Pflanzen und Pflanzenfresser haben sich gemeinsam auf der Erde entwickelt.
Wie die Bestäuber, die zur Vermerhung der Pflanzen beitragen, haben auch die Pflanzenfreser, Parasiten und Krankheitserreger Einfluss auf die Evolution der Pflanzen.
Sie begrenzen die pflanzliche Entwickelung und können das Erreichen der Blühreife und dadurch das überleben einer Population oder Pflanzenart verhindern.
Darum haben sich Pflanzen mit den unterschielichsten Strategien angepasst.
Die offensichtlichste Form der Abwehr ist dabei die Bildung von Stacheln und Dornen. So vermeiden Akazien, dass Ihre Triebe und Blätter von jedem Tier in der Savanne gefressen werden können.
Tiere wie Giraffen und Antilopen haben im Lauf der Zeit Möglichkeiten entwickelt die Dornen zu umgehen. Darum bilden Akazien zusätzlich Giftstoffe, die ihre Blätter ungenießbar machen.
Insekten, die gegen die Gifte immun sind, werden von Ameisen angefriffen und gefressen, denen die Akazien in ihren Trieben einen sicheren Nistplatz bietet.
ähnlich verhält es sich mit Brombeeren und Himbeeren. Im Gestrüpp finden Vögel Schutz und Nistmöglichkeiten und fressen gleichzeitig Raupen und andere Fressfeinde der Pflanzen.
Gegen sehr kleine Tiere wie Milben und Blattläuse haben Pflanzen andere Abwehrmechanismen. Sie sondern zum Beispiel Harze (NadelGehölze) ab oder bilden Verdauungshemmer (Kohl, Getreide).
Aetherische Öle schrecken die meisten Angreifer ab.
Dichte Behaarung verhindert, dass Insekten eine gute Stelle zum Saugen finden.
Jede Pflanze hat sich über Jahrmillionen bis zu ihrem heutigen Stand entwickelt.
Dabei haben immer nur diejenigen Nachkommen einer Generation überlebt, die an den Standort unter den gegebenen
Bedingungen erfolgreich keimen, wachsen, blühen und fruchten konnten.
Sie sind Profis in der Verteitigung ihrer Blätter, Blüten und Früchte.
Gleichzeitig haben sich aber auch Blattläuse, Milben, Käfer, Fliegen, Schmetterlinge, Pilze und Bakterien entwickelt.
Sie sind darauf angewiesen die Pflanzen als Nahrung oder Wirt zu nutzen.
Ihr Ziel ist es die Verteidigung der Pflanze zu durchbrechen und sie als Nahrungsqelle zu nutzen.
Durch die Co-Evolution beider Parteien haben sich Beziehungen gebildet, die Pflanzen und Schädlingen das überleben ermöglicht.
Die Tiere haben sich spezialisiert. Zum Beispiel sind Raupen von Schmetterlingen auf bestimmte Nahrungspflanzen angewiesen und auch Blattläuse können nicht jede beliebige Pflanze befallen.
Viele Blattläuse wechseln im Frühjahr und Herbst von einem Wirt auf einen anderen. Die Salatwurzellaus überwintert zum Beispiel an der Schwarzpappel und die Pfirsichblattlaus an Prunus-Arten.
Diese Tiere können darum nur dort vorkommen, wo ihr Winterwirt steht. So einen Wirtswechsel findet man auch bei Pilzen.
Der Birnen-Gitterrost wechselt zum Beispiel zwischen der Birne und Wachholder.
Damit ein Schädling eine Pflanze befallen kann, muss er den Wirt zunächst erkennen. Das klingt recht banal, ist es aber nicht.
Eine Wanze oder Blattlaus kann einige Probestiche in ein Blatt machen und weiterfliegen, wenn sie sich geirrt hat. Die Larven eines Schmetterlings müssen aber fressen wo sie schlüpfen.
Auch eine Pilzspore kann nach der Keimung nicht einfach an einen anderen Ort weiterziehen. Es gibt hier nur einen Versuch.
Darum ist es wichtig, dass die Pflanzen eindeuttug identifiziert wird (Geruch, Oberflächenstruktur der Blätter, chemische Zusammensetzung der Wachsschicht).
Dann muss die Abwehr druchbrochen werden. Dazu werden Wachsschicht und Zellwände durchstochen, zerbissen oder aufgelöst.
Dabei muss der Angriff unbemerkt bleiben, damit die Pflanzen nicht zum Gegenschlag ausholt.
Wenn die Pflanze sich erfolgreich verteidigen will muss sie ihrerseits den Angriff bemerken und den Angreifer erkennen.
Zum Beispeil dadurch, dass Verdauungsenzyme im Zellsaft sind oder vermehrt Botenstoffe auftreten, die sonst in den Zellwänden sind.
Dann muss die Pflanzen schnell Gegenmaßnahmen einleiten. Sie produziert Gifte oder verstärkt und verkorkt die Zellwände an den betroffenen Stellen.
Sie kann auch Gerbstoffe bilden und damit ihre Zellen fluten. Die sterben ab und die Angreifer werden in den toten Zellen ausgehungert.
Welche Strategie zum Ziel führt, hängt vom Angreifer ab. Enzyme, die Pilze auflösen können, wirken nicht gegen Raupen und Verdauungshemmer nicht gegen Pilze, Bakterien oder Viren.
Die Abwehrmechanismen sind sehr effektiv. Darum sind Pflanzen auch nur für wenige Schaderreger als Wirte geeignet.
Es gibt mehr als 10.000 verschiedene phytopatogene Pilze. Einzelne Pflanzenarten werden selten von mehr als einer handvoll davon ernsthaft bedroht.
Die übrigen werden schon von der Grundimmunität der Pflanzen abgewehrt. Gegen potentielle Erreger bilden die Pflanzen dann gezielt Abwehrstrategien und Resistenzen.
Damit die Abwehr funktioniert, muss es der pflanze gut gehen. Sie muss schneller wachsen als der Angreifer fressen kann (gegen Schnecken und Raupen) und darf nicht zu viel Zucker im Zellsaft haben, sondern muss stabile Zellwände bilden (gegen saugende Insekten). Dazu benötigt die Pflanze einen guten Standort. Licht, Boden, Nährstoffe und Wasserversorgung müssen stimmen.
Damit Pilze nicht zu leicht keimen könne, sollten die Blätter gut abtrocknen. Räuber, die jagd machen auf Schädlinge sind hilfreich (Garten als Biotop).
Gezieltes Düngen und Gießen hilft viel.
Es gibt zusätzlich eine ganze Reihe traditioneller Rezepte zur Herstellung
von Pflanzenjauchen, die bei regelmäßiger Anwendung die Widerstandkraft von Pflanzen erhöhen oder Schädlinge vertreiben. Ich
möchte hier nur ein Paar vielseitige Rezepturen erwähnen.
Ackerschachtelhalmbrühe:
1,5 kg frischer Schachtelhalm werden in 10 l Wasser 24 Stunden eingeweicht und danach eine Stunde gekocht. Vor Gebrauch
werden die Stängelreste ausgesiebt.
An drei aufeinander folgenden Tagen und wiederholt gespritzt wirkt die Brühe vorbeugend gegen Apfelschorf, Rostpilze,
Mehltau, Monilia, Kräuselkrankheit an Pfirsich und Bräunfäule an Tomaten, Schwarzfleckigkeit, Blattfallkrankheit an
Beerenobst, Sternrußtau an Rosen und Schwarzbeinigkeit. (1:5 bis 1:10 verdünnt)
Eignet sich zur Bekämpfung der Roten Spinne an Obstbäumen und Gemüse (z. B. Bohne, Gurken, Tomaten). Für optimale Wikung
dreimal hintereinander spritzen (1:5 verdünnt). Beugt dem Befall mit Lauchmotten vor (1:5 verdünnt). Beugt Erkrankungen durch
Bodenpilze (z. B. Umfallkrankheit) vor. Die Junpflanzen lässt man über nacht in der Brühe stehen (1:10 verdünnt) und gießt
sie nach dem Pflanzen damit an.
Brennnesselbrühe:
Der Einsatz von Brennnesselbrühe steigert die Widerstandskraft der Pflanzen.
Für die Brühe werden 1 kg frische Brennnessel oder 150 - 200 g getrocknetes Kraut zerkleinert und in 2 l Wasser 24 Stunden eingeweicht.
Dann wird die Brühe 30 Minuten gekocht. Für die Anwendung werden die Pflanzenreste entfernt und die Brühe 1:10 verdünnt wöchentlich über Boden und Pflanze gespritzt.
Die Brühe wirkt vorbeugend gegen Pilze und Schädlingsbefall.
Rainfarnauszug:
Bei Befall mit echtem Mehltau, Rost und Bakterienkrankheiten z. B. an Kartoffeln und Tomaten hilft eine Spritzung mit Rainfarnauszug.
Dazu lässt man 30 g getrocknete Blüten 3 Tage in 1 l Wasser ziehen und spritzt die befallenen Pflanzen dann damit ab.
Die Insekten stellen die artenreichste Tiergruppe der Erde. Charakteristisch sind die sechs, gegliederten Beine, ein dreiteiliger Körper (Kopf, Thorax, Abdomen) und ein Paar Fühler. Darüber hinaus sind Insekten in ihrem Körperbau sehr variabel. Ihre Systematik ist sehr umfangreich. Hier wird nur ein Teil der Arten vorgestellt die Pflanzen schädigen.
Diese Insekten werden als Fransenflügler bezeichnet, weil sie nicht wie Fliegen oder Bienen häutige Flügel haben, sondern
die Tragflächen lediglich von bürstenartige Fransen gebildet werden. Es gibt zwei Familien in dieser Ordnung, die sich durch
das Vorhandensein (Thripidae) oder Fehlen (Phlaeothripidae) eines sägeartigen Legebohrers unterscheiden. Die meisten bei uns
bekannten Arten gehören zu den Thripidae. Der Lilienthrips (Liothrips vaneeckei)gehört zu den Phlaeothripidae.
Die erwachsenen Tiere sind zwischen 0,9 und 2,8 mm lang. Eine Unterscheidung der Arten erfordert den Einsatz einer guten Lupe
oder eines Mikroskops. Unterscheidungsmerkmale sind zum Beispiel die Form von Stirnfortsätzen, die Farbe der einzelnen
Fühlerglieder und das Muster der Flügel.
Thrips-Arten
Thripse saugen an einzelnen Zellen, die sie der Reihe nach anstechen. Das verursacht kleine, weiße Punkte auf den
Blättern oder Blüten, die entstehen, weil Luft in die ausgesaugten Zellen dringt. Bei starkem Befall trockenen die Stellen
ein. Warme trockene Witterung ist für die Tiere ideal. In kalten, verregneten Sommern hält sich der Befall meist in Grenzen.
In Gewächshäusern oder im Zimmer vermehren sich Thripse das ganze Jahr hindurch.
Sehr bekannt ist der Kalifornische Blütenthrips (Frankliniella occidentalis Pergande). Die erwachsenen Tiere sind etwa
2 mm lang, hellgelb is braungelb. Die Fühler haben 8 Glieder. Die Larven sind durchscheinend bis goldgelb. Diese Art saugt an
Blüten und verursacht dort starke Aufhellungen und Deformationen. Der Kalifornische Blütenthrips stammt aus Nordamerika. Er
wurde mit Chrysanthemen-Stecklingen nach Europa eingeschleppt. Er befällt unter anderem Anemonen, Alpenveilchen, Nelken,
Weihnachtssterne, Gerbera, Pelargonien und Primeln.
Der Zwiebelthrips (Thrips tabaci Lindeman) gehört zu den Arten, die an den Blüten und Blättern saugen. Im
Garten werden Dahlien, Nelken (Dianthus), Callas (Zantedeschia), Erbsen,
Lauch, Kohl und Gurken befallen. Im Haus findet man diesen Thrips an nahezu allen Zierpflanzen: Begonien, Zierspargel,
Chrysanthemen, Alpenveilchen, Orchideen, Gummibäume. Die ausgewachsenen weibchen sind 1 bis 1,3 mm lang und graugelb bis
braun gefärbt. Die Fühler haben 7 Glieder und sind gelb-braun. Auch die Vorderflügel sind so gefärbt. Die Larve ist weißlich
bis hell orange-gelb. Die Tiere sind parthenogenetisch, pflanzen sich also ohne Männchen fort. Die Eier werden in
Pflanzengewebe gelegt. Die Verpuppung erfolgt im Boden.
Thrips simplex Morison ist ein übler Schädling an Gladiolen. Seltener findet man
ihn auf Krokussen, Iris oder Freesien. Die
Tiere sind bis 1,5 mm lang, dunkelbraun und haben 8-gliedrige Fühler. Das dritte Fühlerglied und die Basis des vierten und
fünften sind heller gefärbt. Die Vorderflügel sind braun mit hellerer Basis. Die Die Tibienspitzen und Tharsen ("Füße") sind
heller. Die Larven sind gelb bis orange. Es zeigen sich weiße Flecken an den Blüten und braune Flecken an den Blättern. Bei
strakem Befall trocknen die Blütenknsopen ein, bevor sie sich öffnen.
Bei Temperaturen über 10 °C vermehren sie sich das ganze Jahr hindurch. Werden die Knollen und Zwiebeln etwa 2 Monate
kühler, bei etwa 5 °C, gelagert sterben die Thripse ab. Sie überstehen Frost nicht, können aber im Komposthaufen überdauern.
Befallenes Material ist darum mit dem Hausmüll zu entsorgen. Im Sommer sitzen die Tiere an den Blättern und in den Blüten, im
Herbst wandern sie zur Knolle.
Der Lilienthrips (Liothrips veneckei Prisener) ist eine Art, die man an
gelagerten Lilienzwiebeln finden kann. Die Tiere leben zwischen den Zwiebelschuppen nahe der Basis. Es bilden sich durch ihre
Saugtätigkeit rotbraune Flecken. Die Schuppen werden weich und können abfallen. Aus unbehandelt ausgepflanzte Zwiebeln
entwickeln sich die Pflanzen oft unauffällig. Der Zuwachs an den Zwiebeln ist aber geringer als bei gesunden Pflanzen.
Limothrips cerealium schädigt Getreide.
Thripse befallen auch Aquarienpflanzen wie Cryptocorynen, Lysimachia
und Hydrocotyle, wenn sie über Wasser kultiviert werden.
Thripse legen ihre Eier im Substrat oder in Pflanzengewebe ab. Sie durchlaufen mehrere Larvenstadien.
Die Verpuppung erfolgt im Boden. Durch Fluten der Töpfe können Thripse darum zumindest eingedämmt werden.
Thripse sind die am schwersten zu bekämpfenden Schädlinge im Zierpflanzenbau. Gegen die meisten chemische Mittel sind sie resistent.
Der Einsatz von Neem-Extrakten kann helfen.
Zur biologischen Bekämpfung eigenen sich Raubmilben (Amblyseius) und Raubwanzen (Orius). Auch Florfliegen sind
natürliche Gegenspieler. Die Räuber rotten den Schädling aber nicht vollständig aus.
Knollen und Zwiebeln (z. B. Begonien) kann man auch nass machen und einige Tage in Tüten verpacken: Thripse vertragen keine
Feuchtigkeit. Da die Tierchen besonders auf "blau" fliegen, kann man sie mit blaue Leimtafeln fangen.
Bohnenkraut und Kamille sollen Thripse abschrecken und sind darum gute Partnerpflanzen für anfällige Kulturen wie Zwiebeln.
Tagetes und Ringelblumen locken Thripse an und können sie von anderen Pflanzen fernhalten. Diese Lockpflanzen müssen aber
regelmäßig entfernt werden, damit sich die Thripse darauf nicht ungestört vermehren können und am Ende doch auf die
Hauptkultur überwechseln.
Zu den Schnabelkerfen gehören die Wanzen (Unterordnung Heteroptera) und die Pflanzensauger (Ordnung Homoptera). Die
Systematik ist in der Gruppe nicht einheitlich und kann in der Literatur abweichen.
Diese Insektenordnung ist für den Pflanzenschutz sehr wichtig, weil sie unter anderem auch Blatt-, Woll- und Schmierläuse
umfasst. Die Tiere haben stechende Mundwerkzeuge und saugen ihre Nahrung auf. Die Jugendstadien sind ungeflügelt und oft
anders gefärbt und geformt als die Adulten. Einige Arten verändern ihre Farbe und sehen im Frühjahr und Sommer anders aus als
im Herbst und Winter (z. B. Palomena prasina).
Wanzen (Unterordnung Heteroptera):
Diese Wanzen haben in der Regel zwei Flügelpaare. Die Vorderflügel sind an der Basis lederartig und an den Spitzen
membranartig. Die Hinterflügel sind vollständig membranartig. Im Ruhezustand liegen die Flügel flach auf dem Körper.
Auffällig ist ein großer Halsschild. Die Mundwerkzeuge eignen sich für eine stechende und saugende Nahrungsaufnahme.
Nicht alle Arten schädigen Pflanzen, es gibt auch räuberische Arten.
Zur Familie der Miridae (Weichwanzen) gehört Eccritotarus catarinensis, die Eichhornia crassipes befällt.
Die Art wurde zur 1998 zur Bekämpfung der Wasserhyazinthe in Südafrika ausgesetzt und hat dort die Bestände reduzieren können.
Die Reproduktion der Tiere hängt mit der Nährstoffversorgung der Pflanzen zusammen. Leidet die Pflanze unter Mangel, vermehren sich die Tiere langsamer.
In den Familie Piesmidae (Meldenwanzen), Pentatomidae (Schildwanzen), Anthocoridae (Blumenwanzen) und Tingidae (Netzwanzen) gibt es weitere
Pflanzenschädlinge. Recht bekannt sind die Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus, Familie Pyrrhocoridae). Diese Wanzen
saugen Pflanzensaft, stechen aber auch andere Insekten an.
Pflanzensauger (Unterordnung Homoptera):
Diese Unterordnung wird in verschiedene überfamilien unterteilt, die alle charakteristische Merkmale und Lebensgewohnheiten
haben. Anders als bei den Heteroptera sind ihre Vorderflügel entweder ganz häutig oder ganz ledrig.
Nymphe einer Zikade
Überfamilie Cercopoidea
Familie Cercopidae (Schaumzikaden)
Typisch für die Schaumzikaden ist, dass sie bei der Eiablage ein Sekret aus dem Hinterleib abgeben und mit Luft aus
speziellen Luftkanälen aufschäumen. So entsteht ein Schaumnest in dem sich die Eier und die Larven entwickeln. An der Tibia
(Schienbein) haben sie kräftige Dornen. Am bekanntesten und am weitesten verbreitet in Europa ist die polyphage
Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius). Sie lebt sowohl auf Gehölzen als auch auf vielen verschiedenen krautigen
Pflanzen (Lavendel, Astern Glockenblumen, Rose, Sonnenhut etc.). Große Schäden richtet sie aber nicht an. Die Tiere sind 5
bis 7 mm lang und variabel in gelblichen, grünlichen oder bräunlichen bis schwarzen Farbtönen marmoriert. Die Larve ist
einfarbig hell mit dunklen Augen.
Überfamilie Cicadelloidea
Familie Cicadellidae (Zwergzikaden)
Die Zwergzikaden haben an der Tibia (Schienbein) zwei Reihen feiner Borsten. Die einzelnen Arten sind schwer zu
unterscheiden, meist muss der Geschlechtsapparat unter dem Mikroskop seziert werden. Zu den bekanntesten Arten gehört die
Rhododendron-Zikade (Graphocephala fennahi YOUNG, Syn. G. coccinea FÖRSTER).
Eichen-Zwergzikade- Alebra albostriella (Fallén)
Diese Zikade ist häufig und weit verbreitet. Sie saugt an Eichen (Quercus) und Erlen (Alnus).
Nennenswerte Schäden verursacht sie nur in Baumschulen an Jungbäumen.
Die Tiere sind in der Farbe variabel. Die Adulten haben aber meist zwei rote oder orange Längsstreifen auf dem Halsschild.
Die Flügel sind gelb bis glasklar. Sie sind rot oder orange gestreift.
Die Arten der Gattung Alebra haben am hinteren Flügelrand einen Saum, der allen
übrigen europäischen Arten fehlt.
Alebra wahlbergi (Boheman)
Eine allgemein häufige Zikade, die auf dem europäischen Festland und im Süden Großbritanniens vorkommt. Sie kann große
Schäden an Laubbäumen anrichten. Sie saugt an den Blättern Ahorn (Acer), Roßkastanie (Aesculentus), Linde
(Tilia) und Ulme (Ulmus).
Die Adulten sind von Juli bis September zu finden. Die Weibchen sind bis 4,5 mm groß. Die Vorderflügel sind hell gelb.
manchmal haben sie gelbe oder orange Streifen. Am Innenrand sind sie orange, rosa oder gelb.
Rosenzikade - Edwardsiana rosae
Synonym: Typhlocyba rosae
3-4 mm große hellgelbe Insekten mit dachförmig zusammengelegten Flügeln. Die weißlichen Nymphen sind etwas kleiner. Bei
Störung springen die Nymphen weg. Die Adulten fliegen schnell auf. Die Larven sind durchscheinden bis weiß.
Die Eier werden im Herbst in die Rinde junger Triebe gelegt. Im Mai schlüpfen larven, die sich mehrfach häuten. Es gibt meist
zwei oder mehr Generationen pro Jahr. Im Herbst werden in Rindenspalten Eier zur überwinterung abgelegt.
Befallen werden überwiegend Rosen an geschützter Standorte, z. B. nahe an Hauswänden. Gesaugt wird vor allem an den Blättern,
aber auch an den Knospen. Die Blattoberseite zeigt dann eine helle Sprenkelung aus leeren zellen. Knospen verkrüppelt und
entwickeln sich nicht voll. Bei starkem Befall können die Blätter eintrocknen und abfallen.
Zur Vorbeugung sollte man einen Standort mit ständiger Luftbewegung wählen. Das beugt gleichzeitig auch Pilzinfektionen
vor.
