Ismene, Schönhäutchen, Spinnenlilie

geschwungene Linie

Blütenteile von Ismenocallis

Die Blüten von Ismene, Hymenocallis und Ismenocallis erinnern an Narzissen. Die Ränder der Staubblätter sind zu einer Nebenkrone verwachsen. Die Kron- und Kelchblätter sind alle gleich geformt und gefärbt (Tepalen).

Ismene oder Hymenocallis?

Als botanischer Name werden für die Schönhäutchen sowohl die Bezeichnung Hymenocallis (Syn. Ismene) (z.B. in der "Botanica"), als auch Ismene (Syn. Hymenocallis) verwendet. Was ist richtig?

Hymenocallis ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Amaryllidaceae, die 1812 von Salisbury begründet wurde. Hymenocallis leitet sich von zwei griechischen Begriffen ab und bedeutet "Schönhäutchen". Es gibt etwa 40 Arten deren Verbreitungsgebiet vom Süden der USA bis nach Südamerika reicht. Ursprünglich sind in dieser Gattung viel mehr Arten beschrieben worden. 1990 gliederte Meerow 11 Arten aus der Andenregion in Peru aus der Gattung Hymenocallis aus und stellte für sie die Gattung Ismene auf.
Ismenen sind immer sommergrün und machen eine Ruhephase während der Trockenperioden in ihrer Heimat. Sie bilden einen langen, stammähnlichen Zwiebelhals. Hymenocallis-Arten bilden diesen Stamm nicht. Sie können sommergrün oder immergrün sein. Manche Arten sind richtige Sumpfpflanzen, andere bevorzugen nur leicht feuchte Standorte. Genetische Untersuchungen haben inszwischen bestätigt, dass es sich bei Hymenocallis und Ismene um zwei nahe verwandte, aber klar gentisch abgegrenzte Gattungen handelt.
Für die Ismenen ist daher die Bezeichung Ismene (Syn. Hymenocallis) richtig, weil die Arten früher alle einmal als Hymenocallis bekannt waren. Bei den Hymenocallis-Arten gibt es aber das Synoynem Ismene nicht. Synonyme für Hymenocallis sind Liriopsis, Choretis, Nemepiodon, Siphotoma, Tomodon und Troxistemon.
Bei uns sind fast nur Arten aus der Gattung Ismene als Zierpflanzen in Kultur. Es gibt jedoch auch Hybriden zwischen Arten aus beiden Gattungen. Sie werden botanisch als x Ismenocallis bezeichnet.



Sorten in Kultur

In Kultur sind vor allem Zuchtformen, die aus Kreuzungen verschiedener Arten hervorgegenagen sind. Sie sind einfacher zu pflegen als die echten Arten. Hauptsächlich werden Ismenen in Asien, Australien, in der Karibik und in den USA kultiviert. Bei uns sind die Pflanzen selten und es sind nur wenige Sorten zu bekommen. Da es sich um Art-Hybriden, teilweise sogar um Kreuzungen zwischen Gattungen handelt, ist eine fruchtbare Vermehrung über Samen in der Regel nicht möglich.

Wuchs von Ismene x deflexa

Ismene x deflexa

Blüte von Ismene x deflexa

Blüte von Ismene x deflexa
Ismene Advance

Ismene ´Advance´

Ismene - Ismene x deflexa 'Zwanenburg', Syn. Ismene x festalis

Bei den Pflanzen in Kultur handelt es sich meistens um Ismene x deflexa - eine Naturhybride aus Ismene longipetala und Ismene narcissiflora. Bekannter ist die Hybride unter den Synonymen Ismene x festalis, Hymenocallis x festalis oder Hymenocallis 'Festalis'.
Sie wird etwa 50 cm hoch. Die Blätter sind fest, dunkelgrün und glänzend. Die Zwiebeln können zwei Blütenstandstiele bilden, die jeweils bis zu fünf Blüten tragen. Die weißen Tepalen haben kleine grünen Spitzen und rollen sich nach hinten auf. Die Staubblätter sind zu einer große, glockenförmigen Nebenkrone mit gefranstem Rand verwachsen. Die Narbe ist grün und sitzt an der Spitze eines langen weißen Griffels.

