Informationen für Aquarien-Neulinge

geschwungene Linie
Stoffkreisläufe im Aquarium

Bei den meisten Aquarianern steht die Pflege der Tiere im Vordergrund. Pflanzen werden hauptsächlich als Dekoration betrachtet. Da sie aber eine wichtiger Bestandteil der Stoffwechselvorgänge im Aquarium sind, ist es notwendig, dass die Pflanzen gut wachsen. Nur so erreichen ein stabiles Milieu ohne übermäßig viel Algen oder die Ansammlung schädlicher Substanzen. Für eine erfolgreiche Kultur ist es hilfreich einige grundlegende Dinge über Aquarienpflanzen und die Stoffkreisläufe im Aquarium zu wissen. Im Folgenden erkläre ich eine einfache Einsteigeraquaristik mit wenigen technischen Hilfsmitteln. Die Leistunsgfähigkeit des Systems soll in diesem Fall durch die zur Verfügung stehende Lichtmenge begrenzt sein. Darum ist die Auswahl der richtigen Pflanzen hier besonders wichtig.
Alle Tiere und Pflanzen im Aquarium stehen miteinander in einem ständigen Austausch.
Abbauprodukte einer Art, dienen einer anderen Als Lebensgrundlage und durchlaufen einen Kreislauf.
Je vollständiger der Kreislauf ist, desto weniger Arbeit macht ein Aquarium.

Einsteigersets - einfache Technik für den Anfang

80er Komplettset

Die günstigsten Sets sind schlichte 60 - 120 cm Becken mit Kunststoffabdeckungen.

Nano-Becken mit Aufsetzleuchte

Die kleinen, offenen Nano-Becken mit 20 - 40 l Inhalt sind zur Zeit sehr beliebt. Hier verdunstet relativ viel Wasser und Tiere können aus dem Becken springen.

Nano-Becken mit Abdeckung

Das Verhältnis von Wasseroberfläche zu Volumen ist bei Aquarien ungünstig, die höher sind als breit. Der Gasaustausch wird dadurch behindert.

Es gibt sehr viele Aquarien auf dem Markt. Sie werden als einzelne leere Glasbecken angeboten oder als Sets mit Filter, Lampe und Heizer. Manchmal gehören sogar Schränke dazu in denen sich Futter und Technik unterbringen lassen. Wer mag kann für so eine Komplettset 2000 € oder mehr ausgeben. Günstige Becken bekommt aber schon ab etwa 60 € im Zoohandel. Die Technik solcher günstigen Sets ist nicht unbedingt von den großen, bekannten Herstellern. Sie sind aber GS- und TüV-geprüft und erfüllen meist ihren Zweck.

Für den Einstieg ist es wichtig, dass das Aquarium nicht zu klein ist. In einem größeren Aquarium schwanken die Wasserwerte nicht so stark und es läuft stabiler. Das macht die Pflege leichter. Ideal sind darum für den Einstieg Aquarien ab 60 l. Wer kann, sollte gleich ein etwas größeres Becken nehmen. Darin haben dann die Fische auch mehr Platz.
Das Becken sollte breit und tief genug sein, damit man problemlos hineingreifen kann. Abdeckung oder Lampen müssen problemlos entfernbar sein. Eine Schwäche der Sets sind oft die Filter. Ihre Kammern sind meist zu klein und sie lassen sich sehr schwer reinigen. Sollte das der Fall sein, kann man sich leicht einen neuen Innen- oder Außenfilter anschaffen. Weniger unkompliziert ist der Wechsel auf eine andere Beleuchtung. Die in den Abdeckungen fest installierten Lichtbalken nehmen nur Lampen mit einer bestimmten Länge und Leistung auf. Es ist auch nicht möglich eine weitere Lampe in die Abdeckung einzubauen. Das Licht ist im Komplettset darum der limitierender Faktor für das Pflanzenwachstum. Mehr Informationen über Licht habe ich auf der Seite zu Licht im Aquarium zusammen gestellt. Wer nur Fische oder Wirbellose pflegen und beobachten will, wird mit einer mäßigen Beleuchtung aber keine Schwierigkeiten haben. Es gibt genug Pflanzen, die auch in einem lichtschwachen Komplettset wachsen.
Das einzige zusätzliche technische Gerät, dass in jedem Fall an ein Aquarium gehört, ist eine Zeitschaltuhr. Sie schaltet das Licht zu einer bestimmten Zeit ein und wieder aus. So bleiben die Belichtungsdauern immer gleich. Auch am Wochende und während des Urlaubs. So ein Gerät ist für 5 € oder weniger zu bekommen.




