Möhren und Karotten

geschwungene Linie

Möhren gehören zu den Doldenblütlern (Apiaceae) und sind mit Sellerie und Petersilie verwandt. Es gibt etwa 25 verschiedene Arten von Möhren (Gattung Daucus), aber nur eine - Daucus carota - ist bei uns heimisch. Unsere Wilde Möhre ist Daucus carota subsp. carota und die Karotte oder Gartenmöhre Daucus carota subsp. sativus ist eine Kreuzung aus verschiedenen Unterarten der Wilden Möhre. Daucus carota subsp. gadecaei stammt zum Beispiel aus Nordwest-Frankreich. Daucus carota subsp. maximus kommt im Mittelmeerraum vor.
Möhren sind leicht zu kultivieren, lassen sich roh essen oder gekocht. Sie können eingekocht werden, lassen sich einfrieren und halten auch im kühlen Lager oder eingeschlagen in Sand lange. Dazu sind sie reich an Vitaminen und gesundheitsfördernden, sekundären Inhaltsstoffen. Das alles macht sie zu einer unserer wichtigesten Gemüsesorten. Zwischen 3 und 4 kg frische Möhren verzehren wir in Deutschland jedes Jahr. Dazu kommen noch einmal etwa 2 kg verarbeiteter Möhren aus Konserven oder aus dem Tiefkühlfach. Der Eigenbedarf lässt sich leicht über den Anbau im Hausgarten decken. Pro Person sind dazu nur zwei Quadratmeter Gemüsebeet erforderlich.

Geschichte der Kulturmöhren

Die Wilde Möhre hat weiße bis elfenbeinfarbene, dünne Pfahlwurzeln. Sie schmeckt bitter und herb und eignet sich nicht für den Verzehr. Sie wurde in den Gärten ursprünglich als Medizinalpflanze angebaut. Die Samen sollen als Verhütungsmittel für Frauen wirken. Die Wilde Möhre wurden aber wohl auch als Aphrodisiakum und gegen parasitischen Wurmbefall eingesetzt.
Die ersten Kulturformen stammen aus dem östlichen Mittelmeerraum und sind seit dem 10. Jahrhundert bekannt. Zu ihren Ursprungsformen gehört Daucus carota subsp. atrorubens, die violette oder gelbe Pfahlwurzeln hat. Bis heute ist hier das Hauptverbreitungszentrum der violetten "Urmöhren" mit einem hohen Anthocyangehalt zu finden. Auch gelbe Typen sind in dem Gebiet weit verbreitet.
Im Mittelmeerraum kreuzten sich wahrscheinlich die dort vorkommende Form der Wilden Möhre mit einer gelben Kulturform aus dem Osten. Im 14. Jahrundert waren in Mitteleuropa weiße, gelbe und violette Möhren bekannt. Durch Mutationen entstanden im 16. Jahrhundert in Westeuropa Formen, die viel Carotin bilden. Diese hatten als Erste die bei uns heute so bekannten orangen Rüben.

Im 19. Jahrhundert wurden Möhren gezielt selektiert. Louis de Vilmorin beschrieb in seinem Gartenbuch 1856 bereits mehrere Möhrentypen. Aber erst als im 19. Jahrhundert Mendel die Grundlagen der Vererbungslehre beschrieb, wurde eine gezielte Zucht möglich.

Heute gibt es mehr als 500 Möhrensorten im EU-Sortenregister.

Möhrentypen

Möhren-Typen: Imperator, Lange Rote Stumpfe, Nantaise, Flakkeer, Pariser Markt

Möhrensorten

Möhrensorten unterscheiden sich in ihrer Form, Größe, Farbe, Reifedauer, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und in der Lagerbarkeit. Im Einzelhandel findet man sie als Bundmöhren (mit Kraut), als Waschmöhren (ohne Kraut) oder als Snack-Möhren oder Cut-an-Peel-Möhren (in Stiften oder Scheiben in Salaten). Es werden verschiedenen Typen unterschieden, die nach alten Sorten benannt sind.

