Wasser im Aquarium

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Zur Bedeutung von Wasserwerten

Überall auf der Welt gibt es verschiedene Formen von Gewässern.
Die Ozeane sind die grÖßten. Ihr Wasser ist sehr salzhaltig und die Temperaturen und Salzgehalte unterscheiden sich in verschiedenen Regionen der Erde. Wasserstände, Temperaturen und StrÖmungen wechseln mit den Gezeiten und im Jahresverlauf.
Die Flüsse, die ins Meer münden haben überall von der Mündung bis zur Quelle unterschiedliche Wasserqualitäten. Im Mündungsbereich gibt es eine Brackwasserzone in der sich Süß- und Salzwasser vermischen. Abhängig vom Regen im Binnenland und der Süßwassemenge im Fluss, kann die Brackwasserzone sich viele Kilometer ins Landesinnere erstrecken. Durch Rückstau können die Gezeiten den Wasserstand auch im Süßwasser führenden Teil im Binnenland beeinflussen.
In den Mittelläufen der Flüssen trägt das Wasser die meisten Schwemm- und Nährstoffe mit sich. Alles, was ihre Zuflüsse mitgebracht haben, sammelt sich hier. Je näher man zur Quelle kommt, desto reiner und klarer wird das Wasser. Es sind weniger Salze und Nährstoffe gelöst und Schwebstoffe und Plankton gibt es kaum. Die Niederschlagsmenge im Einzugsbreich bestimmt über die Wassermenge und damit über die StrÖmung und den Wasserstand. Saisonal werden Ufer überschwemmt.

Ökologisches Optimum

Das autökologische Optimum zeigt die genetisch Anpassung an Umweltfaktoren. Das synökologische Optimum beschreibt den Bereich in dem das Lebewesen tatsächlich lebt, weil es in Bezug auf diesen Umweltfaktor in dem Bereich gegenüber anderen Arten besonders konkurrenzstark ist.

Seen und Teiche sind stehende Gewässer. Sie nehmen Regenwasser auf, werden durch Flüsse, Bäche oder unterirdische Quellen gespeist. Manche haben zu und Abflüsse, andere sind völlig abgeschnitten. Auch in stehenden Gewässern bewegt sich das Wasser. Es gibt eine Zirkulation zwischen dem Tiefen- und dem Oberflächenwasser. Abhängig von den geologischen Bedingungen unterscheidet sich die Wasserqualität. Ein Moortümpel hat saueres, weiches Wasser. In Karstgebieten ist das Wasser kalkhaltig und hat einen hohen pH-Wert.
Eine Besonderheit sind Salzseen und heiße Quellen. Ihr Wasser ist für die meisten Lebewesen giftig. Trotzdem leben in ihnen Bakterien und Kleinkrebse, die zum Beispiel von Vögeln gefressen werden.
Selbst ein mit Wasser gefüllter Bromelientrichter ist ein kleines Gewässer und kann den Kaulquappen mancher FrÖsche als Lebensraum dienen.
In allen Gewässern gibt es Leben, das an die entsprechenden Bedingungen angepasst ist. Tiere und Pflanzen aus einem Lebensraum können nicht ohne weiteres in einen anderen überführt werden. Sie haben eine arttypische, Ökologische Potenz, die für alle Wasserwerte und die Temperatur als Optimumskurve dargestellt werden können. Dabei unterscheiden sich das autÖkologische Optimum einer Art, das den physiologisch günstigsten Bereich aller Umweltfaktoren definiert, und das synÖkologische Optimum, das den tatsächliche Lebensbereich einer Art in einer Lebensgemeinschaft mit interspezifischer Konkurrenz beschreibt.
Es gibt also einen Wertebereich in dem die Organismen leben können. In welcher Nische des Lebensraums sie leben, hängt aber von der Konkurrenz durch andere Arten ab. Anders gesagt: Die Wasserwerte, die wir am Fundort einer Art finden sind Werte, bei denen die Tiere und Pflanzen trotz Konkurrenz überleben. Sie spiegeln nicht die optimalen Lebensbedingungen wieder.
Ein Beispiel: Eine Pflanze kann unter für sie sonst optimalen Bedingungen bei einem pH-Wert von 9 überleben unde gedeiht gut im Aquarium. Andere Arten, die organische Säuren über die Wurzeln abgeben oder zur biogenen Entkalkung fähig sind, haben unter den Bedingungen aber Vorteile. Konkurrieren solche Pflanzen mit dieser Pflanze um freies Kohlendioxid oder Phosphat, wird sie verdrängt. Beim selbten pH-Wert wächst die Pflanze also einmal und einmal nicht. Abhängig davon, wer ihr Nachbar ist und ob genug CO2 und Phosphat zur Verfügung stehen. Das macht die Bestimmung von "optimalen Wasserwerten" sehr schwer.
Dazu kommt noch, dass auch in natürlichen Gewässern die Wasserwerte im Tagesverlauf und im Jahresverlauf schwanken. Der ph-Wert in Wasserpflanzenbeständen kann im Tagesverlauf um 2 Stufen schwanken. Der Sauerstoffgehalt um bis zu 8 mg/l. Wenn wir eine Wasserprobe aus einem unbekannten Gewässer analysieren, wissen wir nicht ob wir es gerade mit einem Mittelwert oder einem Extremwert zu tun haben.

