Einen Nutzgarten planen und anlegen

geschwungene Linie

Als Nutzgärten werden Gärten bezeichnet, die überwiegend zu Produktion von Lebensmittel dienen. Dazu gehören Kräutergärten, Obstgärten und Gemüsegärten. Liegt der Garten auf dem Grundstück am Haus, wird er auch als Küchengarten bezeichnet.
Die ersten Gärten in Mitteleuropa gab es im frühen Mittelalter in den ersten Klosteranlagen. Reiche Bürger und Adelige hatten Nutzgärten auf ihren Anwesen, damit sie sich und ihre Bediensteten mit Nahrung versorgen konnten. In den mittekalterlichen Städten fehlte der Platz für Gärten. Hier standen die Häuser dicht an dicht. Im 18. Jahrhundert wurden keine Stadmauern mehr benötigt und die Städte breiteten sich über größere Flächen aus. Es wurden nun Häuser gebaut, die von einem großen Garten umgeben waren. Gleichzeitig entstanden auf Freiflächen die ersten Schrebergärten, die von Bewohnern der engen Stadtzentren genutzt wurden.
Im 20. Jahrhundert nahm die Bedeutung der Nutzgärten immer mehr ab, weil Gemüse und Obst nun ständig günstig zu kaufen waren. Es entstanden reine Ziergärten, die der Erholung dienen und einen Abstand zwischen die Lebensbereiche benachbarter Familien bringen. In den Ballungszentren wuchsen in der Zeit dagegen Hochhaus-Siedlungen und Mietkasernen, in denen es keine Gärten gibt.
Inzwischen wollen viele Menschen die Natur in ihrem täglichen Umfeld zurück. Sie ziehen auf ihrem Balkon, der Terrasse oder auch auf dem Dach eines Parkhauses Pflanzen heran und bauen ihr eigenes Gemüse an.

Mit einem Nutzgarten können wir einen Teil oder unseren gesamten Bedarf an frischem Obst und Gemüse decken. Dabei kann der Nutzgarten für sich alleine, getrennt vom Ziergarten, sein oder sich, wie es in traditionellen Bauerngärten der Fall ist, in ihn einfügen. Gemüse und Kräuter sind ebenso zierende Pflanzen wie Sommerblumen und können als Bestandteil in die Gartengestaltung aufgenommen werden. Auch können sie in Pflanzgefäßen herangezogen werden, die dann im Garten, auf dem Balkon oder auf der Terrasse ihren Platz finden und so ein kunstvolles Ambiente entstehen lassen.
Entscheidend für den Erfolg sind nur das Flächenangebot, die persÖnlichen Vorlieben des Gärtners, die klimatischen Bedingungen und die zur Verfügung stehende Zeit. Ich habe auf dieser Seite einige wichtige Eckdaten zusammengefasst, die notwendig sind um einen ersten eigenen Gemüsegarten zu planen. Obst wird dabei nur am Rande berücksichtigt.

Nachhaltigkeit - für jetzt und später

Im Hausgarten haben wir nur begrenzt Platz zur Verfügung und können die Anbauflächen nicht beliebig wechseln. Darum ist es hier besonders wichtig die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Mischkulturen Fruchtwechsel und Fruchtfolgen helfen uns Nachbauprobelme zu vermdien und die Zahl an Schädlingen und Krankheitserregern möglichst klein zu halten. Regelmäßiges Düngen mit Kompost und Mist und der Einsatz Pflanzenszärkungsmitteln geben dem Boden entzogenen Nährstoffe zurück. Gründüngung und Mulch schützen die Erde vor Verschlemmung und Errosion. Da auch die Auswaschung von Nährstoffen reduziert wird, sparen wir uns Dünger und schützen gleichzeitig das Grundwasser. Durch die FÖrderung von Nützlingen, eine gute Kulturführung und ausgewogenen Nährstoffversorgung von Pflanzen, die an einem für sie günstigen Standort stehen, kann man auf Pflanzenschutzmittel ganz verzichten. Es ist so möglich die Beete im Garten zu nutzen ohne die Bodenqualität zu mindern.
Das Konzept so mit den natürlichen Ressourcen des Gartens umzugehen, dass er nachhaltig mit Erfolg bewirtschaftet werden kann, wird als Permakultur bezeichnet. Grundlage ist ein biologisch intaktes Gefüge aus Natur und Kultur, das die Bedürfnisse von Menschen, Tieren und Pflanzen erfüllt.

