getreidefreies Katzenfutter

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Worum geht es eigentlich bei der Diskussion um getreidefreies Katzenfutter?
Katzen sind Raubtiere und fressen von Natur aus keine pflanzliche Kost. Sie können pflanzliches Material in geringerem Maße verdauen, als wir Menschen oder als Hunde.
Während in tierischer Nahrung die Energie aus Eiweiß und Fett gewonnen wird, stammt sie in pflanzlicher Nahrung (Getreide, Kartoffeln, Gemüse) aus aus Kohlehydraten (Stärke und Zucker).
In kommerziell produziertem Katzenfutter werden zwischen 2 und 55% der Energie aus Kohlehydraten geliefert.
Den Herstellern wird vorgeworfen Getreide als billiger Füllstoff zu verwendet um teures Fleisch zu sparen (Vorwurf der Geldmacherei). Sie würden außerdem Zucker als Lockstoff hinzufügen, obwohl bekannt sei, das Katzen gar keinen Zucker schmecken können (Vorwurf von Unkenntnis). Gleichzeitig wird vermutet, das Kohlehydrate - vorrangig Getreide im Trockenfutter - für die Entwicklung von Nierenschäden verantwortlich sind. In dem Zusammenhang wird auch immer wieder der geringe Wassergehalt von Trockenfutter diskutiert (siehe dazu "Wasserbedarf von Katzen" und "Ist Trockenfutter schädlich?"). Außerdem soll eine zu hohe Menge an Kohlehydraten in der Nahrung die Entwicklung von Diabetis mellitus begünstigen (Vorwurf der Gleichgültigkeit dem Tiewohl gegenüber).

Kohlehydrate im Futter

Getreide liefert Eiweiße und Kohlehydrate (Zucker, Stärke, Ballaststoffe). In manchen Trockenfuttersorten liefern Kohlehydrate mehr als die Hälfte der Energie. In der Regel stammen zwischen 20 und 40% der Energie aus Kohlehydraten. Die Quellen sind Getreide, Kartoffeln und Gemüse. Die Stärke ist notwendig für die Produktion von Trockenfutter, weil sie die Komponenten verbindet.
Auch im Nassfutter dienen Kohlehydrate als Bindemittel, werden aber in geringeren Mengen benötigt. Hier kommen 2 bis 10 % der Energie aus Kohlehydraten.
Die genaue Berechnung der Energie aus Katzenfutter ist nicht ganz einfach. Es gibt verschiedene Rechenmethoden, die unterschiedlich nah an der tatsächlich aufgenommen Energiemenge sind. Die Grafik zeigt die Unterschiede bei zwei Trocken- und zwei Nassfuttern.
Tabelle

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Akzeptanzversuche mit Katzen

Um herauszufinden, was Katzen bevorzugen wurden in mehreren Versuchen Trocken- und Nassfutter in verschiedenen Kombinationen mit unterschiedlichem Kohlenhydratgehalt angeboten. Die Katzen konnten zwischen bis zu 6 Futtersorten auswählen. In einer Versuchsanordnung wurden ihnen nur 3 verschiedene Nassfutter mit 0,35 bis 32% der Energie aus Kohlehydraten angeboten. Die Katzen wählten ihre Futterzusammenstellung so, dass sie im Durchschnitt 52% der Energie aus Proteinen, 36% aus Fett und 12% aus Kohlehydraten erhielten.
In einem weiteren Versuch hatten sie die Wahl zwischen 1 Nassfutter und 3 Trockenfutter bzw. 3 N und 1 T bzw. 3 N und 3 T oder 1 N und 1 T. Die Trockenfutter zwischen 24 und 56%. In den Kombinationen nahmen die Katzen zwischen 42 und 48 % der Energie aus Eiweiß, 35 - 41 % aus Fett und 11 - 21% aus Kohlehydraten auf (Hewson-Hughes, Hewson-Hughes et al. 2011a und Hewson-Hughes, Hewson-Hughes et al. 2013).
Demnach scheinen Katzen weder Futter ohne Kohlehydrate zu bevorzugen, noch Trockenfutter allgemein attraktiver zu finden als Nassfutter. Im Durchschnitt decken die Katzen bei freier Futterwahl zwischen 10 und 20 % ihrer Energiebedarf über Kohlehydrate.
Eine Analyse der Ergebnisse zeigte, dass die Katzen mit ihrer Futterwahl versuchen eine möglichst hohe Aufnahme an Proteinen zu erreichen (Verbrugghe & Myriam Hesta 2017).

