Blasen- und Harnwegserkrankungen der Katze werden oft als als Erkrankungen des unteren Harntrakts zusammen gefasst.
In der Fachsprache wird von Feline Lower Urinary Tract Disease = FLUTD gesprochen.
In den sozialen Medien und auf den Internetseiten von Tierärzten und Tierheilpraktikern findet man zahlreiche Berichte, Vermutungen und Meinungen.
Tatsächlich wird bereits seit etwa 50 Jahren an diesem Krankheitskomplex geforscht.
Es gibt sehr viele Studien, die aber leider nicht alle zu den gleichen Egebnissen kommen.
Durch das World-Wide-Web geistern viele Berichte, Erfahrungen und Vermutungen.
Der Konsenz schein zu sein, dass die Katze ein Wüstentier ist, das von Natur aus nicht viel trinkt.
Ist im Futter nicht genug Feuchtigkeit nehmen die Tiere nicht genug Wasser auf, die Nieren werden zu wenig durchspült,
der Harn ist dadurch extrem konzentriert, es bilden sich Steine, das führt zur Erkrankung von Nieren, Blase und Harnröhre.
Zusätzlich kann man lesen, dass Katzen nicht daran angepasst sind viel zu Trinken und zuviel Wasser ihren Nieren auch schadet.
Auf Grund dieser Annahmen werden Katzenhalter, die mit Trockenfutter füttern, massiv angegriffen und ihnen unverantwortliches Handeln vorgeworfen.
Das die meisten Katzen mit Trockenfutter gefüttert werden (siehe "Welche Art von Katzenfutter wird gefüttert?")
und trotzdem leicht 15 bis 20 Jahre alt werden, gilt in der emotionalen Diskussion nicht.
Immerhin gibt es ja auch alte Raucher, obwohl Rauchen gesundheitsschädlich ist.
Ich habe meine Katzen immer mit Trockenfutter gefüttert und dazu täglich ein oder zweimal Nassfutter gegeben.
Die eine Katze wurde 18 Jahre alt und die andere 22. Keine von beiden hatte Probleme mit den Nieren.
Aber hatte ich da nur Glück? Ist die Katze ein Wüstentier? Trinken Hauskatzen nicht genug? Ist der Harn konzentrierter, wenn Trockenfutter gefüttert wird?
Ich habe zu diesen Themen in der wissenschaftlichen Literatur recherchiert und einige Antworten gefunden. Die Quellen sstehen am Ende der Seite.
Zunächst einmal ist die Urahnin unserer Hauskatzen die Falbkatze (Felis silvestris lybica).
Sie lebt hauptsächlich in ariden und semiariden Savannen und Steppengebieten, sowie in Gebirgen und in Halbwüsten oder Trockensteppen (z. B. Kalahari).
In reinen Trockenwüsten (z. B. Sahara, Namib), im Regenwald und im Hochgebirge kommen Falbkatzen nicht vor.
Die Vorfahren unserer Hauskatzen sind also schon mal keine Wüstentiere.
Es gibt Richtwerte für den Wasserbedarf von Katze. Sie sind abhängig vom Körpergewicht der Tiere.
Je kleiner ein Tier ist, desto mehr Wasser braucht es pro Kilogramm Körpergewicht.
Die entsprechenden Werte stehen in der Tabelle rechts.
Der Wasserbedarf ist aber auch abhängig von der Aktivität der Katze und der Umgebungstemperatur.
Entsprechend den Werten aus der Tabelle benötigt ein Kater mit einem Gewicht von 4,6 kg 55 ml Wasser pro Kilogramm und Tag.
Das sind 253 ml Wasser täglich. Die gleiche Menge an Wasser gibt das Tier dann an Urin und als Feuchtigkeit im Kot wieder ab.
Die empfohlene Gesamtmenge für die Wasseraufnahme liegt zwischen 80 und 376 ml pro Tag und ist abhängig vom Gewicht der Katze.
Katzen können etwa 80% ihres Wasserbedarfs über die Nahrung decken, wenn sie sich von Kleintieren
oder Nassfutter mit einem Feuchtegehalt von ca. 70% ernähren.
Trockenfutter enthält aber nur 7 bis 10% Feuchtigkeit. Darum muss die Katze mehr Wasser zusätzlich durch Trinken aufnehmen.
Gegner der Trockenfutter-Fütterung gehen davon aus, dass die Katzen das nicht tun oder können, weil sie Wüstentiere sind.
Dadurch würde die Konzentration der Salze im Urin stark ansteigen und zu Nierenschäden führen.