Pariser Markt: Runde, kugelige Möhren, die als karotten bezeichnet werden. Die runden Sorten sind besonders früh und können schon nach 70 Tagen geerntet werden. Sie werden vor allem für die Verarbeitung zu Konserven angebaut. Bei der Kultur ist ein Abstand zwischen den Pflanzen in der Reihe von ca. 8 cm nötig.

Amsterdamer Treib: Halblange, zylindrische, spitz zulaufende Möhren. Sie reifen sehr früh und brauchen 75 bis 90 Tage von der Aussaat bis zur Ernte. ´Amsterdamer Treib´ reift in 75 Tagen. ´Mokum´ braucht etwa 88 Tage. Solche Sorten werden vor allem für frühe Aussaaten im Februar und März unter Folie und Vlies verwendet. Sie werden als Wasch- und Bundmöhren im Einzelhandel angeboten. Pflanzenabstand in der Kultur ca. 3 bis 5 cm.

Nantaise: Diese Möhren sind zylindrisch oder leicht konisch und haben eine stumpfe Spitze. Sie reifen früh bis mittelfrüh und sind nach etwa 100 - 130 Tagen erntereif. Sie werden als Wasch- und Bundmöhren angebaut. Die am weitesten verbreitetet Sorte ist ´Narbonne´. Sie hat eine Reifezeit von etwa 130 Tagen. Auch die violette ´Purple Haze´ ist ein Nantaise-Typ. Abstand in der Reihe etwa 4 bis 5 cm.

Imperator: Diese Möhren sind 20 - 30 cm lang, 2,5 - 3,5 cm dick, schmal konisch und spitz zulaufend. Sie werden als Snack-Möhren (Cut-an-Peel) für den Frischmarkt als Möhren-Sticks in abgepackten Salaten und für die Produktion von Möhrenscheiben angebaut. Typische Sorten sind ´Sugarsnax´ und ´Propeel´. Abstand in der Reihe 4 - 5 cm. Reifezeit etwa 120 Tage.

Chantenay: Möhren mit kurzen, breiten, konischen Rüben. Die Sorte ´Chantenay´ ist etwa 12 bis 16 cm lang und oben 6 bis 8 cm dick. Da sie nicht so tief in den Boden reicht eignet sie sich auch für schwerere Böden. Sie hat eine Entwicklungszeit von 130 - 140 Tagen. Abstand in der Reihe ca. 8 cm.

Berlikumer / Lange Rote Stumpfe: Große, etwa 24 cm lange und 4 bis 4,5 cm dicke, ertragreiche Möhren, zylindrich bis leicht konisch. Reifezeit je nach Sorte zwischen 140 und 160 Tagen. Bekannteste Sorte des Typs ist die ´Lange stumpfe ohne Herz´. Abstand in der Reihe etwa 5 bis 6 cm.

Flakkeer / Rote Riesen: 25 - 35 cm große, große konische, spitze zulaufende Möhre mit etwa 3,5 - 6 cm Durchmesser. Haltbare Lagermöhren. Gut für die Saftgewinnung und für Babynahrung. Reifezeit zwischen 145 und 160 Tagen. Da die Möhren sehr dick sind brauchen sie einen Abstand in der Reihe von 6 bis 10 cm.

In anderen Ländern sind andere Typen von größerer Bedeutung. Die Vegetationsdauer entscheidet über die Art der Verwendung. Als Frühmöhren werden Sorten verwendet, die eine Vegetationsdauer von 60 - 90 Tagen haben. Sie sind zart und haben einen hohen Zuckergehalt. Sommer- und Dauermöhren sind nach 105 - 130 Tagen reif. Sie sind größer und schwerer als Frühmöhren. Lagermöhren reifen 165 - 195 Tage. Sie sind groß und schwer und enthalten deutlich mehr Trockensubstanz als Früh- oder Sommermöhren. Sie sind auch nicht so süß.

