Nassfutter in Dosen, Schälchen und Beuteln

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Etwa 6 bis 7% der Katzen in Europa bekommen Nassfutter als als Alleinfutter. Bei 56,8% wird es als Zusatz zum Trockenfutter gegeben. Es wird in Aluminium-Dosen, Alu-Schälchen und Quetschbeuteln angeboten. Nassfutter kostet mehr als Trockenfutter (siehe: Was kostet eine Katze?).
Nassfutter

Vorteile von Nassfutter

Nassfutter hat einen Wassergehalt von 70% bis ca. 85%. Das ist nahe am natürlichen Wassergehalt von Mäusen mit 68,5% (64 bis 72 %) bei Weibchen und 72,7% (70 - 74%) in Männchen (Hoyt et al. 2007). Eidechsenkörper enthalten etwa 71% Wasser (Warner et al. 2016). Bei Vögeln liegt der Gesamtwassergehalt des Körpers bei durchschnittlich 60% (Mahony & Jehl 1984). In Fütterungsversuchen konnte nachgewiesen werden, das Katzen die Nassfutter fressen mehr Urin absetzen als Katzen die Trockenfutter fressen und auch eine niedrigere Salzkonzentration im Urin haben (Thomas et al. 2017). (siehe dazu: Wasserbedarf von Katzen)
Katzen mit Zahnproblemen oder ohne Zähne profitieren davon, dass das Futter weich ist und sie es nicht zerkleinern müssen.
Für den Halter ist das Fertigfutter praktisch, da es ständig verfügbar ist und sich problemlos über Monate lagern lässt.
Katze mit Maus

Katzen fressen viele kleine Portionen am Tag

Nachteile von Nassfutter

Katzen nehmen in der Natur in Form von Mäusen und anderen kleinen Beutetieren 15 bis 20 kleine Futterportionen am Tag auf. In Fütterungsversuchen hat sich gezeigt, dass sie durchschnittlich 16 Mahlzeiten einnehmen, wenn ihnen Trockenfutter oder Nassfutter den ganzen Tag über zur Verfügung stehen (Kane et al. 1981). Nassfutter verdirbt aber schnell, wenn es offen und ungekühlt herumsteht. Auch legen Fliegen ihre Eier auf dem Futter ab, was zu sätzlich unappetitlich ist. Mit Trockenfutter kann den natürlichen Fressgewohnheiten von Katzen entgegen gekommen werden.
Nassfutter müssen als Alleinfuttermittel ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Eiweiß, Fett und Mineralien bieten, alle notwendigen Aminosäuren enthalten und das richtige Maß an Vitaminen liefern. Die Untersuchungen von verschiedenen Universitäten - unter anderem in Großbritannien, Deutschland und Italien - ergaben, dass 30 bis 94% der Nassfutterproben diesen Anforderungen nicht genügt (Davis et al. 2017, Holzapfel et al. 2018, Brunetto e al. 2019). Sie enthielten vor allem zuviel Phosphor. Bis zum Neunfachen der empfohlenen Menge ist zum Teil enthalten. Das wird durch die Zugabe von anorganischen Phosphaten verursacht, die die Konsistenz und die Haltbarkeit verbessern sollen. Aber bereits die vierfache Menge der empfohlenen Phosphormenge kann bei Katzen innerhalb von 4 Wochen Nierenschäden auslösen (siehe dazu chronische Niereninsuffizienz).
Eine Untersuchung an über 9000 Katzen hat ergeben, dass Zahnprobleme bei Katzen, die mit Nassfutter gefüttert werden häufiger auftreten und schwerwiegender sind, als bei Katzen, die nur Trockenfutter oder eine Kombination aus Trocken- und Nassfutter bekommen (Gawor et al. 2006). (siehe dazu Zahngesundheit bei Katzen)

