Im Gegensatz zu den Gartenbohnen aus der Gattung Phaseolus, stammen die Vigna-Arten aus Europa, Afrika und Asien. Darum werden sie auch als Altwelt-Bohnen bezeichnet. Einige Arten sind in Asien bereits seit 2000 bis 3000 Jahren in Kultur. In Europa kennen wir diese Bohnen noch nicht so lange. Während die Ackerbohne (Vicia faba) bereits im 13. Jahrhundert bei uns ein wichtiges Nahrungsmittel war und die Gartenbohne bald nach der Entdeckung der neuen Welt im 15./16. Jahrhundert bei uns Fuß gefasst hat, sind die Vigna-Arten bei uns erst seit wenigen Jahrzehnten bekannt. Sie benötigen die warmen Temperturen und langen Vegetationszeiten der Subtropen und kommen bei uns nicht richtig zur Reife. Trotzdem finden sie bei uns regelmäßig Verwendung in der Küche.
Die Mungbohne oder "Sojasprossen" (Vigna radiata) und die Adzukibohne, Lunja oder Rote Bohne (Vigna angularis ) werden bei uns nahezu außschließlich zur Anzucht von Keimsprossen
verwendet. Sie werden roh zu Salaten und als Wok- oder Pfannengemüse
verwendet. Aus der Mungbohne wird auch Mehl hergestellt, aus dem
Glasnudeln gemacht werden. Als tropische und subtropische Pflanzen
benötigen sie zum Gedeihen Temperaturen um 25 bis 35 °C.
Vigna radiata (oben links), Vigna angularis (oben rechts)
und Vigna unguiculata (unten).
Von der Augenbohne (Vigna unguiculata) aus Afrika sind 3 Unterarten bekannt.
Die Augenbohne (Vigna unguiculata subsp. unguiculata)
hat 15 bis 25 cm lange Hülsen. Die Bohnen sind weiß, cremefarben, grün,
rot, braun oder schwarz und haben häufig einen andersfarbigen Rand um
den Nabel. Sie werden als Gemüse gegessen oder zu Mehl vermahlen. Daraus werden zum beispiel Glasnudeln hergestellt.
Die Spargelbohne (Vigna unguiculata ssp. sesquipedalis)
bildet sehr lange Hülsen. In Asien und Afrika werden sie 60 bis 90 cm
lang. In Mitteleuropa bleiben sie mit etwa 30 bis 50 cm deutlich
kürzer. Die Pflanzen wachsen nur bei Temperaturen über 20 °C. Ideal
sind Tagestemperaturen zwischen 25 und 35 °C. Die Nachttemperaturen
dürfen nicht unter 15 °C fallen. Dadurch ist die Kultur bei uns nur in
Weinbauklimaten oder in Gewächshäusern möglich.
Die Catjangbohne (Vigna unguiculata subsp. cylindrica),
die auch Angolabohne genannt wird, stammt ursprünglich aus Afrika, wird
heute aber überwiegend in Asien als Trockenbohne angebaut. Junge Hülsen
werden als Gemüse und die Blätter als Salat verzehrt. Das Grün ist ein
ergiebiges Viehfutter.
Im Gegensatz zu den Phaseolus- und Vicia-Arten enthalten die Vigna-Bohnen bzw. deren Sprossen keine giftigen Substanzen und können auch roh verzehrt werden. "Sojasprossen" von der Sojabohne (Glycine max) sind dagegen roh giftig und müssen blanchiert werden.
Der Bohnensaft hat antibakterielle Wirkung. Unter anderem wird die
Entwicklung von Staphylokokken gehemmt. Dafür sorgen bioaktive
Substanzen wie Tannine, Flavnoide und Phytosterole. Der Verzehr von
Mungobohnen soll der Entstehung von Lungen- und Leberkrebs vorbeugen.
Adzukibohnen sollen, wenn sie regelmäßig gegessen werden, das Risiko
für Blutkrebs senken.
Ulla Grall (2011): Bohnen . Vom Garten in die Küche - Vielfalt erhalten und genießen.- pala-Verlag, Darmstadt
Lektine in verschiedenen Hülsenfrüchten