Tomaten - Sorten, Kultur und Verwendung

geschwungene Linie

Allgemeines

unreife Tomaten sind giftig

Unreife Tomaten sind giftig und dürfen nicht gegessen werden.



Rispentomate Tropical

´Tropical´ ist eine Cherry-Rispen-Tomate. Die kleinen, runden Früchte halten so lange an der Pflanze bis auch die letzte Frucht im Fruchtstand reif ist.

gelbe Tomaten

Gelbe Sorten enthalten weniger Säure.

Fleischtomate Typ Ochsenherz

Die Fleischtomaten mit den den beutelförmigen, gerippten Früchten werden Ochsenherztomaten genannt.

Paprika-Tomate Yellow Stuffer

Paprika-Tomaten haben die Form von Blockpaprika und sind innen hohl.

Tomate Indigo Rose

´Indigo Rose´ ist eine neue Züchtung mit blauschwarzen Früchten, die bei Reife rot werden.

Santorange

Die kleine Pflaumen-Tomate ´Santorange´ hat orange-gelbe Früchte.

Grünkragen an Tomate

Wenn die Früchte um den Stielansatz herum nicht richtig ausfärben, nennt man dass einen Grünkragen oder Gelbkragen. Der Bereich ist hart und schmeckt nicht. Der Rest der Früchte kann aber gegessen werden.

Fleischtomate Noir de Crimee

Die alte, russische Fleischtomate ´Noir de Crimée´ hat einen ausgeprägten Grünkragen. Sie neigt zum Aufreißen und zu Verwachsungen.

aufgeschnittene Fleischtomate

Fleischtomaten haben viele kleine Kammern mit wenig Pulpa.

Tomaten aus unbefruchteten Blütene

Tomaten aus unbefruchteten Blüten sind glanzlos, hart und schmecken nicht.

geplatzte Tomate

Bei unregelmäßiger Wasserversorgung platzen die Tomaten am Strauch. Durch die beschädigte Schale können Schimmelpilze in die Frucht eindringen.

Tomaten wurden schon von den Azteken und Maya kultiviert und waren bereits seit etwa 500 Jahren - möglicherweise sogar seit 1000 Jahren - in Kultur bevor sie im 15. Jahrundert zu uns kamen. Die Wildform der Tomate ist bis heute unbekannt. Vermutlich handelt es sich bei unsere Kulturtomate um eine Kreuzung aus verschiednen Arten (Hybride). Es war Christopher Kolumbus, der 1498 die ersten Tomaten von seiner zweiten Amerika-Reise nach Europa mitbrachte. Woher die Pflanzen genau stammten ist heute nicht mehr bekannt. In Bolivien, Ecuador, Peru und Mexiko gibt es heute noch Wildtomaten.
Tomaten gehören wie Kartoffeln und Auberginen zu den Nachtschattengewächsen (Solanaceae). Aktuell ist der botanische Name der Tomate Solanum lycopersicon (Syn. Lycopersicon esculentum). Die Blüten sind klein, gelb und fünfzählig. Die 5 Staubbeutel sind zu einer Röhre verwachsen, aus der der Griffel mit der Narbe herausschaut. Die Blütenstände sind Wickel oder Trauben. Drei bis etwa 25 Einzelblüten sitzen daran. Die Frucht ist eine Beere.
Es gibt 13 Wild-Tomaten-Arten. Sie gehören wie der Schwarze Nachtschatten zur Gattung Solanum und sind überwiegend ungenießbar bis giftig. Sie werden in der Section Lycopersicon zusammengefasst. Sie werden seit etwa 20 Jahren immer wieder wegen ihrer Krankheitsresistenzen, Aromastoffe und zur Verbesserung der Trockenheitsresistenz in die Kultursorten eingekreuzt.
Nur die Spanier nutzten die Früchte sofort zu Speisezwecken. Im übrigen Europa wurde die Tomate erst vorwiegend als Zierpflanze kultiviert. Sie galt als giftig und als Aphrodisiakum, das die Sinne verwirrt. In Österreich, Ungarn und Frankreich haben sich darum die Bezeichnung "Paradeiser", "Paradiescom" und "pomme d´amour" eingebürgert. Der Name, der sonst weltweit leicht abgewandelt für die Früchte verwendet wird, stammt aus der Sprache der Azteken: "tomatle" bedeutet anschwellen.
Nach Deutschland kam die Tomate vor etwa 120 Jahren. Tomaten sind das beliebteste Fruchtgemüse der Deutschen. Insgesamt wurden 2009/2010 in Deutschland 24,6 kg pro Einwohner verzehrt. 4,9 kg davon wurden frisch gegessen. Der Rest wurde als Tomatenmark, in Dosen, als Sossen oder Saft eingekauft. Weltweit werden jährlich etwa 100 Millionen Tonnen Tomaten geerntet.
Es gibt mehr als 1000 eingetragene Tomatensorten. Die kleinesten Tomaten sind nur etwa 10 g schwer. Die grÖßte Tomate steht im Guiness-Buch der Rekorde mit 3,51 kg. Früchte mit mehr als 500 g sind aber eher selten. Nur einige Fleischtomatensorten bringen regelmäßig Früchte zwischen 500 und 1000 g.