Meine Fütterungsempfehlungen

Für eine ausgewogene Ernährung mit Nassfutter rate ich zwischen 2 bis 3 guten und für das Tier bekömmlichen Futtersorten und Marken regelmäßig zu wechseln. Im Idealfall werden die verschiedenen Sorten immer über mehrere Tage gefüttert, damit möglicherweise auftretende Verdauungsprobleme oder auch allergische Reaktionen auf Nahrungsbestandteile gegebenenfalls der verantwortlichen Futtersorte zugeordnet werden können.
Eine spezielle Marke (mit einer schwarz-weißen Katze als Werbeträger) ist bei Futtermittelanalysen der Stiftung Warentest wiederholt (2014 Nassfutter, 2018 Trockenfutter, 2020 Nassfutter) durch stark erhöhte Phosphorgehalte aufgefallen. Diese Sorte würde ich meiden.
Nassfutter mit Zucker muss auch nicht sein. Der Zucker schadet den Zähnen der Katze nicht (siehe dazu Zahngesundheit bei Katzen) und sie kann ihn auch nicht schmecken, so dass er nicht als Lockstoff dient. Er ist in Form von Karamel als Farbstoff im Futter, damit die Soße in der Schale schön dunkel ist. Dieser Zucker dient nur der Optik und soll den Halter ansprechen. Zucker im Futter erhöht aber möglicherweise das Risiko von Diabetis. Zum Wohl der Tiere kann man als Halter auf ansprechende Optik verzichten.
Ich habe in den vergangenen Jahren auch Futter mit Getreide als Ballaststoff verfüttert und keine meiner Katzen hatte dadurch irgendwelche Probleme. Bei unserem neusten Zugang Felix sieht das aber anders aus. Er kommt deutlich besser mit Futtersorten ohne Getreide zurecht. Alternativ gibt es Futtersorten mit Kürbis, Süßkartoffel, Möhren oder anderem ballaststoffreichem Gemüse. Die Ballaststoffe verbessern die Darmflora und erleichtern den Transport der Nahrung durch den Darm (Stichwort: Darmsanierung bei Katzen und Präbiotika).
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Quellen

M. A. Brunetto, R. V. A. Zafalon, F. A. Teixeira, Th. H. A. Vendramini, M. F. Rentas, V. Pedrinelli, L. W. Risolia, H. T. Macedo (2019): Phosphorus and sodium contents in commercial wet foods for dogs and cats.- Vet Med Sci. 2019;5:494 - 499

M. Davies, R. Alborough, L. Jones, C. Davis, C. Williams & D. S. Gardner (2017): Mineral analysis of complete dog and cat foods in the UK and compliance with European guidelines.- Scientific Reports volume 7, Article number: 17107

Jerzy P. Gawor, Alexander M. Reiter, Katarzyna Jodkowska, Grzegorz Kurski, Marek P. Wojtacki, Anna Kurekz (2006): Influence of Diet on Oral Health in Cats and Dogs.- American Society for Nutrition. J. Nutr. 136: 2021 - 2023, 2006.

N. Holzapfel, C. Lüttmann (2018): Phosphat im Futter schädigt Katzennieren.- Laborpraxis Vogel

R. F. Hoyt et al. (2007): Mouse Physiology: in The Mouse in Biomedical Research: Normative Biology, Husbandry and Models.- 2. Auflage

E. Kane, Q.R.Rogers, J.G. Morris (1981): Feeding behavior of the cat fed laboratory and commercial diets.- Nutrition Research Volume 1, Issue 5, 1981, Pages 499-507

Sh. A. Mahony, J. R. Jehl (1984): Body water content in marine birds.- The Cooper Ornithological Society 1984 - The Condor 86: 208 - 209

D. G. Thomas, M. Post, G. Bosch (2017): The effect of changing the moisture levels of dry extruded and wet canned diets on physical activity in cats.- Journal of Nutritional Science (2017), vol. 6, e9

D. A. Warner, M. S. Johnson T. R. Nagy (2016): Validation of Body Condition Indices and Quantitative Magnetic Resonance in Estimating Body Composition in a Small Lizard.- J Exp Zool A Ecol Genet Physiol. 2016 Nov; 325(9): 588 - 597.

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