Katzenrassen

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Katzenrassen der Welt

Wie viele Katzenrassen es Weltweit gibt, weiß vermutlich niemand genau. Die verschiedenen nationalen und internationalen Katzenzuchtverbände erkennen nicht alle Rassen an. Bei der in Deutschland ansässigen World Cat Federation e.V. sind 69 Rassen anerkannt. Die französische Fédération Internationale Féline listet 48 Rassen auf. In den USA werden von The International Cat Association (TICA) 54 Rassen auf den Ausstellungen bewertet. Bei der American Cat Fanciers Association sind es 65. Bei Wikipedia stehen auf der Liste 73 Kurzhaarrassen, 37 Rassen mit halblangem Haar und 7 Langhaarkatzen, also 117.
Bild: pixabay

Siamkatze

Alle Rassen haben spezielle Merkmale, charakteristische Färbung und sollen auch bestimmte Charaktereigenschaften haben. Es gibt zahlreiche Internetseiten über Katzenrassen auf denen man sich über die Vielfalt informieren kann. Darum möchte ich hier auch keinen unvollständigen Überblick versuchen, sondern stattdessen meine Meinung zur Katzenzucht allgemein darlegen. Am Ende der Seite findet ihr Links zu den Artikeln, aus denen ich die Informationen habe.
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Schönheitsideale können krank machen

Die gezielte Zucht von Katzen ist für mich nur dann zu rechtfertigen, bei der Zuchtauswahl ausschließlich auf gesunde Tiere zurück gegriffen wird. Farbschläge oder Zuchtformen, die die Wahrscheinlichkeit von Behinderungen und Krankheiten oder einer verkürzten Lebenszeit mit sich bringen, lehne ich ab. Sie sind auch durch das deutsche Tierschutzgesetz als Qualzuchten definiert und verboten.
Leider sieht man vor allem in den "funny cat" Videos häufig sogenannte Munchkin-Katzen. Sie werden wegen ihrer kurzen Beine auch "Dackelkatzen" bezeichnet. Sie zeigen besonders "putzige" Verhaltensweisen, weil sie sich oft auf Hinterbeine stellen, um einen besseren Überblick zu haben. Bei diesen Tieren liegt durch eine spontane Mutation ein Gendefekt vor, der das Längenwachstum der Beinknochen beschränkt. Abgesehen davon, dass diese Katzen nicht so hoch springen können wie normale Katzen, gelten sie als wenig eingeschränkt. Aber wenn man zwei Munchkins miteinander kreuzt, sterben die Embryonen, die den Kleinwuchs von beiden Elternteilen vererbt bekommen bereits im Mutterleib. Das Merkmal ist also mit einem rezessiven Lethalfaktor verbunden. Das reicht, um die Rasse für mich als Qualzucht einzustufen. Bei Munchkin tritt aber auch häufiger eine Lordose (Wirbelsäulenverkrümmung mit Hohlkreuz) auf als bei anderen Rassen. Außerdem ist das Risiko einer Trichterbrust erhöht, einer Verformung des Brustkorps, die die inneren Organe einschränkt.
Manx Katze

Mit Schwanz wäre er noch schöner.
Auch bei der schwanzlosen Manx-Katze liegt ein rezessiver Lethalfaktor vor. Das mutierte Gen beeinflusst die Entwicklung der Wirbelsäule. Erbt ein Tier die rezessiven Gene von beiden Elternteilen, stirbt es. In der Regel werden darum Britische Kurzhaar-Katzen eingekreuzt. Trotzdem kommt es vermehrt zum Auftreten von offenem Rückens (Spina bifida) bei dieser Rasse. Sie ist ausserdem besonders anfällig für Arthrose. Die Manx-Katze ist durch Inzucht auf der Isle of Man entstanden und gilt dort vermutlich als Kulturgut. Mir scheint es aber unverantwortlich diesen Gendeffekt durch gezielte Zucht weiter zu verbreiten.
Die Japanische Bobtail-Katze mit ihrem kurzen Schwanz weist eine Mutation auf einem anderen Gen auf. Diese ist nicht mit einem Lethalfaktor verknüpft. Es wurde jedoch festgestellt, dass diese Katzenrasse häufig weniger Brustwirbel hat. Manche haben eine Abweichung bei der Zahl der Halswirbel, zusätzliche Rippen oder anormal geformte Wirbel. Der Grund für die Zucht dieser Katzen war, dass die Tiere in den Seidenraupenzuchten Mäuse fangen sollten, ohne die kostbaren Gespinnste mit den Schwänzen herunterzufegen. Nachdem die Zucht dieser kurzschwänzigen Rasse gelungen war, ersetzten die Tiere Katzen mit kupiertem Schwanz.
Da der Schwanz der Katze zum Ausbalancieren dient und zur Kommunikation und die Natur ihn für das Tier vorgesehen hat, finde ich es unmoralisch ihnen diesen durch Kupieren oder Zucht wegzunehmen. Es widerspricht nicht nur dem deutschen Tierschutzgesetz Tiere zu züchten, denen Körperteile fehlen (Qualzucht), sondern auch meiner Vorstellung von einem moralischen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen.
Faltohrkatze