Der Bodengrund

Für Einsteiger kommt nur Naturkies als Bodengrund in Frage. Ideal ist Quarzkies mit einer Korngröße von 2 - 4 mm. Er wird gewaschen und als eine etwa 5 bis 8 cm dicke Schicht ins Becken eingebracht. Ein zusätzlicher Pflanzgrund, Depotdünger oder gar die Verwendung eines speziellen aktiven "Soils" ist nicht notwendig. Solche Substrate gehören in die Hände von erfahrenen Pflanzenaquarianern, da sie sie das Aquarienmilieu beeinflussen. In Einsteigeraquarien verursachen sie mehr Probleme als das sie nützen. "Soils", die das Pflanzenwachstum fördern, enthalten beispielsweise große Mengen an Nährstoffen, die gerade in der Anfangszeit große Probleme machen können. Trübungen, Algenwuchs und auch Vergiftungen der Aquarienbewohner können vorkommen, wenn diese Substrate nicht richtig gehandhabt werden. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Seite zum Bodengrund im Aquarium.
Anfänger sollten sich an kalkfreien Kies halten. Auch ungefärbt sollte er sein. Die Kunststoffbeschichtung auf den Körner kann zu Wassertrübung und manchmal auch zu Fäulnis im Bodengrund führen. Naturkies gibt es in verschiedenen Farben von weiß über gelblich und braune Töne bis hin zu grau und schwarz. Es schadet nicht in mehreren Geschäften nach einer optisch ansprechenden Farbe zu suchen. Wichtig ist, dass die Körner abgerundete Kanten haben. Zum Einen ist das angenehmer für grabende und gründende Bodenbewohner und zum Anderen bilden sich dann zwischen den Körner gleichmäßigere, größere Zwischenräume als bei kantigen Körnern. Das ist besser für die Wasserzirkulation und den Gasaustausch im Boden.
In den ersten Wochen ist es sinnvoll den Pflanzen Nährstoffe über die Wurzeln anzubieten. Der Boden ist noch nährstofffrei und auch im Wasser ist in der Regel keine Pflanzen-Nahrung enthalten. Damit unsere Aquarienpflanzen durchstarten können, sollten ihnen Düngerkugeln oder Tabletten nach dem Pflanzen in den Wurzelraum gesteckt werden. Auf Flüssigdünger verzichten wir aber zunächst.

Pflanzen im Aquarium

Grundsätzlich haben alle Pflanzen die gleichen Ansprüche. Sie benötigen Licht, Nährstoffe und Kohlendioxid. Einige Pflanzen haben aber größere Toleranzbereiche in Bezug auf Wasserchemie, Temperatur, Licht und Nährstoffversorgung. Sie eignen sich gut für Aquarienanfänger und für jede Aquarienneueinrichtung. Für ihre dauerhafte Pflege sind keine speziellen Substrate, Lampen oder eine Anpassung des pH-Wertes und der Wasserhärte erforderlich sind.