Tomaten werden nach verschiedenen Kriterien in Gruppen unterteilt und es gibt zahlreiche Bezeichnungen.


Kriterium Unterschied Bezeichnung Sorten
Zahl der Kammern


2 - 3 (selten bis 5) Kammern, rund oder flachrund Rundtomaten
Salattomaten
Martina, Diplom, Prémio, Mountain Magic, Bocati, Goldene KÖnigin, Harzfeuer, Hilmar, Kalimba, Moneymaker, Vitella
2 Kammern, rund, oval oder birnenförmig Kirschtomaten (bis ca. 20 g) und Cocktailtomaten (ca. 20 bis 60 g) Tropical, Nugget, Romello, Vespolino, Lizzano, Delicacy, Yellow Pearshaped, Nectar, Pyros, Limetto, Chocolate Cherry
mindestens 4, meist 8 bis 10 Kammern, flachrund, oft (stark) gerippt Fleischtomaten Aurea, Ananas, Saint Pierre, Marmande, Coeur de Boeuff, Purpurkalebasse, Berner Rose, Weiße Schönheit
Wuchstyp

begrenzt (determiniert)
nach der Bildung von 4 bis 5 Fruchtständen hÖrt das Längenwachstum auf, Ausgeizen stört den Wuchs, WuchshÖhe bei normalen Sorten etwa 1 m bis 1,5 m, Topftomaten teilweise unter 40 cm, Ampeltomaten mit überhängendem Wuchs
Buschtomaten
Siderno, Hoffmanns Rentita, Brillantino, Heartbreakers Vita (Topftomate), Donna (Topftomate), Tumbling Tom Red und Yellow (Ampeltomate), Red Currant (Wildtomate), Romello (Ampeltomate), Lizzano (Ampeltomate), Vilma (Topftomate), Balkonstar (Topftomate), Totem (Topftomate)
unbegrenzt (indeterminiert)
Wachtsum unbegrenzt, ständig werden neue Seitentriebe und Blütenstände gebildet, lange Ernte, Ausgeizen der Seitentriebe nötig, um Ausreifen zu verbessern
Stabtomaten
Harzfeuer, Prémio, Primavera, Money Maker, Phantasia, Philovita, Phantasia, Tropical, Himmelsstürmer, Matias, Dolce Vita, Licobello
Form
rund
Salattomaten, Cherrytomaten Prémio, Mountain Magic, Bocati, Dolcevita, Lizzano, Romello, Rote Murmel, Golden Currant, Tumbling Tom Red und Tumbling Tom Yellow
flachrund Salattomaten und Fleischtomaten
Myrto, Goldene KÖnigin, Diplom, Saint Pierre, Marmande, Country Taste, Delizia
beutelförmig und gerippt typisch für Fleischtomaten
Coeur de Boeuff, Aurea
herzförmig Herztomaten Heartbreakers Vita
oval, pflaumenförmig, eiförmig Eier- oder Pflaumentomaten Agro, Dasher, Nugget, Delicacy
birnenförmig oft Cocktailtomaten
Red Pearshaped, Yellow Pearshaped (=Gelbes Birnchen)
länglich, walzenförmig
Flaschentomaten
Roma-Tomaten
San-Marzano-Tomaten
Datteltomaten
Pozzano, Banana Legs, Corianne, Caprese, Santorange, Roma, San Marzano
paprikaförmig Paprika-Tomaten Paprikaförmige, Licobello, Gelbe Paprikatomate, Yellow Stuffer (= Gelbe zum Füllen)
Fruchtgewicht sehr klein (15 bis 20 g) Kirschtomaten, Cherrytomaten
Primavera, Tropical, Tumbling Tom Red, Tumbling Tom Yellow, Lizzano, Ropmello, Vespolino, Rote Murmel, Golden Currant, Dolce Vita, Philovita, Dasher
klein (20 bis 60 g) Cocktailtomaten (rund, oval oder birnenförmig) Santorange (Datteltomate/Pflaumentomate), Vilma, Picolino, Licobello, Zebrino
mittel (60 - 100 g) Salattomaten, Roma-Tomaten Goldene KÖnigin, Roma, Hilmar, Mountain Magic, Bocati
groß (100 bis über 200 g, bis 1 kg möglich) meist Fleischtomaten (flachrund, gerippt oder herzförmig) Maranello, Saint Pierre, Marmande, Ananas, Beafsteak, Country Taste
Erntetyp
alle Früchte einer Rispe reifen gleichzeitig ab und können zusammen geerntet werden Rispentomate
Trosstomate
Tropical, Aranca, Furore, Jamaica, Rougella
die Früchte reifen nach und nach und werden einzeln geerntet
für Einzelfruchternte, die meisten Sorten Prémio, Mountain Magic, Ananas, Harzfeuer, Tigerella, Matina und viele mehr