In dieser Überfamilie sind Blattflöhe und Blattsauger zusammengefasst, die nach verschiedenen Merkmalen in unterschiedliche
Familien eingeordnet werden (Psyllidae, Triozidae, Carsidaridae, Spondyliaspidae).
In dieser Überfamilie gibt es mindestens ein Mitglied, dass Echinodorus befällt. Eine bisher nicht identifizierbare
Art von Blattfloh, wurde zusammen mit E. bleheri aus Asien nach Deutschland
verschleppt. Die Tiere sind ca. 2 bis 3 mm lang und springen sehr gut. Die betroffenen Pflanzen welken durch die
Saugtätigkeit an den Blättern.
Birnblattsauger Psylla piri und Psylla pirisuga
Bereits im Frühjahr sorgt die Saugtätigkeit dieser Insekten für Verkrüppelungen an den Blättern. Die Triebspitzen sind mit
Honigtau bedeckt, auf dem sich Schwärzepilze ansiedeln.
Es sind zwei verschiedene Arten, die als "Birnenblattsauger" auftreten. Psylla piri lebt ganzjährig am Birnenbaum.
Dort entwickeln sich bis zu 4 Generationen im Jahr. Die Larven sind recht beweglich und wandern von Blatt zu Blatt.
Psylla pirisuga sitzt nur bis zum Sommer auf der Birne und ist ab Juli auf
NadelGehölzen zu finden. Von dieser Art entwickelt sich ur eine Generation im Jahr. Jeweils Ende März und Ende Mai werden von
den Weibchen große Mengen (etwa 1000) Eier auf der Blattunterseite abgelegt.
Zu den natürlichen Feinden der Birnblattsauger gehören Raubwanzen und Schlupfwespen. Diese Tiere zu schützen und ihr Vorkommen zu fördern ist eine gute
Möglichkeit den Befallsdruck zu senken.
In der Überfamilie gibt es nur eine Familie, die Aleyrodidaea (Mottenschildläuse, Weiße Fliegen). Mottenschildläuse haben
weiß bepuderte Flügel und sehen aus wie ganz kleine Motten. Es gibt etwa 1100 Arten in verschiedenen Gattungen (Aleyrodes,
Asterobemisia, Pealius, Siphoninus, Dialeurodes, Trialeurodes, Bemisia, Aleurotuba). 17 Arten kommen in Europa vor. Die
einzelnen Arten sind schwer zu unterscheiden. In Europa sind vor allem Trialeurodes vaporariorum und Bemisia
tabacci von Bedeutung. Diese Arten befallen in Gewächshäusern und Wintergärten zahlreiche Zier- und Nutzpflanzen. Die Art
wird von Schlupfwespen (z. B. Encarsia fomosa) parasitiert. Diese werden als Nützlinge gezüchtet und verkauft. Auch
die Raubwanze Macrolophus caliginosus wird zur Bekämpfung der "Weißen Fliege" genutzt.
Im Freiland ist bei uns nur die Kohlmottenschildlaus (Aleyrodes proletella) von Bedeutung.
Tabakmottenschildlaus - Bemisia tabacci GENNADIUS
Die Tabakmottenschildlaus gehört zu den wichtigsten Schädlingen in Gewächshauskulturen und im haus. Im Freiland tritt sie
nicht auf. Sie überlebt den Winter bei uns nicht. Die Tiere sind etwa 1 mm lang. Der Körper ist gelblich. Die Flügel sind
weiß und mit weißem Wachs bepudert. Typisch sind die wahllos auf der Blattunterseite verteilten Eikokons und gelben Larven.
Bei Trialeurodes sind Eier und Larven deutlicher gruppiert und heller. Die Pupparien von Bemisia sind am
hinteren Ende etwas zugespitzt. Horizontale Fortsätze, die bei den Puparien von Trialeurodes vorhanden sind, fehlen
bei dieser Art.
Bemisia ist etwas problematischer als die normale "Weiße Fliege". Sie ist gegen viele Schädlingsbekämpfungsmittel resistent
und wird nicht von den selben Schlupfwespen parasitiert wie Trialeurodes.
Die erwachsen Tiere von Bemisia und Trialeurodes unterschieden sich wenig. Bei Bemisia liegen die Flügel
in Ruhe dachartig über dem Körper. Bei Trialeurodes sind die Flügel flacher über dem Körper.
Kohlmottenschildlaus - Aleyrodes proletella
Die Kohlmottenschildlaus ist die einzige Weiße Fliege, die bei uns im Freiland wirtschaftliche Schäden verursacht. Sie
saugt an Kreuzblütern, vor allem an Kohl.
Die Tiere sind 1,5 bis 2 mm groß. Typisch sind die dunklen Flecken auf dem Flügeln.
Die Entwicklungsdauer für eine Generation beträgt 3-6 Wochen. Ein Weibchen legt 150 Eier. Es gibt bis zu 5 Generationen pro
Jahr.
Die Bedeutung der Kohlmottenschildlaus hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Aufgrund der Lebensweise und der
fehlenden Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln, gestaltet sich ihre Bekämpfung derzeit schwierig.
Milde Winter und trockene, warme Sommer fördern die Vermehrung und Ausbreitung, da die Weibchen milde Winter überleben
können.
Synonyme: A. brassica, A. brassicae, A. chelidonii, A. youngi
In der Überfamilie sind alle Schädlinge zusammengefasst, die wir im Volksmund als Blattläuse bezeichnen. Sie haben einen sackförmigen Körper, mit schlanken Beinen, oft langen Fühlern und teilweise Siphonen (Fam. Aphididae, Röhrenläuse) am Hinterleib.
Blattläuse sind Phloemsauger. Das heißt, dass sie die zuckerführenden Leitgefäße der Pflanzen anstechen und
sich von dem Pflanzensaft ernähren. Ihre Ausscheidungen (Honigtau) sind entsprechend zuckerhaltig. Daher sind sind sie
beliebte Nahrungsquellen für Ameisen, die ausgeschiedene Tropfen sorgfältig sammeln und wegtragen. Fressfeinde von
Blattläusen werden von den Ameisen bekämpft um diese Nahrungsquelle zu schützen. Bienen sammeln den Honigtau ebenfalls
(Waldhonig). Es gibt auch Pilze, die auf dem klebrigen Honigtau siedeln.
Abhängig von der Art bevorzugen Blattläuse bestimmte Pflanzen, aber auch Positionen auf der Pflanze (Blüten,
Blattachseln, Blattunterseite, zwischen Rindenschuppen etc.). Entsprechend unterschiedlich können auch die Symptome an der
Pflanze sein (Triebstauchungen, Blattrollen, Verkrüppelungen, Verkleinderung der Blattfläche, Bildung von Gallen,
Chlorosen).
Zusätzlich zu den direkten Schäden, verursachen Blattläuse auch als überträger von Viren Schaden. Einige
Pflanzenviren werden persistent übertragen. Das heißt sie werden von der Blattlaus aufgenommen und vermehren sich in ihr. Sie
wandern in die Speicheldrüse und werden bei erneutem Saugen wieder abgegeben. Der Zeitraum zwischen der Aufnahme des Virus
und dem Erreichen der Speicheldrüse wird als Latenszeit bezeichnet. Sie kann Stunden oder Tage dauern. Einige Viren bleiben
während der gesamten Lebensdauer des Wirtes aktiv andere werden innerhalb weniger Tage oder Wochen wieder vollständig
abgegeben. Nicht persitente Pflanzenviren haften nur äußerlich an den Stechborsten der Läuse. Sie vermehren sich dort nicht
und können auch nur Minuten bis Stunden überleben. Bei der Häutung gehen sie verloren, weil sie nur an der Oberfläche des
Tieres haften. Persistente Viren "leben" vor allem im Phloem und im Mesophyll. Nicht persistente Viren bleiben in der
Epidermis.
Einige Blattläuse können sehr viele verschiedene Viren übertragen. Die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus
persicae) ist Vektor für mehr als 100 persistente und nicht persistente Viren.
Viele Blattläuse vermehren sich vivi-ovipar. Bei manchen findet eine Wechsel zwischen einem Sommer- und einem
Winterwirt statt. Am Beispiel der Haferblattlaus sind das Hafer und die Traubenkirsche. Dabei wird die Pflanze als Hauptwirt
bezeichnet auf der die Eier abgelegt werden. Die Haferblattlaus schlüpft z. B. auf der Traubenkirsche aus dem Ei. Ein Teil
der Tiere bildet Flügel aus und wandert auf den Hafer (Stammmütter). Dort vermehren sich die Tiere durch Jungfernzeugung und
die Produktion von lebenden Nachkommen. Dadurch können sehr schnell sehr viele Blattläuse produziert werden, die wiederum zum
Teil geflügelt sind und neue Gebiete erschließen. Zum Ende des Sommers werden auch geflügelte, männliche Tiere geboren, die
zusammen mit ebenfalls geflügelten Weibchenmüttern auf den Winterwirt fliegen. Die Weibchenmütter bringen Weibchen zur Welt,
die sich mit den Männchen paaren und dann Eier auf dem Winterwirt ablegen können.
Wegen der hohen Vermehrungsraten ist eine Bekämpfung der Blattläuse nicht einfach. Es werden teilweise
Resistenzen gegen Insektizide ausgebildet. Biologische Bekämpfung ist möglich in dem die Tiere regelmäßig von den Pflanzen
abgespült werden (z. B. bei Seerose). Ein Bepinseln mit Öl (Pflanzenöle, Parasommer-Öl) bewirken das Ersticken der Läuse.
Einige Nützlinge können effektiv gegen Blattläuse wirken, wenn diese nicht von Ameisen verteidigt werden. Dazu gehören die
Larven von Marienkäfern, Florfliegen, Schwebfliegen (Episyrphus balteatus) und Gallmücken (Aphidoletes
aphydimyza). Schlupfwespen (Aphidius, Aphelinus, Praon und Lysiphlebus) sind Nützlinge, die
ihre Eier in Blattläuse ablegen. Ihre Larven entwickeln sich dann in den Wirten und fressen sie von innen her auf.
Röhrenläuse sind die typischen, bekannten Blattläuse. Es handelt sich um kleine (kleiner als 5 mm) saugende Insekten. Es gibt tausende von Arten in verschiedenen Gattungen. Sie durchlaufen jährlich mehrere Generationen, die teilweise lebend geboren werden und teils aus Eiern hervorgehen (vivi-ovipar). Viele wechseln zwischen einem Sommer- und einem Winterwirt. Im Sommer vermehren sie sich meist parthenogen (ohne Befruchtung mit lebdenden Jungen) und dadurch sehr schnell. Die Artbestimmung ist oft schwierig und basiert auf der Farbe und Länge von Fühlern und Siphonen. Allerdings ändern die Tiere abhängig von Wirt, Jahreszeit oder Alter ihre Färbung zum Teil. Beispielsweise gibt es die Langröhrige Weidenblattlaus (Aphis farinosa) in orange, grün, grau-grün und schwarz.
Fressfeinde von Blattläusen
Blattläuse sind klein und völlig wehrlos. Ihre überlebensstartegie besteht darin möglichst viele Nachkommen in sehr kurzer Zeit zu produzieren.
Das macht sie zu idealen Futtertieren für alle Arten von räuberischen Insekten und anderen kleinen Räubern.
Blattläuse sind Beutetiere von Marienkäfern und ihren Larven. Sie werden von den Larven von Florfliegen und Schwebfliegen gefressen.
Gallmücken legen ihre Eier in Blattlauskolonien ab. Die orangen Larven fressen nach dem Schlupf im Zeitraum von etwa einer Woche ca. 50 - 100 Blattläuse bevor sie sich verpuppen.
Jede einzelnen Florfliegenlarven frisst etwa 500 Blattläuse innerhalb ihrer Entwicklungszeit von gut 3 Wochen.
Außerdem dienen sie Raubmilben, Raubwanzen, Wespen, Hornissen und Ohrenkneifer als Nahrung.
Fallen Blattläuse auf den Boden werden sie dort von Käfern und Spinnen erwartet.
Schlupfwespen lege ihre Eier in Blattläusen ab und die Larven entwickeln sich in den Plagegeistern, während sie sie von innen auffressen.
Diese Nützlinge helfen, eine übermäßige Vermehrung der Blattläuse zu vermeiden. Sie sind aber auch dringend auf Blattläuse als Nahrung angewiesen.
Darum ist auch die Blattlaus im Garten wichtig und sollten auf Brennnesseln, Disteln oder Getreide und Kapuzinerkresse geduldet werden.
Diese Pflanzen dienen als Lockpflanzen (z. B. unter Rosen) und ermöglichen es, dass sich immer Nützlinge im Garten aufhalten und sofort jede neue Blattlauskolonie besiedeln.
Sie versorgen die Nützlinge, wenn auf Zier- und Nutzpflanzen keine Beute zu machen ist.
Getreideblattläuse sind hoch spezialisiert und befallen keine anderen Pflanzen.
Darum werden zur Nützlingsfütterung in Gewächhäusern Töpfe mit Getreide und Getreideblattläusen in die Bestände gestellt.
Bei der Beschreibung der einzelnen Blattlausarten sind auch ihre natürlichen Gegenspieler angeführt.
Schwarze Bohnenlaus oder Schwarze Rübenlaus - Aphis fabae
Diese Blattlaus ist relativ häufig und befällt verschiedene krautige Pflanzen.
Die Tiere sind breit oval, 1,7 mm bis 2,7 mm lang und matt schwarz bis dunkelgrün.
Die Fühler und die Beine sind heller und haben dunkle Spitzen.
Die Schwarze Bohnenlaus ist eine wirtswechselnde Art. Sie überwintert als Ei auf dem Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) oder am Gewöhnlichen Schneeball (Viburnum opulus).
Im März schlüpfen die ersten Tiere. Im April fliegen sie auf ihre Sommerwirte.
Im Sommer vermehren sie sich unter anderem auf Ackerbohnen, Gartenbohnen, Kartoffeln, Zuckerüben, Rote Bete und Mohn.
Die Stammform wird als Aphis fabae fabae bezeichnet.
Es wurden verschiedene weitere Unterarten identifiziert, die andere Sommerwirte befallen (z. B. Springkraut, Schwarzen Nachtschatten und Kletten). Diese gehen aber wohl nicht auf die Bohnen.
Die Verbreitung im Sommer erfolgt durch geflügelte und ungeflügelte weibliche Tiere, die lebende Junge zur Welt bringen.
Durch den Befall verkrüppeln die Triebspitzen. Auf dem Honigtau siedeln sich Schwärzepilze an. Oft werden die Läuse von Ameisenkolonien bewacht.
Nützlinge können den Befall oft in Grenzen halten.
Ab September werden männliche Läuse geboren, die sich mit den Weibchen paaren. Dann wandern geflügelte Tiere auf die Winterwirte und legen Wintereier.
Grüne Apfelblattlaus - Aphis pomi
Blattlaus, die ganzjährig am Apfelbaum zu finden ist. Grün mit dunklen Fühlern, Beinen und Siphonen.
Durch das Saugen an den Blättern verursacht sie ein Einrollen der Blätter und Verkümmern der Triebspitzen.
Als Schadensschwelle gelten 8-10 Kolonien/100 Triebe im Mai bis August. Dann ist eine Bekämpfung nötig.
Kleine Johannisbeertrieblaus - Aphis schneideri
Die Läuse sind 1,8-2 mm lang. Sie sind dunkel blau-grün gefärbt und mit weißem Wachs bedeckt.
Sie überwintern als Ei an den Triben der Johannisbeere und schlüpfen im Frühjahr.
Im Sommer bilden sich geflügelte Formen, die auf andere Johannisbeeren abwandern.
Deren Nachkommen sind wieder ungeflügelt und vermehren sich bis zum Herbst weiter ungeschlechtlich.
Im Herbst treten Geschlechtstiere auf, die sich paaren und Wintereier an den Trieben ablegen.
Die Blätter an befallenen Trieben verformen sich und bilden feste Blattnester in denen die Läuse sitzen.
Honigtau und Schwärzepilze treten auf.
Die Kleine Johannisbeertrieblaus kann den Johannisbeer Ader-Bänderung Virus (Gooseberry vein-banding-Virus) übertragen.
Befallenen Triebspitzen sollten im Frühjahr rechtzeitig entfernt werden. Nützlinge in Form von Schlupfwespen einsetzen und/fördern.
Die Schlupfwespen Aphidius colemani und Aphidius matricariae parasitieren die Blattläuse. Die Tiere werden unbeweglich, schwellen an und verfärben sich braun.
Die Larve der Wespe entwickelt sich in der mumifizierten Laus und schlüpft dann durch ein rundes Loch im Rücken aus der leeren Hülle.
Apfelfaltenläuse: Rosige Apfelfaltenlaus - Dysaphis devecta, Apfelfaltenlaus - Dysaphis anthrisci und andere
Mehrer Arten der Gattung Dysaphis verursachen auffallend rot-gelbe Blattwölbungen und bei stärkerem Auftreten bleibende Blattschäden.
Die Rosige Apfelfaltenlaus (Dysaphis devecta) ist nur aus West- und Osteuropa bekannt. Sie kommt zum Beispiel in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und Rumänien vor.
Die erwachsenen Tiere sind 1,8 bis 2,4 mm lang. Sie sind grau bis dunkel grau-blau gefärbt und weiß bepudert. Die Siphonen und Fühler sind schwarz. Die Nymphen sind rosa bis blaugrau.
Diese Apfelfaltenlaus bleibt das ganze Jahr auf dem Apfel.
Ab Anfang März bis Anfang April schlüpfen aus den Wintereiern an der Rinde Stammmütter, die geflügelte und ungeflügelte Nachkommen bekommen.
Ende April bis Ende Juni vermehren sich die Läuse und verbreiten sich von einem Apfelbaum zum nächsten. Im Juni werden dann Männchen und Weibchen geboren und es kommt zu Paarungen.
Ab Mitte Juni werden dann die Wintereier abgelegt aus denen dann im darauffolgenden März wieder Stammmütter schlüpfen.
Einige Apfelsorten (z. B. Gala, James Grieve) sind resistent gegen dies Läuseart. Andere (Elstar, Idared und Golden Delicious) sind dagegen sehr anfällig.
Schadensschwelle: 3-8 Kolonien/100 Triebe im März - Juni. meist ist eine Bekämpfung nicht nötig.
Die Apfelfaltenlaus (Dysaphis anthrisci) wechselt im Juni auf den Wiesenkerbel und kehrt erst im Oktober zur Eiablage auf den Apfel zurück.
Die Art ist weit verbreitet, tritt aber nur lokal begrenzt auf.
Dysaphis chaerophylii ist eine wenig bedeutende Art, die nur in Deutschland und in einigen Teilen der Niederlande als Apfelschädling bekannt ist.
Im Sommer sitzen die Läuse auf dem Behaarten Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum) und verwandten Arten. Dysaphis braconii nutzt als Sommerwirt Baldrian und
Dysaphis radicola findet man im Sommer auf Ampfer.
Mehlige Apfelblattlaus - Dysaphis plantaginea
Ein weit verbreiteter Schädling an Apfel. Die Art kommt in Europa, Nordamerika, Südamerika, Afrika und Asien vor.
Die Läuse sind blauschwarz, ältere Tiere sind mehlig bepudert. Die lebendgebährenden Weibchen sind 2,1 bis 2,6 mm lang.
Die ersten läuse im Frühajhr befallen die Knospen und jungen Blätter. Im Mai und Juni gibt es große, dicht besetzte Kolonien an den befallenen Trieben.
Im Juni und Juli treten geflügelte Tiere auf, die auf Wegerich (z. B. Spitzwegerich Plantago lanceolata) abwandern. Bis in den August hinein sind aber noch Tiere an den Apfelbäumen zu finden.
Im Herbst kehren die Tiere auf die Bäume zurück und legen Wintereier an der Rinde und in Knospenschuppen ab.
Diese Art ist die bei weitem schädlichste Blattlausart am Apfel. Sie verursacht starkes Blattrollen und gelbe oder braune (nie rote!) Blattverfärbung, Triebstauchungen, "Blattlausäpfel" (verkrüppelte Früchte).
Schadensschwelle: 1-3 Kolonien/100 Triebe im Mai bis August.
Mehlige Birnenblattlaus - Dysaphis pyri
Sie ist die wichtigste Blattlaus an Birnen. Sie kommt in Europa, Nordafrika und Asien vor. Die Tiere sind 1,3 bis 2,5 mm lang.
Der Körper ist rosa und mehlig bepudert.
Die Läuse überwintern an der Birne. Kurz vor der Blüte schlüpfen die Stammmütter. Sie vermehren sich zunächst ohne schwere Schäden zu verursachen und ihre Nachkommen wandern im Juni auf Labkraut ab.
Im Spätsommer kehren die Läuse zurück auf die Birne. Dann entstehen Verkrüppelungen mit eingerollten, verdrehten, gelben Blättern, die später schwarz werden.
Auch junge Früchte werden angestochen. Sie verkrüppeln ebenfalls. Außerdem siedeln sich auf dem Honigtau der Läuse Rußpilze an.
Die Bäume werden geschwächt und der Ertrag ist geringer.
Johannisbeerblasenlaus - Cryptomyzus ribis
Die Johannisbeerblasenlaus überwintert an den Knospen von Johannisbeeren. Sobald die Blätter sich entfalten schlüpfen die Läuse und beginnen an der Blattunterseite zu saugen.
Dadurch bilden sich Blasen und Beulen in den Blättern. Bei roten Johannisbeersorten sind die Beulen rot verfärbt. Bei der Schwarzen Johannisbeere sind sie gelblich grün.
Im Sommer verlässt die Laus die Johannisbeere und wechselt auf krautige Wildpflanzen (Ziest, Herzgespann und Taubnessel), die ihr als Sommerwirt dienen.
Im Herbst legen die Tiere dann wieder Wintereier auf den Johannisbeeren ab.
Die Schäden sind sehr auffällig, aber der Strauch wird nur bei sehr starkem Befall geschwächt. Da auch keine anderen Kulturpflanzen geschädigt werden ist eine Bekämpfung ist meistens unnötig.
Die Läuse können gut als Nahrung für Nützlinge dienen.