Wirkung der Kohlehydrate im Katzenkörper

In einem Versuch konnten bei Futter mit einem Stärkegehalt von 23 g, der 30 % der Gesamtenergie lieferte, keine Unterschiede zwischen dem Blutzuckerspiegel vor (4,5 - 5 mmol/l) und nach dem Fressen festgestellt werden.
Bei der Fütterung mit dem stark stärkehaltigen Futter mit 31,7 g Stärke und einem Anteil von 43,3 % der Gesamtenergie des Futters war 9 Stunden nach der Mahlzeit eine deutlich gesteigerte Insulin-Produktion feststellbar. Der Blutzuckerspiegel stieg weiter an und lag nach 11 Stunden deutlich über dem ursprünglich gemessenen Wert und stieg auch noch 19 Stunden nach dem Fressen weiter. Der höchste gemessene Wert lag bei 6,9 mmol/l und war weit unter dem Wert, bei dem bei Katzen durch einen zu hohen Blutzuckerspiegel eine Beeinträchtigung der Insulinproduktion erwartet wird.
Die Frage ist, was ausschlag gebend ist - die Energiemenge aus oder die Gesamtmenge an löslichen Kohlehydraten. Nehmen wir als Beispiel das Trockenfutter "Catelux" von Josera. Damit nimmt eine rund 27% der Energie in Form von 16,4 g Kohlehydraten auf. Wir können davon ausgehen, dass der Blutzuckerspiegel konstant bleibt. Bei Whiskas Huhn adult sind es 38,9 % Energie aus 23,4 g löslichen Kohlehydraten. Die Menge der Kohlehydrate entspricht der, die in den Versuchen von Hewson-Hughes et al. keine Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel hatten. Der Anteil an der Gesamtenergie ist aber fast so hoch wie bei der Variante mit dem größten Kohlehydratanteil. (siehe Diabetis)

Kohlehydrate und Zahngesundheit

Katzen haben einen alkalischen Speichel, in dem sich keine Kariesbakterien ansiedeln können. Darum geht generell keine Gefahr für Katzenzähne von Zuckern aus.
Es konnte aber festgestellt werden, dass sich die Bakterienflora im Maul verändert, wenn die Katze Futter mit Getreide bekommt (siehe dazu "Zahngesundheit").

Getreidefrei oder nicht?

Festzustellen ist, dass die Sorten mit Getreide mehr Kohlenhydrate (Zucker und Stärke) enthalten, als die Sorten ohne. Besonders viel davon ist oft in den günstigen Sorten. Katzen sollten aber nicht zu viel Kohlehydrate aufnehmen, weil das unter anderem das Risiko von Diabetis erhöht. Der Kohlehydratanteil im Futter sollte 5 g pro Kilogramm Körpergewicht nicht übersteigen.
Grundsätzlich muss Getreide im Futter nichts Schlechtes sein. Es liefert Ballaststoffe, Energie, Mineralien und Aminosäuren. Getreidehaltiges Futter wird aber nicht von allen Katzen vertragen und viele Katzenbesitzer bevorzugen aus persönlicher Überzeugung getreidefreie Sorten. Bei uns hat die Umstellung auf getreidefreies Futter innerhalb von ca. 4 Wochen dafür gesorgt, dass die Endprodukte im Katzenklo deutlich weniger stinken. Aasiger und fauliger Geruch des Kots weisen auf eine gestörte Verdauung der Katze hin. Während man vorher das Katzenklo schon an der Haustür ein Stockwerk höher riechen konnte, muss man jetzt graben um herauszufinden, ob was da ist. Ganz geruchlos sind die Fundstücke aber jetzt natürlich auch nicht.

Quellen

A. K. Hewson-Hughes, V. L. Hewson-Hughes et al. (2011): Geometric analysis of macronutrient selection in the adult domestic cat, Felis catus.- J Exp Biol. 15;214(Pt 6):1039 - 1051

A. K. Hewson-Hughes, M. S. Gilham, S. Upton, A. Colyer, R. Butterwick, A. T. Miller (2011b): The effect of dietary starch level on postprandial glucose and insulin concentrations in cats and dogs.- British Journal of Nutrition (2011), 106, S105 - S109

A.K. Hewson-Hughes, V.L. Hewson-Hughes, A. Colyer et al. (2013): Consistent proportional macronutrient intake selected by adult domestic cats (felis catus) despite variations in macronutrient and moisture content of foods offered. J. Comp. Physiol. B. 2013;183: 525 - 536

A. Verbrugghe, M. Hesta (2017): Cats and Carbohydrates: The Carnivore Fantasy?- Vet Sci. 2017 Dec; 4(4): 55

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