Toxoplasmose bei Katzen

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Der Erreger der Toxoplasmose Toxoplasma gondii ist ein Protozoe (Einzeller mit echtem Zellkern, Eukaryot). Hauskatzen und alle anderen Katzen-Arten sind Ziel- und Endwirte dieses Parasiten. Er vermehrt sich nur in Katzen generativ (sexuell). In allen anderen warmblütigen Tieren und Vögeln vermehren sie sich ungeschlechtlich und bilden Zysten in Nerven- und Muskelgewebe.
Katzen stecken sich an, wenn sie ein infiziertes Tier fressen und scheiden dann 7 bis 14 Tagen lang Oocysten mit dem Kot aus. Die Oocysten reifen innerhalb von 1 bis 5 Tagen unter Sauerstoffeinfluss zu infektionsfähigen sporulierten Oocysten heran. In dieser Form sind sie bis zu 5 Jahre infektionsfähig.

Die Katze als Toxoplasmose-Überträger

Katzenbesitzer haben ein etwa 30%ig erhöhtes Risiko sich mit Toxoplasmose zu infizieren im Vergleich zu Personen in Haushalten ohne Katzen leben. Viele Schwangere fürchten sich vor einer Infektion, weil diese dem ungeborenen Kind schaden kann. Es ist aber nicht notwendig den Kontakt zur Katze abzubrechen oder sie wegzugeben, wenn sich ein Kind ankündigt.
Katzen können sich bei reiner Wohnungshaltung normalerweise gar nicht mit Toxoplasmose anstecken. Ausnahmen sind möglich, wenn die Tiere mit rohem Fleisch gefüttert werden. Van Bree et al. (2018) fanden in 6% der von ihnen getesteten Barf-Menüs Toxoplama gondii. Aber auf Rohfütterung sollte während der Schwangerschaft schon aus Schutz vor Listerien und Salmonellen verzichtet werden.
Freigänger können sich über Beutetiere infizieren, scheiden aber nur Oocysten aus, nachdem sie sich das erste Mal infiziert haben. Eine Infektion über Katzenkot aus dem Katzenklo ist zudem nur dann möglich, wenn der Kot nicht täglich entfernt wird. Da die Oocysten 1 bis 5 Tage brauchen um infektiös zu werden, geht vom frischen Kot keine Toxoplasmose-Gefahr aus. Letzendlich besteht ohnehin nur Gefahr, wenn die Mutter während der Schwangerschaft zum ersten Mal mit Toxoplasmose in Kontakt kommt. Hat die Mutter bereits Antikörper, besteht für sie und das Kind keine Gefahr. Ein Antikörpertest zu Beginn der Schwangerschaft bringt Klarheit. Wir eine spätere Infektion festgestellt, kann sie behandelt werden.

Krankheitszeichen von Toxoplasmose bei der Katze

Katzen mit einer Toxoplasmose zeigen oft keine Symptome. Ist das Immunsystem geschwächt (z. B. bei Krebstherapie, FIV) oder die Kätzchen noch sehr jung kann die Krankheit aber ausbrechen.
Besonders Schwer ist der Krankheitsverlauf bei Kätzchen, die über die Placenta im Mutterleib infiziert werden. Sie haben häufig eine Leberentzündung (Hepatitis), Entzündung der Gallenwege, Lungenentzündung und Entzündungen im Gehirn (Enzephalitis). Dazu kommen ein Wasserbauch (Bauchwassersucht), Kurzatmigkeit und Lethargie.
Bei ausgewachsenen Katzen sind die Symptome unspezifisch. In 10 bis 20% der Fälle haben die Katzen über 1 bis 2 Wochen Durchfall und scheiden Oozysten (ansteckende Form des Parasiten) aus, wenn sie sich frisch infiziert haben. Systemische Erkrankungen sind selten und brechen oft aus stillen Infektionen heraus aus und weniger nach Neuinfektionen. Dann haben die Katzen Fieber, Bewegungsstörungen, Krämpfe und Atemnot. Es treten auch entzündliche Darmerkrankungen auf, Verdickungen in der Darm- oder Magenwand, Magenschleimhautentzündung und geschwollene Lymphknoten und Entzündungen der Plazenta. Eine Lungenentzündung mit akuter Atemnot und septischem Schock kann zum schnellen Tod führen.
Häufig verursacht die Toxoplasmose auch Entzündungen der Hirnhaut, des Rückenmarks und der Nerven. Auch Fälle von Gallenwegsentzündungen wurden dokumentiert. Es wurde bei Katzen ohne sonstige Symptome okuläre Toxoplasmose beobachtet. Dabei kommt es zur Entzündungen der Augenhaut, der Regenbogenhaut oder Netzhaut. Seltener treten Herzprobleme auf.
Katzen entwickeln etwa 2 bis 3 Wochen nach ihrer ersten Infektion mit Taxoplasmose Antikörper. Werden sie neu infiziert, kann sich der Parasit nicht mehr vermehren und die Katzen scheiden keine Oocysten mehr aus. Auch wenn eine latente Infektion durch eine Schwächung des Immunsystems akut wird, werden keine Oocysten gebildet.