Apfelgraslaus - Rhopalosiphum insertum
Erste Blattlaus am Apfel im Frühjahr. Die Art wandert nach der Blüte in das Gras ab. Verursacht kaum Schäden, ist aber
wichtige Nahrungsquelle für Nützlinge. Als Schadensschwelle gelten 60 (!) Kolonien pro 100 Triebe im April und Mai. Erst dann ist eine Bekämpfung notwendig.
Sumpfpflanzenblattlaus - Rhopalosiphum nymphaeae
Diese kleine, schwarze Blattlaus lebt im Sommer auf Seerosen (Nuphar und Nymphaea), Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica), Pfeilkraut
(Sagittaria sagittifolia) und Rohrkolben (Typha). Diese Art ist fast weltweit
verbreitet. Die ungeflügelte Form ist 1,6 bis 2,6 mm lang, dunkel oliv bis braun und leicht mit Wachs bestäubt. Die Siphonen
sind lang, verdickt, vorwiegend hell, aber an der Spitze dunkel. Die geflügelte Form ist dunkelbraun bis glänzend schwarz.
Die Tiere überwintern als Ei an Schlehdorn (Prunus spinosa) und anderen Prunus-Arten. Die Tiere vermehren zunächst
parthenogen und vivipar. Zum Sommeranfang entwickelt sich eine geflügelte Generation, die auf den Sommerwirt wechselt. Im
Herbst fliegt eine andere geflügelte Generation auf den Winterwirt. Dort werden Männchen produziert. Nach geschlechtlicher
Fortpflanzung werden Wintereier abgelegt.
Starker Befall erzeugt bei den Sommerwirten Verformungen der Stängel und Blätter. Bei Befall der Blüten kommt es zusätzlich
zu Farbveränderungen.
Von befallenen Pflanzen sollten sie mit einem scharfen Wasserstrahl weggespült werden.
Bei den Röhrenläusen sind die Augen auf drei Facetten reduziert. Sie haben kurze Fühlerendfortsätze. Die Siphonen sind
porenartig, kegelförmig oder fehlen ganz. Oft haben sie Wachsdrüsen, die in Gruppen auf dem Körper verteilt sind. Ihre
Saugtätigkeit an führt oft zur Bildung von Gallen. Sie saugen hauptsächlich an Gehölzen einige Arten nutzen aber auch
krautige Pflanzen als Sommerwirt.
Blutlaus - Eriosoma lanigerum
Die Blutlaus ist ein Schädling an Apfelbäumen und verwandten ZierGehölzen wie Quitte, Feuerdorn, Weißdorn und Vogelbeere.
Die Laus ist weltweit verbreitet und häufig. Die Adulten sind 1,2 -2,6 mm lang, purpurbraun mit Wachsflocken bedeckt. Die
Fühler sind kurz und die Siphonen porenartig.
Den Winter überdauern wachslose Jungläuse. Sie verstecken sich in Rindenspalten am Stamm oder im Wurzelbereich. Im
Frühjahr ab März beginnt sie sich durch lebendgebärende Jungfern zu vermehren. Sie besiedeln vor allem Stellen an denen die
Rinde verletzt oder sehr dünn ist. An den Befallsstellen sind watteähnliche, weiße Wachsfäden zu sehen. Sie quellen aus Holz-
oder Schnittwunden, den Knospen von Neutrieben oder Stammausschlägen. Später entstehen blasige, krebsähnliche Schwellungen
auf der Rinde. An älteren Stämmen mit schwammiger Rinde und freigelegten Wurzeln entstehen bis zu faustgroße Geschwülste.
Die Vermehrungsrate ist stark durch das Wetter und die Schwankungen in der Zusammensetzungen des Pflanzensaftes beeinflusst.
Hohe Temperaturen hemmen die Vermerhung, so dass die Kolonien im Sommer meist kleiner sind. Im Sommer (Juli) treten einige
geflügelten Tiere auf, die neue Bäume besiedeln.
Apfelsorten sind unterschiedlich stark anfällig für Blutlausbefall. ´James Grieve´, ´Boskoop´ und
´Cox Orange´ gelten als besonders anfällig. ´Berlepsch´ und ´Ontario´ sind weniger stark
betroffen. Die Schadschwelle ab der eine Bekämpfung nötig ist, liegt bei 8-12 Kolonien auf 100 ästen.
Wirksame Bekämpfungsmethoden sind eine reduzierte Stickstoffdüngung und sorgfälltiger Rückschnitt. Lose Rindenschuppen
sollten abgebürstet werden, um den Tieren die überwinterungsplätze zu nehmen. Die Blutlauszehrwespe (Aphelinus mali) ist ein Nützling, der bei
der Bekämpfung hilft. Die Weibchen legen ihre Eier in die Blutläuse und die Larven ernähren sich dann von ihnen.
Die wespe kann bis zu 10 Generationen im Jahr durchlaufen und kann Blutläuse effektiv im zaum halten. Sie ist aber anfällig für Insektizide.
Bei akutem Befall helfen spezielle Insektizide, die direkt auf die Befallstellen aufgebracht werden. Zum Schutz von Bienen
sollte das nach der Blüte im Juni geschehen. Auch eine Winterspritzung ist möglich.
Ulmen-Gallenlaus - Tetraneura ulmi
Die Ulmen-Gallenlaus ist ein Nordwesteuropa, Asien und Nordamerika verbreitet. Sie saugt an den Blättern von Ulmenarten.
Auf der Blattoberseite bilden sich auffallend große, bohnenförmige Gallen auf kurzen Stielen.
Diese Gallen sind hohl und bis 1,5 cm groß. Im Sommer sind erst grün, werden dann aber später braun.
Es können mehrere auf jedem Blatt sein. Der Baum nimmt dadurch keinen Schaden.
In den Gallen sitzen die ungeflügelten, gelblichen Läuse unter weißen Wachsflocken. Im Sommer öffnen sich die Gallen von selbst.
Dann verlassen geflügelte, schwarze Läuse die Ulme und fliegen auf Gräser, die ihnen als Sommerwirt dienen.
Sie vermehren sich an den Gräsern ungeschlechtlich und saugen an den Wurzeln. Ameisen besuchen diese Kolonien, um Honigtau zu sammeln.
Im Herbst (September) wandern die Läuse zurück auf die Ulme. Dort treten dann Geschlechtstiere auf, die sich paaren.
Jedes befruchtete Weibchen legt ein einzelnes Winterei.
Im Frühjahr schlüpft daraus dann die erste Generation des Jahres.
Die olivgrünen Tiere kriechen zu den sich frisch entfaltenden Blättern und saugen auf der Unterseite zwischen den Blattadern.
Dadurch bilden sich auf der Oberseite die Gallen. In ihnen entwickeln sich innerhalb von 3 bis 4 Wochen aus gelblich grünen ungeflügelten Läusen, schwarze geflügelte Läuse.
Familie Coccidae (Napfschildläuse)
Der Körper des Weibchens bildet einen harten Schild. Teilweise ist dieser mit Wachs bedeckt. Jungtiere werden zum Teil lebend
geboren. Andere Arten legen Eier unter ihren Schilden ab. Zur biologischne Bekämpfung können Schlupfwespen eingesetzt werden,
die jedoch auf bestimmte Napfschildläuse spezialisiert sind. Es ist also für einen wirksamen Nützlingseinsatz wichtig die
Arten zunächst zu bestimmen.
Die San-José-Schildlaus (Quadraspidiotus perniciosus) wurde nach dem zweiten Weltkrieg nach Mitteleuropa eingechleppt.
Sie befällt äpfel, Birnen und Johannisbeeren. Als Gegenspieler wurden von 1954 bis 1984 immer wieder Zehrwespen der Art Prospaltella perniciosi ausgesetzt.
Sie haben sich etabliert und verhindern eine übermässige Vermehrung der Schildläuse.
Weiche Schildlaus, Gemeine Napfschildlaus, Zitrusschildlaus - Coccus hesperidum
Eine häufige Schildlaus an Zimmerpflanzen und im Gewächshaus. Die Art kommt auch im Freiland vor und ist nahezu weltweit
verbreitet.
Zu den Wirtpflanzen gehören Kamelien (Camelia), Waldrebe (Clematis), Christusdorn (Euphorbia
heterophylla), Feigen (Ficus), Geranien (Geranium), Efeu (Hedera), Farne und viele andere.
Der Schild des Weibchens ist 3,5 bis 5 mm lang, sehr flach und oval. Er ist durchscheinend gelb bis braun mit einer schwarzen
Längsrippe und rippenartigen Strukturen.
Die Art ist lebendgebärend und parthenogenetisch. Jedes Weibchen bringt etwa 1000 Jungtiere zur Welt. Die Larven wandern
einige Tage auf der Pflanze herum, bevor sie sich entlang der Mittelrippen der Blätter festsetzen.
Unter günstigen Bedingungen vermehren sich die Tiere das ganze Jahr. Im Alter von etwa 2 Monaten sind die Tiere
geschlechtsreif.
Diese Schildlaus wird von den Schlupfwespe Microterys flavus und Metaphycus flavusparasitiert.
Die Schlupfwespen saugen an den Eier und Nymphen. Sie legen ihre Eier in die Läuse und die Wespenlarven entwickeln sich in ihnen.
Parasitierte Schildläuse sind an einem oder mehreren dunklen Ringen zu erkennen die durch den Panzer schimmern. Die voll entwickelte Wespe schlüpft später
durch ein Loch im Deckel unter dem Schild heraus.
Halbkugelige Napfschildlaus - Saissetia coffeae
Saissetia coffea ist wie S. olea eine häufige Schildlaus in Gewächshäusern und in Innenräumen.
Sie bildet kreisrunde, hochgewölbte (halbkugelige), glatte Schilde, die 2-3 mm breit sind. Es gibt auch ovale Formen, die bis 4 mm lang
werden. Sie sind rotbraun bis schwarz. Sie befällt viele verschiedene Zierpflanzen. Darunter sind der Zierspargel
(Asparagus), Begonien (Begonia), Oleander (Nerium), Feigen (Ficus) und
Gartennelken (Dianthus).
Der Befall schädigt die Pflanzen meist nur wenig. Sie werden aber durch Honigtau und Schwärzepilze zum Teil stark verschmutzt.
Die Weibchen legen bis zu 2000 Eier unter ihrem Schild ab und sterben dann.
Die Laus ist auch in unbeheizten Gewächshäusern das ganze Jahr hindurch zu finden.
Diese Napfschildlaus wird von den Schlupfwespen Metaphycus flavus und Coccophagus lycimnia parasitiert.
Ölbaumschildlaus - Saissetia oleae
Saissetia olea ist eine häufige Schildlaus, die bei und in Innenräumen und Gewächshäusern vorkommt.
Sie ist 3 - 4 mm lang und 2 - 3 mm breit. Die Schilde können hellbraun bis schwarz gefärbt sein. Typisch ist eine heller
gefärbte vorspringede, H-förmige Zeichnung. Der Schild ist ovalen, gewölbten und etwa 1,5 - 2,5 mm hoch.
Es werden bis zu 2000 Eier von einem Weibchen abgelegt. Sie entwickeln sich unter dem Schild der Mutter.
Diese Schildlaus befällt vor allem holzige Pflanzenteile an Oleander, Ölbäumen, Zitrusgewächsen, Farnen und anderen Pflanzen.
Die Art wird von der Schlupfwespe Coccophagus lycimnia parasitiert, die als Nützling eingekauft werden kann.
Familie Diapdsidae (Austernschildläuse, Deckelschildläuse)
Zu dieser Familie gehören verschiedene Arten in unterschiedlichenen Gattungen. Die Bestimmung ist schwierig. Die Tiere sitzen
unter selbst gebildeten Schilden und sind darum nicht direkt zu sehen. Gegen Deckelschildläuse können Marienkäfer aus den
Gattungen Chilocorus und Lindorus, sowie Schlupfwespen (Encarsia citrina und Aphytis melinus) als
Gegenspieler eingesetzt werden.
"Afrikanische Kommaschildlaus"
Die "Afrikanische Kommaschildlaus" ist ein Mitimport aus Afrika. Die Tiere kamen mit Anubias in eine Wasserpflanzengärtnerei.
Der männliche Schild weiß, schmal und länglich mit einer Längsrippe. Die Schilde der Weibchen sind abgerundet dreieckig,
bräunlich und durchscheinend.
Die Tiere saugen zuerst in der Nähe der Blattmittelrippen an der Blattunterseite. Auf der Oberseite sind diese Befallstellen
erst als Aufhellungen, dann als gelbe Stellen und zum Schluss als Nekrosen sichtbar. Bei starkem Befall findet man die Tiere auch auf der Blattoberseite.
Setzt man Pflanzen mit befallenen Blättern unter Wasser, dann breiten sich die gelben Chlorosen und Nekrosen innerhalb weniger Tage flächig aus.
Die befallenen Blätter müssen entfernt werden. Die Tiere lassen sich wegspülen.
Eien Artbestimmung war nicht möglich.
Wollläuse findet man an fast allen Kulturpflanzen. Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Arten in unterschiedlichen
Gattungen. Die Unterscheidung ist schwierig, weil man wegen der Wachsbedeckung die Tiere selbst oft nicht sieht.
Durch das Saugen an den Blättern werden die Pflanzen geschwächt. Es kann zu Verkrüppelungen kommen. Die Wachsflocken machen
die Pflanzen unansehnlich. Zusätzlich wachsen oft Schwärzepilze auf dem Honigtau.
Eine chemische Bekämpfung ist mit systemischen Mitteln möglich. über den Saft der Pflanze nehmen die Läuse dann das Gift auf.
Kontaktgifte dringen meist nicht durch den Wachsmantel. Zur biologischen Bekämpfung können Australische Marienkäfer (Cryptolaemus sp.),
bzw. deren Larven eingesetzt werden. Auch Schlupfwespen aus den Gattungen Anagyrus, Aphytis und Leptomastix befallen Wollläuse.
Zitronenschmierlaus - Planococcus citri
Weit verbreitet und häufig ist die Zitrus-Schmierlaus (Planococcus citri Risso). Die erwachsenen Tiere sind 3 bis 4 mm
lang. Der Körper ist rosa, aber meist so dicht mit Wachsflocken bedeckt, dass das Tier selbst nicht mehr sichtbar ist. Die
wachsartigen Rand- und Caudalfortsätze sind kurz und dick.
Hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchte begünstigen die Entwicklung dieser Schädlinge. Es sind bis zu 8 Generationen im Jahr
möglich.
Schmierlaus oder Wolllaus - Pseudococcus affinis
Diese Schmierlaus ist 4 mm lang. Der Körper ist rosa und mit mehligem Wachs bedeckt. Am Hinterende hat das Tier
wachsartige Fortsätze, die etwas halb so lang sind wie der Körper. Der gesamte Körperrand ist von Fortsätzen gesäumt.
Die Eier werden in Haufen abgelegt. Sie sind in einen Eisack aus weißen Wachsflocken eingehüllt. Nach dem Schlupf wandern die
jungen Läuse über die gesamte Pflanze. Meist sitzen sie an geschützten Stellen wie den Blattachseln, Blattscheiden oder an
Knospen.
Die Tiere saugen an den Pflanzen Saft und schwächsen sie damit. Durch Honigtau und Wachsflocken werden die Pflanzen
unansehnlich.
Diese Art ist allgemein häufig und weit verbreitet an Zierpflanzen im Zimmer. Unter guten Bedingungen gibt es mehrer
Generationen im Jahr,
Die Art stammt aus den Tropen und Subtropen und überlebt bei uns im Freiland nicht.
P. affinis auf Elefantenohr (Haemanthus albiflos) Oben links sitzt auch ein Thrips.
Schmierlaus - Pseudococcus longispinus
Die Tiere haben wie P. affinis lange Caudalfortsätze sind aber nur etwa 2,5 mm groß.
Sie scheiden große Mengen an Honigtau aus. Die Art ist häufig an Kakteen, Lilien und Orchideen zu finden.
Käfer sind Insekten mit einer harten Panzerung, die auch eine Verhärtung der Vorderflügel einschließt. Sie haben beißende Mundwerkzeuge. Zahlreiche Arten sind Pflanzenfresser, es gibt aber auch Räuber.
Familie Curculionidae (Rüsselkäfer)
Mit ca. 50.000 Arten ist dies die größte Käferfamilie. In Mitteleuropa gibt es 168 Gattungen mit 1200 Arten. Die
Identifikation der Arten ist für den Laien (für mich zum Beispiel) nicht möglich (Harde und
Severa 1988).
Die Schnauze ist mehr oder weniger stark verlängert - teilweise gebogen - mit beißenden Mundwerkzeugen am Ende. Die Fühler
sitzen vorne an der Schnauze. Die Eier werden in Löcher gelegt, die in Pflanzen gefressen werden. Die Larven sind beinlos,
madenförmig und fressen sich meist im Inneren durch die Pflanze. Einige Arten fressen an den Wurzeln (z. B. Gefurchter
Dickmaulrüssler Otiorhynchus sulcatus).
Familie Scarabaeidae (Blatthornkäfer)
Unterfamilie Melolonthinae
Zu diesen Käfern gehört auch der Maikäfer. Unter diesem Trivialnamen sind in Deutschland drei Arten bekannt.
Am weitesten verbreitet ist Melolontha melolontha, der Feldmaikäfer. Der Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani)
hat ein kleineres Verbreitungsgebiet. Er bevorzugt sandige Heide- und Waldböden. In Südwestdeutschland gibt es kleine
Vorkommen von Melolontha pectoralis.
Den Namen Maikäfer haben die Tiere, weil die erwachsenen Käfer im Mai zu fliegen beginnen. Die Eier der Käfer
werden in den Boden abgelegt. Dort fressen die Larven, die als Engerlinge bekannt sind, an Wurzeln. Ihre Entwicklung zum
Käfer dauert drei bis fünf Jahre. Es gibt in den betroffenen Regionen "Flugjahre" in denen die Käfer massenhaft auftreten. Je
nach Entwicklungsdauer treten dann alle drei, vier oder fünf Jahre massenhaft Maikäfer auf, die dann wieder Eier legen aus
denen dann wiederum nach drei, vier oder fünf Jahren die neuen Käfer hervorgehen und ausschwärmen.
Früher traten Maikäfer oft in Massen auf und frassen Laubbäume vollständig kahl. 1911 sollen in der
Rheinpfalz 22 Millionen und 1915 14 Millionen Käfer gefangen worden sein. Durch Bekämpfungsmaßnahmen mit massiven Einsatz von
Insektiziden, die von Hubschraubern aus um 1950 bis 1960 versprüht wurden, wurde die Zahl der Käfer stark reduziert.
Das Hauptproblem ist der Frass der Engerlinge an den Wurzeln von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Die
Schäden können zu Totalverlusten bei Kartoffeln und Getreide führen. Es werden aber auch die Wurzeln von Gräsern gefressen,
so dass auch Weideland und Rasenflächen geschädigt werden.
Feldmaikäfer - Melolontha melolontha
Der Käfer ist 2 bis 3 cm lang. Er ist kastanienbraun und mit weißlichen Haaren bedeckt. Auf den Flügeldecken sind 5
Längsrippen. Der Hinterlaib endet in einer stumpf abwärts gerichteten Spitze. Man sieht im nur im Mai oder Juni. Sie sind in
der Dämmerung aktiv und fliegen meist zum Licht. Sie fressen Blätter, Blüten und Knospen an Laubbäumen. nach einigen Wochen
gräbt sich das Weibchen 15-20 cm tief ein und legt 12 bis 30 Eier. Nach etwa 4 Wochen schlüpfen die Larven.
Die Larven sind weiß. Das letzte Körpersegment wirkt wegen des durchscheinden Darms dunkel. Kopf und Beine sind glänzend
braun. Sie sind etwa 3 bis 3,5 cm lang. Sie fressen etwa 3 Jahre lang an den Wurzeln und Knollen verschiedener Pflanzen. Im
dritten Sommer verpuppen sich die Tiere in etwa 60 cm Tiefe und entwickeln sich innerhalb von 6 Wochen zum Käfer. Der Käfer
bleibt bis zum nächsten Frühjahr in der Erde.
Der Maikäfer gehört in der Regel nicht zu den Schädlingen im Garten. Die Larven fressen an den Wurzeln von Gräsern,
verursachen aber nur selten im Hausgarten schwere Schäden, da sie kaum in relevanten Mengen auftreten.
Etwa alle drei bis sechs Jahre kommt es in einigen Regionen zu einem vermehrten Auftreten der Käfer. Dann können auch
stärkere Schäden an Laubghölzen vorkommen.
Die Engerlinge von Maikäfern und die Larven anderer Arten aus der Familie sind sich sehr ähnlich.
Familie Chrysomelidae (Blattkäfer)
Die Blattkäfer gehören zu den artenreichsten Käferfamilien überhaupt allein in Europa kommen fast 600 Arten in über 70
Gattungen vor. Die meisten sind Pflanzenfresser. Die Larven fressen frei an den Blättern, Stängeln oder Wurzeln oder leben
als Minierer in den Wurzeln oder Stängeln.
Als "Hähnchen" (Unterfamilie Criocerinae) werden Blattkäfer bezeichnet, die durch das Aneinanderreiben von Chitinleisten
am hinteren Ende des Thorax und dem vorderen Ende des Abdomens Laute erzeugen. Das erzeugte Zirpen ist hörbar, abhängig von
der Größe der entsprechenden Art aber unterschiedlich laut. Je größer das Tier desto besser der Sound.
Auch der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlinetata) gehört zu den Blattkäfern (Unterfamilie Chrysomelinae).
Kartoffelkäfer - Leptinotarsa decemlineata
Der Kartoffelkäfer ist etwa 1 cm groß. Seine Flügeldecken sind gelb und haben 10 schwarze Linien. Der Halsschild ist
orange mit schwarzen Flecken. Die Eier werden nach dem Austrieb des Kartoffelkrauts an der Blattunterseite in Gruppen von 20
bis 30 Stück abgelegt. Ein einzelnes Weibchen kann bis zu 2000 Eier im Jahr legen. Die frisch geschlüpften Larven sind zuerst
braun-schwarz. Später sind sie orange mit schwarzen Flecken.