grüne Cherry-Tomate Limetto

´Limetto´ ist eine grüne Cherry-Tomate. Die Früchte bekommen bei Reife einen leichten gelben Schimmer.

Mini-Roma-Tomate Romello

´Romello´ ist eine Mini-Roma-Tomate.

Blütenendfäule

Längliche Tomaten neigen besonders stark zu Blütenendfäule. Neuere Züchtungen sind weniger anfällig als alte.

Green Zebra

´Green Zebra´ist Tomatensorte, die auch bei Reife nicht rot rot wird. Reife Früchte sind weicher als unreife und haben einen leichten, gelben Glanz.

Stabtomaten wachsen an den Trienspitzen während der gesamten Vegetationsperiode weiter und bilden ständig Seitentriebe. Sie werden eintriebig gezogen und müssen mit Stangen, Stäben oder Schnüren gestützt werden, da ihre Stängel sie sonst nicht aufrecht halten. Die Pflanzen werden 2 m hoch oder höher. Im Erwerbsanbau werdne die Pflanzen im Verlauf der Kultur auf sechs Meter Länge oder mehr gezogen und zum Teil über 10 Monate hinweg beerntet. Im Hausgarten wird man das Wachstum durch Entfernen der Triebspitzen irgendwann stoppen, weil die letzten Früchte ohne ein beheiztes Gewächhaus nicht ausreifen. Seitentriebe müssen regelmäßig ausgebrochen werden.
Buschtomaten werden nur etwa 1,2 bis 1,5 m hoch und hÖren dann von alleine auf zu wachsen. Sie bilden nur etwa 3 - 5 Fruchtrispen pro Trieb, dann stoppt das Wachstum und die Seitentriebe bringen neue Blüten und Früchten. Das Entfernen der Seitentriebe behindert darum den Wuchs und vermindert den Ertrag. Typische Sorten sind ´Hoffmanns Rentita´ und ´Siderno´.
Neuere Züchtungen sind speziell für die Kultur auf Terrassen und Balkonen ohne Gemüsebeet und Gewächshaus gezüchtet. Hiermit folgen die Züchter dem Trend zum City Garden, Patio Gardening (Gärtnern ohne Garten) und Gärtnern auf kleinstem Raum, an begrünten Wänden, in kleinen und zum Teil mobilen Hochbeeten, Töpfen, Kübeln und Ampeln. Topftomaten werden nur etwa 30 bis 40 cm hoch. Man stellt sie sich in einem 14er-Topf einfach auf den Terrassentisch und nascht direkt vom Strauch. Ampeltomaten wie ´Lizzano´ und ´Romello´ haben lange überhängende Triebe. An ihnen bilden sich immer wieder neue Früchte, die den ganzen Sommer gepflückt werden können.
Die meisten Tomatensorten gehören zu den Salattomaten oder Rundtomaten. Sie sind saftig und haben recht viel Gallerte (Pulpa) und Samen. Vielfach taucht auch die Bezeichnung "Hellfruchtsorte" auf. Dabei handelt es sich um Tomaten, die von der samenrein vermehrbaren Tomatensorte ´Hellfrucht´ abstammen. Sie ist als Mutation aufgetreten. Typisch ist, dass die unreifen Früchte um den Stielansatz herum keine dunkelgrüne Farbe haben, sondern gleichmäßig hell grün sind (z. B. ´Moneymaker´, ´Hellfrucht´). Solche Sorten bekommen keinen Grünkragen oder Gelbkragen. Sie bilden aber auch etwa 30 % weniger Aroma und Süße aus als andere Sorten, weil ihnen das Chlorophyll (der grüne Frabstoff) in den Früchten fehlt, das es ihnen ermöglicht selbst Zucker zu bilden. (siehe "Geschmack wie früher?")