Die Möhrenfarbe wird durch verschiedene Farbstoffe hervorgerufen. Die bei uns in West-Europa am weitesten verbreiteten Möhren-Sorten sind orange. Es gibt aber auch weiße, gelbe, rote und violette Sorten.



Inhaltstoffe

Die Möhrenfarben sind durch ihren Anteil Carotinoiden und Flavonoiden und deren Verhältnis zueinander bestimmt. Farbgebende Carotinoide in der Möhre sind Alpha-Carotin (gelb- rot) und Beta-Carotin (tiefgelb bis orange), Lutein (orangegelb) und Lycopin (rot). Violetten Möhren enthalten bis zu 3,5 mg/kg Anthocyanen (rot, violett, blau), aber kein oder nur sehr wenig Carotin.



Möhrensorten in verschiedenen Farben

Von links nachts rechts: ´White Satin´, ´Yellowstone´, ´Laguna´, ´Jeanette´, ´Sugarsnacks´, ´Nutri Red´ und ´Purple Haze´

Typische Anthocyan-Möhre

Bei dieser Anthocyan-Möhre ist nicht nur die Wurzel bis ins Herz violett, sondern auch die Blüten.

Möhrenscheiben in verschiednene Farben

Die oberen Möhrenscheiben enthalten kein oder nur sehr wenig Alpha- und Beta-Carotin. Die violetten Sorten sind durch Anthocyane gefärbt. Bei den gelben Möhren ist das Lycopin gut zu sehen, weil die orange Farbe fehlt. Die rote Möhre rechts enthält Lycopin. Die orangen Möhren sind unterschiedlich gut durchgefärbt. Am wenigsten Carotin ist im Herz von ´Pariser Markt´.

In der folgenden Tabelle sind die Carotingehalte von Möhren in verschiedenen Farben in mg/kg Frischmasse angegeben. Die Buchstaben beziehen sich auf die ursprüngliche Quellen. Sie sind bei Arscott & Tanumihardjo (2010) angegeben, aus deren Artikel die Daten dieser Tabelle stammen.

Möhrenfarbe Alpha-Carotin Beta-Carotin Lutein Lycopin
Orange A 22 128 2,6 nicht nachweisbar
Orange B 27 69 0,4 0,6
Orange C 40 69 nicht gemessen nicht nachweisbar
Orange D 13-31 32-66 0,6 - 1,8 nicht nachweisbar
Orange E 47,1 47,5 nicht gemessen nicht gemessen
Orange H 10 - 22 18 - 38 nicht gemessen nicht gemessen
Orange I 57 - 70 45 - 52 4 - 5 nicht nachweisbar
Dunkel Orange A 31 185 4,4 17
Dunkel Orange B 45 113 0,7 0,9
Dunkel Orange D 75,8 172 1 nicht gemessen
Dunkel Orange F 96 - 192 215 - 311 nicht erwähnt nicht erwähnt
Gelb A 0,5 1,8 5,1 nicht nachweisbar
Gelb B 0,2 3,6 2,4 0,04
Gelb C in Spuren in Spuren nicht gemessen nicht gemessen
Gelb D nicht nachweisbar 3,3 1,4 - 2,3 nicht gemessen
Gelb I in Spuren in Spuren 5 - 10 nicht nachweisbar
Rot A 1,1 3,4 3,2 61
Rot B 0,2 22 0,2 50
Rot I nicht nachweisbar - 4 35 - 40 in Spuren-3 85 - 100
Violett - weiß I 2 - 3 2 - 3 9 - 10 nicht nachweisbar
Violett - Orange A 4 123 11 nicht nachweisbar
Violett - Orange B 10 28 1,1 0,2
Violett - Orange C 87 161 nicht gemessen nicht gemessen
Violett - Orange I 62 - 100 65 8 - 10 nicht nachweisbar
Violett - Gelb B 2 15 3 0,4
Violett - Gelb D nicht nachweisbar 3,1 - 3,8 1,8 - 2,2 nicht gemessen
Weiß - A nicht nachweisbar 0,06 0,09 nicht nachweisbar
Weiß - B 0,05 0,34 1,7 0,04
Weiß - C nicht nachweisbar nicht nachweisbar nicht gemessen nicht gemessen
Weiß - I nicht nachweisbar nicht nachweisbar in Spuren nicht nachweisbar

Möhren im Beet

Das gefiederte Laub ist typisch für Möhren. Es ist eßbar.