Die Käfer überwintern im Boden. Sie können älter als zwei Jahre werden.
Sowohl die Käfer als auch die Larven fressen an den Blättern von Kartoffelpflanzen. Bei starkem Befall bleiben nur die
Blattrippen übrig. Durch den Blattverlust ist die Pflanze nicht in der Lage ausreichend Speicherstoffe zu bilden, so dass die
Knollen klein bleiben.
Außer Kartoffeln werden auch Auberginen (Italien) und Tomaten (USA) befallen.
Stetige Kontrolle und regelmäßiges Absammeln ist die effektivste Bekämpfungsmethode.
Die biologische Bekämpfung mit Bacillus-thuringiensis-Präperaten ist bei jungen Larven möglich.
ältere Larven und Käfer können mit chemischen Präparaten bekämpft werden.
Die ursprüngliche Heimat des Käfers ist in Colorado. Dort wurde er 1824 entdeckt.
Er frass an dem wilden Nachtschattengewächs Solanum rostratum (Büffelklette).
Diese natürliche Nahrungspflanze stand nur vereinzelt in der Vegetation und der Käfer war eher selten.
Mit dem Beginn des großflächigen Anbaus von Kartoffel (Solanum tuberosum) in Colorado 1850 siedelte der Käfer auf die Kartoffel um.
So wurde das Nahrungsangebot für den Käfers stark vergrößert.
Dadurch wurde die Vermehrungsrate erhöht und durch Populationsdruck ein Wandertrieb ausgelöst. Innerhalb von nur 15 Jahren
breitete sich der Käfer über den ganzen Nordamerikanischen Kontinent aus. Zusammen mit der Kartoffel wurde das Tier dann nach
Europa verschleppt. Bereits 1877 gab es die ersten Kartoffelkäfer in Mitteleuropa. Sie wurden zunächst in Schiffsladungen und
in Lagerschuppen gefunden. Aber auch auf einigen Feldern wurde sie in dem Jahr bereits entdeckt und mit großem Aufwand
vernichtet.
In der Zeit des Ersten Weltkriegs wurde der Käfer nicht ausreichend bekämpft und konnte sich in Europa etablieren. Einige
kleinere Populationen konnten immer wieder ausgerottet werden. Dann gelang es dem Käfer in Südfrankreich Fuß zu fassen. 1922
lebten die Tiere bei Bordeaux auf einer Fläche von 250 Quadratkilometern. Von dort begannen sie sich weiter auszubreiten.
Bereits 1936 flogen die ersten Käfer nach Deutschland ein. 1948 war dann das gesamte Bundegebiet befallen. Bis heute breitet
sich der Käfer stetig weiter Richtung Norden und Osten aus und kommt heute auch in Skandinavien und auf dem Balkan vor.
Da sein Auftreten in den Nachkriegsjahren besonders stark war und durch die Knappheit an Nahrungsmitteln besonders auffiel,
glaubten Viele die Käfer wären im zweiten Weltkrieg als biologische Waffe von den Amerikanern absichtlich nach Europa verschleppt worden.
Schwarzkopf-Lilienhähnchen - Lilioceris lilii
Dieser Käfer ist 6 bis 8 mm lang. Er ist rot und hat schwarze Beine und einen schwarzen Kopf. Charakteristisch sind
Einbuchtungen an den Seiten des Thorax. Von April bis Juni und dann wieder im September findet man den Käfer an Lilien,
Frittelarien, Zwiebeln, Schnittlauch und Maiglöckchen.
Die Käfer fressen an den Pflanzen und legen ihre orangen - später rotbraunen - Eier in Gruppen an der Blattunterseite ab.
Die Larven sind orange-braun. Ihr Hinterleib ist dick und der Kopf und die Beinbaare sind vergleichsweise winzig. Die
Tiere aus einem Gelege sitzen in einer Reihe unter dem Blatt. Die jungen Larven schaben zunächst die Blätter an der
Unterseite an und fressen später das Blatt von der Spitze her ganz. Ihren Kot lagern sie dabei auf ihrem Rücken ab, so dass
sie selbst nicht zu sehen sind. Sie fressen die Pflanzen oft völlig kahl. Die Larven verpuppen sich im Boden. Schlüpfen dann
im September als voll entwickeltes Tier um so zu überwintern.
Man kann die Käfer vor allem bei warmen sonnigem Wetter sehen. Dann sollte man sie einfach absammeln um die Schäden in
Grenzen zu halten. Die orangen bis braunen Gelege befinden sich auf der Unterseite der Blätter.
Gegen die Tiere hilft vor allem eine regelmäßige Kontrolle und das Absammeln.
Neembaum-Extrakte sollen gegen Käfer und Larven wirksam sein.
Geeignet sind auch Spitzmittel mit Pyrethrum und Öl.
Auch ein Sud aus Beifuß und Eichenrinde (Schacht Kräutergarten) oder mit Nikotin (1 Päckchen Tabak in 5 l Wasser aufkochen) soll wirksam sein.
Spitzungen mit Fensterreiniger (Sidolin) oder einer Mischung aus 1 Teelöffel Seife, 200 ml Spiritus auf einen Liter
Wasser vertreiben die Käfer und töten die Larven. Die Spritzungen müssen aber regelmäßig (etwa einmal die Woche) angewendet werden, damit sich auf allen Blättern ein Belag befindet.
Manchmal wird empfohlen Kaffeesatz unter die Pflanzen zu streuen.
Das scheint aber keine ausreichende Wirkung zu haben, da die Erfahrungsberichte dazu weit auseinander gehen.
Bei Gemüsekulturen kann man mit Hilfe von Kulturschutznetzen und Vliesen die Käfer fernhalten.
In Europa gibt es drei Arten der Gattung. Beim Rotbeinigen Lilienhähnchen (Lilioceris merdigera) sind die Beine und der Kopf so rot wie die Deckflügel.
Die Tiere befallen gerne Zwiebeln (Allium). Zu den natürlichen Feinden der Larven gehören auch Wespen.
Frittelaria uva-vulpes, im April mit Frassschaden vom adulten Lilienhähnchen. Schaden durch junge und größere Larven an Lilien.
Kastanien-Miniermotte - Cameraria ohridella
Die Kastanienminiermotte ist ein Kleinschmetterling. Die Tiere treten erst seit etwa 20 Jahren in Euraopa auf. Sie haben
sich sehr schnell ausgebreitet und sind heute überal in Mitteleuropa zu finden. In Deutschland trat dieser Falter zuerst
1993 auf. Woher die Art stammen ist unbekannt. Sie verursachen schwere Schäden an der Weißblühenden Rosskastanien (Aesculus hippocastanum).
Das adulte Tier ist eine kleiner Falter. Die Flügel sind metallisch rot-braun mit nach außen hin schwarz abgegrenzten
weißen Bändern. Die Hinterflügel sind federartig. Der Körper ist mit silbrigen Schuppen besetzt und auf dem Kopf sitzt ein
rotbrauner Schopf. Der Falter hat eine Flügelspannweite von nur 5 bis 7 mm. Er tritt überall dort auf wo es Roßkastanien
gibt.
Das Weibchen legt etwa 40, weiße, 0,2 - 0,3 mm lange Eier einzeln an der Blattoberseite ab. Die Raupen bohren sich durch
die Unterseite des Eis in das Blattinnere und leben dort in selbst erzeugten Hohlräumen, den Blattminen. Zunächst ernähren
sie sich von Pflanzensaft, später fressen sie auch Blattgewebe. Nach etwa vier Wochen sind sie von etwa 1 mm auf 5 mm
herangewachsen und verpuppen sich. Nach etwa 2 bis 3 Wochen bohrt sie sich an der Blattoberseite aus der Mine heraus und
schlüpft aus der Puppenhülle. Innerhalb von 24 Stunden suchen die Tiere dann nach einem Partner für die Paarung. Die
Entwicklungszeit ist so kurz, dass bis zu 4 Generationen pro Jahr heranwachsen. Den Winter überdauern die Tiere als Puppe im
herabgefallenen Laub.
Fressfeinde hat die Art bei uns nicht. Dadurch kann sie sich ungehindert ausbreiten. Natürliche Feinde aus dem
Herkunftsgebiet zu importieren ist nicht möglich, da die Herkunft der Motte unbekannt ist.
Es wird an der Entwicklung von Pheromonfallen gearbeitet und auch der Einsatz von Bakterien und Viren zur Bakämpfung
getestet. Bisher gibt es aber keine effektive Bekämpfungsmöglichkeit.
Das Laub sollte in jedem Fall entfernt und effektiv vernichtet, werden, damit die Puppen darin nicht überwintern
können.
Seerosenzünsler - Elophila nymphaeata
Der Seerosenzünsler gehört zur Familie der Pyralidae. Er ist ein häufiger Schädling an Wasserpflanzen. Neben Seerosen
werden auch andere Pflanzen befallen, darunter auch Potamogeton und Hydrocharis.
Die Falter haben eine Flügelspannweite von ca. 2 cm. Sie sind braun mit unregelmäßigen weiß-grauen Flecken. Die Raupe ist bis
2,5 cm lang, samtig, cremefarben mit einem dunklen Rückenstrich. Der Kopf und der Nackenschild sind bräunlich.
Die Weibchen leben ihre Eier im Juni und August auf der Blattunterseite oder an den Blattrand der Wirtspflanzen. Die Raupen
schlüpfen nach etwa 2 Wochen und bohren sich in die Blätter. Drei Tage bleiben sie im Blatt, dann kommen sie heraus und
bilden ein flaches, obvales Gehäuse aus zwei abgebissenen Blattteilen. Darin eingeschlossen wandern die Raupen auf der
Blattoberfläche (über oder unter Wasser) herum und fressen weiter. Bei Bedarf bauen sie einen größeres Haus. Wenn sie nicht
fressen treiben die Blattgehäuse frei auf dem Wasser. Im Herbst wandern sie an das Gewässerufer und überwintern dort. Im
Frühjahr fressen sie weiter. Im Frühsommer verpuppen sie sich und spinnen sich einen seidenen Kokon.
Die Schäden äußern sich in zerfressenene Blättern.
Eine Bekämpfung mit Insektiziden ist nicht zu empfehlen, weil Fische und andere Lebewesen im Teich gefährdet wären. Die
Gehäuse sollten mit der Hand abgesammelt werden.
Buchsbaumzünsler - Cydalima perspectalis (Syn. Glyphodes perspectalis)
Dieser kleine ostasiatische Falter erreicht eine Flügelspannweite von etwa 40 bis 45 Millimetern.
Die Flügel sind weiß gefärbt und haben einen breiten, braunen Rand.
Auf den Vorderflügeln reicht ein Streifen vom braunen Saum etwas in die Mitte hinein und hat dort eine halbmondförmige, weiße Markierung.
Die Raupen werden bis 5 cm lang. Sie sind gelbgrün bis dunkelgrün und haben schwarze und weiße Streifen und schwarze Punkte. Der Kopf ist schwarz.
Die Weibchen leben nur etwa eine Woche. Sie suchen für die Eiabalge gezielt nach Buchsbaum.
Die Raupen bauen sich Kammern aus Blättern, die sie sich zurechtbiegen und zusammenspinnen.
Sechs bis sieben Larvenstadien werden durchlaufen, dann verpuppt sich die Raupe. Zwei oder mehr Generationen entwickeln sich im Jahr.
Die letzte Generation überdauert den Winter als Puppe und schlüpft ab März. Die Falter fliegen bereits ab 7 °C.
Sie fressen die Blätter von Buchs und schwächen die immergrünen, langsamwachsenden Gehölze damit stark. Zunächst sind
die Schäden schwer sichtbar, da die Raupen von innen her die älteren Blätter fressen. Erst wenn sie auch an die jüngeren
Blätter gehen, sieht man die Schäden von außen.
Da die Raupen durch den Frass am giftigen Buchsbaum ungenießbar werden, fressen Vögel sie nicht. Wespen sammeln die Raupen ein, wenn sie sie finden.
Eine chemische Bekämpfung ist schwierig, da die Raupen durch die Gespinnste vor Kontaktgiften geschützt sind.
Auch Bt-Präparate sind nicht wirksam, weil die Raupen nur die Blätter im Inneren ihrer Gespinnste fressen.
Man kann den Boden um den Buchs mit Folie abdecken und die pflanzen mit einem scharfen Wasserstrahl (Hochdruckreiniger) abspritzen.
Die Raupen und Puppen können dann eingesammelt und vernichtet werden.
Der Buchsbaumzünsler stammt aus Asien (z. B. Japan, China, Indien). Vermutlich gelangte er mit Baumschuklware nach Europa.
Das erste Vorkommen in Deutschland wurde 2006 gemeldet. In der Schweiz und den Niederlanden fand man ihn 2007.
Zwei Jahre später wurden Vorkommen in Frankreich, Großbritannien und Österreich festgeestellt. Gleichzeitig bereitete sich der Falter nach Osten aus.
2011 wurde der Buchsbaumzünsler erstmals aus Ungarn, Rumänien und der Türkei gefunden.
Kohleule - Mamestra brassicae
Die Kohleule ist ein Nachtfalter aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae). Sie ist in Europa weit verbreitet und kommt
bis in Höhlenlagen von 2000 m vor. Sie ist ein bedeutender Schädling an vielen krautigen Pflanzen. Neben Kohl (Grünkohl,
Weißkohl, Futterkohl, Raps, Senf) werden auch Spinat, Salat, Rettich, Erbsen, Tomate und Kürbis und andere Gemüsesaorten
befallen. Auch Inkalilien (Alstromeria), Chrysanthemen (Chrysanthemum) und Nelken (Dianthus) werden
angefressen. Zu den Wirtspflanzen gehören auch Birken, Weißdorn, Lärchen, Kirschen, Eichen und Weide, sowie verschiedene
Wildkräuter (Wegerich etc.).
Der Falter ist grau-braun gemustert. Die Vorderflügel sind grau bis schwarzbraun mit schwarz gesäumter Zeichnung. Die
Hinterflügel sind bräunlich-grau. Er hat eine Flügelspannweite von 38-45 mm. Die Eier sind halbkugelig mit einem Durchmesser
von 0,65 - 0,8 mm und 0,4 mm Höhe. Sie sind deutlich sternförmig gerippt. Sie sind weiß und haben einene dunklen Mittelfleck
und auf halber Höhe einen gleich gefärbten Gürtel. Die Raupen sind 35-45 mm lang. Sie sind variabel gefärbt. Sie können hell
grün, braünlich grün oder schwarz-braun. Auf dem Rücken haben sie eine dunklere Mittellinie und 2 Streifen. An den
Körperseiten sind die Atemöffnungen (Stigmen) als weiße, schwarz umrandete Flecken sichtbar. Unterhalb der Stigmenlinie ist
der Körper meist heller gefärbt. Der Kopf ist hell braun. Junge Raupen sind hell grün mit weißer Linienzeichnung, gelben
Ringen zwischen den Segmenten und grünem Kopf.
Die Tiere überdauern den Winter als Puppe. Die Puppe ist 17-22 mm lang und rotbraun. Sie ist fein gepunktet. Sie hat zwei
kegelförmige Vorsprünge (Kremaster) am Hinterende auf denen zwei lange feine Dornen stehen.
Hauptsächlich fliegen die Falter im Juni bis Juli und August bis September. Bereits 5 bis 9 Tage nach dem Schlupf beginnen
sie mit der Eiablage. Die Weibchen legen in dieser Zeit 500 bis 1000 Eier in Gelegen mit bis zu 100 Eier an der Unterseite
von Blättern ab. Nach 7 bis 15 Tagen schlüpfen die Raupen. Sie sind nachtaktiv und fressen Fenster in die Blätter. ältere
Raupen skelletieren die Blätter bis auf die Blattrippen. An krautigen Zierpflanzen werden zum Teil auch Knospen und Blüten
geschädigt. Tagsüber sitzen die Raupen in den Blattachseln. Die Verpuppung erfolgt im Boden in lockeren Erdkokons. Im
August-September fliegt dann die zweite Falter-Generation und legt Eier. An Kohl fressen sich die Raupen der zweiten
Generation durch Gänge bis in das Herz von Kohlköpfen. Diese Gänge sind hinter ihnen mit Kotmassen ausgefüllt. Solche
Kohlköpfe sind nicht verwertbar und müssen entsorgt werden (Biotonne), bevor sich die Raupen zum Verpuppen in den Boden
zurück ziehen.
Der Kot ist ein deutliches Anzeichen - an diesem Grünkohl gibt es Kohleulen-Raupen!
Man kann Gemüse durch das Abdecken mit Vliesen schützen. Die Falter können ihre Eier dann nicht auf den Pflanzen
ablegen.
Bei nicht abgedeckten Pflanzen kann man ab Mitte Mai bei gezielten, wöchentlichen Kontrollen die Gelege finden und
zerdrücken. Bacillus thuringiensis ssp. aizawai ist gegen frei fressende,
junge Raupen wirksam. Mit zunhemdem Alter werden die Tiere widerstandsfähiger und Raupen, die sich ins Herz der Pflanzen
gefressen haben, sind nicht mehr ereeichbar. Zur biologischen Bekämpfung kann die Schlupfwespe (Trichogramma
brassicae) eingesetzt werden. Sie nutzt etwa 150 Schmetterlingsarten als Wirt, darunter auch die Kohleule, Kohlweißling
und Maizünsler. Die Schlupfwespen parasitieren die Eier der Schmetterlinge, in denen sie sich bis zum flugfähigen Vollinsekt
entwickeln und dabei ihre Wirte abtöten.
Großer Kohlweißling - Pieris brassicae
Der Kohlweißling ist ein Tagfalter aus der Familie der Pieridae (Weißlinge).
Wer Kohlgewächse im Gemüsegarten hat schätzt den Kohlweißling weniger. Die Raupen fresssen Grünkohl, Rosenkohl und Co. bis
auf den Strunk kahl. Alternativ besiedeln die Raupen aber auch Kapuzinerkresse.
Zur Bekämpfung von Raupen empfiehlt es sich sie einfach abzusammeln. Es gibt BT-Präperate zur biologischen Bekämpfung.
Der Kohlweißling gehört zu den Schmetterlingen, denen wir gut Nahrungspflanzen zur Verfügung stellen können.
Ihre Entwicklung zu beobachten ist interessant. Man sollte ihnen und anderen Schmetterlingen einen Ort im Garten zugestehen.
Man kann einfach etwas Kohl oder Kapuzinerkresse und Brennesseln (z.B. für den Admiral) in einer naturnahen Ecke des Gartens
stehen lassen. Ich freue mich immer über die Schmetterlinge in unserem Garten, aber ohne die kleine Raupe Nimmersatt gibt es
nun mal keine Schmetterlinge. Außerdem sind Raupen die Hauptnahrung für junge Meisen.
Spindelbaumgespinnstmotte - Yponomeuta cagnagella (Hübner)
Dieser kleine Schmetterling ist schneeweiß und hat schwarze Punkte auf den Flügeln. Die Flügelspannweite beträgt 20 bis
26 mm. Die Raupen fressen an Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus). Die jungen Raupen fressen sich durch Gänge in den
sich frisch entfaltenden Blätter. Später leben sie in Gruppen in auffälligen Gespinsten an den Trieben.
Apfelbaumgespinstmotte - Yponomeuta malinellus
Die Apfelbaumgespinnstmotte legt im Juli-August ihre Eier an dünnen Zweigen ab.
Sie sind mit einer sich verhärtenden Sekretschicht bedeckt. Die Raupen schlüpfen im Herbst und überwintern unter
der braunen, harten Sekretschicht.
Im April wandern sie zu den Knospen und minieren zunächst an den jungen Blättern.
Ab Mitte Mai sind die Raupen in Gruppen in dichten Gespinsten zu finden. Es kommt zu Skelettierfraß.
Wenn alle Blätter im Gespinnst gefressen wurden, wandern die Raupen zum nächsten Trieb. Bei starkem Befall kann der gesamte Baum eingesponnen sein.
Die Raupen seilen sich dann manchmal ab, um zu einem anderen Baum zu wandern. Im Juni verpuppen sich die Raupen.
Der schlüpfende Schmetterling ist etwa 2 cm groß. Er ist weiß mit schwarzen Punkten auf den Vorderflügeln. Die Raupen sind gelblich mit
schwarzer Kopfkapsel und schwarzen Beinen. Auf jedem Körpersegment ist auf jeder Seite ein schwarzer Fleck.
Eine effektive Bekämpfung ist nur möglich, bevor die Raupengespinste gebildet haben. Während der Blütezeit des Apfels kann
eine einmalige Spitzung mit Neem-Präperaten helfen. Es gibt weitere chemische Mittel, die früh und wiederholt angewendet
wirksam sind.
Gespinste kann man mit einem nicht zu scharfen Wasserstrahl aus dem Baum spülen. Leimringe am Stamm verhindern, dass die
Raupen wieder auf den Baum klettern. Vögel sammeln die Raupen ein. Sofern keine Brandgefahr besteht, können die Raupen am Boden auch mit einem Brenner für
die Unkrautbekämpfung abgeflammt werden.
Vorbeugend sollte ein Winterschnitt der Bäume erfolgen, der mit einer Kontrolle der Jungtiebe verbunden ist. Schnittgut muss
entfernt und wenn möglich verbrannt werden.
Durch den Verlust der Blätter wird der Baum geschwächt. Der Ertrag des Befalssjahres und manchmal auch der des Folgejahres
ist verringert.
Die Zweiflügler werden in die Unterordnung Nematocera (Mücken) und Brachycera (Fliegen) unterteilt. In beiden Gruppen gibt
es Pflanzenschädlinge und Nützlinge.
Mücken:
Familie Tipulidae (Schnaken)
Sehr langbeinige große, langsam fliegende Mücken. Die Tiere stechen nicht. Sie nehmen lediglich leicht zugängliche
Flüssigkeiten wie Nektar auf. Bei den Weibchen endet der Körper spitz, bei den Männchen ist er stumpf. Die Eier werden im
Boden abgelegt. Die Larven sind grau-braun. Am Hinterende ist eine typische Stigmenplatte mit mehreren Auswüchsen
(Analpapillen). Sie leben im Boden, in morschem Holz, Laubschichten oder Schlamm. Vielfach fressen sie unterirdisch Wurzeln.