Den Anbau planen

Auf Grundlage des Gemüsebedarfs in einem Haushalt und der zu erwartenden Erntemenge kann man einen Plan erstellen wieviel Fläche man mit welchen Pflanzen bebauen sollte um den Eigenbedarf zu decken. Durchschnittlich kann man auf einem Quadratmeter Fläche etwa 3 kg Gemüse ernten. Dabei sind natürlich die verschiedenen Gemüsesorten sehr unterschiedlich im Ertrag. Diese Erntemenge ist nur erreichbar, wenn mindestens zwei Drittel der Fläche mehrfach genutzt wird. Dazu ist ein Anbauplan wichtig.

Das angebaute und geerntete Gemüse und Obst soll auch sinnvoll verwertet werden. Egal ob eingekocht oder eingefroren werden soll - die Verarbeitung und Lagerung nimmt Zeit und Platz in Anspruch. Ausreichend Lagermöglichkeiten in Gefrierschränken oder reichlich Einmachgläser müssen zur Erntezeit zur Verfügung stehen. Nicht alles kann sofort frisch verzehrt werden.
Gemüse, das man nicht gut lagern kann und das ein kurzes Erntefenster hat - das ist die Zeit zwischen Erreichen der Erntereife und der letzten mögliche Ernte - , muss man immer in mehreren kleineren Sätzen anbauen, Damit zum Erntezeitpunkt nicht mehr Gemüse anfällt man essen kann. Salat und Knollenfenchel schießen schnell, nachdem sie ihre Erntereife erreicht haben. Das heißt es bilden sich Blütenstände und die Qualität des Ernteguts nimmt ab. Das passiert besonders schnell, wenn es sehr heiß ist. Radieschen, Möhren und Kohlrabi platzen, wenn sie zu lange im Beet stehen. Hier ist vor allem ein Wechsel von Trockenheit und Nässe problematisch.
Wenn man also nur fünf SalatkÖpfe in der Woche verbraucht, sollte man nicht gleich vierzig Pflanzen auf einmal anziehen. Auch 50 Kolben Zuckermais oder 30 Brokkoli lassen sich schlecht auf einmal verbrauchen, wenn man nicht gerade eine Großküche hat. MÖchte man dagegen im Herbst LagermÖhren, Zwiebeln oder Kohl einlagern, ist es günstig, wenn viel Gemüses auf einmal reif wird, damit man alles zusammen ins Lager bringen kann.
In einem kleinen Haushalt sät man also viele kleine Sätze mit unterschiedlichem Gemüse aus. Sorten für den Frischverzehr, werden durch Sorten ergänzt, die sich einfrieren oder einkochen lassen.

Gemüsebedarf

Für eine sinnvolle Anbauplanung muss man zunächst wissen wie hoch der eigene Bedarf ist. Die folgende Tabelle gibt die pro-Kopf-Verzehrmengen der jeweils 10 wichtigsten Obst- und Gemüsesorten an. Sie beziehen sich auf alle in Deutschland lebenden Menschen vom Kleinkind bis zum Rentner. Wenn wir bei der Planung unseres Gartens Kinder unter 10 Jahren unberücksichtigt lassen, können wir diese Zahlen als Richtwerte nutzen. Zu den Mengen an Frischware kommen zum Teil nicht unerhebliche Mengen Tiefkühlware oder Fertigprodukten. Beispielsweise liegt der Pro Kopf Verbrauch von Kartoffeln bei etwa 65 kg. Davon werden aber nur etwa 25 kg frisch verzehrt. Der Rest wird zu Kartoffelchips, Pommes Frites, Kartoffelpüreepulver, Tiefkühlpuffern etc.. Für die Planung unseres Nutzgartens interessieren uns aber nur die Frischmengen. Wer macht schon seine Kartoffelschips selber?!
Tabelle 1: Pro Kopf Verbrauch von frischem Obst und Gemüse 2009 in Deutschland nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (Quelle: gabot.de)


Obst Gemüse
äpfel 9,0 kg Tomaten 4,9 kg
Bananen 7,1 kg Karotten 3,6 kg
Orangen 4,2 kg Gurken 3,3 kg
Clementinen 2,5 kg Zwiebeln 3,1 kg
Weintrauben 2,2 kg Paprika 2,5 kg
Erdbeeren 1,7 kg Eisbergsalat 1,6 kg
Nektarinen 1,6 kg Blumenkohl 1,0 kg
Birnen 1,4 kg Spargel 0,9 kg
Ananas 1,4 kg Lauch 0,6 kg
Wassermelone 1,2 kg Weißkohl 0,6 kg

Diese Zahlen sind nicht besonders aktuell, aber leider ist es schwer an Daten zum Frischverzehr einzelner Gemüsearten zu kommen. Oft wird nur der Gesamtkonsum von Frisch- und Fertigware zusammen angegeben und vielfach gibt es keine Zahlen zu einzelnen Gemüsearten. Es sieht aber so aus, als würde sich an der verzehrten Menge von Frischgemüse insgesamt wenig ändern. Bei Tomaten ist zu sehen, dass der stetig steigende Verbrauch auf eine steigende Nachfrage von Fast-Food- und Fertiggerichten zurück zuführen ist. Der Frischverbrauch steigt nicht.