Zottmeier (2008) führte einen Versuch zur Gewichtsreduktion bei Katzen mit Trockenfutter durch.
Insgesamt wurden 12 Katzen untersucht. 6 waren normalgewichtig und dienten als Kontrollgruppe, 6 waren adipös.
Alle Tieren bekammen zunächst drei Wochen lang ein Futter, um sich daran zu gewöhnen.
Dann wurden sie einzeln für 5 Tage in Versuchkäfige gesetzt, in denen es möglich war Urin und Kot getrennt zu sammeln.
Sie bekamen ihre Tagesration Futter einmal täglich und konnten es sich über 24 Stunden nach belieben einteilen.
Wasser stand ständig zur Verfügung.
Die Tiere wurden vermessen und die Daten gesammt. Dann wurden sie über 3 Wochen an ein zweites Futter gewöhnt und kamen wiederum für 5 Tage in die Einzelkäfige.
Insgesamt wurden die Katzen über einen Zeitraum von 8 Wochen ausschließlich mit Trockenfutter gefüttert.
Die normalgewichtigen Tiere der Kontrollgruppe nahmen mit dem Futter täglich etwa doppelt so viel Trockenmasse (Mineralien) pro Kilogramm Körpergewicht auf,
wie die Tiere in der Diätgruppe.
Diese gaben sie auch mit doppelt so hoher Trockensubstanz pro kg Körpergewicht wieder mit dem Urin und dem Kot ab.
Der Trockensubstanzgehalt im Kot war in beiden Gruppen und mit jedem Futter bei ca. 35 bis 40 % gleichbleibend.
Die Trockensubstanz im Urin war abhängig vom Futter und unterschied sich nicht zwischen den Gruppen.
Ein Einfluss auf die Konzentration (Trockensubstanz) im Harn ist nicht festellbar gewesen.
Sie lag im Durchschnitt bei 9,3 bzw. 9,6 % und für das zweite Futter bei 11,1 bzw. 11,3 %.
Aus den Daten der Studie lassen sich die durchschnittlichen Urinmengen in den Versuchgruppen errechnen, weil für jedes Tier das Körpergewicht angegeben wurde.
Die adipösen Tiere haben 44 bzw. 46 ml Urin pro kg Körpergewicht und Tag abgesetzt und die Katzen in der Kontrollgruppe 64 bzw. 57 ml abhängig von der Futtersorte.
Der Richtwert für die benötigte Wassermenge für die Katzen aus der Gruppe A mit durchschnittlich 4,26 kg wäre 56 ml/kg und Tag.
Bei den Katzen in der Gruppe N mit einem Durchschnittsgewicht von 2,92 kg wären 61 ml/kg und Tag optimal.
Es ist festzustellen, dass die normalgewichtigen Katzen in diesem Versuch bei Fütterung mit Trockenfutter täglich genug Wasser aufgenommen haben.
Bei den fettleibigen Katzen ist die Urinmenge geringer. Sie haben nur 78 - 82 % des Richtwerts aufgenommen, ohne dass die Konzentration
an Salzen im Urin angestiegen ist.
Es lässt sich an den Daten dieser Studie feststellen, dass normalgewichtige Katzen bei einer ausschließlich Fütterung mit Trockenfutter,
die als Richtwert empfohlenen Wassermengen aufnehmen. Sie können also den geringeren Wassergehalt des Futters durch Trinken von Wasser ausgleichen.
Fettleibige Katzen nehmen bei Fütterung mit Trockenfutter weniger Wasser auf, als es der Richtwert empfiehlt.
Die Salzkonzentration in ihrem Urin ist im direkten Vergleich mit normalgewichtigen Katzen mit optimaler Wasseraufnahme nicht größer.
Die Konzentration der Salze im Urin ist abhängig von der Zusammensetzung des Futters. Sie steigt nicht signifikant an, wenn die Katze
18 - 22 % weniger Wasser täglich aufnimmt, als der Richtwert für ihre Gewichtsklasse empfiehlt.
Als Beleg dafür, das Trockenfutter grundsätzlich schlechter ist als Nassfutter, wird gegelegentlich eine Studie von Carciofi et al. (2005) angeführt.
Darin wurde die Wasseraufnahme und Wasserabgabe von Katzen gemessen.
Die Tiere bekamen ihre Tagesration an Futter in 2 Portionen. Gleichzeitig wurde ihnen dann auch Wasser hingestellt.