Die niedlichen kurzen Ohren kommen durch einen Gendefekt zustande, der die normale Entwicklung von Knochen und Knorpel stört.
Bei Schottische Faltohrkatze oder Scottish Fold stellen sich bei den Welpen nicht nach einigen Wochen die Ohren auf, sondern wachsen weiter nach vorne. Dadurch wirkt der Kopf besonders rund. Wenn sich die Ohren bei dieser Rasse normal entwickeln bezeichnet man sie als Scottish Straight. Das Verhältnis der Faltohren zur normalen Ohrform in einem Wurf beträgt 1:1, denn auch hier werden Brittish Shorthair eingekreuzt. Faltohrkatzen haben immer Osteochondrodysplasie, eine Störung der Knorpel- und Knochenentwicklung. Das führt zu einer schmerzhaften Deformation der Gelenke. Etwa ein Drittel der Faltohrkatzen über 18 Monaten zeigen schwerwiegende Gelenkprobleme (Quelle). Ihr Risiko für Polyzystische Nierenerkrankung (PKD) und Kardiomyopathie (ein Herzfehler, der Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen verursacht) sind erhöht. Ihre Zucht ist in Deutschland, Großbritannien und Frankreich aus diesen Gründen verboten.
Faltohrkatzen sind als Modelltier für die medizinische Forschung interessant. Für die Untersuchung der Knorpel- und Knochenentwicklung, sowie die Pathogenese der beschleunigten Osteoarthritis standen früher nur Mäuse als Versuchstiere zur Verfügung (Gandolfi et al. 2016).
Die Gendefekte, die dieses Katzenrassen ihr Aussehen verleihen wirken nicht ausschließlich auf ein Körperteil, sondern beeinflussen die gesamte Entwicklung der Tiere. Es ist nicht möglich diese Rassen gesund zu züchten, weil die Defekte und die gewünschten Merkmale unmittelbar zusammenhängen.
Exotic Shorthair

Exotic Shorthair
Bei Katzen mit flachem Gesicht wie Perser und Exotic Shorthair kann die verkürzte Nase nicht nur Probleme bei der Atmung verursachen, sondern sorgt oft auch für eine Fehlstellung der Zähne, was zu einem vermehrten Auftreten von Paradontose führt. Durch den verkürzten Kiefer können die Tiere auch ihre Nahrung nicht zerbeissen. Bei extrem kurzköpfigen Typen können die Welpen nicht richtig an den Zitzen der Mutter saugen. Dazu kommt, dass durch den verhältnismässig breiten Schädel bei der Geburt oft Kaiserschnitte nötig sind. Wasserköpfe treten bei den Katzenrassen mit flachem Gesicht besonders oft auf und sind eine häufige Todesursache bei den Welpen. Die Augen sind zu groß und die Lider schließen nicht richtig. Dadurch sind die Augen ständig gereizt und tränen fast ständig. Es kommt zu Entzündungen im Gesicht. Außerdem sind diese und auch einige andere Rassen besonders anfällig für Polyzystische Nierenerkrankung (PKD) und Herzprobleme (Hypertrophe Kardiomyopathie). Dazu kommt, dass die Exotic Shorthair oft unter progressive Netzhautatrophie (PRA) leidet. Das ist ein erblich bedingtes, langsam fortschreitendes Absterben der Netzhaut. Das "verantwortungsvolle" Züchter wieder längere Nasen herauszüchten löst werden die Herz- noch die Nierenprobleme. Showwinner sind bei den Katzenzuchtvereinen noch immer die Tiere mit den massiv deformierten Schädeln.
Nacktkatze