Es werden vom Wuchs her zwei Pflanzentypen unterschieden. Stängelpflanzen haben aufrechte Triebe an denen die Blätter sitzen. Sie wurzeln im Grund. Durch Rückschnitt kann man sie in der Höhe begrenzen. Sie können darum flexibel im Mittel- und Hintergrund verwendet werden. Rosettenpflanzen haben eine gestauchte Sprossachse, so dass die Blätter alle aus einer grundständigen Rosette hervorgehen. Ihre Höhe ist durch die Blattlänge bestimmt, die art- bzw. sortentypisch ist. Da man sie nicht auf die richtige Größe stutzen kann, sind sie nicht so vielseitig einsetzbar wie Stängelpflanzen.



Stängelpflanzen
Populärname

Wissenschaftlicher Name
Wasserfreund
Kirschblatt
Sumpfheusenkraut
Kriechende Ludwigie
Großes Fettblatt
Wassernabel
Kleine Ambulia / Kleiner Sumpffreund
Wasserpest
Hygrophila polysperma
Hygrophila corymbosa

Ludwigia palustris
Ludwigia repens

Bacopa carolineana
Hydrocotyle leucocephala
Limnophila sessiliflora
Egeria densa
Rosettenpflanzen
Populärname

Wissenschaftlicher Name
Sumpfschraube
Kleine Vallisnerie
Gewellter Wasserkelch
Wendt Wasserkelch
Grasblättriger Wasserkelch
Härtels Wasserkelch
Becketts Wasserkelch
Willi´s Wasserkelch
Osiris-Schwertpflanze
Echinodorus-Sorten
Amazonas Schwertpflanzen
Kleines Pfeilkraut
Tigerlotus
Taiwan-Seekanne
Vallisneria spiralis
Vallisneria nana ´Tiger´

Cryptocoryne undulata
Cryptocoryne wendtii
Cryptocoryne crispatula var. balansae
Cryptocoryne affinis
Cryptocoryne beckettii
Echinodorus osiris
z.B. ´Ozelot´, ´Ozelot Grün´, ´Rosé
E. grisebachii ´Amazonicus´ und ´Bleheri´
Sagittaria subulata
Nymphaea lotus
Nymphoides spec. ´Taiwan´
Aufsitzer und andere
Populärname

Wissenschaftlicher Name
Javafarn
Barters Speerblatt
Laubmoos z. B. Javamoos
Moosball
Hornblatt
Guadeloupe-Nixkraut
Microsorum pteropus
Anubias barteri
Vesicularia, Taxiphyllum
Aegagropila sauteri
Ceratophyllum
Najas guadalupensis



Diese Pflanzenarten sind in ihrem Ausssehen zum Teil anderen Arten ähnlich, lassen sich aber nicht durch diese ersetzen. Beispielsweise sehen Cabomba und Limnophila-Arten sich in der Unterwasserform ähnlich. Cabomba caroliniana benötigt aber eine Lichtstärke von etwa 3000 Lux für ihre Grundversorgung. Limnophila sessiliflora nur etwa 430 Lux. Cabomba ist also kein Ersatz für Limnophila sessiliflora in einem lichtlimitiertem Aquarium. Egal wie sehr der Händler darauf besteht, dass sie eine der meistverkauften Arten ist.