Getestet wurden ein günstiges Trockenfutter (F1) mit 8% Wassergehalt, dieses Trockenfutter mit einer Zugabe von Wasser (F1+W), ein Premium-Trockenfutter (F2) mit
3,5 % und ein Dosenfutter (F3) mit 79% Wassergehalt im Vergleich.
Nach einer Adaptionsphase von 5 Tagen wurden die Katzen für 5 Tage in Versuchskäfige gesetzt und Kot und Urin getrennt gesammelt.
Die Katzen wogen im Durchschnitt 3 kg (+-0,6). Für die Tiere mit diesem Gewicht gilt beim Wasserbedarf ein Richtwert von 81 ml/kg oder also 183 ml am Tag.
Die Versuchsgruppe bestand aus 10 Tieren.
In zwei Gruppen müssen jeweils 2 und in den anderen Gruppen jeweils 3 Tiere gewesen sein. Wie diese auf die 4 Varianten verteilt wurden, ist nicht angegeben.
Der Versuch ergab, dass das Premium-Trockenfutter am besten verdaulich war. Das günstige Trockenfutter schnitt am Schlechtesten ab.
Hauptaugenmerk lag im Versuch aber auf dem Vergleich zwischen Wasseraufnahme und Wasserabgabe. Die Ergebnisse sind in der Tabelle vereinfacht dargestellt.
Das Erste was für beim Blick auf die Tabelle feststellen können ist, dass die Katzen alle weniger Wasser aufgenommen haben als den Richtwert von 183 ml/Tag für diese Gewichtsklasse.
Die Wasseraufnahme und die Wasserabgabe über den Urin war bei den Katzen, die mit Nassfutter gefüttert wurden am größten.
In der Gruppe, bei der das Trockenfutter mit Wasser versetzt worden war, nahmen die Tiere insgesamt nicht mehr Wasser auf, als in der Gruppe, die das gleiche Futter ohne Wasser
bekommen hatten. Sie tranken weniger Wasser. Die Gesamtwasseraufnahme steigt nicht, wenn Trockenfutter nass gemacht wird.
Als nächstes fällt auf, dass die Katzen aus dem Premium-Trockenfutter am meisten Wasser metabolisieren konnten.
Metabolisches Wasser entsteht, wenn Nahrungsbestandteile (Kohlenhydrate, Fett) im Körper aufgespalten werden. Dadurch, dass das Futter besser verdaulich war,
konnten die Katzen in dieser Versuchsvariante mehr Wasser aus der Nahrung gewinnen. Die übrigen Varianten erreichten nur
80%, 90% bzw. 77% der metabolisierten Wassermenge im Vergleich mit dieser Variante.
Was die Verfasser der Studie und die Trockenfutter-Gegner hervorheben ist die Wassermenge, die über den Kot abgegeben wird.
Sie ist nämlich im Durchschnitt um 4,1 ml/Tag größer als in der Variante mit dem trockenen Trockenfutter, während die Urinmenge 2,8 ml geringer ist.
Es ist also sichtbar, dass bei der Fütterung mit Trockenfutter weniger Wasser aufgenommen wird und die Urinmenge geringer ist, als bei der Fütterung mit Nassfutter.
Außerdem bewirkt das Nassmachen des Trockenfutters offenbar eine weitere Reduktion der Urinmenge und dafür eine gesteigerter Abgabe über den Kot.
Ein Umstand der den Wassermangel bei mi Trockenfutter gefütterten Katzen weiter verstärken würde.
Die Frage ist nur, ob diese Werte ohne weiteres auf jede Katze und jedes Katzenfutter übertragbar ist. In jeder Gruppe waren nur 2 oder 3 Tiere.
Individuelle Unterschiede zwischen den Tieren können als Ursache für die Unterschiede nicht ausgeschlossen werden.
Möglicherweise hat ein Katze das günstige Trockenfutter nicht vertragen oder hat von Natur aus immer etwas feuchteren Kot.
Das ließe sich nur ausschließen, wenn alle Katzen mit allen Futtervarianten gefüttert worden wären und alle Tiere gleich auf sie reagiert hätten.
Einen Vergleich der Reaktion der Katzen auf die verschiedenen Futtervarianten gibt es in diesem Versuch aber nicht.
Im Gegensatz zu den Ergebnissen aus dem Versuch von Zottmeier (2008), bei dem normalgewichtige Katzen bei alleiniger Trockenfutter-Fütterung genug Wasser aufgenommen haben,
erreichen die Katzen in dieser Studie die Richtwerte alle nicht. Auch bei der Fütterung mit Feuchtfutter ist die Wasseraufnahme zu wenig.