Einige können nachts an bodennahen Blättern fressen. Es gibt in Mitteleuropa ca. 300 Arten.
Von wirtschaftlicher Bedeutung ist die Kohlschnake (T. oleracea). Die Larven
fressen an Kartoffeln und Rüben und schädigen die Wurzeln von Zierpflanzen. Sie sind aber auch Schädlinge in rasenanlagen
(Golfplätze). Auch Tipula paludosa frisst Gras. Vögel, Maulwürfe und andere Räuber
können auf der Jagd nach den Larven schwere Schäden an der Grasnarbe verursachen.
Bei Tipula paludosa entwickelt sich nur eine Generation pro Jahr. Die Adulten findet man von September bis Anfang Oktober. Die Larven überwintern.
Es gibt verschiedene Gattungen (Tipula, Nephrotoma, Ctenophora).
Kohlschnake - Tipula oleracea
Die Kohlschnake ist eine sehr häufige Art. Die erwachsnen Tiere sieht man von April bis Oktober. Im Mai und Juni fliegen die meisten.
Die Flügel haben eine braune Vorderkante, sind aber sonst farblos. Die Fühler haben 13 Glieder. Mindestens drei davon sind ziegelrot.
Die Larven leben in Gängen dicht unter der Erdoberfläche. Nachts kommen sie nach oben und fressen Grashalme. Um ihre
Gänge herum entstehen kahle Stellen.
T. oleracea hat zwei Generationen pro Jahr. Die erste Generation fliegt im Mai, die zweite Generation im August und September.
Familie Sciaridae (Trauermücken)
Als Trauer- oder Pilzmücken werden verschiedene Arten aus der Gattung Bradysia bezeichnet. Die Tiere sind bis etwa 6
mm groß und meist schwarz ("Trauer"-mücke). Die Weibchen legen 100 oder mehr Eier in der Nähe der Pflanze im Substrat ab. Die
Larven sind transparent mit einer schwarzen Kopfkapsel. Sie fressen junge Wurzeln und manchmal auch Stängel. Oft treten
zusätzlich Pilzinfektionen an den befallenen Pflanzen auf ("Pilz"-mücke).
Zur Befallskontrolle werden gelbe oder blaue Leimtafeln über den Pflanzen aufgehängt. Starker Befall ist leicht
festzustellen, da die Mücken beim Streichen durch den Bestand auffliegen. Sie sind keine besonders ausdauernden und guten
Flieger und "fallen" recht schnell wieder zurück zwischen die Pflanzen.
Trauermücken - Bradysia sp.
Trauermückenlarven verursachen ohne eine geeignete Bekämpfung große Schäden in Jungpflanzenbeständen von z. B.
Alternanthera reineckii, Ceratopteris thalictroides,
Glossostigma elatinoides, Micranthemum umbrosum und
Hemianthus callitrichoides.
Auch frisch ausgesäte Tomaten, Paprika und anderes gemüse ist in Gefahr. Die Wurzeln werden angefressen und die Pflanzen sterben ab.
Oft kommen noch Pilzinfektionen dazu, die durch die Frassstellen leicht in die Pflanzen eindringen können. Die Sämlinge sterben ab.
Trauermückenlarven können mit Bt-Präperaten bekämpft werden. Der Bacilllus bzw. sein Toxin sind als Tabletten erhältlich.
Der werden in Wasser aufgelöst und auf das Substrat gegossen.
Fliegen (Unterordnung Brachycera)
Fliegen sind nicht unbedingt Schädlinge. Die meisten lecken nährstoffhaltige Flüssigkeiten auf und ihre Maden ernähren sich von Aas und Kot oder sind Räuber.
Viele sind Nützlinge. Es gibt unter den Fliegen aber auch Pflanzenschädlinge.
Familie Syrphidae (Schwebfliegen)
Die erwachsenen Schwebfliegen saugen Nektar. Die Larven sind Räuber und fressen Blattläuse. Ich stelle einige Arten auf meiner Seite über Nützlinge vor.
Familie Tephritidae (Bohrfliegen oder Fruchtfliegen)
Bohrfliegen sind kleine Fliegen mit auffällig gemusterten Flügeln. Die Weibchen haben einen Legestachel mit dem die ihre Eier in Pflanzenteilen ablegen.
Die erwachsenen Tiere leben meist nur wenige Tage. Die Maden leben fast ausschließlich in Pflanzenteilen. Manche bilden Gallen.
Einige Arten wie die Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) oder die Olivenfruchtfliege (Bactrocera oleae) können ganze Ernten vernichten.
Familie Psilidae (Nacktfliegen)
Zu dieser Familie gehören die Gemüsefliegen. Die Maden der Möhrenfliege (Chamaepsila rosae, Syn. Psila rosae)
zerfressen die Wurzeln von Möhren, Petersilienwurzeln, Pastinaken, Dill, Knollenfenchel und Kümmel. Die Tiere überwintern als Tönnchenpuppe im Boden.
meist sind sie 5 bis 8 cm tief. Sie können aber auch aus 30 cm Tiefe wieder an die Oberfläche kommen. nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier an den Wirtspflanzen ab.
Die schlüpfenden Larven fressen zunächst die feinen Wurzeln. ältere Larvenstadien bohren sich dann in die Pfahlwurzeln von Doldenblütlern.
Familie Anthomyiidae (Blumenfliegen)
Die Kleine Kohlfliege (Delia radium) ist ein bedeutender Schädling aus dieser Fliegenfamilie. Die Fliegen legen ihre Eier an der basis der pflanze ab. Die Maden fressen sich in die Wurzeln von Kohlgewächsen.
Sie fressen Gänge in die Pflanze und darin beginnt auf ihren Ausscheidungen zu faulen.
Familie Ephrididae (Salzfliegen)
In der Familie gibt es verschiedene Lebensweise. Aus gärtnerischer Sicht sind nur solche Arten interessant, die als Larve in Blattmienen leben (Gattungen Clanoneurum, Hydrellia, Psliopora).
Familie Drosophilidae (Essigfliegen)
Essigfliegen, auch Taufliegen genannt, sind kleine Fliegen, die sich von faulendem Gärenden Obst ernähren. Man findet sie an faulenden Früchten, sie verursachen die Fäulnis aber normalerweise nicht.
Es gibt allein in Deutschland etwa 50 Arten. Weltweit sollen es rund 3000 sein.
Kruziferenminierfliege - Scaptomyza flava (Fallén 1823)
Syn. S. apicalis Hardy
Die Kruziferenminierfliege ist eine weit verbreitete Fliegenart, deren Larven in den Blättern von Kreuzblütlern frisst.
Die Fliegen sind etwa 2,5 mm lang, gelb mit grauer Zeichnung und roten Augen. Sie fliegen von April bis September. Jedes
Weibchen kann während ihres Lebens bis zu 400 Eier ablegen.
Die Gelege sind auf der Blattunterseit in der Nähe von Blattadern. Die Minen können lokal begrenzt sein oder aus verzweigten
Gangsystemen bestehen. Gänge verlaufen oft entlang der Blattnerven. Die betroffenen Blätter können absterben. Das Wachstum
der gesamten Pflanzen wird aber meist nicht beeinträchtigt. Die Entwicklung vom Ei bis zum Adulten dauert etwa 14 Tage.
Die ausgewachsneen Larven sind 3-4 mm lang, weiß und transparent. Sie haben 4 Papillen am hinteren Ende. Die Verpuppung
erfolgt am Boden. Das Pupparium ist 3,0 bis 3,5 mm lang und rotbraun. Die Puppen können unter trockenen Bedingungen im Boden
oder in Pflanzenresten bis zu 300 Tage überdauern.
Das Wirtspektrum ist sehr groß. Es werden viele Brassicaceen befallen. Dazu gehören neben Kohl und Senf (Brassica)
auch Radieschen. Raps und Wildkräuter wie das Hirtentäschel (Capsella bursa pastoris). Aber auch Klee und Erbsen sind
Wirtspflanzen.
Ein Massenvorkommen kann die Blätter der Pflanzen zerstören und zum Absterben bringen. gerade bei Kohlgewächsen, bei denen
die Blätter geerntet werden sollen ist das ein Problem. Besonder stark betroffen ist offenbar Chinakohl.
Vliese schützen die Pflanzen vor den Fliegen. Die Weibchen können ihre Eier nicht an den Pflanzen ablegen, wenn diese
dicht abgedeckt sind.
Unterordnung Apocrita - Leg- und Stechwespen
Zu dieser Unterordnung gehören die Gallwespen (Cynipidae). Es handelt sich um kleine schwarze oder braune Wespen mit 1 bis 5
mm Körperlänge. Sie haben einen einziehbaren Legebohrer. Damit platzieren sie ihre Eiern an bestimmten Stellen in
Pflanzengewebe. Viele Arten verursachen Gallen durch Störungen des Hormonhaushaltes. Andere Arten legen ihre Eier in die von
anderen Insekten verursachte Gallen ab. Die meisten Arten sind auf bestimmte Pflanzen und an denen auf bestimmte Teile
spezialisiert.
Eichen-Schwammgallwespe - Biorhiza pallida
Die Männchen sind 1,9 bis 2,3 mm groß. Die Weibchen sind 1,7 bis 2,8 mm lang und haben keine Flügel.
Sie Weibchen der Sommergeneration paaren sich und graben sich bis zu 1 m tief in den Boden.
Dort legen sie Ihre Eier an den Faserwurzeln von Eichen.
Es bilden sich einkammerige, rundliche Kartoffelgallen, die etwa 5 mm groß sind. Daraus schlüpfen nach etwa 12 bis 16 Monaten im Winter nur Weibchen.
Sie krabbeln am Baum nach oben. Sie stechen in der Zeit von Dezember bis Februar die Eichenknospen an und legen ihre unbefruchteten Eier darin ab.
Die Knospen schwellen an und bilden Knospenschwammgallen mit mehreren Kammern und mehreren Larven. Im Juni oder juli schlüpfen aus den reifen Gallen Männchen und Weibchen die sich paaren.
Der Entwicklungszuklus der eingeschlechtlichen (agamen) und der zweigeschlechtlichen Generation dauert zusammen zwei Jahre.
Die Galen werden von anderen Hautflüglern parasitiert.
Eichen-Gallwespe - Cynips quercifolii
Die Eichengallwespe ist ein 3 mm großes schwarzes Insekt. Die Tiere bilden zwei Generationen im Jahr.
Die Weibchen legen im Sommer nach der Paarung ihre Eier an den Blattadern auf der UNterseite von Eichenblättern ab.
Daraus entwicklen sich bis zu 2 cm große Galläpfel, die zunächst grün und später rötlich sind.
Die Gallen fallen vor dem laubfall auf den Boden. Im Herbst schlüpfen daraus Weibchen, die ohne eine befruchtung Wintereier an Knospen und Rinde ab.
Im März/April bilden sich hier kleine, 3 mm große Gallen mit filzigen Haaren. Daraus schlüpfen die Geschlechtstiere im Mai/Juni, die sich dann wiederum paaren.
Rosengallwespe - Diplolepis rosae (Linné)
Die Rosengallwespe kommt in fast ganz Europa und in Nordamerika vor. Sie lebt überwiegend an Wildrosen. Die weiblcihe
Wespe ist 3,5 bis 4,5 mm lang. Kopf und Vorderkörper sind schwarz. Der Hinterleib ist orange-braun mit einem schwarzen Ende.
Die Tier haben einen Stachel. Die Beine sind zum Teil rötlich braun. Die Vorderflügel ahben einen diúnklen Fleck nahe der
Spitze. Larve und Puppe sind weiß. Sie sind etwa 5mm groß.
Ab Mai fliegen die Weibchen und legen bis zu 60 Eier zusammen in eine geschlossene Knospe. Diese schwillt zu einer großen
Galle an. Darin leben die Larven in einzelnen Kammern. Sie verpuppen sich darin im Frühjahr und schlüpfen dann im Mai. Die
Gallen verändern ihre Farbe von grün zu gelb, rosa, rot und braun.
Die Fortpflanzung ist überwiegend parthenogenetisch. Männchen sind selten.
Die Gallen beeinträchtigen die Rose kaum. Da sie aber auch nach dem Schlupf der Wespen noch lange erhalten bleiben sieht der
Strauch nicht schön aus.
Milben gehören zu den Spinnentieren. Sie bilden die Unterklasse Acari.
Überfamilie Eriophyoidea (Gallmilben)
Gallmilben sind winzige Pflanzenparasiten die zwischen 0,08 und 0,27 mm lang werden. Sie haben nur 2 Beinpaare. Ihr Körper
ist wurmförmig oder spindelförmig und geringelt. Oft sind 97% der Tiere einer Population weiblich. Die meisten sind Arten auf
einen bestimmten Wirt oder zumindest auf eine Pflanzengattung angewiesen.
Milben sind Spinnentiere und haben normalerweise 8 Beine. Jugendformen haben manchmal nur sechs Beine.
Gallmilben können beinlos sein.
Die Tiere saugen Pflanzenzellen aus. Durch Enzyme verflüssigen sie den Zellinhalt und verdauen ihn vor. Das verursacht bei
den Pflanzen heftige Reaktionen die zu Gallenbildung führt. Es gibt weltweit etwa 430 Arten. Die meisten werden der Gattung
Eriophyes zugeordnet. In Mitteleuropa gibt es etwa 250 Arten.
Die Artzuordnung ist schwer, weil die Tiere an verschiedenen Pflanzen unterschiedliche Gallen verursachen können. Manchmal
leben in den Gallen auch Tiere, die diese nicht selbst erzeugt haben. Außerdem unterscheiden sich bei manchen Arten die
Sommer- und die Winterform der weiblichen Tiere.
Die Gallen können als Haarfilzrasen oder Filzgalle (Erineum) auftreten oder als massive Blattgallen.
Lindengallmilbe - Eryophyes tiliae
Die Milbe lebt in länglichen, hornförmigen Gallen auf der Blattoberseite von Sommerlinden (Tilia platyphyllos).
Die Gallen sind bis 1,5 cm lang und können grün, rötlich oder braun sein.
Die Milben sind wurmförmig.
An der Wiunterlinde tritt Eriophyes tiliae lateannulatus auf. Die Gallen auf den
Blättern sind hier kürzer, eher rundlich bis kegelförmig. manchmal wird diese Milbe auch als eigene Art eingestuft.
Die Blätter werden durch die Gebilde zwar verunstaltet, die Pflanzen scheinen dadurch aber nicht beeinträchtigt zu
sein.
Weichhautmilben - Tarsonemidae sp.
Weichhautmilben sind kleine elliptische, hellbraune bis weißliche Milben, deren Mundwerkzeuge deutlich sichtbar vom Rest
des Körpers abgesetzt sind. Alle Arten zeigen Sexualdimorphismus. Ein Geschlechtsunterschied kann das Vorhandensein von
hakenförmigen Klauen beim Männchen sein.
Gemeine Spinnmilbe - Tetranychus urticae
Die Gemeine Spinnmilbe gehört zur Familie der Tetranychidae. Die Arten in diser Familie spinnen alle
Seidenfäden mit Drüsen an der Vorderseite des Körpers. Alle Arten saugen in allen Entwicklundstadien an Pflanzen.
Diese Art ist sehr häufig, weit verbreitet und befällt sehr viele verschiedene Pflanzen. Die Tiere sind nur etwa 0,5 bis 0,6
mm groß und fallen darum nicht direkt auf. Sichtbar ist das Schadbild aus aus winzigen weißen Punkten, die durch die
Saugtätigkeit an einzelnen Zellen entstehen. Die betroffenen Regionen trocknen aus und werden braun. Auffällig sind auch
feine Gespinste, die die befallenen Pflanzenteile einhüllen.
Rote Spinne, Obstbaum-Spinnmilbe - Panonychus ulmi
Diese Milde gehört zu Familie der Tetranychidae. Die Tiere sind etwa 0,5 mm groß und rötlich braun. Auf dem Rüclen haben sie weiße Borsten.
Diese Milbe überwintert als Ei an Obstbäumen. Im Frühjahr schlüpfen die Tiere und vermehrt sich zunächst ungeschlechtlich.
Im Mai und Juni treten Geschlechtstiere auf, die befruchtetet Sommereier legen. Zwischen 20 und 40 Eier legt jedes Weibchen.
Bis zu 7 Generationen kann die Obstbaumspinnmilbe im Jahr durchlaufen.
Nematoden sind bodenlebende Würmer. Sie leben in jedem Boden und auch in Gewässsern und sind Bestandteil der Stoffkreisläufe.
Viele sind Destruenten oder ernähren sich von Pilzen oder Bakterien. Der Schneckennematode (Phasmarhabditis hermaphrodita) wird zur biologischen Bekämpfung von Schnecken eingesetzt.
Andere sind sehr gefürchtete Schädlinge im Obst- und Gemüsebau. Auch Rosen und andere Zierpflanzen werden befallen.
Es gibt verschiedene Gattungen von pflanzenschädigenden Nematoden, die sich in ihren Lebensweisen unterscheiden. Allen gemein ist, dass sie an
geeigneten Wirtspflanzen fressen und Deformationen hervorrufen. Sie vermehren sich sehr schnell und können mehrere Jahre lang
im Boden oder in Pflanzenteilen überdauern. Ihre Bekämpfung ist problematisch.
Pflanzenparasitäre Nematoden werden nur zu einem Problem, wenn sie sich stark vermehrt haben und der Befall extrem hoch ist.
Um das zu vermeiden muss der Boden möglichst abwechslungsreich bepflanzt werden.
Wiederholter Anbau einer einzigen Art auf einer Fläche ermöglichen eine starke Vermehrung einzelner Arten und andere werden verdrängt.
Da die Nematoden verschiedenen Wirtspflanzen haben, ist dazu eine sorgfältige Kulturplanung erforderlich.
Informationen über Nemotoden findet Ihr zum Beispiel zum Beispiel in dieser Broschüre und in dieser Tabelle mit Wirtspflanzen für einige Nematodenarten.
Wenn Ihr Probelme mit Nematoden an Euren pflanzen habt, sollte Ihr die betroffenen Pflanzen und andere für die Nematoden geeignete Wirte 3 bis 4 Jahre lang nicht mehr auf der Fläche anbauen.
dadurch werden die Nematoden ausgehungert und ihre zahl sinkt. Dabei ist zu beachten, dass auch Unkräuter Wirtspflanzen für Nematodens ein können.
Zur biologischen Nematodenbekämpfung könnt Ihr Studentenblume (Tagetes) als Gründüngungspflanze verwenden.
Das funktioniert auf zwei Weisen. Nematoden, die Tagetes als Wirtspflanze (Pratylenchus) nutzen werden durch giftige Substanzen (Terthiophene)
in den Zellen der Epidermis (Außenhaut) abgetötet. Dadurch werden die Nematoden auf der Anbaufläche reduziert.
Je länger die Tagetes auf der Anbaufläche stehen, desto effektiver wirken sie. Mindestens 3 Monate sollten die Pflanzen für der Fläche sein.
Es können so bis zu 90 % der Schädlinge abgetötet werden.
Andere Nematodenarten nutzen Tagetes nicht als Wirtspflanze und können sich nicht vermehren, wenn keine anderen Wirtspflanzen zur Verfügung stehen.
Da Nematoden nicht zwingend auf Kulturpflanzen angewiesen sind, sondern auch Wildkräuter wie Vogelmiere, Kamille und Ackerkratzdistel zur Vermehrung nutzen können,
wirkt die Gründüngung mit Tagetes sich durch die Unterdrückung dieser Beikräuter positiv aus.
Tagetes wirken gegen Gallenbildende Nematoden (Meloidogyne), wandernde Wurzelnematoden (Pratylenchus,
Paratylenchus) und Zystenbildende Nematoden (Heterodera, Globodera).
Durch die Nutzung einer Mischung aus T. patula und T. erecta (1:1) erreicht man in der Praxis die beste Wirkung.
T. erecta wächst als Jungpflanze schneller und unterdrückt so die Beikräuter effektiv. T. erecta hat dagegen eine bessere Wirkung gegen die Nematoden.
Für einen erfolgreichen Einsatz von Tagetes gegen Nematoden müssen einige Grundregel beachtet werden.
- Eine effektive Wirkung tritt nur eine, wenn die Pflanzen mindestens drei Monate auf der Fläche stehen.
- Tagetes ist Hauptkultur in der Zeit in der die Nematoden aktiv sind (Frühjahr bis Herbst)!
- Der Bestand muss lückenlos sein - also nicht in Reihen, sondern flächig säen.
- Tagetes ist nicht frosthart und kann erst ab Mai ausgesät werden.
- Wildkräuter müssen entfernt werden, damit sie nicht als Wirtspflanzen genutzt werden können.
Erdbeerblattälchen - Aphelenchoides fragariae
Das Erdbeerblattälchen befällt neben Erdbeeren auch Zier- und Wasserpflanzen.
Es bohrt sich in die Blätter und Stängel und ernährt sich dort von Pflanzensäften.
Wurzelgallnematoden - Meloidogyne sp.
Wurzelgallnematoden befallen die Wurzeln und verursachen durch Störungen des Hormonhaushaltes Wucherungen im Gewebe. Die
so entstehenden Gallen sind zwischen 1 mm und 2 cm groß. Die Nematoden können zusätzlich durch ihre Saugtätigkeit Eintrittspforten für
Pilze und Viren schaffen.
Durch die Wucherungen werden die normalen Stoffwechselfunktionen der Wurzeln gestört. Dadurch kommt es zu Kümmerwuchs und
Nährstoffmangelsymptomen bei den Pflanzen. Die pflanzen blühen und fruchten nicht richtig.