Salat- oder Rundtomaten gibt es lose oder als Tross- oder Rispentomaten. "Rispentomate" ist eine Handelsform. Es gibt Sorten, die so gleichmäßig abreifen, dass die ganze Rispe auf einmal reif wird. Man kann durch den Rückschnitt der Blütenknospen auf 5 oder 6 das Selbe Ergebnis aber auch bei anderen Sorten erreichen. Hauptsächlich sorgt der mitgeerntete Stiel für viel frischen Duft.
Aroma- oder Cocktailtomaten sind besonders kleine, aromatische Sorten. Ihre Größe reicht etwa von der Größe einer Kirsche bis zu Golfballgröße. Ihre Form kann rund, oval oder länglich sein.
Cherrytomaten oder Kirschtomaten sind sehr kleine rundliche bis eiförmige Sorten, deren Früchte etwa kirschgroß und bis 10 oder 25 g schwer sind. Sie sind sehr süß und fruchtig und werden vor allem als Naschgemüse und Dekoartion verwendet.
Roma-, Eier-, Flachen-,San-Marzano- oder Pomodori-Tomaten sind ei- bis flaschenförmig. Diese Sorten haben wenig Kerne und viel Fruchtfleisch. Sie werden zum Beispiel für Konserven verwendet. Sie sind länglich-walzenförmige und haben zwei bis drei Fruchtkammern. Sie sind typisch für die italienische Küche. San-Marzano-Typen sind nach einem Ort zwischen Nocera und Sarno in Italien benannt. Die Fruchtform ist länglich mit einer Taille (Flaschentomate). Diese Sorten haben einen sehr geringen Wassergehalt. Dadurch sind sie für den Frischverzehr zu trocken und schmecken mehlig. Sie bleiben aber beim Kochen fest, eignen sich zur Herstellung von Tomatenmark, zum Grillen und überbacken. Roma-Tomaten sind eiförmig und saftiger. Sie können zum Kochen und auch frisch verwendet werden. Kleinfruchtige Sorten werden auch als Datteltomaten bezeichnet und werden oft als Cocktailtomaten geführt.
Fleischtomaten haben große, fleischige Früchte mit wenig Gallerte um die Samen. Sie haben ein Gewicht von 100 bis 1000 g. (z. B. ´Ananastomate´, ´Bellriccio´, ´Matias´). Als "Ochsenherz" oder "Coeur de Boeuf" werden beutelförmige Fleischtomaten mit charakteristischen Falten bezeichnet (´Aurea´). Flachrunde, gerippte und eingebuchtete Fleischtomaten werden als Marmande-Typen bezeichnet, weil sie der seit dem 19. Jahhunder bekannten ´Marmande´ ähneln.
Außer roten Tomaten gibt es auch gelbe, orange, grüne, weiße und braune. Einige Sorten sind gestreift (´Zebrino´, ´Green Zebra´).
Eine Besonderheit sind hohlfrüchtige Tomaten. ´Yellow Stuffer´, ´Liberty Bell´ und ´Cavern´ sind innen hohl und können leicht gefüllt werden.