Es zeigt sich das orange Möhren viel Alpha- und Beta-Carotin enthalten, aber wenig von dem gelben und roten Farbestoffen. Dunklere Möhren enthalten mehr Alpha- und Beta-Carotin und zusätzlich etwas von dem roten Lycopin. Gelbe Möhren erhalten ihre Farbe durch das fehlen von der orangen Farbstoffe. Auch in den roten Möhren (z. B. ´Nutri Red´) enststeht die Farbe durch das Fehlen der orangen Farbstoffe. Sie enthalten statessen das rote Lycopin.

Möhren-Sorten lagern unterschiedlich viel Nitrat ein. Bei ´Jeanette´ war es im Versuchsanbau nach Öko-Richtlinien mit 40 g/kg sehr wenig. ´Sugarsnacks´ lag mit 108 g/kg im Mittelfeld. Besonders viel Nitrat lagerten die Sorten ´Napoli´, ´White Satin´ und ´Nandera´ mit jeweils über 220 g Nitrat pro kg Frischgewicht ein. Ob die Möhren auf konventionelle Weise mit Mineraldünger versorgt werden oder nach ökologischen Richtlinien mit organischem Dünger (Blutmehl, Haarmehl, Mist etc.) hat auf den Nitratgehalt keinen Einfluß. In einem anderen Versuch, in dem die Möhren mineralisch gedüngt wurden, hatte ´Napoli´ (die einzige Sorte in beiden Versuchen) einen Nitratgehalt von 40 - 80 g/kg. Bei den Möhren aus dem ökologischen Anbau war der Nitratgehalt 3 - 6 Mal höher, als bei denen im konventionellen Anbau. Der durchschnittliche Nitratgehalt aller 24 getsteten Möhrensorten lag bei diesem Versuch im Versuchszeitraum über 3 Jahre unter 100 g Nitrat pro kg Frischgewicht. Es gab deutliche Schwankungen zwischen den einzelnen Anbaujahren.
Der Nitratgehalt braucht bei der Wahl der Möhrensorte aber keine Auswahlkriterium zu sein, da von Nitrat kein gesundheitlichen Risiko ausgeht (siehe Nitrat).
Der Geschmack der Möhren wird durch das Verhältnis von Saft zu Trockensubstanz und durch den Zuckergehalt bestimmt. Ein Zuckergehalt von 5 % in der Frischsubstanz gilt als niedrig. Etwa 6 % sind mittel, 7% hoch und über 8 % sehr hoch. Der Trockensubstanzanteil liegt je nach Sorte zwischen weniger als 10% und etwa 14 %.