Toxoplasmose beim Hund

Auch bei Hunden bleibt eine Infektion mit Toxoplasma gondii meistens unauffällig. Bei Tieren mit Immunschwäche, die nicht gegen Staupe geimpft sind tritt aber manchmal eine akute Form auf. Sie äußert sich durch Muskelzittern, Bewegungsstörungen, Lähmungen, Lärmempfindlichkeit, Muskelschwund, Steifheit, Bindehautentzündung und Netzhautentzündung. Unter Cortison-Therapie können sich Entzündungen an der Haut und den Blutgefäßen zeigen. Thrombosen kommen vor. Häufiger tritt bei Hunden aber Neospora caninum auf. Dieser Einzeller nutzt Hunde, Wölfe und andere Hundeartige als Entwirt und kann bei ihnen Neosporose auslösen.

Toxoplasmose beim Menschen

Toxplasmose verläuft bei den meisten Menschen symptomlos und es wird vermutet, dass etwa 30% der Menschen weltweit. bereits einmal infiziert waren. Von 2008 bis 2011 wurden in Deutschland von 6.663 Personen (18 - 79 Jahre) Blutproben auf Antikörper untersucht. 54 % der Proben waren positiv. Bei den jungen Erwachsenen (18-29 Jahre) hatten 20,0% Antikörper. Bei den Senioeren (70-79 Jahre) waren es 76,8%. Männer, Katzenhalter und Menschen mit einem Body-Mass-Index über 30 sind häufiger betroffen. (Wilking et al. 2016).
Die Übertragung von Toxoplasmose auf den Menschen kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. Verzehr von unzureichend gegartem oder rohem infiziertem Fleisch vor allem vom Schwein (z. B. Mett). Oozysten können aus Katzenkot auf die Hände gelangen, auf Oberflächen und Nahrung übertragen und oral aufgenommen werden. Schwangere, die während der Schwangerschaft zum ersten Mal infiziert werden, können über die Plazenta Toxoplasmose auf das ungeborene Kind übertragen.
Bei einer Infektion nach der Geburt wandeln sich die Erreger in einem Menschen mit intaktem Immunsystem in Bradyzoiten um, die meistens lebenslang in Muskeln, in der Netzhaut des Auges oder im Bereich des zentralen Nervensystem im Körper verbleiben. Bei etwa 1% der Infizierten werden die Lymphknoten befallen.
Personen mit geschwächtem Immunsystem (HIV, Krebstherapie, Organempfänger) können schwere aktive Verläufe entwickeln, die alle Organe betreffen können.
Bei der Infektion des Fötus in einer frühen Phase der Schwangerschaft kommt es meistens zu einer Fehlgeburt. In seltenen Fällen treten schwere Organschäden auf, die vor allem das zentrale Nervensystem betreffen. Bei späteren Infektionen ist nach der Geburt zumeist nur ein milder Erkrankungsverlauf festzustellen. Es treten dann aber in bis zu 80 % der Fälle Folge- bzw. Spätschäden auf. Diese können sich zum Beispiel als Epilepsie, Taubheit und Augenschädigungen zeigen.

Schutz vor Mensch und Tier

Bei Menschen verläuft eine Infektion meistens ohne Symptome. Für ungeborene Kinder besteht nur Gefahr, wenn die Mutter während der Schwangerschaft eine Erstinfektion hat. Zwischen 20 und 76 % aller Erwachsenen in Deutschland haben bereits Antikörper gegen Toxoplasmose.
Für reine Wohnungskatzen, die mit Dosen- und Trockenfutter gefüttert werden besteht keine Infektionsgefahr. Auf Fütterung mit rohem Fleisch (barfen) sollte während der Schwangerschaft zur Sicherheit verzichtet werden.
Katzen sind nur nach einer Erstinfektion und damit nur wenige Tage in ihrem gesamten Leben Überträger von Toxoplasmose. Die Einhaltung von grundlegenden Hygiene-Regeln wie die tägliche Reinigung des Katzenklos und das Händewaschen danach, verhindern eine Ansteckung.
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Quellen

R. Calero-Bernal, S. M. Gennari (2019): Clinical Toxoplasmosis in Dogs and Cats: An Update.- Frontiers in Veterinary Science, February 2019, Volume 6, Article 54

J. F. McConnell, A. H. Sparkes, A. S. Blunden et al. (2007): Eosinophilic fibrosing gastritis and toxoplasmosis in a cat.- Journal of Feline Medicine and Surgery (2007) 9, 82 - 88

H. Wilking, M. Thamm, K. Stark, T. Aebischer, F. Seeber (2016): Prevalence, incidence estimations, and risk factors of Toxoplasma gondii infection in Germany: a representative, cross-sectional, serological study.- Scientific Reports, 6:22551 (Deutsche Zusammenfassung beim Robert-Koch-Institut)

Öffentliches Gesundheitsportal Österreich: Toxoplasmose-Antikörper (Typ IgM)
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https://www.avma.org/resources/pet-owners/petcare/toxoplasmosis