Fazit:
Die Bezeichnungen für Tomaten sind also abhängig von Größe (z. B. Kirschtomate oder Cocktailtomaten), ihrer Form (z. B. Flaschentomate), ihrer Verwendung (Fleischtomate) und vom Wuchstyp (Stab- oder Buschtomate). Für die richtige Sortenwahl sollten wir einige der Bezeichnungen kennen. Die normalen, rundfrüchtigen Salattomaten eignen sich gut als Brotbelag und für Salate. Cherry- und Cocktail-Tomaten sind aromatischer und eignen sich hervorragend als Naschgemüse und zur Dekoration. San-Marzano-Tomaten sind gut zum Kochen und Grillen, weniger gut für den Frischverzehr geeignet. Buschtomaten wachsen nur begrenzt in die Höhe und passen besser in Kübel oder kleine Gewächshäuser. Stabtomaten wachsen an der Spitze unbegrenzt weiter und bilden viele Seitentriebe, die ausgegeizt werden müssen. Dafür sind sie aber auch die ertragreichsten Sorten.




Die richtige Tomate für den Standort

Der Geschmack ist nur ein Kriterium für die Sortenwahl. Besonders wichtig ist auch das Platzangebot. Für das Gärtnern auf dem Balkon und der Terrasse gibt es spezielle sehr klein bleibende Sorten. ´Lizzano´ und ´Romello´ sind zwei leckere, süße Ampeltomaten, die wenig Platz brauchen aber bis zu 1000 kleine Früchte tragen. Für die Kultur in Ampeln eignen sich auch ´Pendulina Red´, ´Tumbling Tom Red´ und die gelbe ´Tumbling Tom Yellow´. ´Siderno´ ist widerstandsfähig gegen Kraut- und Braunfäule und wächst so kompakt, dass sie gut im Kübel auf der Terrasse stehen kann. ´Donna´, ´Vilma´ und ´Heartbreaker´s Vita´® können in Töpfen oder in Balkonkästen kultiviert werden.
Keine Tomate mag Kälte oder ständig nasse Blätter. Einige Sorten sind aber widerstandsfähiger als andere und können auch unter ungünstigen Bedingungen noch gut wachsen. Wem ein Tomatengewächshaus zur Verfügung steht, dem sind bei der Sortenwahl keine Grenzen gesetzt. Geschützt vor Nässe, Wind und zu starken Temperaturschwankungen entwickeln sich alle Tomaten gut. Wer kein Gewächshaus hat, kann seinen Pflanzen ein Dach bauen, das sie vor Regen schützt. Denn nasse Blätter erhöhen das Risiko von Pilzinfektionen. Für den Anbau im ungeschützten Freiland eignen sich nur besonders robuste Sorten. Die Cherry-Tomate ´Primavera´ und die Salattomate ´Premio´ sind neue Sorten, die speziell für den Hobbyanbau im Freiland gezüchtet wurden. Sie sind sehr widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten und ungünstige Witterung. ´Diplom´ ist im Bio-Anbau sehr beliebt und kann im ungeschützten Beet kultiviert werden. Sehr robust sind auch Wildtomaten wie die ´Johannisbeertomate´, ´Rote Murmel´ oder ´Golden Currant´. Sie wachsen sehr kräftig und sehr stark verzweigt. Sie können zum Beispiel an Zäunen entlangwachsen. Die alten Sorten und die Wildtomaten sind aber nicht resistent gegen Kraut- und Braunfäule.

Die richtige Tomate für die Verwendung

Es eignen sich nicht alle Sorten für alle Verwendungen gleich gut. Die kleinen Cherry- und Cocktailtomaten sind fruchtig und saftig und mit einem Happs verschwunden. Sie eignen sich zum Naschen, für Salate und zum Garnieren. Besonders ansprechend sind die herzförmigen Früchte von ´Heartbreakers Vita´®. Aber auch die erdbeerenähnlichen ´Gardenberry´ oder die paprikaförmigen ´Licobello´ sind dekorative Hingucker. ´Tropical´ besticht durch besonders lange Rispen und ein fruchtig süßes Aroma. Die braune ´Black Cherry´, die grüne ´Limetto´ und die gelben Sorten ´Sungold´ und ´Yellow Pearshaped´ bringen farbliche Abwechslung auf den Teller. Die Früchte der Rund- oder Salattomaten sind bis etwa 60 bis 120 g schwer. Sie eignen sich für Salate, Soßen und Suppen. Auch sie gibt es in allen Farben. Fleischtomaten haben viel Fruchtfleisch und wenig Galerte, werden groß und schwer. Sie eignen sich besonders für Aufläufe und zum Kochen. ´Aurea´ ist eine Sorte vom Typ "Ochsenherz". Ihre Früchte werden etwa 230 - 260 g schwer. ´Corazon´ ist vom gleichen Typ, die Früchte sind aber nur etwa halb so groß. ´Marmande´ ist eine sehr alte Sorte aus Frankreich und wurde schon um 1880 herum angebaut. Sie bildet bis zu 500 g schwere, flachrunde, gerippte Früchte. ´Country Taste´ und ´Delizia´ sind ähnlich wie Marmande, bleiben aber mit Fruchtgewichten von 200 bis 250 g deutlich kleiner. Recht kleine Fleischtomaten sind ´Saint Pierre´ und ´Pyros´ mit etwa 100 - 150 g schweren Früchten. Die gelb-orange ´Ananastomate´ hat ein besonders feines Aroma, das sich gut mit fruchtigen Dressings verträgt. Sie ist ein Allrounder für Salate, Aufläufe und sogar für Marmelade. Ihre Früchte können bis zu 1 kg schwer werden. Zum Trocknen und für Ketchup sind Roma-, San-Marzano- und Flaschentomaten besonders gut geeignet. Hier ist das Sortiment für den Hausgarten nicht ganz so groß, aber dafür sind ´Roma´, ´Conqueror´ und ´Pozzano´ weniger mehlig als Industriesorten und schmecken auch roh sehr lecker.

Tomaten kaufen oder selber ernten?