Ismene 'Advance'

Die Sorte 'Advance' entstand aus einer Rückkreuzung von Ismene x deflexa mit Ismene narcissiflora. Bei dieser Zuchtform sind die Kronblätter breiter, etwas kürzer und weniger stark eingerollt.
Die duftenen Blüten öffnen sich im Sommer auf bis zu 50 cm hohen Blütenstandstielen. Im Herbst gehen die Pflanzen in Ruhe. Dann müssen die Zwiebeln trocken gehalten werden. Ab Mitte Mai können die Zwiebeln dann wieder eingepflanzt und angegossen werden. Die Pflanzen brauchen einen nährstoffeichen, gut dränierten Boden an einem Standort in der Sonne oder im lichten Halbschatten. Während der Wachstumszeit muss das Substrat immer feucht sein. Sonst stoßen die Pflanzen bei heißem Wetter die Blüten ab.

Ismene 'Bellum'

Die Blüten dieser Zuchtform sind weiß und habe ein gelbes Zentrum.

Ismene 'Dancing Dolls'

Weiß blühende Kreuzung aus Ismene amancaes und Ismene longipetala.

Ismene 'Pax'

Diese Hybride ist eine Kreuzung aus Ismene narcissiflora und Ismene amancaes. Dieser Sämling wurde von Len Woelfle gezogen. Die großen Pflanzen ähneln 'Sulphur Queen', haben aber weiße Blüten mit einer gelblichen Tönung.

Ismene Sulphur Queen

Ismene 'Sulphur Queen'

Ismene 'Sulphur Queen' oder Ismene x spofforthiae 'Sulphur Queen´

'Sulphur Queen' ist eine Kreuzung aus Ismene narcissiflora und der gelb blühenden Ismene amancaes. Eine Kreuzung aus den zwei Arten wurde zum ersten Mal vom englischen Zwiebelblumen-Experten William Herbert durchgeführt und bereits 1837 in einer Veröffentlichung erwähnt. Herbert bestäubte Ismene amancaes mit Pollen von Ismene nacissiflora (damals als Ismene calathina bekannt) und nannte die Hybride Ismene x spofforthiae. Wegen ihrer gelben Blüten wurde sie später auch als Ismene amancaes var. sulfurea bezeichnet.
Der niederländische Blumenzwiebelzüchter Van Turbergen kreuzte später mit den selben zwei Arten und erzeilte dadurch verschiedene Hybriden. 'Sulphur Queen' ist die Sorte mit den am kräftigsten gelb gefärbten Blüten. Die Hybriden sind sehr viel leichte zu kultivieren als Ismene amancaes.
Die Blüten sind gelb. Die Nebenkrone hat eine auffällige grüne Linienzeichnung im Schlund. Während des Verblühens verblasst das Gelb.

x Ismenocallis 'Buccaneer'

Eine Kreuzung aus Hymenocallis liriosome und Ismene narcissiflora. Die Blütenstiele tragen jeweils zwei große weiße Blüten.

x Ismenocallis 'Daphne' oder Ismene x macrostephana 'Daphne'

Diese Zuchtform ist eine Kreuzung aus Hymenocallis speciosa and Ismene narcissiflora. Sie wurde von Van Tubergen im späten 19 Jahrhundert gezüchtet. Diese immergrünen Pflanzen haben sehr große, duftende Blüten mit einem Durchmesser von 15 bis 20 cm. Die Blüten halten etwas länger, als die anderer Ismenen. Die Farbe variiert von Weiß über Cremefarben bis hin zu einem grünlichen Gelb. Die Blütezeit ist im Frühjahr oder im Spätsommer. Dann bilden die Pflanzen auch neue Blätter, die 30 bis 45 cm lang werden können. Die Wuchshöhe kann bis zu 80 cm betragen. 'Daphne' ist sehr kälteempfindlich und verträgt Temperaturen unter 5 °C nicht.

x Ismenocallis 'Excelsior'

x Ismenocallis 'Excelsior' ist eine Kreuzung aus Hymenocallis tridentata und Ismene narcissiflora. Die weißen Blüten haben eine weite Nebenkrone und recht kurze, breite Tepalen.

x Ismenocallis 'Snowflake'

Diese Zuchtform ist eine Kreuzung aus Ismene narcissiflora und Hymenocallis harrisiana.