Insgesamt ist die Aussagekraft dieser Studie gering.
Thomas et al. 2017 führten einen Versuch mit Feuchtfutter (frisch und gefriergetrocknet) und Trockenfutter (trocken oder mit Wasser angereichtert) durch.
8 kastrierte Kater mit durchschnittlich 4,19 kg Gewicht (BCS 5) wurden über einen Zeitraum von 4 mal 21 Tagen mit jeder Variante gefüttert.
Auf diese Weise wurde der Einfluss von individuelle Reaktionen auf eine der Futter-Varianten ausgeschlossen.
Die zwei gleichen Futtersorten wurden jeweils trocken und nass verfüttert, so dass eine direkte Vergleichbarkeit möglich ist.
Über den Versuchszeitraum von 21 Tagen pro Variante sind Einflüsse von täglichen Schwankungen ausgeglichen.
Der Richtwert für die Wasseraufnahme von Katzen zwischen 4 und 4,5 kg liegt bei 220 - 228 ml/Tag.
Um eine direkte Vergleichbarkeit zwischen dieser Arbeit und der obigen zu erreichen, habe ich einige Werte errechnet und ergänzt.
Diese Studie liefert noch einige zusätzliche Werte, die ich unten in der Tabelle stehen.
Wie bereits in der oben erwähnten Studie festgestellt, trinken Katzen weniger, wenn viel Wasser mit dem Futter aufgenommen wird.
Bei dieser Erhebung haben die Katzen, die mit Nassfutter gefüttert wurden mehr Wasser aufgenommen, als die Richtlinien empfehlen.
In den anderen Varianten war die Gesamt-Wasseraufnahme geringer.
Auch hier zeigt sich, dass die Wasserabgabe über den Kot bei dem nassen Trockenfutter größerer ist.
Tatsächlich ist aber der Feuchtigkeitsgehalt im Kot etwas geringer, als beim Nassfutter.
Die größere Wasserabgabe wird durch eine größere Kotmenge verursacht. Das liegt daran, dass Nassfutter mehr unverdauliche Reste, also Ballaststoffe, enthält.
Insgesamt sind die Schwankungen der Feuchtigkeit mit Werten zwischen 66,7 und 72,6 % nicht besonders groß.
Die Differenz zwischen Aufnahme und Abgabe ist auch in diesem Versuch positiv. Da das metabolische Wasser nicht berechnet wurde,
lassen sich die absoluten Mengen nicht direkt vergleichen. Es ist aber möglich, dass sie sich mit diesem zusätzlichen Wasser in der gleichen
Größenordnung bewegen würden, wie in der älteren Studie.
Es stimmt, dass Katzen, die mit Trockenfutter gefüttert werden insgesamt weniger Wasser aufnehmen, als Katzen die mit Nassfutter gefüttert werden.
Interessant ist aber vor allem die Konzentration bzw. die Dichte des Urins, die Thomas und Kollegen hier bestimmt haben.
Ist sie zu hoch, können sich Nieren- oder Blasensteine bilden.
Die Konzentration des Urins ist wie erwartet am niedrigesten bei der Fütterung mit Nassfutter (1,028 g/l) und am größten bei der Fütterung mit Trockenfutter (1,064 g/l).
Diese Werte liegen alle in dem Bereich, der bei wild lebenden Katern normal ist.
Eine neuseeländischen Studien (Cottam et al. 2002) hat die normalen Parameter des Urins von Katzinnen und Katern ermittelt.
Es wurden 85 in Neuseeland wild lebende Katzen, die in Lebendfallen gefangen worden waren, getötet und
dann sofort Harn für die Analyse aus der Blase der Tiere entnommen.
Diese verwilderten Tiere ernährten sich ausschließlich von ihrer Jagdbeute aus Ratten, Mäusen, Kaninchen, kleinen Reptilien, Vögeln und Insekten.
Bei keiner der Katzen wurden Blasensteine oder andere Kristalle gefunden.
Daher ist anzunehmen, dass die gemessenen Werte das Spektrum für gesunde Tiere wiedergibt.
Die Dichte des Urins wurde für Kater mit durchschnittlich 1,048 g/l und für Kätzinnen mit 1,045 g/l bestimmt.
Die Spannweite reicht bei den Katern von 1,017 - 1,065 g/l und bei den Kätzinnen von 1,016 - 1,064 g/l.