Möhren anbauen

Für den Anbau im Hausgarten stehen viele verschiedenen Möhrensorten zur Verfügung. Alle sind lecker. Für die Sortenwahl ist die gewünschte Verwendung wichtig.
Schnell reifenden Möhrensorten eignen sich besonders gut für den frühen Anbau und den zügigen Verbrauch. Sie können schon ab Februar ausgesät werden, wenn ein Schutz durch Vlies und Folie möglich ist oder ein frostfreies Gewächshaus zur Verfügung steht. Solche frühen Aussaaten können schon ab Mai geerntet werden. Geeignete Sorten sind zum Beispiel ´Amsterdamer Treib´ und ´Frühbund´. Sie werden mit einem geringen Reihenabstand von 20 cm ausgesät.
Möhren die ab März/April unter Folie ausgesät werden, können ab Juni/Juli geerntet werden. Geeignete Sorten sind ´Pariser Markt´ oder ´Narbonne´.
Ab April kommen die ersten Möhren ins ungeschützte Freiland. Frühe Sorten wie ´Rotin´ oder Marktgärtner sind dann im Juli/August reif. Da diese Sommermöhren mehr Laub bilden als die Frühmöhren muss ein Reihensabstand von mindestens 25 cm eingehalten werden. Die reifen Möhren dürfen nicht zu lange auf dem Beet stehen bleiben, da sich sonst das Risiko erhöht, dass sie platzen. Am besten sät man immer wieder alle zwei bis drei Wochen eine Reihe aus. Dann kann man bis in den September hinein ständig Möhren ernten.
Ab Ende April bis Anfang Mai ausgesäte, mittelspät reifende Möhren reifen bis zum Oktober und können bis in den Winter gelagert und verbraucht werden. Bekannte Sorten sind zum Beispiel ´Lange rote stumpfe ohne Herz´ und ´Rothild´. Möhren mit langer Kulturzeit werden mit 30 cm Reihenabstand ausgesät.
Im Mai ausgesät späte Nantaise-Möhren wie ´Marktgärtner´ reifen bis zum September/Oktober. Sie können bis zum Frühjahr gelagert werden.
Richtige Lagermöhren wie die ´Roten Riesen´ brauchen längere Kulturzeiten. Sie müssen bereits im März ausgesät werden, damit sie bis zum Herbst gut ausreifen. Reif sind Lagermöhren, wenn die Blattspitzen sich rötlich bis gelblich verfärben und Wurzel abgestumpft ist. Das ist bei Lagersorten erst ab Anfang Oktober der Fall. Lagermöhren bekommen im Sommer eine zusätzlich Kopfdüngung mit einem Volldünger (20 - 30 g/m2 Blaukorn).

Das Möhrenbeet muss an einer sonnigen und luftigen Stelle sein. Der Standort muss einen tiefgründigen Boden haben, damit sich die Rüben gut entwickeln können. Humose nicht zu schwere Böden sind ideal. Für schwere Böden eignen sich nur Sorten mit kurzen Rüben (Chantenay-Typen, Pariser Markt).
Die Samen werden in 1 bis 1,5 cm tiefe Rillen mit 25 bis 30 cm Reihenabstand ausgesät, mit Erde abgedeckt und etwas angedrückt. Währen der gesamten Keimdauer von 2 bis 3 Wochen muss der Boden gut feucht gehalten werden.
Nach dem Auflaufen müssen die Möhren bei Bedarf vereinzelt werden. Bei großen Möhren, die einen Durchmesser von 6 bis 8 cm erreichen, muss der Abstand in der Reihe mindestens 8 cm betragen. Bei schlankeren Sorten können die Möhren entsprechend dichter stehen.
Eine gleichmäßige Bodenfeuchte sorgt dafür, dass die Möhren nicht holzig werden und nicht platzen.

Bei der Düngung ist Kalium wichtig. Es macht die Möhren süßer.

Möhren dürfen nur alle 4 Jahre auf einem Beet ausgesät werden. Eine Kulturfolge ist auf jeden Fall einzuhalten. Gute Vorkulturen sind Kartoffeln, Zwiebeln und Porree. Nach anderen Doldenblütern (Fenchel, Petersilie) dürfen Möhren nicht angebaut werden. Sonst können sich Schädlinge, die Möhren und verwandte Arten befallen zu stark vermehren. Besonders problematisch sind dabei Nematoden. Sie beschädigen die Wurzeln und verursachen die Bildung von Gallen, vielen Haarwurzeln (Bärtigkeit) oder Seitenwurzeln (Beinigkeit).

beinige Möhren

Diese Möhren sind durch den Befall mit Nematoden der Gattungen Paratrichodorus oder Trichodorus beinig geworden.

Möhrenfleige an Möhre

Die Maden der Möhrenfliege fressen nahe der Oberfläche Gänge in die Rinde.
Wurzellaus

Wurzelläuse (Pemphigus phenax) verursachen an Möhren keine Schäden und müssen nicht bekämpft werden.