Aquarien bepflanzen

Etwa 80 % der Grundfläche eines Aquariums sollte von Anfang an bepflanzt sein. Nur dann sind die Pflanzen eine starke Konkurrenz für Algen und nehmen auch sofort alle Stickstoffverbindungen und Phosphat auf. Daher sollte man zu Beginn ausreichend geeignete Pflanzen kaufen und das Becken sofort dicht bepflanzen. Wie viele Bunde oder Töpfe man benötigt hängt von den gewählten Pflanzen ab. Die Stängel werden alle einzeln in einem Abstand von 3 bis 5 cm eingepflanzt. Bei Pflanzen mit lockerer Belaubung ist der Abstand etwas geringer und bei dichtbelaubten Arten etwas größer. Auf eine Fläche von 10 x 10 cm können etwa 5 bis 6 Stängel der Kleinen Ambulia oder 9 bis 10 Stängel Fettblatt oder Kriechende Ludwigie stehen. Eine Schwertpflanze braucht schon eine Fläche von 15 x 15 cm. Auch ein gut angewachsener Wendt´s Wasserkelch benötigt diesen Platz nach dem Anwachsen. Der Grasblättrige Wasserkelch und Willis Wasserkelch sind vom Wuchs schlanker. Die Pflanzen aus einem einzelnen Topf bedecken etwa 5 x 5 cm Bodenfläche.
Vor dem Einpflanzen werden Blei und Steinwolle entfernt. Die Pflanzen werden von einander getrennt und von abgestorbenen Wurzeln oder Blättern befreit. Das Abschneiden der Wurzeln ist nicht nötig. Sie wachsen im Boden weiter. Zu lange Wurzeln, die man nicht im Substrat unterbringen kann, können aber eingekürzt werden. Man kann die Stängelpflanzen nach Länge sortieren oder mit einem scharfen Messer auf verschiedene Längen kürzen, um eine stufige Bepflanzung anzulegen. Die einzelnen Stängel sollten aber nicht zu kurz sein, da die Pflanzen aus ihrer Masse Energiereserven mobilisieren müssen, um neue Wurzeln zu bilden und weiter zu wachsen. Zu kurze Stecklinge wachsen darum schlecht an. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Bepflanzung gibt es auf dieser Seite.

Die Einlaufphase - Der Nitrit-Peek

Ein Aquarium ist eine kleines Ökosystem mit Abbauketten und Stoffkreisläufen. Das neu eingerichtete Becken ist aber nichts weiter als Leitunsgwasser mit einigen Pflanzen drin. Das Kreislaufsystem entwickelt sich erst mit der Zeit.
Die bekannteste und wichtigste Abbaukette ist die Umwandlung von Ammonium in Nitrat durch Nitrifikation. Fische scheiden Ammonium und Harnstoff aus. Ammonium/Ammoniak und Nitrit sind giftig für Fische und Wirbellose. Die Umwandlung dieser Moleküle in weniger giftige Verbindungen ist darum die Voraussetzung für das überleben der Tiere im Aquarium. Diese Umwandlung wird als Nitrifikation bezeichnet. Die bekanntesten Nitrifizierer sind die Bakterien Nitrosomonas europea und Nitrobacter winogradskyi. Das erste Bakterium nutzt Ammonium zur Energiegewinnung und scheidet Nitrit aus. Das zweite nutzt Nitrit und scheidet Nitrat aus. Diese beiden autotrophen Bakterien sind im Süßwasser weit verbreitet. Es gibt aber sehr viele verschiedene Bakterien aus den Gattungen Nitrosomonas, Nitrosospira, Nitrosovibrio, Nitrosolobus und Nitrosococcus, die Ammonium nutzen können und einige Arten von Nitrobacter, Nitrospira, Nitrospina und Nitrococcus, die Nitrit umwandeln. Alle benötigen Sauerstoff und nutzen Kohlendioxid oder Karbonat als Kohlenstoffquelle. Sie sind chemisch autotroph. Ihr Lebensoptimum liegt bei pH-Wert 6-8 und 25-35°C. In geringem Maße findet aber auch bei 0°C noch Nitrifikation statt.
In einem neu eingerichteten Aquarium gibt es zunächst wenige dieser Bakterien. Sobald aber Ammonium als Nahrungsquelle zur Verfügung steht vermehren sich Nitrosomonas. Sie produzieren viel Nitrit, aber die Population an Nitrobacter ist noch zu klein, um das Nitrit vollständig zu nutzen und in Nitrat umzu wandeln. Darum gibt es in der Einlaufphase des Aquariums einen "Nitrit-Peak". Da ist eine vorrübergehend sehr hohe Konzentration an Nitrit. Erst wenn sich ausreichend Nitrobacter neben den Nitrosomonas auf dem Filterschwamm oder einer Mulmflocke angesiedelt haben, um deren Ausscheidungen sofort aufzunehmen, wird Nitrit sofort zu Nitrat umgewandelt und ist nicht mehr nachweisbar. Wenn das der Fall ist, ist der erste Schritt in der Einlaufphase des Aquariums abgeschlossen und es können Tiere eingesetzt werden.