Die Weibchen leben endoparasitisch in selbst erzeugten Gallen und bleiben darin. Die Neuinfektionen erfolgen über das
zweite Larvenstadium. Die Larven dringen in die Wirtspflanze ein und verursachen die Bildung von Gallen, die ihnen als
Nährgewebe dienen. Die Larven häuten sich dreimal bis sie zu kugeligen, etwa 1 mm großen Weibchen angeschwollen sind. Jedes
Weibchen kann bis zu 500 Eier ablegen. Die Entwicklungsdauer / Generationsfolge beträgt 8 - 10 Wochen. Dadurch sind bis zu
drei Generationen jährlich möglich. Die Eier und Larven können bis zu Jahre in Pflanzenresten oder im Boden überdauern.br>
Meloidogyne-Arten leben bevorzugt auf leichten Böden. Sie verursachen Missbildungen an Wurzelgemüse (Beinigkeit) und Wurzelschäden an Tomaten und anderen Pflanzen.
Da die Nährstoffversorgung gestört ist kommt es zu Vergilbungen der Blätter. An den Wurzeln sind Gallen sichtbar.
Es sind über 550 Wirtspflanzen von Meloidogyne-Arten bekannt. Darunter sind Kulturpflanzen wie Salat, Chicoree,
Erbsen, Schwarzwurzeln, Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln, aber auch Wildkräuter wie Vogelmiere, Kamille, Schafgarbe, Melde und
Ackerkratzdistel.
Um Schäden durch Nematoden zu vermeiden ist es wichtig in der Kulturfolge darauf zu
achten, dass zwischenzeitlich über einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahren keine Wirtspflanzen auf den Flächen stehen. Auch
Wildkräuter, die als Wirte dienen könnten, dürfen in der Zeit nicht auf der Fläche sein. Spargel, Gräser und Tagetes sind keine Wirtspflanzen für diese Nematoden Gattung.
Schnecken sind Allesfresser und Destruenten. Sie sind in der Natur wichtige Glieder in der
Abbaukette von abgestorbenen organischen Materialien (Laub, Aas, Kot). Auf Kulturflächen finden einige Schneckenarten reichlich leicht
verwertbare Kost vor. Besonders Salate und Zierpflanzen wie Tagetes sind beliebte Nahrungspflanzen. Es werden aber
auch die Früchte von Erdbeere angefressen. Bei reichlich Nahrungsangebot, unter günstigem Kleinklima und bei ausreichend
Wärme vermehren sich Schnecken sehr schnell. Ideale Bedingungen finden sie darum in einem sonnigen bis halbschattigen, gut
gegossenen Gemüsebeet mit lockerem Boden.
Oft wird zur Bekämpfung Schneckenkorn eingesetzt. Das wirkt in dem der Giftstoff von den Schnecken zusammen mit dem
Schneckenkorn aufgenommen wird. Oft werden von dem Schneckenkorn besonders Gehäuseschnecken (Hainbänderschnecke,
Weinbergschnecke, Glanzschnecken) angezogen, die kaum Schäden an Kultupflanzen verursachen. Die weit mehr schädigenden
Nacktschnecken (Arion sp. Deroceras und andere) fressen meist wenig Schneckenkorn. Auch Bierfallen sind meist
uneffektiv. Oft fallen vor allem Insekten in die Behälter und ertrinken. Schnecken genehmigen sich einen Schluck und gehen
eventuell etwas angesäuselt heim. Durch eigene Versuche mit beiden Methoden haben wir festgestellt, dass sie gegen
Nacktschnecken (im Gewächshaus) nicht effektiv wirken.
Wirksam ist das tägliche Absammeln der Tiere in den Abendstunden oder am frühen Morgen im Frühjahr und Sommer. Je mehr
Tiere man beseitigt, desto weniger neue Eier werden abgelegt und der Befallsdruck nimmt ab.Eine
weitere effektive Bekämpfungsmethode ist der Einsatz von Schneckennematoden (Phasmarhabditis hermaphrodita). Der
Nematode infiziert die Schnecke mit einem Bakterium (Moraxella osloensis), das die Schnecke mit einem Toxin vergiftet.
Der Nematode lebt dann von den überresten der Schnecke und vermehrt sich in ihr. Bereits nach wenigen Tagen stellt die
Schnecke die Nahrungsaufnahme ein und stirbt kurz darauf.
Auf kleineren Flächen kann man Nacktschnecken effektiv durch das Besprühen der Pflanzen mit Kaffee in Trinkkonzentration
vertreiben. Die Pflanzen mit Kaffeebelag werden nicht angefressen. Spült der Regen den Kaffee herunter oder es treiben neue
Blätter aus sind die jedoch nicht mehr geschützt. Das Verfahren hat einen effektiven Schutz von Echinodorus-Sorten
(´Rosé´, ´Oriental´ und anderen) gegen Arion rufus und Deroceras reticulum gebracht. Im Hausgarten lassen sich
auf diese Weise Kübelpflanzen schützen. Ein Nachteil sind die Kaffeeflecken auf den Blättern, die sichtbar sein können.
Art | Aussehen / Lebensweise | Vorkommen / Verbreitung | bevorzugte Nahrung |
Garten-Wegschnecke Arion hortensis Arion distinctus Arionidae |
gedrungene Nacktschnecke, bis 3,5 cm lang,
oben schwarz oder grau-braun, unten orange, Mantel mit groben Knötchen, Schleimspur gelblich |
überall in Europa in Gärten und Gewächshäuser, leben unterirdisch und fressen Wurzeln und Samen, | Pflanzenteile unter der Erde,selten an oberirdischen Pflanzenteilen keimende Sämlinge, Triebe, Blätter und Speicherorgane aller krautigen Pflanzen, schädigt z. B. Bohnen, Salat, Möhren, Kartoffeln und Kohlrabi Frisst in 24 Stunden eine Menge die 40% ihres Körpergewichts entspricht. |
"Spanische" Wegschnecke Arion lusitanicus Arionidae |
gedrungene Nacktschnecke, 7 - 12 cm lang, rötlich braun mit schwarzem Kopf, Jungtiere variabel mit farblich abgesetzten Seitenbinden, Mantel mit feiner Struktur, Schleimspur beinahe farblos |
Ausbreitung seit 1960 von Frankreich bis Skandinavien, vor allem auf Kulturland |
abgestorbene Pflanzenteile, lebende Pflanzen. Die Art soll für rund 90 % aller Schneckenschäden verantwortlich sein, Gurken, Salat und Jungpflanzen |
Ackernetzschnecke Deroceras reticulatum Agriolimacidae |
schlanke Nacktschnecke mit gekieltem Rücken, 3,5 - 5 cm lang, grau-braun, mit netzartigem Muster |
Felder, äcker, Gärten | weiche Pflanzenteile: Sproßspitzen und Wurzeln. Keimlinge (Getreide, Raps, Kartoffeln) |
Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus)
Die Spanische Wegschnecke ist schmutzig braun bis orange gefärbt. Sie wird 7 bis 12 cm lang und hat eine feine Mantelstruktur.
Jungtiere sind variabel gefärbt mit farblich abgesetzten Seitenbinden. Diese Art ist sehr vermehrungsfreudig und legt im Herbst Gelege mit bis zu 220 Eiern im Boden ab.
Die Jungtiere überwintern im Boden und leben dann auch im Frühjahr noch in der obersten Bodenschicht.
Später suchen sie sich Verstecke, von denen aus sie nachts bis zu 10 m zu Futterplätzen wandern und zu denen sie am Morgen zurückkehren. Ihre Lebenserwartung beträgt rund 1 Jahr.
Sie richten schwere Schäden an Kulturpflanzen an. 90% aller Schneckenschäden im Gartenbau und in der landwirtschaft werden ihnen zugeschrieben.
Rote Wegschnecke (Arion rufus)
Die Rote Wegschnecke wird bis 15 cm lang und ist damit etwas größer als die Spanische Wegschnecke. Sie ist leuchtend orange bis fast schwarz.
Der Saum des Fußes ist orange. Die Gelege umfassen bis zu 400 Eier. Jungtiere sind einfarbig weiß. Die Art lebt hauptsächlich in Wäldern und ist wenig mobil. Die Tiere werden bis zu drei Jahre alt.
Als Pflanzenschädling tritt sie kaum auf.
Schwarze Wegschnecke (Arion ater)
Diese Art kommt nur in Norddeutschland vor und ist in Schleswig-Holstein und weiter nördlich häufig. Sie wird bis 15 cm lang, ist schwarz bis grau gefärbt und hat keinen roten Fußsaum.
Die Gelege umfassen bis zu 150 Eier. Jungtiere sind zunächst hellgrau mit schwarzem Kopf, werden aber schnell dunkel. Die Tiere leben in feuchten Wäldern, auf Wiesen und in Gärten.
Sie ist nicht schädlich.
Braune Wegschnecke (Arion fuscus)
Diese kleine Schnecke wird nur bis 7 cm lang. Sie lebt in Wäldern und tritt nicht als Schädling an Kulturpflanzen auf. Die Tiere sind gelbbraun mit dunklen Querbinden an den Seiten.
Ihr Schleim ist orange.
Garten-Wegschnecken
Bei den Gartenwegschnecken handelt es sich um einen Komplex aus drei europäischen Arten, die weltweit verschleppt wurden.
In Deutschland kommen die Echte Garten-Wegschnecke (Arion hortensis) und die Gemeine Garten-Wegschnecke (Arion distinctus) vor.
Die Tiere sind 2,5 bis 3,5 cm lang. Die Fußsohle ist gelblich-orange. Der Rücken ist schwarzgrau oder dunkelgraubraun. Manche Tiere haben Seitenbinden.
Der Schleim ist orange. Die Tiere leben unterirdisch in Ackerflächen und Gärten. Sie schädigen Wurzelgemüse und fressen die Wurzeln vieler Pflanzen an.
Besonders gefährdet sind Jungpflanzen und Sämlinge.
Ackernetzschnecke (Deroceras reticulatum)
Diese Tiere sind gelblich weiß oder bräunlich mit einer netzartigen Zeichnung. Sohle und Schleim sind weiß. Gesamtlänge bis 5 cm.
Auch diese Nacktschnecken leben hauptsächlich unterirdisch, kriecht aber bei feuchter Witterung auch an den Pflanzen nach oben.
Die Ackernetzschnecke frisst hauptsählich grüne Pflanzenteile. Weltweit ist diese Art die bedeutenste Schadschnecke im Ackerbau.
Die Tiere werden etwa ein Jahr alt. Die Gelege werden etwa 10 cm tief im Boden abgelegt. Sie umfassen 10 bis 50 Eier. Bis zu 300 Eier kann ein Tier in seinem Leben etwa ablegen.
Die Jungschnecken sind bereits im Alter von 2 Monaten geschlechtsreif. Die Lebenserwartung beträgt etwa 1 Jahr.
Mittelmeer-Ackerschnecke (Deroceras invadens)
Diese kleine Schnecke wird nur 3,5 cm lang. Sie hat einen farblosen Schleim und ist hell bis dunkel braun, meist ohne Flecken.
Die Tiere kommen vor allem in Gewächshäusern (Erwerbsgärtnerein, botanische Gärten) vor, da sie es warm mögen.
Es sind inzwischen aber auch Populationen in Freiland bekannt.
Pilzerkrankungen an Zier- und Nutzpflanzen stellen Hobbygärtner oft vor große Probleme, weil die Bekämpfung mit Hausmittel
kaum möglich ist. Zur Effektiven Bekämpfung müssen chemische Präparate verwendet werden. Eine gute Kulturführung mit
Vermeidung von Stau- und Blattnässe und der gezielte Einsatz von Dünge- und Pflanzenstärkungsmitteln hilft Pilzinfektionen
weitesgehend zu vermeiden.
Der Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer (Psyllobora vigintiduopunctata) frisst ausschließlich Mehltaupilze.
Bevorzugt nimmt er den Eichenmehltau (Microsphaera alphitoides), frisst aber auch Mehltauarten aus den Gattungen Erysiphe, Oidium und Podosphaera.
Die Echten Mehltaupilze (Erysiphales) gehören zu den Schlauchpilzen. Sie leben auf der Oberfläche der Blätter und nehmen
mit Haustorien (fingerförmigen Ausstülpungen) aus der äußeren Zellschicht der Wirtspflanze Nährstoffe und Wasser auf. Sie
verbreiten sich über Konidien, die als weißer belag auf der Blattoberseite sichtbar sind. Sie werden in Ketten abgeschnürt.
Die Konidien werden mit dem Wind verbreitet. Ein Wechsel
zwischen feuchter und trockener Witterung kommt der Verbreitung der Pilze entgegen. Eine Keimung ist aber auch bei relativ
trockener Wittung ab etwa 70 % Luftfeuchte möglich. Es gibt etwa 100 Arten, die auf ungefähr 7000 Wirtspflanzen
parasitieren. Die Pilze sind an bestimmte Wirte gebunden und können nicht beliebig Pflanzen infizieren.
Unterschieden werden die Gattungen durch die Form ihrer Cleistothecien. Diese Sporenbehälter werden nach der sexuellen
Fortpflanzung gebildet. Sie sind kugelförmig und haben mycelartige Auswüchse (Appendices). Sie enthalten einen Ascus oder
mehrere Asci. Die darin enthaltenen Ascosporen sind einzellig.
Echter Mehltau an Kürbis, Zucchini und Gurke - Erysiphe cichoracearum
Erysiphe cichoracearum ist eine Sammelart. Diese Pilze bfallen Kürbis, Zucchini, Gurke, Schwarzwurzeln, Dahlien, Phlox und Löwenmäulchen.
Insgesamt sind über 200 Pflanzenarten betroffen.
Im Sommer zeigt sich ein mehliger Belag aus mycelartigen Konidien auf der Blattober- und Unterseite.
Im Herbst bilden sich dunkelbraune bis schwarze Cleistothecien.
Die Infektion wird durch zu lange Blattnässe (dichter Stand), wechselnde Temperaturen und einseitige, stickstoffbetonte
Düngung gefördert.
Der Einsatz von chemischen präperaten ist möglich. Vorbeugende Spritzungen mit Mischungen aus Milch und Wasser sollen
helfen.
Auch Sphaerotheca fuliginea verursacht Echten Mehltau an Gurke.
Echter Mehltau an Getreide - Erysiphe graminis
Zur Gattung Erysiphe gehören etwa 20 Pilzarten weltweit.
Einige haben ein sehr weites Wirtsspektrum und andere sind hoch spezialisiert. Erysiphe graminis besiedelt mehr als 600 verschiedene Wirtspflanzen.
Es haben sich aber Rassen gebildet, die stark auf eine Getreideart spezialisiert sind und andere nicht befallen können.
So befällt die "forma speciale (f. sp.) tritici" nur Weizen und "f. sp. hordei" nur Gerste.
Charakteristisch ist das Pilzmycel auf der Blattoberseite. Bei sehr starkem Befall ist auch die Blattunterseite betroffen.
Dazwischen sind Fruchtkörper die Cleistothecien. Sie sind erst als hell- bis mittelbraun Flecken zu sehen. Später werden sie
dunkler. Sie enthalten mehrere Asci mit je 2 bis 8 Ascosporen. Die Appendices sind meist unverzweigt und mycelartig. Sie
setzen meist an der Basis des Fruchtkörpers an.
Eichenmehltau - Microsphaera quercina
Syn. M. alphitoides
Ein Schlauchpilz aus der Ordnung der Erysiphales. Die Cleistothecien enthalten mehrere Asci mit 2 bis 8 Ascosporen.
Die Appendices setzen in einer Aquatorialebene am kugeligen Fruchtkörper an.
Sie stehen ab wie Speichen von einer Radnarbe. Am Ende sind sie einmal oder mehrfach verzweigt.
Der Pilz bildet sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite Mehltaupusteln. Besonders häufig sieht man ihn auf der
Oberseite von jungen Blättern. Der Befall führt zu Verkrüppelungen und Hemmung des Wachstums.
Echter Mehltau an Apfel - Podosphaera leucotricha
Der Apfelmehltau ist eine sehr häufige Pilzkrankheit beim Apfel. Bereits im Winter fallen
befallene Knospen auf. Sie sind kleiner und wirken matt und runzelig. Sie sind im Frühjahr im Austrieb gehemmt. Im Frühjahr
bildet sich auf den Trieben schnell ein mehliger Belag. Die befallenen Blätter sind vom Trieb abgespreizt. Zum Teil verfärben
sich die Blätter rötlich. Sie vertrocknen allmählich vom Rand her. Die Triebe verkahlen von unten nach oben, bis nur an den
Spitzen noch Blattbüschel stehen. Befallene Blüten entwickeln sich nicht richtig. Der Fruchtansatz ist darum bei befallenen
Bäumen geringer. Bei empfindlichen Sorten können auch die Früchte befallen werden. Sie sind dann netzartig berostet.
Anders als der Schorf benötigt der Mehltau für seine Verbreitung keine Feuchteperioden mit Wasserfilm auf den Blättern.
Die vom Wind oder durch Regentropfen verbreiteten Sporen keimen bei einer relativ hohen Luftfeuchte und Temperaturen zwischen
20 und 24°C auf den Blättern und durchdringen die Epidermis. Blätter die älter als 14 Tage sind widerstandsfähiger und die
Pilzemycelien können sich nicht mehr in dem Gewebe festsetzen. Daher liegt die größte Infektionsgefahr im Zeitraum von Mai
bis Juli, wenn laufend neue Blätter gebildet werden. Die Knospen mit den Blattanlagen für das nächste Jahr werden bereits im
Sommer infiziert. Die Knospen sterben bei Wintertemperaturen unter -20 °C ab. Sehr kalte Winter reduzieren also den
Mehltaubefall im Folgejahr.
Stark anfällige Sorten sollten nicht gepflanzt werden. Dazu zählen: 'Weißer Klarapfel', 'Cox Orange',
'Jonathan', 'Jonagold', 'Idared', 'Boskoop', 'Gala' und 'Goldparmäne'. Als weniger anfällig gelten 'Retina', 'Reglindis', 'Rewena',
'Florina' und 'Pilot'. Bei starkem Befallsdruck findet man aber auch Mehltau auf diesen Sorten.
Eine ausgewogene Düngung macht die Pflanzen widerstandsfähiger gegen Pilze.
Beim Winterschnitt werden alle befallenen Triebspitzen herausgeschnitten und vernichtet.
Echter Mehltau an Gurke - Sphaerotheca fuliginea
An Gurken kommen zwei Arten von Echtem Mehltau vor. Sphaerotheca fuliginea und Erysiphe cichoracearum.
In der Gewächshauskultur tritt vor allem Sphaerotheca fuliginea auf. Der Pilz vermehrt sich bei hoher Luftfeuchtigkeit schneller als
Erysiphe cichoracearum und verdrängt ihn.
Es gibt resistente und tolerante Gurkensorten, die von Echtem Mehltau nicht oder nur wenig befallen werden.
Sphaerotheca fuliginea befällt auch Korbblütler (Asteraceae) und ist auch auf den Blättern von Schmuckkörbchen (Cosmos) zu finden.
Untersuchungen haben gezeigt, dass der Pilz wirtsspezifische Rassen bildet und nicht vom Schmuckkörbchen auf die Gurke oder in die andere Richtung den Wirt wechselt (Hirata & Takamatsu 2001).
Stachelbeermehltau - Sphaerotheca mors-uvae
Der Echte Mehltau an Stachel- und Johannisbeere verursacht Verkrüppelungen an den Blättern und Triebspitzen.
Er wächst auch auf den Früchten der Stachelbeeren und überzieht sie mit einem weißen, später braunen Mycel.
Da der Pilz an den Trieben überwintert ist ein fachkundiger Rückschnitt eine wirkengsvolle Vorbeugung. Im Frühjahr kommt es
durch Ascosporen und Konidien zu Neuinfektionen.
Der Pilz ist weit verbreitet. Die Fruchtqualität wird beeinträchtigt.
Echter Mehltau an Rose - Sphaerotheca pannosa var. rosae
Bei Sphaerotheca haben die Cleistothecien jeweils nur einen Ascus mit 8 Ascosporen.
Appendices sind nur schwach ausgebildet und unverzweigt. S. pannosa var. rosae befällt nur Rosen.
Etwa ab Mai/Juni bildet sich ein weißer, mehliger Pilzbelag auf Blattober- und -unterseite. Die Blätter laufen rötlich an und
verkrüppeln. Außerdem bildet sich an den jungen Trieben ein dichter, filziger Pilzrasen. Die Folge sind Wuchshemmungen,
Deformationen, Blattfall und mangelnde Holzreife.
Das Wachstum des Mehltaupilzes wird begünstigt durch feuchte Witterung bei Temperaturen über 20 °C und durch stärkere
Temperaturschwankungen.
Wie bei anderen Pilzinfektionen an Rosen dient auch hier ein gut belüftetet, schnell abtrocknender Standort zur
Vorbeugung.
Falscher Mehltau an Erbse - Peronospora pisi
Dieser Pilz ist in Nordeuropas, Neuseeland und den USA weit verbreitet.
Bei kühler, feuchter Witterung kann es zu großen Ertragsausfällen kommen.
Jungpflanzen können durch den Falschen Erbsenmehltau abgetötet werden.
Bei späterem Befall kann sich der Erreger bis zu den Hülsen ausbreiten und die Ernte schädigen.
Die erste Infektion erfolgt über Konidien, die mit dem Wind verbreitet werden. Sie verdriften mit dem Aeroplankton bis zu 1000 km weit.
Die Sporen können nur auf den Pflanzen keimen, wenn die Blätter mindestens 3 bis 4 Stunden lang nass sind.
Sehr dichte Bestände in geschützten, schattigen Lagen sind besonder gefährdet, weil die Blätter nur langsam abtrocknen.
Am Anfang zeigen sich auf der Oberseite der Blätter kleine, gelbliche bis braune Flecken.
Die befallenen Stellen bilden schnell Nekrosen, so dass sich braune, trockne Stellen bilden.
Auf der Blattunterseite ist ein grau-violetter Pilzrasen. Die Infektion beginnt bei den unteren, älteren Blättern und breitet sich über die Pflanzen aus.
Befallenen Pflanzenteile müssen über den Hausmüll entsorgt werden. Die Dauersporen (Oosporen) dieses Falschen Mehltau-Pilzes können bis zu 15 Jahre im Boden überdauern.
