Wie ist "Fleisch" definiert?

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Im Alltag verstehen wir unter "Fleisch" Muskelfleich von Schlachttieren. Wir unterscheiden es von essbaren Innereien wie Leber, Hirn, Herz und Magen. Nicht essbare Teile wie Hörner, Hufen, Knochen und Häute sind für uns tierischen Nebenprodukten, die anders verwertet werden zum Beispiel als Dünger (Hornmehl), für Leim (Knochenleim) oder Leder.
Tatsächlich gelten als "Fleisch" alle essbaren Teile eines Schlachttieres (Wikipedia). Dazu gehören auch Teile, die nicht in allen Kulturkreisen und Regionen gegessen werden, aber regional als Spezialitäten bekannt sind (Z. B. Zungenwurst, Bregenwurst, Saumagen, sauere Nieren usw.).
Aber wie ist Fleisch im Tierfutter definiert?

Fleisch

Hühnerfleisch

Hühnerfleisch

Rindfleisch

Rinderbeinscheiben: Fleisch mit Knochenanteil
Das Futtermittelgesetz gibt keine klare Definition von "Fleisch". Im EU-Katalog der Einzelfuttermittel (S. 51) ist aber der Hinweis auf Fleisch als Skelettmuskulatur zu finden. Eine genauere Definition geben die "Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse" vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
I. Allgemeine Begriffsbestimmungen und Beurteilungsmerkmale 1.1.: "Bei der gewerbsmäßigen Herstellung von Fleischerzeugnissen wird unter "Fleisch" nur Skelettmuskulatur mit anhaftendem oder eingelagertem Fett- und Bindegewebe sowie eingelagerten Lymphknoten, Nerven, Gefäßen und Schweinespeicheldrüsen verstanden."

"Bei Fleischerzeugnissen, die auch im Verbraucherhaushalt zubereitet werden (z. B. Kotelett), und bei Fleischerzeugnissen im Stück (z. B. Knochenschinken [auch Rinderbeinscheiben, Kotlett, Rippchen. Lammkaree]) schließt die Bezeichnung "Fleisch" teilweise auch einen entsprechenden Anteil an eingewachsenen Knochen und Knorpeln ein."

Fleisch darf höchstens 25 % Fett enthalten, sonst muss der Fleischanteil in der Zubereitung entsprechend nach unten korrigiert werden. "Das Zwerchfell und die Kaumuskeln gehören zu Fleisch, während das Herz, die Zunge, die Muskeln des Kopfes (außer den Kaumuskeln), des Karpal- und Tarsalgelenkes und des Schwanzes nicht darunter fallen."

Der Industrieverband Heimtierbedarf (IHV) e. V. definiert Fleisch als Skelettmuskulatur. Alle anderen Teile vom Schlachttier (z. B. Leber, Niere, Herz, Zunge, Haut) sind im Bezug auf Tierfutter "tierische Nebenprodukte".

Wieviel Fleisch braucht eine Katze

Weil Katzen Fleischfresser sind wollen manche Tierhalter einen möglichst hohen Fleischanteil im Futter. Mindestens 70% oder sogar 90% werden zum Teil gefordert.
Katze mit Maus

Mit Haut und Haaren - Katzen fressen ihre Beute ganz.
Wer sich allerdings mal mit der natürlichen Beute beschäftigt, weiß, dass das die natürlichen Beutetiere viel weniger "Fleisch" enthalten. Nämlich zwischen 18 und 54% (siehe dazu: natürliche Beute). Der Rest sind Inneren, Knochen, Haut, Federn und Fell. Diese Nebenprodukte liefern der Katze zum einen Mineralstoffe und Vitamine (Vitamin A aus der Leber, Kalzium aus den Knochen etc.), zum anderen dienen sie auch als Ballaststoffe.
Bei Hunden wurde 1976 in einer Studie festgestellt, dass 60% der Tiere mit Analdrüsenproblemen nur mit reinem Fleisch gefüttert worden waren. Durch die Zugabe von pflanzlichen Ballaststoffen zum Futter oder das füttern von Trockenfutter wurden die Probleme verringert. Futtersorten, die nur aus Fleisch bestehen, werden im Handel als "Zusatzfutter" oder "nicht als Alleinfuttermittel geeignet" gekennzeichnet. Manche Katzenhalter glauben aber, dass pflanzliche Zusatzstoffe im Futter ihren Tieren schaden und füttern zum Teil sehr einseitige selbstzusammengestellte Diäten. Eine Ernährung nur mit Fleisch verursacht Mangelsymptome bei der Katze (siehe: Mangelernährung durch Rohfütterung).
Katzen benötigen Eiweiß, um daraus lebensnotwendige Aminosäuren zu gewinnen. Weder ihr Gebiss noch ihr Magen-Darm-Trakt sind daran angepasst die von Zellulose umgebenen pflanzliche Zellen so gut aufzuschließen, dass sie Eiweiße, Mineralien und Vitamine in ausreichendem Maße daraus aufnehmen können. Als Raubtiere sind sie und ihre Darmflora auf die Verwertung von tierischem Material spezialisiert. Das bedeutet aber nicht, dass sie isolierte Eiweiße pflanzlicher Herkunft nicht verwerten können. Die Aminosäuren in pflanzlichen und tierischen Organismen sind die gleichen, wenn auch in anderer Zusammensetzung. Es ist theoretisch möglich, den Eiweißbedarf einer Katze vollständig aus pflanzlichen Proteinen und Zusatzstoffen (Taurin) zu decken (siehe: veganes Katzenfutter). Die arttypische Ernährung von Katzen besteht aber aus ca. 50 % Fleisch, Mineralien und Ballaststoffen. Dekoelement

Quellen:

BMEL: Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse

Verordnung (EU) Nr. 68/2013 der Komission vom 16. Januar 2013 zum Katalog der Einzelfuttermittel

Anton C. Beynen (2019): Diet and anal-sac impaction in dogs.- Dier-en-Arts 2019; Nr 12: 312 - 313

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