Einem neu Aquarium sollte vor dem Einsetzen von Tieren schon regelmäßig etwas Futter zugeführt werden. Sonst können sich die Bakterien nicht vermehren. Ohne die Zugabe von Harnstoff, Ammonium oder Eiweiß als Stickstoffquelle kann die Besiedelung nicht starten. Es genügt darum nicht das leere Aquarium einfach so stehen zu lassen.

Pantoffeltier

So wie sich Pantoffeltierchen schnell in jedem Aufguss mit pflanzlichem Material einfindet, tauchen auch Bakterien und andere Mikroorganismen im Aquarium auf.

Ein Gleichgewicht stellt sich ein

Im Verlauf der nächsten zwei bis drei Monate wird sich ein Gleichgewicht einstellen, das typisch für das individuelle Aquarium ist. Es ergibt sich aus der Kombination vieler Faktoren: Kies, Art der Pflanzen, Futtermenge, Futterzusammensetzung (Rohfaser, Eiweiß, Fett), Tierbesatz, Rhythmus der Wasserwechsel und Wasserwerte des Wechselwassers.
Es sammeln sich organische Reste im Boden und im Filter an: Mulm. Nun werden heterotrophe Nitrifizierer den grÖßten Teil der Umwandlung von Ammonium zu Nitrat machen. Sie nutzen Energie und Kohlenstoff aus organischem Material, gewinnen aber keine Energie aus der Umwandlung des Stickstoffs. Sie besiedeln die Filtermaterialien und den Bodengrund. Es sind nun auch andere Mikroorganismen da, die am Abbau und Umbau von Stoffwechselprodukten der Fische und Pflanzen beteiligt sind. Darunter sind Schnecken, Würmer, Nematoden, Amöben,, Pilze und Bakterien. Einige sind autotroph und können sich mit Hilfe von anorganischen Stoffen (CO2, SO2, NO2 etc) versorgen. Andere sind heterotroph und benötigen organisches Material (Cellulose, Zucker, Eiweiße, EDTA etc.). Alle diese Mikroorganismen sind wichtig für das Aquarium! Der Mulm ist der Nährstoffspeicher und die Pufferzone des Aquariums. Er ist der Grund, warum "Altwasseraquarien" ohne Dünger und nur mit geringen oder ganz ohne Wasserwechsel funktionieren, ohne dass die Pflanzen Mangelsymptome zeigen oder die Tiere krank werden. In einem Altwasseraquarium hat sich ein stabilies Gleichgewicht eingestellt zwischen dem Nährstoffbedarf der Pflanzen und dem Eintrag von Nährstoffen durch das Futter. Es leben nur Pflanzen und Tiere darin, die mit dem System zurecht kommen. Das funktioniert aber nur, wenn wir dem Ganzen seinen Lauf lassen. Setzen wir neue Fische in ein Altwasserbecken ein oder neue Pflanzen, verschieben wir das Gleichgewicht und alles kann zusammenbrechen. Je mehr wir das Aquarium nach unseren Wünschen gestalten wollen, desto mehr müssen wir in das System eingreifen. Beispielsweise gibt es Pflanzen, die sehr schnell auf bestimmte Nährstoffmängel reagieren. Wenn wir sie kultivieren möchten, auch wenn unser Bodengrund zum Beispiel nicht genug Eisen oder Kalium aus dem Mulm nachliefert, dann müssen wir düngen. Wenn wir es zu umständlich finden, schnell wachsende Pflanzen regelmäßig zu schneiden und neu zu stecken und deshalb auf sie verzichten, dann müssen wir häufiger oder mehr Wasser wechseln um die überschüssigen Nährstoffe aus dem Aquarium zu entfernen.