Zum Schutz der folgenden Kulturen, sollte darum eine weite Fruchtfolge eingehalten werden.
Gut mit Mangan und Bor versorgte Erbsen sind weniger anfällig für diesen Pilz.
Falscher Mehltau an Rose - Peronospora sparsa
Beim Falschen Rosen-Mehltau bildet sich ein grau-weißer Belag vor allem auf der Unterseite der Blätter. Später entstehen
gelb-braune bis violette Flecken auf der Blattoberseite. Die Blätter welken und fallen ab. Bei ständigen Neuinfektionen in
den Folgejahren wird der Austrieb immer schwächer.
Für den Pilz ist eine länger anhaltend feuchtwarme Witterung und starke Temperaturschwankungen von Vorteil. Standorte an
Hauswänden, die sich stark aufheizen, aber schlecht vom Wind erreicht werden, sollten darum nicht mit Rosen bepflanzt werden.
Vielmehr sollte man einen luftigen Standort mit durchlässigem, lockerem Boden auswählen.
Befallene Pflanzenteile werden durch gezielten Schnitt entfernt. Ein lockerer Pflanzenaufbau ermöglicht ein schnelles
Abtrocknen der Blätter.
Einseitige Stickstoffdüngung macht die Pflanzen anfälliger. Falllaub ist eine potentielle Infektionsquelle und muss entfernt
werden.
Falscher Mehltau an Gurke und Kürbis - Pseudoperonospora cubensis
Dieser Pilz befällt Gurken, Zucchini und Kürbisse.
Anders als beim Echten Mehltau, bildet der Falsche Mehltau keine weißen Beläge auf den Blättern. Der Pilz dringt bei feuchter
Witterung durch die Spaltöffnungen in die Blätter ein. Dann entstehen gelbe Flecken auf der Blattoberseite, die später braun
werden. Sie sind durch die Blattadern begrenzt und darum eckig. Der Sporenrasen bildet sich auf der Blattunterseite. Er ist
bräunlicher bis violett.
Es gibt Fungizide, die gegen den Falschen Gurkenmehltau wirksam sind. Eine Bekämpfung ist nur im Frühstadium sinnvoll. Sind
bereits viele Blätter befallen, kommt es meist zum Totalverlust der Pflanzen.
Ein Wasserfilm auf den Blättern fördert die Ausbreitung des Pilzes. Regen, Taubildung oder zu hohe Luftfeuchtigkeit im
Gewächhaus müssen darum vermieden werden.
Birnengitterrost, "Kronenrost"Gymnosporangium fuscum (Syn. G. sabinae)
Der Birnengitterost ist ein wirtswechselnder Rostpilz. Im Frühjahr und Sommer findet man ihn Birne und im Herbst und
Winter an Wacholder.
Der Pilz verursacht Verdickungen an den ästen von verschiedenen Wacholderarten (Juniperus, sabinae, J. chiniensis, J.
virginiana, aber nicht am einheimische J. communis). Im Frühjahr (April/Mai) quellen aus reifen Fruchtkörpern an
diesen Verdickungen Teleutosporen. Sie werden durch Wind und Regen verbreitet und infizieren die Birne. Bei ihr bilden sich
auf den Blättern orangerote Flecken. Im Zentrum der Flecken bilden sich dunkle, klebrige Pusteln. Hier bilden sich
Pyknosporen, die durch Insekten von einem Fleck zum anderen getragen werden. Dadurch kommt es zur "Befruchtung". Später
wachsen an der Unterseite der Blätter braune, kronenförmige Gebilde ("Kronenrost"). Aus den Spitzen der Kronen kommen gelbe
Sporen die mit dem Wind verbreitet werden und wiederum den Wacholder infizieren.
Der Pilz lebt im Wacholder und überdauert dort. Zur Bildung diploider Sporen benötigt er aber die Birne als Zwischenwirt um
wieder Wacholder infiizieren zu können. Während die Birne jedes Jahr neu infiziert wird, bleibt der Wacholder sine leben lang
Wirt des Pilzes.
Sind etwa 25% der Birnenblätter befallen reduziert sich der Fruchtertrag. Wiederholter Befall in mehreren aufeinander
folgenden Jahren kann den Baum bis zum Absterben schwächen.
Zur Vorbeugung sollten keine Wacholder in der Nähe von Birnen gepflanzt werden. Der Mindestabstand beträgt allerdings 1000
Meter. Für Hausgärten ist das schwer umzusetzen, da wenig Einfluss auf Wacholder im Nachbargarten und auf Friedhöfen genommen
werden kann.
Malvenrost - Puccinia malvacearum
Dieser Rostpilz befällt die Blätter von Malvengewächsen, vor allem findet man ihn auf Alcea rosea und A. sylvestris.
Der Pilz hat einen verkürzten Entwicklungszyklus und wechselt den Wirt nicht. Die etwa 1 mm großen Teleutosporenlager
befinden sich auf der Blattunterseite. Sie sind rund und wie kleine Kissen hochgewölbt. Die Teliosporen treten auf der
Unterseite aus dem Blatt aus. Sie sind zunächst violett und werden später rotbraun oder braun. Auf der Oberseite sind
weißliche, gelbe oder bräunliche Flecken zu sehen. Auch an den Blattstielen können Sporenlager sein.
Die Sporen können das ganze Jahr verbreitet werden. Sie sind aber nicht unbegrenzt frosthart. Der Pilz überwintert als
Mycel im Blattgewebe.
Bei Trockenheit sind Malven besonders anfällig gegen Rostpilze. Daher ist es wichtig sie im ganzen jahr gut mit Wasser zu
versorgen. Zeigen sich Symptome sollte man die die befallenen Blätter, aus denen Sporen verbreitet werden entfernen. Am
besten entfernt man im Herbst die gesamte Pflanze um das überwintern des Mycels zu vermeiden.
Rosenrost - Phragmidium mucronatum
Auf den Blättern bilden sich runde, braune Flecken. Sie sind zunächst hell braun und werden im Jahresverlauf immer dunkler.
Im Sommer bilden sich orange Uredosporenlager. Die Uredosporen sind einzellig und haben 8 oder mehr Keimsporen. Sie sind ellipsoid und dicht mit Stacheln
besetzt. Im Herbst bilden sich schwarze Teleutosporenlager auf der Blattunterseite. Auf der Oberseite sieht man gelbliche bis
orange-rote Flecken. Die Teleutosporen sind mehrzellig und gestielt. Der Stiel ist an der Basis deutlich breiter. Die Sporen
haben 6 bis 9 Zellen mit je 2 bis drei Keimsporen. Es gibt keine Einschnürungen. Die Wand ist dick und dunkel gefärbt. An der
Spitze ist eine Papille.
Durch die Infektion wird die Pflanze geschwächt. Die Folge sind eine verringerte Frosthärte und weniger Blütenansatz.
Der Rosenrost wechselt im Jahresverlauf den Wirt nicht. Er ist nur auf Rosen zu finden. Er wird durch kühle, feuchte
Witterung und ungünstige Standorte begünstigt.
Mit Rost befallene Triebe sollte man ausschneiden. Befallene Pflanzenteile sind überträger und müssen sorgfältig entfernt und
entsorgt werden. Nicht in den hauseigenen Kompost! Der Pilz überwintern an Falllaub und anderen Pflanzenteilen. Im Frühjahr
wird die Pflanze neu infiziert.
Canna-Rost - Puccinia thaliae
An den oberen Blättern bilden sich kleine, unscheinbare befallstellen auf der Blattunterseite oder an beiden Blattseiten. Auf der jeweils anderen seite bilden sich
nekrotische Flecken. Die mittleren und unteren Blätter sind meist schlimmer befallen und sind mit gelben Uredosporenlagern
übersät. Es kommt zu Chlorosen und Absterben der Blätter. Die Pflanzen kümmern.
Brennfleckenkrankheit an Erbsen - Ascochyta pisi (Hauptfruchtform Didymella pisi)
Der Pilz verursacht runde, eingesunkene, hellbraune Flecken mit rotbraunem Rand an den Blätter und Hülsen von Erbsen, Ackerbohnen und Wicken.
Es entwickeln sich punktförmige schwarze Fruchtkörper (Pyknidien), in denen zweizellige Konidien gebildet werden.
Der wird mit dem Saatgut übertragen. Die Verwendung von gesundem, geprüftem Saatgut aus dem Handel reduziert das Risiko eines Auftretens.
Selbstgewonnenes Saatgut aus eigenem Anbau ist ein Risikofaktor.
Der Pilz kann im Boden nicht überleben, so dass eine Neuinfektion nur durch vom Wind verdriftete Konidien oder durch infiziertes Saatgut erfolgen kann.
Die Infektion durch Konidien erfolgt bei anhaltender Blattnässe. Die Bestände sollten darum nicht zu dicht sein und nach Ragen oder nach dem Wässern gut abtrocknen können.
Mycosphaerella pinodes (Nebenfruchtform Ascochyta pinodes) und Phoma pinodella (Syn. Ascochyta pinodella und Phoma medicaginis var. pinodella) verursachen sehr ähnliche Symptome
und bilden zusammen mit Ascochyta pisi einen Erregerkomplex. Die Pilze treten einzeln, aber auch kombiniert auf. Eine eindeutige Unterscheidung an Hand der Symptome ist nicht möglich.
Krankheitsverlauf und Übertragung sind bei allen drei Pilzen gleich.
Grauschimmel - Botrytis cinerea
Der Grauschimmel hat einen sehr großen Wirtskreis. In Gewächshäusern und im Freiland befällt er unter anderem Erdbeeren,
Begonien, Alpenveilchen, Geranien, Gladiolen und Rosenblüten. An
Blätter, Blüten und Früchten bilden sich braune Faulstellen, die mit grauem Hyphengeflechten überzogen sind. Die Pilzmycelien
dringen in das Gewebe ein und zerstören es. In den Konidienfäden entwickeln sich zahlreiche Sporen, die zu neuen Infektionen
führen.
Grauschimmel ist ein typischer Schwächepilz. Der Befall wird durch hohe Luftfeuchte und schlechtes Abtrocknen der Pflanzen
begünstigt. Eine stark einseitige Stickstoffdüngung senkt die Widerstandkraft der
Pflanzen. Kaliumbetonte Düngung wirkt der Infektion entgegen.
Botrytis an Dahlien: Verwelkte Blüten oder angebrochene Triebe werden schnell von
Botrytis besiedelt.
Von dort breitet sich der Pilz über die Pflanze aus.
Tulpenfeuer, Grauschimmel an Tulpe - Botrytis tulipae
Die Symptome der Pilzinfektion zeigen sich beim ersten Austrieb der Blätter im Frühjahr bis zum Einziehen der
Blätter.
Die Blätter sind deformiert, gedreht und kraus. Es bilden sich braune Flecken auf den Blätter und Blüten. über die
abgestorbenen Stellen wächst ein weißer Belag, das Mycel. In dem Mycel sind einzelne Konienträger, die Sporen (Konidien)
abschnüren. An der Zwiebel werden grau-blaue Sklerotien gebildet. Sie infizieren den Boden und andere Zwiebeln. Sie sind über
mehrere Jahre im Boden infektiös. Aus dem weißen Pilzbelag werden Sporen über die Luft verbreitet.
Links Pilzmycel auf einem Tulpenblatt. Rechts Konidienträger mit elliptischen Kondien unter dem Mikroskop.
Links Nekrosen an befallener Zwiebel. Rechts Pilzmycel mit Sklerotien (schwarze Kugeln).
Die schwarzen Kugeln sind die Fruchtkörper (Sklerorien). Im Querschnitt zeigen die Zwiebeln befallener Pflanzen sehr deutlich, warum sich eine Weiterkultur nicht lohnt.
Eine chemische Bekämpfung ist nicht möglich. Befallenene Pflanzen müssen vollständig entfernt werden. Nach Möglichkeit
sollten dabei keine Sporen auf den Boden fallen. Mindestens drei Jahre sollten an der Stelle keine Tulpen mehr gepflanzt
werden, um den Entwicklungszyklus des Pilzes zu unterbrechen. Anderen falls können neue Zwiebeln von den Dauersporen
infiziert werden. Durch tiefes Umgraben kann man versuchen die Sporen so tief in den Boden zu bringen, dass sie unterhalb der
Pflanz- und Wurzeltiefe der Tulpenzwiebeln liegen. Bei der Lagerung von Tulpenzwiebeln kann das bepudern mit Schwefelpulver
helfen.
Links Pilzmycel an einer Tulpenknospe. Rechts völlig deformierte Blüte von "Hamilton".
Der Pilz befällt nur Tulpen und sehr seklten Lilien. Tulpen können nicht von Botrytis cinerea befallen werden, weil
diese Pilzart eine Abwehrreaktion in den Zellen auslöst, die ihn vergiftet.
Auch Rhizoctonia solani kann die Zwiebel von Tulpen befallen. In der Regel treiben
sie dann nicht aus. Wenn sie es doch noch tun, kann der Pilz ähnliche Symptome verursachen wie Botrytis tulipae.
Allerdings bildet er kein weißes Pilzmycel. Bei Auftreten von Rhizoctonia solani, darf eine betroffene Stelle erst
nach fünf Jahren wieder bepflanzt werden. Anderen Falls kommt es zu einer Neuinfektion durch die Dauersporen im Boden.
Mutterkorn, Purpurroter Hahnenpilz oder Hungerkorn - Claviceps purpurea
In der Ordnung Clavicipiales gibt es die Pilzfamilie Clavicipitaceae mit 7 Gattungen und ca. 150 Arten.
Sie leben parasitisch an einkeimblättrigen Pflanzen, Insekten oder an höheren Pilzen.
Der Mutterkornpilz Claviceps purpurea überdauert als Sklerotium in der oberen Bodenschicht. Im Frühjahr keimen daraus etwa 3 bis 4 mm große, leuchtend rot-orange Perithecienköpfchen mit Asci und Ascosporen.
Die breiten sich mit dem Wind aus und infizieren Gräserblüten über die Narben. Betroffen sind Roggen, Weizen, Triticale, Gerste, Hafer, Dinkel und Wildgräser.
Nach der Primärinfektion bildet sich Honigtau mit Konidien durch den weitere Blüten an der gleichen ähre infiziert werden und der von Insekten verbreitet wird.
Später bildet sich ein Mycel und es reifen an Stelle von Getreidekörnern Sklerotien an der ähre heran.
Diese großen schwarzen Körner werden als Mutterkorn bezeichnet.
Sie enthalten mehr als 80 verschiedene toxische Alkaloide, die schwere Gesundheitsschäden bis hin zum Tod bei Mensch und Tieren verursachen können.
Das Mutterkorn hat seinen deutschen Namen davon, dass es früher als wehenfördendes Mittel und für Abtreibungen verwendet wurde. Heute findet das Pilzgift in der Homöoopathie Verwendung.
Seit vorchristlicher Zeit bis in die 1950er kam es in Europa immer wieder zu Massenvergiftungen durch Mutterkorn.
Etwa 200.000 Menschen starben an den Vergiftungen. Sehr viel mehr erlitten dauerhafte Schäden.
Ursache war ein bis zu 30%iger Anteil von Mutterkorn in Roggen, der als Hauptnahrungsmittel für Menschen und Tiere unverzichtbar war.
Bis 0,05 % Mutterkornalkaloide gelten heute als ungefährlich.
Es gibt zwei Formen der Mutterkornvergiftung. Bei der "Brandseuche" ziehen sich die Blutgefäße in den Gliedmaßen zusammen, so dass Arme und Beine nicht mehr durchblutet werden.
Es werden zunächst Finger und Zehen taub. Dann folgt ein brennender Schmerz in den Extremitäten.
Auf der Haut bilden sich Blasen. Die Schmerzen lassen nach während die Glieder gefühllos werden, eintrocknen und dann vom Körper abfallen.
Oft sterben die Betroffenen. überlebende wurden früher in speziellen Spitälern gepflegt.
Bei der "Krampfseuche" spannen sich die Muskeln schmerzhaft hart an und bleiben teilweise über Stunden in unnatürlichen Stellungen versteift.
Diese Form beginnt mit einem Kribbeln der Haut. Es kommen Hitzegefühl, Halluzinationen und Epileptische Anfälle dazu.
Besonders bei Kindern können langanhaltende tägliche Anfälle zum Tod führen.
Bei Tieren sind die Symptome gleich. Bei Rindern, Schafen und Schweinen sterben die Schwänze und die Ohren ab. Die Hufe lösen sich ab.
Selbst nachdem im 17. Jahrhundert erkannt worden war, dass das Mutterkorn die Ursache für das Problem war kam es weiter zu Massenvergiftungen.
Besonders die Armen waren davon betroffen. Das saubere Getreide wurde an die Lehnsherren abgegeben.
Bei Nahrungsmangel und während Hungernöten blieben für die unteren Bevölkerungsschichten nur die ausgesiebten Reste.
Der französische Arzt Vétillard schrieb in einem Bericht über das Antoniusfeuer 1770 in Frankreich:
" ... ein armer Landarbeiter, dessen Not sehr groß war, bettelte einen Getreide siebenden Bauern um den verworfenen Teil an.
Er missachtete alle Warnungen und verwendete das Getreide zum Brot backen. Im Verlauf eines Monats starben der Mann, seine Frau und zwei seiner Kinder.
Einem dritten Kind, das noch an der Brust genährt wurde, hatte man Brei aus diesem Mehl gekocht; es entging dem Tode, wurde aber schwachsinnig und verlor beide Beine."
Mutterkorn Allkaloide sind auch heute noch in unseren Mehlen enthalten.
1985 bis 2002 wurden in 26 % der getesteten Roggenproben und in 55% der getesteten Weizenproben Mutterkorntoxine gefunden.
In Kannada waren 95% der von 1985 bis 1992 getesteten Roggenmehle belastet.
In Jahren mit feuchter Witterung ist der Toxingehalt im Mehl besonders hoch. 2003 waren die Mutterkörner kleiner als gewöhnlich und konnten nicht durch Sieben von den Getreidekörnern getrennt werden.
Auch im Jahr 2004 gab es sehr viel Mutterkorn im Roggen und es kamen Mehle mit erhöhten Toxingehalten in den Handel.
Der Pilz kann nicht chemisch bekämpft werden. Man geht gegen den Pilz vor, in dem man nur sauberes, zertifiziertes Getreide verwendet.
Es werden besonders stark pollenproduzierde Hybrid-Sorten unter die Getreidesaat gemischt.
Das reduziert die Infektionsgefahr. Vor der Aussaat wird der Boden tief gepflügt. Dadurch gelangen die Fruchtkörper in tiefere Bodenschichten und können nicht keimen.
In den Mühlen werden die großen schwarzen Körner vor dem Mahlen ausgesiebt und mit Hilfe von Licht-Sensoren kleinere Teile identifiziert und ausgeblasen.
Heute verwenden einige Landwirte wieder verstärkt Getreide aus eigener Ernte als Saatgut und mischen keine Hybridsorten bei. Dadurch breitet sich Mutterkorn wieder stärker aus.
Mutterkorn ist nicht selten. Proben die zwischen 2005 und 2008 genommen wurden zeigte in 27 bis 62 % der Fälle Anteile von Mutterkorn und überschritten in 5 bis 22 % der Fälle die Höchstgrenzen für Tierfutter.
Problematisch ist Mutterkorn auch in der Tierhaltung, wenn ungereinigtes Getreide direkt verfüttert wird. Chronische subletale Vergiftungen führen zu Futterverweigeung und geringerer Fruchtbarkeit.
Besonders bei Schweinen kommt es schnell zu Schäden. Die Zahl der Ferkel nimmt ab und die Tiere haben weniger Milch. Auch bei Kühen geht die Milchleistung zurück.
Auch in Getreide zum selbermahlen können Mutterkörner enthalten sein. Sie müssen sorgfältig ausgelesen werden.
Beim Menschen kam es durch ungesiebtes Getreide im Müsli 1985 zum letzten bekannten Fall einer Mutterkorn-Vergiftung in Deutschland. Betroffen war ein 13-jähriges Mädchen.
Bitterfäule oder Anthracnose - Glomerella cingulata bzw. Colletotrichum gloeosporioides
Bei der Bitterfäule zeigt sich wie schwer die Bestimmung von Schadpilzen ist.
Die sexuelle Form dieses Pilzes (teleomorph) wurde als Glomerella cingulata beschrieben, während die asexuelle Form (anamorph) als Colletotrichum gloeosporioides bekannt ist.
Beide Bezeichungen finden Verwendung. Colletotrichum ist in der Phytomedizin der bekanntere Name.
Es handelt sich um einen Komplex aus verschiedenen Rassen oder Arten, über deren Entwicklungszyklen und Wirtskreise bisher wenige bekannt ist.
Allein an Apfelbäumen in den USA ubnd Brasilien konnten 12 Isolate unterschieden werden, die sich morphologich unterscheiden, aber die gleichen Symptome verursachen.
Die Gattung Glomerella (Stamm Ascomycota, Unterstamm Sordariomycetes, Ordnung Glomerelalles) ist eine Gruppe von Schaderregern an Pflanzen, die einen weiten Wirtskreis haben.
Während der asexuellen (mitotischen) Phase ihres Lebenszyklus bilden sie Acervoli im Wirtsgewebe mit gebogenen und länglichen Konidien.
Bei der sexuellen Fortpflanzung, die seltener zu beobachten ist, werden schwarze Perithecien mit Ascosporen gebildet.
Die Bitterfäule befällt viele Obstsorten und auch Fruchtgemüse. Großen wirtschaftlichen Schaden verursacht sie vor allem bei Mango.
Es werden aber auch Tomaten, Paprika, äpfel, Quitten, Melonen, Kirschen, Johannisbeeren, Avocado, Banane, Kakao, Citrus, Kaffee und viele andere Früchte befallen.
Auch Blätter, Wurzeln und Rinde von verschiedenen Pflanzen (z. B. Liguster, Johanniskraut, Heidekraut) werden infiziert.
Die Pilze bilden verschiedene Rassen, die sich auf die entsprechende Wirtspflanze einstellen.
Die Krankheitszeichen sind an den verschiedenen Pflanzen unterschiedlich.