Abiotische Schäden, Krankheiten und Schädlinge an Möhren

Das Platzen der Rüben und die Ausbildung von Grünköpfigkeit oder Rotköpfigkeit werden durch Umweltbedingungen ausgelöst. Beinigkeit kann durch verdichtete Böden oder schwankende Wasserversorgung verursacht werden. Eine gute Kulturführung kann hier größere Ausfälle verhindern.
Möhren können herb, scharf und sehr bitter schmecken. Dafür können verschiedene Inhaltstoffe verantwortlich sein. Terpene sind Aromastoffe, die der Möhre den typischen Möhrengeschmack geben. Sind sie aber im Verhältnis zum Zuckeranteil in zu großer Menge enthalten wird die Möhre bitter. Das kann zum Beispiel vorkommen, wenn es während der Kultur sehr heiß ist. Ein anderer Aromastoff in Möhre ist das Isocumarin. Auch diese Verbindung macht Möhren bitter, wenn der Gehalt durch Streß zu hoch ist. Stressfaktoren sind zum Beispiel eine unausgewogenen Düngung (viel Phosphat), Pilzkrankheiten, Verletzungen und Ethylen (z.B. aus äpfeln) während der Lagerung. Phenolische Substanzen in der Möhre sind ebenfalls bitter. Sie werden bei Stress wie Wassermangel, Hitze oder Schädlingsbefall gebildet. Zur Abwehr von Schaderregern bilden Möhren Polyacetylene (z. B. Falcarindiol). Dadurch werden sie ebenfalls bitter.

Zu den wichtigesten Schadpilzen gehört die Möhrenschwärze (Alternaria dauci). Er befällt das Laub, das dann braun-schwarz wird und eintrocknet. Bei der Schwarzfäule (Alternaria radicina) wird die Rübe befallen. Hier zeigen sich vor allem im Lager unregelmäßige, schwarze, faulende Flecken. Die Pilze können die gesamte Ernte vernichten.
Außerdem können Blattflecken (Cercospora carotae), Echter Mehltau (Erysiphe heraclei), Sclerotina-Krautfäule, Grauschimmel und Bodenpilze (Rizoctonia, Fusarium, Heliobasidium, Phytophthora, Pythium) Möhren befallen. Dazu kommen Bakterien (Xanthomonas, Streptmyces und Erwinia) und Viren.
Im Hausgarten stellen vor allem tierische Schädlinge ein Problem dar. Möhren werden von verschiedenen Nematoden befallen. Sie verursachen Mißbildungen. Wurzelgallnematoden (Meloidogyne hapla) lassen die Wurzeln bärtig werden. An den vielen, feinen Seitenwurzeln bilden sich kugelige mehrere Millimeter große Gallen. Dazu kommen Einschnürungen und andere Mißbildungen. Möhrenzystenälchen (Heterodera carotae) verursachen eine starke Verzweigung der Wurzel (Bärtigkeit). Die Pflanzen bleiben im Wachstum mit Laub und Rübe zurück. In den Wurzeln sind die weißen oder braunen Zysten sichtbar. Außerdem treten Wurzelläsionsnematoden (Pratylenchus penetrans) verursacht bei starkem Auftreten Zwergwuchs. Es sind kleine rostbraune Flecken auf den Wurzeln zu sehen.
Häufig tritt die Möhrenfliege (Psila rosae) auf. Die Maden fressen sich in die Rübe. Jungpflanzenbestände können absterben. An älteren Rüben zeigen sich Fraßgänge, sie sind zum Teil gegabelt und bärtig. Die Fliege tritt von Mai bis in den Oktober auf. In bedrohten Gebieten kann auf ein Kulturschutznetz nicht verzichtet werden. Zwiebeln als Mischkulturpartner können Möhrenfliegen vertreiben.
Ohne ein sichtbare Schadwirkung sind dagegen die recht selten vorkommenden. Hauptsächlich tritt Pemphigus phenax auf. Sie verbringt den Winter auf Pappeln und fliegt dann im Sommer auf die Möhre. Seltener kommt Dysaphis crataegi an Möhren vor. Ihr Winterwirt ist der Weißdorn. Beide Läuse scheiden weiße, wollige Wachsflocken aus, die die Möhren bedecken. Läuse und Wachs lassen sich abwaschen.



