das typische Trockenfutter kennen. 1962 folgte das erste Katzentrockenfutter.
Im Laufe der Zeit wuchsen die Kenntnisse über die Ernährungsansprüche der Tiere. Zum einen experimentierten die Futtermittelhersteller in ihren eigenen Instituten, zum anderen forschten Tierärzte an Universitäten. Es ist nicht zu bestreiten, dass Tiere für diese Forschung gelitten haben und gestorben sind. Um den Mindestbedarf an Vitaminen und Mineralstoffen zu ermitteln, wurden Tiere bis zum Einsetzen sichtbarer Schäden mit extremen Diäten gefüttert. Untersuchungen von Vitamin A-Mangel bei Katzen erforderten in den 1960ern die Fütterung der Tiere über einen Zeitraum von 6 bis 20 Monaten mit einem Vitamin-A-freiem Futter und abschließend die Päperation von Augen, Leber und Nieren der Tiere.
Minimalinvasive Eingriffe, Beobachtung von Stoffwechselparametern, in vitro-Modelle auf Zellbasis, Ultraschall, moderne Röntgen-Technik und Computertomografie machen solche groben Methoden heute zum Glück (fast) überflüssig. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir in Deutschland von den damaligen Zuständen auch noch nicht lange und weit weg sind! Tierschutz steht erst seit 2002 als Staatziel im Grundgesetz und die Tierschutz-Versuchstierverordnung gibt es erst seit 2013.
Auch wenn uns das nicht gefällt, profitieren unsere Haustiere heute von der damaligen Forschung.
Die 1970 gegründete Fédération Européenne de l'Industrie des Aliments pour Aminaux Familiers (FEDIAF = Verband der europäischen Heimtierfutterindustrie) vertritt rund 650 Unternehmen, die für die Herstellung von mehr als 90% der europäischen Heimtiernahrung verantwortlich sind. Die FEDIAF gibt Richtlinien für die Zusammensetzung von Heimtierfutter heraus, die regelmäßig an neuen Erkenntnisse und Gesetzeslagen angepasst werden. Die jeweils aktuellen Richtlinien konnen kostenlos auf der Homepage der FEDIAF heruntergeladen werden.
In den USA entwickelte der Nationale Forschungsrat der U.S. National Academy of Sciences (NAS) Mitte der 1980er Jahre einen Leitfaden mit Ernährungsanforderungen für Hunde und Katzen. Die meisten kommerziellen Katzen- und Hundefutter in den USA sind gemäß dieser Richtlinien zusammengesetzt und sollen den Bedarf der Tiere vollständig decken. Seit 2006 wurde keine aktualisierte Fassung mehr veröffentlicht. Dekoelement

Quellen

Wikipedia: Spratt´s

Spratt´s Patent

Spillers

Ralston Purina Companie

Purina Homepage

pet food institute: History of Pet food

The History of Commercial Pet Food: A Great American Marketing Story

The eager eater

The surprising history of commercial pet food

Markenlexikon: Chappie

W. G. Stables (1876): The Domestic Cat.- G. Routledge and Sons, New York (E-Book)

Steve Ainsworth (2018): Cat food for thought.- The Cat Magazin 2018
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