Die Symptome an den Früchten zeigen sich während die Frucht reift.
Es bilden sich erst kleine, wässrige, milchige Flecken unter der Schale, die leicht einsinken.
Die Flecken werden bräunlich oder gelblich und schließlich schwarz, während sie immer größer werden.
An den Stellen tritt dann plötzlich sehr schnell ein oranger bis rosafarbener Pilzrasen auf.
Die befallenen Früchte werden matschig und sind nicht mehr prall. Sie schrumpfen, fallen aber nicht von der Pflanze ab.
Befallenen Früchte mit Dauersporen bleiben als Fruchtmumien an den Pflanzen hängen und dienen den Pilzen zur überwinterung.
An den Fruchtstielen, Stängeln und Wurzeln bilden sich Nekrosen, die sich bei den verschiedenen Pflanzenarten unterscheiden.
An Johanniskraut verursacht der Pilz die Rotwelke. Erst werden die Triebspitzen weich, dann verfärben sich die Triebe rot und welken.
Es bilden sich einsinkende Stelle an der Rinde. Diese reißen später auf und geben die Pilzfruchtkörper frei.
An Liguster und Heide werden die betroffnene Stellen schwarz.
Der Pilz überwintert als Dauerspore an abgestorbenen Pflanzenresten oder in Knospen. Er keimt im Frühjahr bei hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um 15 °C.
Im Sommer und im Frühherbst breitet er sich massiv aus. Ideale Bedingungen hat er bei hoher Luftfeuchtigkeit (über 90 %) und Temperaturen um 25 °C.
Papaya produziert in den Blättern ein Phytoalexin, dass gegen den Pilz wirkt.
Sternrußtau Diplocarpon rosae (Syn. Marssonina rosae)
Die Blätter werden gelb und fallen ab. Dadurch wird die Pflanze stark geschwächt. Durch den Mangel
an Assimilaten stockt die Entwicklung der Pflanze und das Holz reift nicht gut aus. Frostschäden und gehemmter Austrieb im
Folgejahr sind oft die Folge.
Der Pilz benötigt für seine Entwicklung Feuchtigkeit. Feuchte Tage und kühle Nächte fördern seine Entwicklung.
Undurchlässiger, feuchter Boden begünstigt seine Entwicklung.
Rosen sollten auf humosem, lockeren und durchlässigen Böden stehen. Durch regelmäßigen Schnitt wird das Abtrocknen der
Blätter beschleunigt und dem Pilz die Vermehrung erschwert. befallene Blätter müssen regelmäßig entfernt und vernichtet
werden. Sie sind Träger von Sporen, die zu einer neuinfektion führen.
Ein stark Stickstoff betonte Düngung erhöht die Anfälligkeit der Rosen.
Fusarium roseum ´culmorum´
Dieser Pilz befällt Wasserpflanzen. Er wurde an Eichhornia crassipes, Hydrilla sp., Ceratophyllum demersum, Egeria densa, Vallisneria
americana und Najas gudalupensis nachgewiesen.
Am stärksten wirkt ein bestimmter Stamm, der in den Niederlanden aus Hydrilla isoliert worden ist. An dieser Hydrilla war der
Befall an Kopf- und Wurzelfäule zu erkennen. Isolate des selben Pilzes aus Ficus elastica (Gummibaum), Pistia stratiotes und
aus der Wasserhyazinthe waren wirkungslos. Der Pilz verursacht eine Wurzelfäule.
Nicht geschädigt wurden im Versuch Alternanthera philoxeroides, Nuphar luteum und Ruppia maritima.
Fusarium sporotrichoides
Der Pilz verursacht an Myriophyllum spicatum Chlorosen und Stängelflecken
Stängelgrundfäule - Fusarium sp. Pythium sp. oder Phythophtera sp.
Für die Stängelgrundfäule kommen eine ganze Reihe von Pilzen in Frage, die in die Basis der Pflanzen eindringen und Fäulen verursachen.
Die Fusarium-Arten werden teilweise in Formen unterteilt, die auf bestimmte Wirtspflanzen spezialisiert sind.
Beispielsweise befällt Fusarium oxysporum f. sp. leucopersici nur Tomaten. Einige Fusarium-Arten
produzieren Toxine, die zum Absterben der Wirtspflanzen führen.
Die Gattung Phytophtera umfasst etwa 40 Arten, die meist einen sehr großen Wirtskreis haben. Allein die Art P.
cactorum gefällt Pflanzen aus mindestens 154 verschiedenen Gattungen. P. cinnamomi lebt als Parasit an etwa 900
verschiedenen Pflanzenarten. Es werden Stängelgrund- und Wurzelfäulen verursacht.
Die Gattung Pythium umfasst etwa 60 Arten, die Wurzeln, Speicherorgane oder Stängel befallen. Dabei verursachen sie
Umfallkrankheiten, Schwarzbeinigkeit und wässrige Fäulen.
Die Pilze an Aquarienpflanzen in Gärtnereien werden in der Regel nicht genau identifiziert, weil das für eine Bekämpfung
nicht notwendig ist. Daher lassen sich die Pilze auch nicht eindeutig zuordnen. Eine Mischinfektion ist möglich.
ähnliche Schäden können durch den Befall mit Raupen auftreten, dann sind aber immer Kotkügelchen zu finden.
Obstbaumkrebs - Nectria galligena
Als Obstbaumkrebs werden durch Pilze verursachte Wucherungen an Stamm und ästen bezeichnet. Durch Knospen uder
Verletzungen (Schnitt, Hagel) dringt der Pilz in die Pflanze ein und verursacht eine wulstige Wucherung. Diese breitet sich
in konzentrischen Kreisen immer weiter aus, bis sie den gesamten Ast oder Stamm umfast. Die Rinde platzt auf und fällt ab.
Darunter wird das braun verfärbte Holz sichtbar. Da die Rinde die Funktion des Wasser- und Nährstofftransports übernimmt,
wird der entsprechende Pflanzenteil auf diese Weise ausgehungert und stirbt ab.
Vom Herbst bis zum Frühjahr können die Befallsherde rote Fruchtkörper bilden. Von ihnen aus werden durch Regentropfen die
Sporen auf Blätter und Rinde geschleudert und sorgen für neue Infektionen. Dazu sind allerdings lange Benetzungsdauern von
etwa sechs Stunden notwendig.
Einige Apfelsorten gelten als besonders anfällig: z. B. 'Gloster', 'Cox Orange R.',
'Idared', 'Berlepsch', 'Weißer Klarapfel'.
Einzelne Befallsstellen gründlich ausschneiden, befallene äste handbreit bis in das gesunde Holz zurücksetzen,
Schnittwunden sorgfältig mit Wundpflegemittel verstreichen, Schnittgut verbrennen. Beim Pflegeschnitt auf saubere
Schnittführung achten, damit keine neuen Eintrittspforten geschaffen werden. Nur gefährdete Bäume zum Blattfall ein- bis
zweimal mit zugelassenen Kontaktfungiziden vor Infektionen schützen, ebenso nach starkem Hagelschlag.
Wurzeltöterkrankheit an Kartoffel, Weißhosigkeit, Rhizoctonia-Fußkrankheit,
Umfallkrankheit an Sämlingen - Rhizoctonia solani
Dieser Pilz ist weltweit verbreitet. Seinen Namen hat der Pilz von der Kartoffel (Solanum tuberosum). Er befällt
aber auch andere Kulturpflanzen wie zum Beispiel Zuckerüben und Möhren, Salat, Zwiebeln, Spargel, Tomaten, Erdbeeren,
Sonnenblumen, Mais und Weizen. Auch Wildpflanzen wie Löwenzahn, Ampfer, Sauerklee und Hirtentäschel werden befallen.
Insgesamt wurden er an 230 Wirtspflanzen aus 66 Familien gefunden.
Den wirtschaftlich größten Schaden verursacht der Pilz aber an Kartoffeln. Die Kartoffelknollen haben dunkelbraune Nekrosen.
Der Austrieb ist verzögert und es werden insgesamt weniger Stängel gebildet. Durch hohe Luftfeuchtigkeit wird die Bildung
eines Pilzmycels an der Stängelbasis gefördert. Von den grau-weißen Belägen kommt die Bezeichnung "Weißhosigkeit".
Die Stängel faulen an der Basis weg und es treten braune Nekrosen auf. Die Blätter verfärben sich an den Spitzen gelblich und
rollen sich ein. Manchmal bilden sich in den Achseln Luftknollen. Im Boden werden nur deformierte Knollen gebildet. Manchmal
sind es wenige Große, manchmal sehr viele kleine.
Kräuselkrankheit an Pfirsich - Taphrina deformans
Die Gattung Taphrina ist die einzige in der Ordnung der Taphrinales.
Sie umfasst etwa 100 Arten von Pilzen, die Mißbildungen in Form von Gallen an höheren Pflanzen verursachen.
Die Kräuselkrankheit an Pfirsich und Mandel überwintert an den Knospen der Bäume. Im Frühjahr werden die jungen Blätter infiziert.
Durch Störungen im Hormonhaushalt bilden sich blasige, verfäbte Beulen an den Blättern. Die Blatten trocknen ein und fallen vorzeitig ab.
Die Bäume treiben neu aus, aber die neuen Tribe härten nicht aus und sind nicht frosthart, so dass die Bäume in kalten Wintern zurückfrieren.
Bei starkem Befall kann es zu Fruchtfall kommen. Es gibt anfällige Sorten ('Früher Roter Ingelheimer') und weniger anfällige Sorten ('Amsden', 'Kernechter vom Vorgebirge').
Apfelschorf - Venturia inaequalis
An den Blättern zeigen sich zuerst stumpfe, aufgehellte Flecken, die später dunkel bis schwarz werden. Relativ schnell
breiten sich die Flecken über das ganze Blatt aus. Auf den Früchten bilden sich dunkle Flecken mit gezacktem Rand. Sie werden
in der mitte borkig und rissig.
Voraussetzung für den Befall ist eine mehrstündige Benetzung der Blätter und hohe Luftfeuchtigkeit (> 80 %). Weil bereits
etwa 5 °C für eine Keimung ausreichen kann der Befall schon im zeitigen Frühjahr erfolgen.
Je länger die Feuchteperiode anhält und je höher die Temperaturen sind, desto wahrscheinlicher ist eine Infektion.
Schorfwarngeräte ermitteln diese Werte und geben dem Erwerbsanbauer Hinweise darauf, wann der Einsatz von Fungiziden
notwendig ist und wann darauf verzichtet werden kann.
Der Pilz überwintert auf den Blättern des Vorjahres und auf dem Holz als Zweiggrind. Im Frühjahr bilden aich auf dem
Falllaub Sporen, die den Baum infizieren. Innerhalb von einer bis drei Wochen sind bereits die ersten Sommersporen reif, die
für eine ständige Neuinfektion sorgen.
Im Hausgarten ist Vorsorge durch Entfernen des Fallaubs und er mit Zweiggrind befallenen Triebe ein guter Schutz für den
Baum. Es gibt einige wenig anfällige Sorten, die meist als "resitent" gekennzeichnet werden.
Maisbeulenbrand - Ustilago maydis
Der Pilz befällt nur Mais und Teosinte. Er verursacht überall an der Pflanze (Stängel, Blüten, Kolben) Wucherungen. Die
Tumoren können etwa 20 cm Durchmesser erreichen. Die Wucherungen werden durch hormonartige Stofffe erzeugt, die der Pilz
abgibt. Im Pflanzen gewebe bilden sich dann die schwarzen Teliosporen.
Besonders stark ist der Befall, wenn trockenes und nasses Wetter sich schnell abwechseln. Außerdem sind hohe Temperaturen
zwischen 26 und 34 °C und günstig für den Pilz. Die Verbreitung der Sporen erfolgt mit dem Saatgut, aber auch mit dem Wind.
Im Boden sind Dauerstadien bis zu 10 Jahre lang überlebensfähig. Nach der Keimung gelangen sie durch Spitzwasser auf die
Jungpflanzen und infizieren sie über meristematische (teilungsfähiges) Gewebe und Wunden.
Der Pilz an sich ist nicht giftig und wird in Mexiko sogar als Huitlacoche oder Cuitlacoche gegessen. Er wird als
"Mexikanische Trüffel" bezeichnet. Es werden Maiskolben geerntet, die mit dem Pilz infiziert sind, in denen sich aber noch
keine reifen Sporen befinden. Gallen mit reifen Sporen wurden früher als Abtreibungsmittel benutzt und werden auch bei
Rindern mit einem erhöhten Auftreten von Fehlgeburten in Zusammenhang gebracht.
Gerstenflugbrand - Ustilago nuda
Der Pilz schädigt Getreide und kann zu hohen Ertragseinbußen führen. In infizierten Getreidekörnern kann der Pilze über Jahre ruhen.
Nach der Keimung des Getreides wird der Pilz aktiv und infiziert den Keimling. Er breitet sich in der Pflanze aus und beeinflusst ihr Wachstum.
Die betroffenen Pflanzen kommen früher zur Blüte, bilden aber keine normalen Blüten, sondern geben Pilzsporen ab.
Mit dem Wind gelangen die Sporen auf die Narben der gesunden Getreideblüten. Dort keimen sie und bilden Geschlechtsformen zwischen denen es zur Befruchtung kommt.
Danach wächst ein Mycel, dass den Fruchtknoten der Getreideblüte befällt und den Embryo infiziert. Darin ruht der Pilz dann wieder bis zur Keimung.
Warme feuchte Witterung während der Getreideblüte begünstigen die Ausbreitung des Pilzes.
Zertifiziertes Saatgut schützt vor einer Einschleppung. Früh blühende und schnell abblühende Sorten mit geschlossenen Blüten sind weniger anfällig.
Eine Saatgutbeizung mit Fungiziden ist möglich. Im Ökologischen Landbau wird eine Heißwasserbehandlung durchgeführt.
Der Weizenflugbrand (U. tritici) befällt Weizen, Roggen und Triticale.
Kraut- und Braunfäule an Tomaten, Kraut- und Knollenfäule an Kartoffeln - Phytophtora infestans
Phythophtora gehört wie Pythium zur Klasse
der Oomyceten, Ordnung Peronosporales. Es gibt etwa 40 Phythophtera-Arten. Sie leben
im Boden und befallen als Parasiten verschiedene Pflanzen. Phythophtora infestans
verursacht Fäulen an Tomaten und Kartoffeln.
Der Pilz breitet sich bei günstiger Witterung epedemieartig aus. Aus der Blattunterseite treten weiße Zoospoarngienträger
aus. Die Sporangien enthalten 6-16 Zoosporen. Sie werden mit dem Wind verbreitet. Bei 12 - 20 °C in einem Wasserfilm keimen
die Zoosporen. Innerhalb von 5 bis 5 Tagen bilden sie auf dem neuen Wirt neue Fruchtkörper.
Der Pilz kann in lebenden Blättern oder Knollen überwintern. Besonders bei feuchter Witterung und zunehmend kühleren Nächten
mit Taubildung zum Ende des Sommers kann der Befall schnell und stark auftreten.
Als erste Symptome treten kleine Blattflecken auf und ein weilßlicher Pilzbelag an der Blattunterseite. Die Blätter rollen
sich nach unten ein und vertrocknen. Dann bilden sich Nekrosen an den Stängeln. Befallene Früchte werden braun, faulen
schnell und trocknen ein.
Zur Vorbeugung helfen ein günstiger Standort, an dem die Pflanzen schnell abtrocknen und warm
stehen. Die Pflanzen sollten regelmäßig ausgegeizt werden, damit die Belaubung nicht zu dicht wird. Auch ein pflanzabstand
von 50 cm sollte man einhalten. Das erleichtert ebenfalls das Abtrocknen.
Beim Gießen sollten die Blätter nicht benetzt werden. Das Aufspritzen von eventuell mit Sporen durchsetzter Erde kann durch
eine Mulchdecke vermieden werden. Kartoffeln sind ebenfalls ein Wirtt des Pilzes. Sie sollten nicht in der Nähe der Tomaten
stehen. Die Sporen werden aber auch mit dem Wind verbreitet.
Früh reifende Tomaten kann man zum großen Teil ernten bevor die Pflanzen infiziert werden. Es gibt tolerante Sorten, die etwa
2 Wochen später befallen werden als andere Sorten. Besonders die kleinfrüchtigen und Wildtomaten sind recht tolerant.
Tolerante Tomatensorten sind "Philovita F1", "Matina", Fleischtomate "Parikaförmige", Cocktailtomaten "Celsior", "Cerise"
"Golden Currant", "Rote Murmel". Bei andauernder kühler und feuchter Witterung können aber auch diese Sorten dem Befallsdruck
nicht standhalten.
Von Bakterien verursachte Pflanzenkrankheiten sind in der Regel nicht direkt bekämpfbar. Es gibt keine chemischen
Pflanzenschutzmittel und auch keine natürlichen Gegenspieler. Infizierte krautige Pflanzen (Pelargonien, Begonien, Kartoffeln
etc.) müssen aus den Beständen entfernt und vernichtet werden. Bei holzigen Pflanzen (Apfelbäume) kann man versuchen bis ins
gesunde Holz zurück zu schneiden. Dabei muss man darauf achten nach jedem Schnitt die Werkzeuge zu desinfizieren, damit nicht
auf diesem Wege die Bakterien auf noch gesunde Pflanzenteile übertragen werden. Da sich Bakterien in den Leitgefäßen
ausbreiten, können solche Maßnahmen aber auch erfolglos bleiben.
Eine der schlimmsten Bakteriosen ist der Feuerbrand (Erwinia amylovora). Er wird von Insekten, Wind und durch den
Menschen verbreitet und befällt Rosaecea (äpfel, Birnen, Quitten etc.).
Es gibt verschiedene Bakterien, die Pflanzen befallen. Einzelne Rassen können sich dabei auf eine Pflanzenart oder Gattung
spezialisieren. Diese Spezialisierung wird im Namen vermerkt. So befällt zum Beispiel Xanthomonas campestris pv.
pelargonii nur Pelargonienarten. Das "pv." steht für Pathovar. Das bedeutet "Krankheitserreger".
Andere Formen von X. campestris befallen zahlreiche andere Kulturpflanzen.
Bakterienkrankheiten im Feld zu identifizieren ist schwer. Es werden braune Blattflecken, Welken und Fäulen an Stängeln,
Blättern und Knollen verursacht. Solche Symptome treten aber auch bei Infektionen mit Pilzen auf. Das folgende Flussdiagramm
zeigt eine mögliche Testabfolge zur Unterscheidung von Bakterien.
Dieses Diagramm habe ich mal während des Studiums für ein Praktikumsprotokoll (Experimentelle Phytomedizin - Phytobakteriologisches Praktikum) angefertigt.
Die Bilder der Bakterienkrankheiten hat meine Schwester zur Verfügung gestellt. Sie wurden während eines studentischen Praktikums von gezielt infizierten Pflanzen gemacht.
Wurzelkropf - Agrobacterium tumefaciens
Bean Yellow Mosaic Virus - BYMV
Der Bean Yellow Mosaic Virus (BYMV) wurde 1925 zum ersten mal an Bohne (Phaseolus vulgaris) gefunden. Er befällt außer Canna und Bohnen, Lupinen, Gladiolen und
andere Zier- und Nutzpflanzen. Er kann auch von diesen Kulturpflanzen auf Cannas übertragen werden. Sie sollten darum nicht
in der Nähe solcher Kulturen angepflanzt werden. Der Virus verursacht gelbe Marmorierungen auf den Blättern.
Cucumber Mosaic Virus - CMV
Der Cucumber Mosaic Virus (CMV) wurden ursprünglich an Gurken entdeckt und nach ihnen benannt. CMV verursacht leichte
mosaikartige Aufhellungen und Blattrandnekrosen an Canna. In Kombination mit anderen Viren kann er zum Absterben der Pflanzen
führen.
Canna Yellow Mottle Virus - CYMV
Der Canna Yellow Mottle Badnavirus bildet zuerst feine weiße Flecken auf der Blattspreite. Die Aufhellungen fließen zusammen
und gehen in Nekrosen über. Blattrandnekrosen treten auf. In den Blüten und an den Stängeln zeigen sich Aufhellungen
(Breaking). 1979 wurde der Virus in Japan entdeckt. 1988 wurde er zum ersten Mal in Minnesota nachgewiesen, 2004 in Florida.
Auch in Australien kommt er vor. 2005 fand man ihn in Italien und in den Niederlanden. Dort trat er oft zusammen mit CMV
auf.
Dieser Virus nicht nur bei der vegetativen Vermehrung, sondern auch im Samen von der Mutterpflanze auf die nächste Generation
weitergegeben, was bei anderen Viren nicht der Fall ist.
Canna Yellow Streak Virus - CaYSV
Der Canna Yellow Streak Virus verursacht gelbe bis braune Verfärbungen entlang der Blattnerven. Die Blätter sind beulig,
verbogen und am Rand zum Teil eingerollt. Blattrandnekrosen können auftreten. Das Wachstum ist schlecht und es werden wenige oder gar keine Blüten gebildet. Der Virus wurde 2007 zum
ersten Mal in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Groß Britannien und Israel gefunden und daraufhin neu beschrieben.
Kartoffelblattroll-Virus - PLRV
Potato Virus Y - PVY
Tomato Aspermy Virus - TAV
Literatur:
Hirata Tetsuya, Takamatsu Susumu (20011): Phylogeny and Cross-infectivity of Powdery Mildew Isolates (Podosphaera fuliginea s. lat.) on Cosmos and Cucumber.- Phytopathological Society of Japan,
Journal of general plant pathology, JGPP 67(1), 1-6
K. W. Harde, F. Severa (1988): Der Kosmos-Käferführer.- 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Franckh´sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart
G.M. Hoffmann et al. (1994): Lehrbuch der Phytomedizin.- Blackwell Wissenschafts-Verlag, Berlin
D.V. Alford (1997): Farbatlas der Schädlinge an Zierpflanzen.- Enke Verlag Stuttgart
M. Bürki et al. (1999): Pflanzenschutz an Zier- und Nutzpflanzen.- Thalacker Medien, Braunschweig
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