Tomaten-Verbrauch in Deutschland


Tabelle 2: Pro Kopf Verbrauch von Gemüse (inklusive industriell verarbeiteter Ware) nach Angaben des Bundesministeriums für Landwirtschaft für das Wirtschaftsjahr 2009/2010 und 2013/2014.

Spinat der Sorte Lazio

Spinat wird selten frisch gekauft. Er lässt sich aber leicht anbauen und gut einfrieren. Der Jahresbedarf eines Drei- bis Vierpersonenhaushalts kann mit nur 2 qm Anbaufläche gedeckt werden. Spinat ist ideal als Vor- oder Nachkultur geeignet. Er kann zum Beispiel von Mitte März bis Anfang Juni auf der Fläche stehen oder von September bis in den Dezember.

Der grÖßte Teil der verzehrten Tomaten kommt industriell vorgefertigt auf den Tisch. Man kann bei der Planung der Anbaumengen hier gerne eine größere Menge anstreben als die knapp 5 kg für den Frischverzehr. Tomatensoßen lassen sich auch gut aus frischen Früchten machen. Der Jahresverbrauch an Erbsen und Bohnen von 3 kg, der in der Regel als Konserven oder Tiefkühlware eingekauft wird, kann im Hausgarten auf ein bis zwei Quadratmeter Anbaufläche selbst produziert werden! Jeweils ein weiterer Quadratmeter deckt unseren Jahresverbrauch an Kohl und Spinat.
Natürlich ist Statistik hier nicht alles. Wer keinen Kohl mag, wird keinen kaufen. Manchmal verzichtet man auch auf ein Gemüse, das man gerne essen würde, weil es zu teuer ist. Wer einen Kirschbaum im Garten hat, isst mehr Kirschen als jemand, der sie kaufen muss. Wer nur einmal in der Woche einen Großeinkauf macht wird weniger Feld- Kopfsalat konsumieren, als jemand der solche verderblichen Produkte täglich frisch bekommen kann. Der Prokopfverbrauch kann darum nur als grobe Richtschnur gelten.


2009/2010 2013/2014
Tomaten 24,6 kg 24,1 kg
Möhren, Karotten, Rote Bete 8,0 kg 8,3 kg
Speisezwiebeln 7,6 kg 7,3 kg
Gurken 6,8 kg 6,4 kg
Weiß- und Rotkohl 5,4 kg 4,0 kg
Erbsen, Bohnen 3,0 kg 3,1 kg
Blumen-, Grün-, Rosenkohl und Brokkoli 2,6 kg 2,0 kg
Kopfsalat und Eissalat 2,7 kg 2,8 kg
Wirsing- und Chinakohl, Kohlrabi 2,4 kg 2,3 kg
Sellerie, Porree 2,1 kg 2,2 kg
Spargel 1,5 kg 1,5 kg
Spinat 1,0 kg 1,1 kg
Sonstige Gemüse
z. B. Dicke Bohnen, Eissalat,
Chicorée, Rettich und Radies
23,7 kg 20,1 kg
Champignons 1,8 kg 1,7 kg


Erntemengen

Nun haben wir also einen Anhaltspunkt wieviel Gemüse wir in etwa verbrauchen. Damit wir abschätzen können wieviel Fläche für welches Gemüse benötigt wird, müssen wir aber auch wissen wieviel Ertrag welches Gemüse bringt. Die folgenden Angaben sind aus dem Buch von Herrmann-Lejeune (1995) entnommen. Es sind Mittelwerte. Die tatsächlichen Erntemengen hängen von der verwendeten Sorte und dem Kulturerfolg ab. Ist das Jahr kalt und verregnet, verhagelt es die Ernte oder man fährt über die Sommerferien 6 Wochen weg und niemand gießt, dann fällt die Ernte entsprechend geringer aus.

Tabelle 3: Reihenabstände und durchschnittliche Erntemengen bei verschiedenen Gemüsesorten.

Buschbohne Bluevetta mit violetten Hülsen

Mit 2 Quadratmetern Buschbohnen kann man schon den Jahresbedarf einer Person decken.

Kaiserschote Delikata


Erbsen kann man frisch essen oder einfrieren.

Sortiment an Kopfsalaten

Da man Blattsalate frisch essen muss, sollte man immer nur kleine Sätze aussäen.

bunter Mangold ´Bright Lights´

Mangold lässt sich wie Spinat gut einfrieren.