Wasserwechsel

Schwankungen im Nitratgehalt

Die Grafik zeigt die Schwankungen im Nitratgehalt bei einem wöchentlichen Nitratüberschuss von 10 mg/l. Mit einem 50%-igen Wasserwechsel kann der Nitratwert auf Dauer konstant zwischen 10 und 20 mg/l gehalten werden.
Werden nur 25 % des Wassers gewechselt, steigt der Wert stetig an, bis der Entzug durch den Wasserwechsel, dem wöchentlichen Nitratüberschuss entspricht. Der Wert pendelt sich zwischen 30 und 40 mg/l ein.
Bei 40 mg/l Nitrat im Aquarienwasser wird der Wert beim 25%igen Wasserwechsel jeweils um 10 mg/l reduziert.
Ohne Wasserwechsel würde der Nitratwert innerhalb von 10 Wochen auf 100 mg/l ansteigen.

Die wichtigste Pflegemaßnahme in der Aquaristik ist der Wasserwechsel. Alle Aquarien geraten im Laufe der Zeit in eine "Nährstoffschieflage". Meist sind Nitrat und/oder Phosphat in realiv großen Mengen vorhanden, während Kalium, Eisen und andere Mikronährstoffe schnell verbraucht sind.
Geichzeitig können sich Bakterien und Pilze im Wasser vermehren, die der Gesundheit der Fische möglicherweise schaden.
Der Wasserwechsel ist der Resetknopf an unserem Aquarium. Wir stellen damit die Wasserwerte wieder auf einen Startwert ein, von dem aus sie sich bis zum nächsten Wasserwechsel wieder verändern. Wöchentlich oder zweiwöchentlich werden zwischen 30 und 80 % des Wassers gewechselt. Wie viel und wie oft gewechselt werden muss hängt vom individuellen Aquarium ab. Durch die Fütterung bringen wir täglich Nährstoffe ins Aquarienwasser. Sie werden von den Fischen, Garnelen, Schnecken, Würmern und Bakterien genutzt und mineralisiert. Ein Teil der Nährstoffe wird von den Pflanzen aufgenommen, ein anderer im Mulm gespeichert. überschüsse sammeln sich im Wasser. Besonders hohe Gehalte an Nitrat und Phosphat fördern aber Algenwachstum, durch das ein Aquarium schnell unansehnlich wird. Pflanzen benötigen diese Makronährstoffe zum Wachsen und entziehen sie dem Wasser und dem Substrat. Sie können sie aber nicht in unbegrenzter Menge aufnehmen. Was sie nicht verwerten können kommt den Algen zu Gute. Daher müssen überschüsse regelmäßig durch Wasserwechsel entfernt werden. Wer viel füttert oder nur wenige oder nur langsamwachsende Pflanzen wie Farne im Becken hat, wird öfter größere Mengen Wasser wechseln müssen. Beim Wasserwechsel werden die im Aquarium gelösten Stoffe nur verdünnt. Je höher die Konzentration ist, desto mehr neues Wasser wird benötigt. Gehen wir für ein Rechenbeispiel davon aus, das unser Leitungswasser Nitratfrei ist. Um zum Beispiel einen Nitratwert von 5 mg/l zu erreichen muss man in einem Aquarium mit 10 mg/l die Hälfte des Wassers durch frisches ersetzen. Bei einer Ausgangskonzentration von 30 mg/l ist dazu ein 80%-iger Wasserwechsel nötig.
Man kann jedoch auch den Nitratentzug durch mehr und schenller wachsende Pflanzen fördern. Wenn man insgesamt weniger füttert bzw. weniger Tiere im Becken pflegt, kann man auch den Eintrag reduzieren und so Entzug und Eintrag in Gleichklang bringen. Selbst wenn Nitrat- und Phosphatwert nicht zu hoch sind, sollte das Wasser trotzdem mindestens 2 wöchentlich zum Teil gewechselt werden. Mit dem Frischwasser kommen Minerale wie Calcium und Magnesium ins Wasser, die für Fische und Pflanzen wichtig sind. Für eine dauerhaft erfolgreiche Pflege von Aquarienpflanzen benötigt man dann nur noch einen Kaliumhaltigen Flüssigdünger mit Eisen und Mikronährstoffen. Denn die sind im Leitungswasser nicht in ausreichender Menge vorhanden, um die Pflanzen gut zu versorgen.