Die Tomaten im Supermarkt manchmal wässrig und ohne viel Aroma. Besonders die Salattomaten sind oft recht geschmacksneutral. Das liegt zum Einen daran, dass für die Produktion von Supermarktware bestimmte, besonders haltbare und feste Sorten angebaut werden. Zum Anderen werden die Tomaten, vor allem im Herbst und Winter, wenn sie aus Spanien oder Marokko kommen, vor der Vollreife geerntet, damit sie länger lagerbar sind. Die Früchte färben sich nach dem Ernten dann zwar noch rot, entwickeln aber kein Aroma mehr.
Wer die Möglichkeit hat sollte darum auf Terrasse oder Balkon oder im Garten an einer vollsonnigen Stelle Tomaten selber ziehen. Selbst Standartsorten haben bei vollreifer Ernte mehr Geschmack als Supermarktfrüchte (siehe Geschmack wie früher?). Man kann aber auch Besonderheiten ausprobieren, die gelbe, orange, weiße, grüne oder gestreifte Früche haben. Paprikatomaten haben Früchte, die wie die von Blockpaprika geformt sind. Farbe Formen und Aromen sind bei den Tomatensorten sehr unterschiedlich und vielfältiger als der Supermarkt es scheinen lässt. Das Ausprobieren lohnt sich.
Veredelte Pflanzen zu kaufen ist eine einfache und relativ schnelle Möglichkeit an Tomatenpflanzen zu kommen. Durch die resistente Unterlage sind die Jungpflanzen unempfindliche gegen Schadpilze aus dem Boden. Sie sind oft wüchsiger als wurzelechte und können mehrtriebig gezogen werden. Dadurch bringen sie mehr Ertrag. Ein Nachteil ist das eingeschränkte Sortiment. Wer selbst aussät, kann aus 200 oder mehr Sorten seinen Favoriten auswählen. Die Sortimente der Marken Kiepenkerl und Sperli umfassen allein schon jeweils 30 bis 40 verschiedene Tomaten-Sorten aller Klassen. Wer regionaltypische Sorten, Spezialitäten aus dem letzten Urlaubsland oder biologisch erzeugtes Saatgut sucht, wird im Internet leicht fündig. Sehr empfehlenswert ist auch das Buch von Coirazza (2010). Sie stellt 200 Tomatensorten vor und gibt im Anhang verschiedene Bezugsquellen an. Für alte und seltene Sorten sind zum Beispiel Arche Noah, Dreschflegel und der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt geeignete Ansprechpartner.
Wer selber aussät muss auch etwas Arbeit investieren und die Pflanzen pflegen. Nicht jede Frucht wird so perfekt rund und fleckenlos wie die ausgesuchten Früchte, die frisch in den Handel kommen. Der Hobbygärtner erhält bei der Ernte auch den Teil der Früchte, der sonst zu Ketchup oder Saft verarbeitet wird. Sind die Früchte nicht ausreichend bestäubt entwickeln sie sich nicht. Schlechte Witterung kann zu totalem Ernteausfall führen. Bei der Aussaat muss man dazu bedenken, dass selbst frisches und hochqualitatives Saatgut selten zu 100 % keimt. Bei Tomaten-Saatgut ist eine Keimrate von 75% gesetzlich vorgeschrieben. Meist liegt die Keimfähigkeit höher, aber wenn einer von 5 Samen oder zwei von 8 nicht keimen, ist das noch innerhalb der Norm. Man erhält also nicht immer aus 5 Samen auch 5 Pflanzen.



Tomatensämlinge

Die Sämlinge verschiedener Tomatensorten wachsen unterschiedlichen schnell.

Tomatensämlinge

Die in Anzuchterde vorgezogenen Sämlinge müssen vereinzelt werden und brauchen nun ein nährstoffhaltiges Substrat.

Tomaten pikieren

Die Sämlinge werden in kleine Töpfe oder Multitopfpaletten vereinzelt.

Veredelte Tomate

Beim Veredeln wird ein Kopfsteckling auf den Stängel einer Unterlagensorte aufgesetzt.

Aussaat

Wer selbst Tomaten aussäen will, macht das je nach Region von Februar bis Anfang April. Von der Aussaat bis zur Pflanzung dauert es etwa 8 Wochen. In Weinbauklimaten oder wenn man ein beheiztes Gewächshaus hat kann man früher mit der Aussaat anfangen. In kühleren Regionen, in denen bis Mitte Mai noch NachtfrÖste auftreten können, sollte mann nicht vor Mitte bis Ende März anfangen. Ins Freiland können die Pflanzene erst nach den letzten Frösten.
Die Samen werden in Saatschalen oder Töpfe mit keimfreier Aussaaterde ausgesät und etwa 5 mm hoch mit Erde bedeckt. Das Substrat muss nun immer leicht feucht sein. Bei 20 bis 25 °C keimen die Pflanzen nach 8 bis 14 Tagen. Wenn die Pflanzen die ersten echten Laubblätter haben, dann werden sie entweder mit 10 x 10 cm Abstand in Pflanzschalen oder direkt in 10 cm Töpfe pikiert. Sie werden dann bei 20 bis 22 °C weiter kultiviert. Der Standort muss hell sein. An zu dunklen Stellen vergeilen die Pflanzen und bilden dünne hell grüne Triebe. Wenn nur Tageslicht am Fenster zur Verfügung steht, sollte nicht von Mitte März gesät werden.