Wasserwerte im Aquarium

Die perfekte Wasserwerte gibt es nicht! Abhängig davon welche Tiere und Pflanzen wir im Aquarium halten wollen ist unser Leitungswasser mal mehr und mal weniger geeignet. Jede Pflanze und jedes hat von Natur aus ein Optimum bei dem sie Lebensprozesse optimal ablaufen. Bei idealer Temperatur und Nährstoffversorgung, optimalem pH-Wert und Lichtangebot können sie bei einem Minimum an Aufwand ein Optimum an Wachstum erreichen. Dieses Optimum für eine einzelne Art zu bestimmen und beizubehalten ist relativ einfach. Im Aquarium pflegen wir aber verschiedene Arten zusammen. Dabei entsteht nicht nur Konkurrenz. Die Pflanzen beeinflussen durch ihre Atmung, Nährstoffaufnahme und die Abgabe organischer Substanzen ihre Umwelt.
In der Regel werden im Aquarium auch Arten zusammen gepflegt, die in der Natur nie zusammen vorkommen. Es entsteht ein völlig neues Biotop, dessen Faktoren mit keinem anderen Biotop der Erde vergleichbar sind.
Die Wasserwerte im Aquarium sind ein Kompromiß, der allen Arten im Becken gerecht werden muss. Oder anders gesagt: im Aquarium wird nur das überleben, was eine Nische für sich findet. Jede neu dazu gesetzte Art oder eine Zunahme in einer Population hat Einfluß auf die Konkurrenzverhältnisse und stört das Gleichgewicht.

Wasserwerte und Aquarienpflanzen

In der Literatur gibt es viele Erfahrungswerte zu den pH-Wert- und Temperaturbereichen in denen Aquarienpflanzen gedeihen. Ich habe von 100 Arten die Ansprüche verglichen und sie ausgewertet. Sie wurden verschiedenen pH-Wertbereichen und Temperaturstufen zugeordnet und dann die in die Klassen fallenden Arten ausgezählt. Dabei hat sich gezeigt, dass die meisten dieser 100 Aquarienpflanzen bei Temperaturen von 22-26 °C und einen pH-Wert von 6,5 bis 7,0 kultivierbar sind. Mit diesen Wasserwerten kann man 85 - 90 % aller Aquarienpflanzen pflegen. Das ist aber nicht erstaunlich. Aquarienpflanzen taugen nur deshalb als Aquarienpflanzen, weil sie bei diesen für Süßwasseraquarien typischen Bedingungen überleben. Spezialisten wie Eriocaulon oder die Wasserprimel überleben in einem normalen Gesellschaftbecken nicht. Bei Weichwassserpflanzen oder Kaltwasserpflanzen kann man nur nennenswerte Kulturerfolge erzielen, wenn man die Kulturbedingen sehr genau an ihre Bedürfnisse anpasst.
Sehr saueres oder sehr alkalisches Wasser vetragen nur sehr wenige Pflanzen auf Dauer gut. Es fehlen Mineralstoffe im sauren Wasser und freies CO2 im alkalischen. Das schränkt die Auswahl an Pflanzen ein.

Verteilung der Aquarienpflanzen auf verschiedene pH-Bereiche

Bei einer Temperatur von 22 bis 26 °C und einem pH-Wert von 6,5 bis 7 lassen sich die meisten Aquarienpflanzen problemlos kultivieren. Entsprechend kann man diese Werte als Optimum für eine möglichst einfache Aquarienkultur ansehen.

Wasserchemie

Wasser ist chemisch H2O. Ein bipolares Molekül aus Wasserstoff und Sauerstoff. Es ist ein gutes Lösungsmittel. Es ist sehr selten chemisch rein (destilliertes Wasser) sondern enthält die Ionen verschiedener darin gelöster Salze. Die Art und Menge der im Wasser gelösten Ionen bestimmen über seine Eigenschaften.
Die meisten Aquarianer verwenden Leitungswasser für ihre Becken. Wie man an Hand der Tabelle gut erkennen kann ist das Leitungswasser nicht überall gleich. Es entspricht überall den Normen für Trinkwasser. In Bezug auf seine aquaristische Eignung unterscheidet sich das Leitungswasser in den vershiedenen Städten jedoch sehr stark.


Wasserwerte einiger deutscher Städte

Die Nährstoffgehalte reichen nicht für eine Versorgung der Aquarienpflanzen aus. Lediglich Calcium und Magnesium sind in ausreichender Menge vorhanden.

Ob ein Leitungswasser sich für die Verwendung im Aquarium eignet hängt davon ab, was für Tiere und Pflanzen man darin pflegen will. Für die Pflege von Weichwassertieren muss man das Wasser in der Regel aufbereiten (Entsalzen) oder zumindest mit Regenwasser mischen. Für die Pflege der meisten Fische und Aquarienpflanzen ist das Leitungswasser gut geeignet. Bei der Durchführung wöchentlicher Wasserwechsel und einer Fütterung von Tieren im selben Aquarium erhalten die Pflanzen eine gute Grundversorgung mit Nährstoffen. Kalium und Mikronährstoffe sind auf Dauer aber zu wenig im Leitungswasser und müssen als Dünger zu gegeben werden. Kalium wird im Aquarium zum Beispiel etwa in iner Größenordnung von 5 mg/l am Tag aufgenommen. Die Kaliumgehalte im Leitungswasser reichen also nur für einen Tag. Die Tage bis zum nächsten Wasserwechsel leiden die Pflanzen unter einer Unterversorgung. Düngung ist also notwendig, wenn dauerhaft Pflanzen kultiviert werden sollen (siehe Pflanzenernährung).
Wirbellose können empfindlich auf Kupfer und Chlorid reagieren. Chlorid kann Schnecken innerhalb von Minuten töten. Ist der Gehalt im Leitungswasser zu hoch, sollte es einige Zeit in einem Fass oder Eimer stehen und belüftet werden, bevor man es zu den Tieren gibt.
Wasseraufbereiter schützen die Tiere und Pflanzen vor Schwermetallen und Rückständen von Chemikalien. Er kann zum Beispiel bei Verwendung von Brunnenwasser unverzichtbar sein.


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