Mangelsymptome und Frassschäden

Schaden an Echinodorus

Manchmal bilden sich in den Blättern von Aquarienpflanzen Löcher. Meistens werden sofort die Schnecken verdächtigt. Sie sind aber so gut wie nie die Verursacher der Löcher. Einer der häufigsten Schäden ist der Gitterfrass durch Harnischwelse wie dem Antennenwels. Diese Tiere werden Anfängern oft zur Algenbekämpfung verkauft.

Schaden an Anubias

Die Welse ruhen auf den Blätter und schaben dabei ständig daran herum. Das Ergebnis sieht dann so aus.

Allerdings fressen die Tiere keine Kieselalgen, Blaualgen oder Pinzelalgen. Stattdessen zerstören sie mit ihrem stetigen Geraspel die Oberfläche der Blätter und skelettieren sie.
Durch Nährstoffmängel kommt es zu Nekrosen. Diese abgestorbene Material wird tatsächlich von Schnecken gefressen. Die Löcher bilden sich aber auch, wenn keine Schnecken im Becken sind und Bakterien oder Pilze das tote Material verwerten. Die Ursache kann zum Beispiel Kalium-Mangel sein. Aber auch bei Stickstoffmangel zerfallen oft viele ältere Blätter auf einmal. Informationen zu Mangelsymptomen und Düngung sind auf der Seite über Pflanzenernährung zu finden. Im Aquarium treten selten Schädlinge an den Pflanzen auf. Aber bei den emers gezogenen neu gekauften Pflanzen kann man teilweise Spuren von Pilzen oder Insekten finden. Darum gibt es natürlich auch eine Seite über Schädlinge an Aquarien- und Teichpflanzen.

geschwungene Linie


weiterführende Informationen:

I. Scheurmann (2001): Pflanzen fürs Aquarium, Gräfe und Unzer, München

T. Titz (2002): Grundkurs Aquarienpflanzen.- Ulmer Verlag, Stuttgart

Wilstermann-Hildebrand, M. (2007): Stickstoff und Phosphat im Aquarium.- Aquarium live 1/07, 26-32

Wilstermann-Hildebrand, M. (2009): Die biologische Funktion von Pflanzen im Aquarium.- Aquarium live Juni/Juli (3)/2009, 36-41

Wilstermann-Hildebrand, M. (2010): Polymorphismus bei Aquarienpflanzen.- Amazonas 31, 54-57

Wilstermann-Hildebrand, M.(2010): Pflege von Stängelpflanzen.- Amazonas 32, 50-53

Wilstermann-Hildebrand, M., Hildebrand C. (2011): Aquarienpflanzen für Einsteiger.- Amazonas 36, 70-73

Wilstermann-Hildebrand, M. (2011): Vermehrung von Aquarienpflanzen.- Amazonas 38, 31-35

Wilstermann-Hildebrand, M. (2012): Aquarienpflanzen und Licht - Zahlen und Fakten.- Amazonas 44, 72-77

Wilstermann-Hildebrand, M. (2014): Mangelsymptome an Aquarienpflanzen.- Amazonas 55, 71-75

Wilstermann-Hildebrand, M. (2014): Aquarienpflanzen für Jedermann - Wasserkelche.- Amazonas 56, 14-17

geschwungene Linie