Veredelung

Für ein gesünderes und kräftiges Wachstum können Tomaten auf resistente und schnell wachsende Unterlagen veredelt werden. Sie schützen die Tomaten vor Fusarium- und Verticillium-Welke, Nematoden und Korkwurzelkrankheit. Die Edelsorte bildet dann die Früchte in der gewünschten Qualität, während eine resistente Wildart oder ein spezielle Sorte (´Vigomax´, ´Beaufort´, ´Estamino´) eine optimale Nährstoffversorgung garantiert. Veredelte Jungpflanzen kann man im Fachhandel kaufen. Man kann mit etwas Geschick aber auch eigene Sämlinge veredeln.
Bei der Verwendung einer Veredelungsunterlage werden die Samen nach Kulturanweisung vorgezogen. Bei ´Vigomax´ handelt es sich um eine Wildtomate. Die Pflanzen sind resistent gegen Nematoden und Korkwurzelkrankheit, sie garantieren höhere Erträge und längere Ernte. Durch die kräftige Untertlage, können die Edelsorten auch mehrtriebig gezogen werden und können mehr Rispen versorgen. So bringen sie mehr Früchte.
Unterlage und Edelsorte werden zeitgleich ausgesät oder stärker wachsende Unterlagen etwa 3 bis 4 Tage später, damit die Pflanzen zum Zeitpunkt der Veredelung etwa gleichdicke Triebe haben. Am Einfachsten ist die Verwendung eines Veredelungsets. Es beinhaltet Saatgut und feine Keramikstäbe.
Beim Veredeln arbeitet man an einem sauberen, schattigen Platz. Hände, Messer (oder Rasierklinge) und Arbeitsfläche werden desinfiziert. Zum Veredeln wird nun der Kopf der Unterlage unterhalb der Keimblätter abgeschnitten, so dass eine glatte gerade Schnittfläche entsteht. Der Stängel sollte an der Stelle etwa 2 bis 3 mm dick sein. Nun wird das Keramikstäbchen bis zur Hälfte mittig in den Stängel gesteckt. Dann schneidet man den Trieb der Edelsorte so ab, dass er plan und eben ist und die gleiche Dicke hat wie die Unterlage an der Veredelungsstelle. Nun wird der Kopf der Edelsorte auf das Keramikstäbchen in der Unterlage gesteckt, so dass die Stängelstücke aufeinander liegen. Alternativ können auch Silikonclips verwendet werden, die die Schnittstelle fixieren. Die Pflanzen müssen durch einen Stab gestützt werden, damit die Edelsorte nicht herunterkippt. über die veredelte Pflanze wird ein transparentes Gefäß oder eine Tüte gestülpt, um die Verdunstung zu verringern. Nach einer Woche sind die zwei Pflanzen miteinander verwachsen.
Je nach Eigenschaften der Unterlage werden die Pflanzen normal gemäß den Vorgaben der Edelsorte weiter kultiviert oder als Mehrtrieber mit mehr Rispen.
Unterlagen schützen die Tomaten nur vor Schaderregern aus dem Boden, nicht vor Pilzen die die Blätter befallen. Dazu müssen entsprechend resistente Edelsorten gewählt werden. Vorbeugende Maßnahmen (günstiger Standort, richtiger Pflanzabstand, Sortenwahl, Kulturplan) machen einen Anbau ohne Pflanzenschutzmittel möglich.



Kultur

Tomatenpflanzen

Tomaten müssen vor Nässe geschützt werden. Ein ausreichend großer Abstand lässt sie gut abtrocknen.