Möhren-Blütenstand

Bei den meisten Möhrensorten sind die Blüten weiß. Es gibt aber auch rotblühende Sorten.

Möhren-Fruchstand

Möhren blühen und fruchten erst im zweiten Standjahr.
Möhren-Blüten

Die Blüten sind sehr klein. Um eine Selbstbefruchtung zu verhindern müssen bei der Züchtung die winzigen Pollensäcke alle entfernt werden. Die Alternative dazu sind pollensterile Mutterlinien.

Möhrenzucht

Ziel der Züchter ist es, Möhren-Sorten zu erzielen, die einen guten Geschmack und eine ansprechende Farbe haben und gleichzeitig den Ansprüchen der Anbauer und der Industrie entsprechen. Die Möhren müssen widerstandsfähig und ertragreich sein. Gleichzeitig müssen sie maschinell zu putzen sein. Einheitliche Größen und Formen erleichtern das Schälen, Verpacken in Gläser und das in Scheiben schneiden. Die Möhre-Rübe besteht aus einem Holzteil (Mark, Herz) und der Rinde. Die meisten der wertvollen Inhaltsstoffe befinden sich in der Rinde. Darum sind Sorten mit kleinem Herz und viel Rinde wertvoller. Der Verhältnis von Saft zu Rohmasse und der Anteil an Zucker bestimmt über die Verwendungsmöglichkeiten. Um gute Möhren zu erhalten muss in der Zucht gezielt gekreuzt werden.
Möhren blühen erst im zweiten Jahr. Bei blühenden Pflanzen wird die Rübe holzig und schmeckt nicht mehr. Wer selbst Saatgut gewinnen will, muss die Schoßer im ersten Jahr entfernen. Im Herbst werden die Möhren dann gerodet, eingelagert und und im Frühjahr neu aufgepflanzt. Wenn die Pflanzen blühen, kann man sie frei abblühen lassen. Sind in der Nähe keine anderen Möhren in Blüte ist eine sortenreine Vermehrung möglich. Eine gezeilte Bestäubung ist schwierig, weil dazu eine Selbstbestäubung durch eigenen Pollen ausgeschlossen werden muss. Die kleinen Blüten müssen dazu kastriert werden.
Professionelle Züchter arbeiten mit pollensterilen Mutterpflanzen, um eine unerwünschte Befruchtung zu verhindern. Daucus carota subsp. gadecaei, Daucus carota subsp. gummifer, Daucus carota subsp. maritimus und Daucus carota subsp. maximus werden zum Beispiel in Möhrenlinien eingekreuzt, um eine Cytoplasmatische Male Sterility (CMS) zu erzeugen. Das bedeutet, daß ein Teil ihrer Nachkommen keinen befruchtungsfähigen Pollen produziert. So ist sichergestellt, dass die Samen aus der künstlichen Bestäubung mit dem Pollen des gewünschten Vaters hervorgehen. Die Folgegeneration (F1) ist nicht pollensteril und kann sich selbst befruchten.











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Literaturtipps:

History of Carrots

Möhre als Heilpflanze

Ergebnisse des Gemüsebauversuchsbetrieb Bamberg - Ökologischer Anbau 2006

S. A. Arscott, S. A. Tanumihardjo(2010): Carrots of Many Colors Provide Basic Nutrition and Bioavailable Phytochemicals Acting as a Functional Food.- Comprehensive Reviews in Food Science ans Food Safety.- Vol. 9, 223 - 239

Möhren-Sortenprüfungen 1997-2002, Landwirtschaftskammer Rheinland, FB Ökolandbau

Gutezeit und Fink (2000): Einfluss von Sorte und Erntetermin auf den Nitratgehalt von Möhren.- Gemüse (Mün-chen) 36 (4), S. 20 - 21

Nematodenschäden an Möhren (Flyer als pdf)

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