Das Idealbild der Sphynx hat keine Schnurrbarthaare.
Haarlose Katzen finde ich persönlich sehr unästhetisch. Ihre Nacktheit berührt mich und ich möchte am liebsten die Augen abwenden, so wie in den Situationen, in denen ich versehentlich auf einen FKK-Strand geraten bin. Möglicherweise könnt ihr das nachempfinden, wenn ihr euch dieses Bild oder dieses anseht. Nacktheit mag für Menschen, die sich aus freiem Willen ausziehen, natürlich sein. Bei Katzen ist es das nicht. Auch wenn Züchter behaupten, die Tiere würden nicht frieren und auch keinen Sonnenbrand bekommen, Fell schützt den Körper. Und mal im Ernst - der Plüsch ist dass was eine Katze so attraktiv macht. Das Fehlen von Tasthaaren macht aus der Sphynx eine Qualzucht nach deutschem Tierschutzgesetz. In den meisten Bundesländern ist die Zucht auch tatsächlich verboten. Es gibt jedoch auch Ausnahmen, weil hier die zuständigen Amtstierärzte das letzte Wort haben (Kuhlmay 2016). Mittlerweile gibt es inzwischen auch schon Nacktkatzen mit Faltohren (Ukrainisch Levkoy), Nacktkatzen mit nach hinten gebogenen Curl-Ohren (Elfenkatzen) und nackte Dackelkatzen (Bambino). Diese Tiere haben dann einen wirklich kompletten Satz an Gendefekten.
Was ich von der gezielten Zucht von weißen Katzen (oder Hunden) halte, könnt ihr euch wohl denken. Es ist inszwischen allgemein bekannt, dass die Tiere ein hohes Risiko haben taub geboren zu werden oder kurz nach der Geburt das Gehör zu verlieren. Etwa 70 % der Kitten aus der Kreuzung von zwei weißen Katzen mit blauen Augen werden taub geboren.

weiße Katzen

Weiße Katzen mit verschiedenfarbigen Augen: Das Ohr, das dem blauen Auge gegenüber liegt, ist oft taub oder das Gehör mehr oder weniger stark eingeschränkt.


Die Langford Vets von der University of Bristol listen hier alle typischen Gendefekte von Katzenrassen auf. Von den 40 aufgelisteten Rassen haben 18 eine erhöhtes Risiko für Nierenerkrankungen. Ich gebe darum nicht sehr viel darauf, wenn die Züchter solcher Rassen behaupten, das Füttern mit Trockenfutter würde auf jeden Fall früher oder später zu einer Nierenerkrankung führen.
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Meine Meinung?

Es gibt für viele der Gendefekte Nachweismethoden. Verantwortungsvolle Züchter sollten ihre Tiere testen lassen und Katzen, die Träger rezessiver Gendefekte sind, aus der Zucht nehmen. Als potentieller Kunde, sollte man den Züchter darauf ansprechen und sehen, wie die Reaktion ist. Da solche Tests Geld kosten, ist dann auch ein höherer Preis für die Tiere angemessen.
Katzenrassen, bei denen bestimmte erwünschte Merkmale (Schwanzlosigkeit, Stummelschwänzigkeit, Faltohren, verkürzte Nasen...) Lethalfaktoren oder erhöhte Krankheitsanfälligkeit mitbringt, sollte man als Tierfreund gar nicht bei Züchtern erwerben. Es gibt genug Katzen in Tierheimen, die ein liebevolles Zuhause suchen. Da eine Katze kein Deko-Objekt ist, muss sie nicht passend zur Optik der Einrichtung gekauft werden.

Quellen

B. Gandolfi, S. Alamri, W. G. Darby, B. Adhikari, J. C. Lattimer, R. Malik, C. M. Wade, L. A. Lyons, J. Cheng, J. F. Bateman, P. McIntyre, S. R. Lamandé, B. Haase (2016): A Dominant TRPV4 Variant Underlies Osteochondrodysplasia in Scottish Fold Cats.- Osteoarthritis Cartilage 2016 Aug;24(8):1441-1450

International Cat Care: Scottish Fold disease - osteochondrodysplasia (Text auch auf deutsch)

A. Kral, S. G. Lomber (2015): Deaf white cats.- Current Biology 25, R345 - R361, May 4, 2015

B. Kuhlmay (2020): Faltohrkatzen - Scottish Fold & Co

B.Kuhlmay (2016): Zucht von Nacktkatzen - erlaubt oder verboten?

B. Kuhlmay (2019): Plattnasen-Perser leiden an Brachycephalie

R. Malik (2016): Cute and condemned to suffering: it´s time to ban the breeding of mutant cats

Pets Health Network: Exotic Shorthair

R. E. Pollard, A. L. Koehne, C. B. Peterson, L. A. Lyons (2015): Japanese Bobtail: Vertebral Morphology and Genetic Characterization of an Established Cat Breed.- J. Feline Med Surg. 17(8):719-26

University of Bristol: interaktive Liste mit Gendefekten bei Rassekatzen.
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