Mitte bis Ende Mai werden die Jungpflanzen ins Freiland gepflanzt oder kommen in Kübeln nach draußen. Tomaten wachsen am Besten an einem sonnigen, geschützten Standort. Ideal ist die Kultur in einem Tomatengewächhaus oder unter einem Vordach. Der Boden muss locker, tiefgründig, nährstoffreich und humos sein.
Der Pflanzabstand beträgt etwa 70 x 70 cm. Bei veredelten, mehrtriebigen Pflanzen sollte der Abstand etwas größer sein. Zwischen den Pflanzen muss Luft sein. Die Blätter müssen immer gut abtrocknen können. Den Wurzelballen wird immer ganz in die Erde gepflanzt. Er kann ruhig etwas tiefer sitzen als vorher. Bei veredelten Pflanzen muss die Veredelungsstelle aber über der Erde bleiben. Die Tomaten werden sofort mit einem Stab, einer Schnur oder ein Spalier gestützt.
Bodentemperaturen unter 14 °C sagen Tomaten nicht zu. Sonnige, warme Standorte sind für eine erfolgreiche Kultur unbedingt wichtig. Um Krankheiten durch bodenbürtige Erreger (z. B. Fusarium) möglichst ausszuschließen, dürfen Tomaten nur alle 4 bis 6 Jahre wieder auf die gleiche Fläche gepflanzt werden. In Gemüsebeeten werden sie darum in die Kulturfolge mit eingeplant. Sie können aber auch problemlos in Kübeln gezogen werden.
Tomaten müssen gleichmäßig gewässert werden. Unregelmäßige Wassergaben lassen die Früchte platzen. Zuviel Wasser schadet dem Aroma. Es muss also regelmäßig und mäßig gegossen werden. Beim Wässern dürfen die Blätter nicht nass werden. Am Besten wird nahe dem Stamm ein Blumentopf eingegraben und in den hinein das Gießwasser gegeben. Die Blätter unterhalb des ersten Fruchtstandes werden entfernt, damit sie nicht nass werden können.
Besonders nach dem Fruchtansatz benötigen die Pflanzen ausreichend Kalium und Calcium. Zuviel Stickstoff macht die Pflanzen anfällig für Blattläuse und Pilze. Zuviel Dünger verursacht auch ein Einrollen der Blätter.
Bei den vielen Sorten muss man die Nebentriebe sofort ausbrechen und durch das Entfernen der Spitze über dem 5. bis 6. Blütenstand das Längenwachstum begrenzen, damit die Früchte gut ausreifen. Es gibt jedoch auch Sorten, bei denen das Ausgeizen nicht nötig ist (´Romello´, ´Golden Currant´, ´Lizzano´).
Eine einzelne Pflanze trägt - je nach Sorte und Kulturbedingungen - zwischen 3 und 5 kg Früchte. Fleischtomaten tragen etwa 3 bis 4 kg, Cocktailtomaten 2 bis 3 kg. Bei einer frühen Aussaat Mitte Februar sind die Erträge pro Pflanze 1 bis 1,5 kg höher, als bei Aussaat Mitte März. In Versuchen konnten durchschnittlich etwa 15 kg Tomaten pro Quadratmeter geernetet werden.
Den Jahresbedarf für den Frischverzehr decken ein bis zwei Tomaten-Pflanzen pro Person. Mehr Salat-, Cocktail- und Cherry-Tomaten braucht man also nicht unbedingt anbauen. Wer Tomaten einkochen oder trocknen möchte kann zusätzlich San-Marzano-Tomaten anbauen, die sich für diese Verwendung besonders gut eignen. Als Grillgemüse und zum Braten kommen ergänzend Fleischtomaten dazu. Sie können auch für Soßen eingekocht werden.



Samen selbst gewinnen

Tomaten sind überwiegend selbstfruchtbar. Um eine Bestäubung im Gewächhaus oder im Zimmer zu erzielen, reicht es die Pflanzen täglich zur Mittagszeit etwas zu schütteln, damit der Pollen auf die Narbe fallen kann. MÖchte man gezeilt kreuzen muss man mit dem Pinsel bestäuben und durch Abdecken der Blüten mit Tütchen Fremdbestäubung vermeiden. Soll auch Selbstbestäubung ausgeschlossen werden, müssen die Pollensäcke aus den jungen Blüten entfernt werden.
Tomatensamen kann man von vollreifen Früchten leicht selbst gewinnen. Die Samen werden dazu mit einem Teelöffel aus dem Fruchtfleisch herausgelöst. Zusammen mit dem sie umgebenden Gallerte, werden sie in einen Becher einige Tage an einem warmen Ort aufbewahrt. Es setzt ein Fermentationsprozess ein, durch den keimhemmde Stoffe abgebaut und Krankheitserreger abgetötet werden. Dabei kann Schimmel auftreten und es riecht etwas faulig. Danach werden die Samen in einem Sieb unter Wasser gewaschen und zum Trocknen in Kaffeefilter getan oder uaf LÖschpapier ausgelegt. An Küchenkrepp kleben die Samen an, darum ist es weniger geeignet.
Die Samen werden dann dunkel und kühl aufbewahrt. Geeignet sind FilmdÖschen, metallbeschichtete Tütchen, Papiertüten in Holz- oder Metalldosen etc..


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Literatur und weitere Infos:

Helga Buchter-Weisbrodt (2006): Tomaten für den Hausgarten.- Österreichischer Agrarverlag, Wien

Adelheid Coirazza (2010): Tomaten.- 2. neubearbeitete Auflage, Formosa Verlag, Witten

Tomaten-Atlas mit mehr als 3000 Sorten
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