Arten

Die reinen Arten werden als Zierpflanzen kaum kultiviert. Man findet sie vor allem in ihren Ursprungsländern, weil sie wenig anpassungsfähig sind und scih schwer pflegen lassen.

Gelbe Ismene - Ismene amancaes

Diese Art stamtt aus Peru. Sie hat kräftig, leuchtend gelbe Blüten mit grünen Streifen in der Nebenkrone. In der Natur blühen die Pflanzen bevor die Blätter sich bilden. In Kultur blühen die Pflanzen manchmal auch erst nachden sich die Blätter ausgetrieben sind.
Es ist eine sommerblühende Art, die im Winter einzieht. Das Substrat darf bei dieser Art nur ganz leicht feucht sein.
da die Kultur schwierig ist, wurde diese Art als Kreuzungspartner für andere, leichter zu pflegende Ismenen gewählt um leicht zu kultivierende, gelbe Ismenen zu erhalten.
Es gibt nur noch eine einzige andere Ismene, die gelb blüht. Ismene heliantha bildet nur eine Blüte pro Blütenstiel und ist nicht in Kultur.

Großblütiges Schönhäutchen - Ismene longipetala

Das Verbreitunggebiet dieser Art reicht vom Südwesten Ecudors bis in den Westen von Peru.
Die Zwiebeln bildet einen etwa 50 cm langen Hals über dem sich die 6 bis 8 Bandförmigen, steifen Blätter entfalten. Die Blätter können eine Länge von bis zu 75 cm erreichen, werden aber oft nur etwa 50 cm lang und 4 cm breit. Die Blütenstände werden 60 - 100 cm hoch. Sie tragen 5 - 10 Blüten. Diese haben bis zu 10 cm lange Tepalen, die sich kräuseln und korkenzieherartig aufrollen können. An der Basis sind sie grünlich, werden dann aber zur Spitze hin schnell weiß. Auch der Griffel und die Staubfäden sind weiß. Die weiße nebenkrone hat einen Durchmesser von etwa 3 cm . Sie bildet einen engen Becher mit gefranstem Rand.
Die Pflanzen sind sommergrün und ziehen im Winter die Blätter ein. Sie vertragen keinen Frost und bevorzugen vollsonnige Standorte.

Peruanisches Schönhäutchen - Ismene narcissiflora

Diese Art stammt aus peruanischen Anden. Sie wird auf der Südhalbkugel in den Gärten angepflanzt wie bei uns Gladiolen. Sie ist die am häufigsten kultivierte Ismenen-Art. Sie ist ein Elternteil vieler bekannter Zuchtformen.

Das Prächtige Schönhäutchen - Hymenocallis speciosa

Blüten von Hymenocallis speciosa

Blütenstand von Hymenocallis speciosa
Blüten von Hymenocallis speciosa

Blüten in verschiedenen Entwicklungsstadien.

Diese Hymenocallis-Art stammt von den Windward Islands in der östlichen Karibik. Sie wird in der Region als Zierpflanzen kultiviert und kommt heute auch auf den Bahamas und auf Kuba verwildert vor.
Die immergünen Blätter sind bandförmig. Sie werden bis zu 50 cm lang und können eine Breite bis zu 10 cm erreichen. An der Basis sind sie schmaler. Die Blüten stehen auf einem etwa 50 cm hohen Blütenstiel. Bis zu 20 Blüten bilden zusammen eine Dolde. Die Knospen sind schmal, zylindrisch, grün und stehen aufrecht. Die Blüten haben eine lange verwachsene Röhre. Die Ränder der Staubblätter sind zu einer kleinen Nebenkrone verwachsen, aus deren Rand die Pollensäcke weit heraus ragen. Die kleine knopfige narbe sitzt an der Spitze eines langen, grünen Griffels. Die Kronblätter sind sehr schmal und lang und rollen sich nach hinten.
Das Prächtige Schönhäutchen verträgt keinen Frost und wächst nur in Region, in denen die Temperaturen nie unter 1 °C sinken. Die Pflanzen bevorzugen sonnige bis halbschattige Standorte auf mäßig feuchtem, steinigem Lehm.