Buckley et al. (2011) machten einen Versuch mit einem Trockenfutter, das sie trocken (6,8 % Wassergehalt) und
mit verschiedenen Mengen Wasser versetzt hatten (25,4%, 53,2% und 73,3 % Wassergehalt).
Bei der Fütterung mit dem nassen Trockenfutter (73,3 % Wassergehalt) nahmen die Katzen im Schnitt 144,7 ml Wasser am Tag auf und setzten auch am meisten Urin ab (86,7 ml).
Die anderen drei Varianten unterschieden sich deutlich von dieser, aber nicht von einander.
Beim trockenen Futter waren es 103,4 ml, bei 25,4 % Wassergehalt 98,6 ml und bei 53,3% 104,7 ml Wasser pro Katze und Tag.
In der Veröffentlichung ist das Gewicht der Katzen nicht angegeben, aber das Alter. Da es sich um ausgewachsene Katzen handelt,
können wir von einem Gewicht von etwa 3,5 4 kg ausgehen. Der Richtwert für ihre tägliche Wasseraufnahme liegt dann bei etwa 200 - 285 ml.
Die spezifische Dichte des Urins war bei dem Futter mit 73,3% 1,036.
Die Proben der übrigen Varianten unterschieden sich untereinander nicht signifikant und wiesen im Durchschnitt eine Dichte von 1,052 auf.
Die Sättigung von Kalzium-Oxalat und Struvit im Urin (= Risikofaktoren für die Bildung von Nierensteinen)
war statistisch nicht unterschiedlich.
In einer älteren Studien aus den USA (Lund 1999) wurde bei der Befragung von den Haltern von 11.087 Katzen festgestellt, dass 85% der Katzen mit
Trockenfutter gefüttert wurden. Nur 14 % der Tiere bekamen Dosenfutter. Angaben zur kombinierten Fütterung wird in dieser Studie nicht gemacht, so dass ein
direkter Vergleich nicht möglich ist.
In Studie wurden 1958 Katzen mit Harnsteinen erfasst (Frenk 2006). Die Besitzer gaben Auskunft über die Art der Fütterung.
In der Tabelle habe ich den Anteil der Fütterungsarten aus dieser Studie dem der Verteilung der Fütterungsarten in der Gesamtkatzenpopulation (Beynen 2018) und
der Verteilung in einer Gruppe von 385 Katzen mit verschiedenen Nieren- und Harnwegserkrankungen (Lew-Kojrys 2017)
gegenüber gestellt.
Art der Fütterung | Anteil bei den Katzen mit Harnsteinen | Anteil in der Gesamtkatzenpopulation | Anteil bei Katzen mit Harnwegserkrankungen |
nur Trockenfutter | 30,1 % | 31,6 % | 34 % |
nur Nassfutter | 20,6 % | 6,3 % | 3,9 % |
Trocken- und Nassfutter | 37,3 % | 52,2 % | 42 % |
Tischreste, Frischfleisch, Spezialfutter und anderes | 17,9 % | 9% | 18,3 % |
keine Angaben | 3,1 % | - | - |
Würden wir davon ausgehen würden, dass die Art der Fütterung keinen Einfluss auf die Bildung von Harnsteinen hat,
müsste die Verteilung der kranken Katzen pro Futtervariante der in der Gesamtpopulation entsprechen.
Das ist aber tasächlich nicht der Fall.
Die Anteile sind bei der Gruppe der mit Trockenfutter gefütterten
Katzen mit rund einem Drittel ähnlich bei dem Durchschnitt aller Katzen, Katzen mit Harnsteinen und Katzen mit diversen Nierenerkrankungen.
Bei den Katzen, die nur mit Nassfutter gefüttert werden, ist aber der Anteil an den Tieren mit Harnsteinen mit 20,6 % deutlich höher,
als ihr Anteil an der Gesamtpopulation, der nur etwa 6% ausmacht. Von anderen Harnwegserkrankungen sind Katzen, die Nassfutter bekommen offenbar weniger betroffen.
Gleichzeitig ist der Anteil der Tiere die mit einer Kombination aus
Trocken- und Nassfutter gefüttert wurden bei den Tiere mit Harnsteinen niedriger als, er bei einer Normalverteilung sein sollte.
Anders als erwartet, ist der Anteil der Katzen mit Nierensteinen, die mit Nassfutter gefüttert werden im direkten Vergleich auffällig hoch.
Einen Hinweis auf die Ursache liefert die Studie von Davies et al. (2017).
Schädlich ist scheinbar auch die Fütterung mit Tischresten, Frischfleisch und Diätfutter.
© Maike Wilstermann-Hildebrand 2020