Florida-Spider Lily - Hymenocallis tridentata

Hymenocallis tridentata (Syn. Hymenocallis traubii) stammt aus Florida und ist als Florida-Spiderlily bekannt.
Die Pflanzen sind kleiner als andere Arten. Die Blütenstände bestehen aus nur zwei Blüten. Die Kronblätter, Griffel und Staubfäden sind weiß. Die Nebenkronen haben einen Durchmesser von etwa 4 bis 6 cm. Die bandförmigen Blätter werden 40 bis 55 cm lang.
Die Pflanzen wachsen in Gräben, im Marschland und auf feuchten Wiesen. In Florida blühen sie im April und Mai.
Die Art auch die Zuchtformen, die auf sie zurückgehen brauchen ein feuchtes Substrat, um sich gut zu entwickeln. Die Sorte ´Excelsior´ ist eine Kreuzung aus Hymenocallis tridentata und Ismene narcissiflora.

Pflege von Ismenen

Die Zwiebeln bilden einen langen Hals, der wie der Stamm einer Palme die Blätter und die Blütenstände trägt. Davon muss bei der Pflanzung noch etwa die Hälfte aus dem Boden schauen. Je nach Größe der Zwiebeln werden sie in 10 bis 20 cm tiefe Löcher gesetzt. Da die Pflanzen unsere naßkalten Winter nicht vertragen, ist es am günstigsten sie in Kübeln zu kultivieren.
Nach dem Pflanzen werden die Zwiebeln angegossen. Sie beginnen dann schnell zu wachsen. Bei einer Pflanung im März kommt Ismene x deflexa Anfang bis Mitte Juni zur Blüte. Die Pflege der Pflanzen ist einfach. Sie benötigen einen nährstoffreichen Boden, der während der gesamten Wachstumszeit feucht gehalten werden muss. Trocknet das Substrat während der Blütezeit aus, werfen die Pflanzen die Blütenknospen ab. Im Normalfall halten die geöffneten Blüten 2 bis 3 Tage.
Einige Schönhäutchen sind immergrün. Sie werden das ganze Jahr über gegossen. Sommergrüne Arten benötigen eine Ruhephase von 3 bis 6 Monaten, bevor sie wieder blühen können. Bei diesen wird im Herbst die Wassergabe reduziert, bis die Pflanzen die Blätter einziehen. Die trocknen Zwiebeln können im Kübel bei 15 bis 20 °C im Haus überwinetert werden. Im Frühjahr bekommen sie dann neue Erde und treiben nach dem Amgießen wieder aus.
Pflanzenkrankheiten treten äußerst selten auf.
Die Raupen des Nachtfalters Spodoptera picta fressen an den Blättern und können bei starkem Befall die Pflanzen abtöten. Dieser Falter befällt auch Clivia, Hippeastrum und Crinum, kommt aber nur in Japan und Australien vor. 2012 wurde über Calla lily chlorotic spot virus (CLCSV) an Hymenocallis littoralis in China berichtet.
Wenn die Pflanzen im Frühjahr zu wachsen beginnen und die Nächte noch recht kalt sind, kann es vorkommen, dass sich rötliche Flecken auf den Blättern bilden. Betroffen sind vor allem Pflanzen an kalten, schattigen Standorten mit nassen, verdichteten Böden. Werden die Pflanzen umgesetzt können die Symptome ganz verschwinden.





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Literatur:

Meerow, A.W. et al. (2002): Phylogeny of the Tribe Hymenocallidae (Amaryllidaceae) Based on Morphology and Molecular Characters.- Annals of the Missouri Botanical Garden, Vol. 89 No. 3, 400 - 413 (pdf)

Ismene bei Wikipedia

Ismene bei der Pacific Bulb Society

Ismene-Hybriden bei der Pacific Bulb Society

Hymenocallis bei Wikipedia

Hymenocallis speciosa bei Wikipedia

Hymenocallis speciosa bei Hortipedia

G. Cheers (Hrsg.) (2000): Botanica - Das ABC der Pflanzen - 10.000 Arten in Text und Bild.- 2. Auflage, Könemann Verlagsgesellschaft mbH geschwungene Linie