Möhren

Möhren kann man in Sand einschlagen oder einfrieren.

Porree in Mischkultur

Winterporee kann draußen bleiben. Porree lässt sich aber auch gut einfrieren.

Grünkohl Winnetou

Grünkohl bleibt den Winter über im Beet oder wird eingefroren.

Brokkoli Marathon

Brokkoli kann tiefgekühlt gut gelagert werden.


Gemüseart Reihenabstand
in cm
Mittlere Erträge / Quadratmeter Bemerkungen
Bohnen


Buchbohnen 40 x 40 1,5 bis 2,5 kg in 6 Horsten pro qm
Stangenbohnen 80 x 60 2,5 - 4 kg 2 Horste an Rankgerüsten / qm
Dicke Bohnen (Puffbohnen) 40 x 15 oder 40 x 40 1,5 kg in 6 Horsten / qm
Erbsen
Palerbsen 30 1,5 kg Reihensaat
Markerbsen 30 1,5 kg Reihensaat
Zuckererbsen 30 1,5 kg Reihensaat
Fruchtgemüse
Gurken
2 - 3 kg 2 bis 4 Pflanzen / qm
Kürbis
bis 40 kg ca. 1,5 bis 2,5 qm pro Pflanze
Zucchini 100 cm  x 100 cm 3 - 4 kg 1 Pflanze /qm
Tomaten 70 x 70 cm 3 - 5 kg ca. 2 Pflanzen / qm
Zuckermais 60 x 20 cm 15 kg Reihensaat, ca. 8 Pflanzen / qm
Blattgemüse
Kopfsalat 25 x 15 bis
30 x 30 cm
10 bis 30 Stück größere KÖpfe im Sommer
brauchen große Reihenabstände
Eissalat 40 x 35 cm 7 Stück Reihensaat
Feldsalat 15 - 20 cm 1,5 - 2 kg Reihensaat
Radiccio 25 x 20 cm 15 Stück
Winterendivien 30 x 30 cm 11 Stück
Zuckerhut 30 x 20 - 30 cm 10 - 12 Stück
ca. 10 - 12 kg
Spinat 20 cm 1,5 - 2 kg Reihensaat
Neuseeländer Spinat
3 kg
Mangold 30 cm 5 - 7 kg Reihensaat, vereinzeln notwendig
Wurzelgemüse

Knollenfenchel 40 x 20 - 30 2 - 2,5 kg
Möhren 20 cm 3 - 4 kg Reihensaat
Wurzelpetersilie 25 cm 2 - 3 kg Reihensaat, verziehen notwendig
Rote Rüben 25 - 30 cm 3 - 4 kg Reihensaat, verziehen notwendig
Schwarzwurzeln 25 cm 1,5 - 2 kg Reihensaat, verziehen notwendig
Knollensellerie 40 x 40 cm 2,5 - 3 kg vorgezogene Pflanzen setzen
Steckzwiebeln  20 x 10 cm 2,5 - 4 kg Steckzwiebeln bekommt man im Frühjahr und Herbst
Schalotten 20 x 10 cm 1,5 kg Steckzwiebeln bekommt man im Frühjahr und Herbst
Porree 30 x 10 - 15 cm 5 kg
Kohlgemüse


Blumenkohl 50 - 40 x 40 cm 2 - 4 kg 5 bis 6 Pflanzen / qm
Brokkoli 50 - 60 x 40 - 50 cm 2 - 3 kg 6 Pflanzen
Chinakohl 30 - 40 x 25 - 30 3 - 10 kg 8 - 12 Pflanzen
Frühkopfkohl 40 x 40 cm 3 - 5 kg 6 Pflanzen / qm, ab Februar Vorziehen
oder ab April Jungpflanzen beim Gärtner kaufen
Herbstkopfkohl 50 x 50 cm 4 - 6 kg 4 Pflanzen /qm
Dauerkopfkohl 50 - 60 x 50 cm 4 - 7 kg 3 - 4 Pflanzen / qm
Rosenkohl 50 x 50 - 60 x 60 1 kg 3 - 4 Pflanzen
Grünkohl 40 x 40 cm 2 kg nach dem ersten Frost oder den ganzen Winter hindurch ernten
Kohlrabi 20 - 40 x 20 - 30 ca. 13 bis 25 Stück oder 2,5 kg
Kartoffeln
65 - 75 x 30 - 35
3 - 4 kg


Der Platzbedarf

MÖchte man das gesamte Gemüse und Obst, inklusive aller Konserven und Tiefkühlware, selber produzieren braucht man für jede Person im Haushalt 40 qm Anbaufläche. Durch geschickte Planung und Beschränkung auf das eingelagerte und saisonal verfügbare Gemüse ist der Zukauf überflüssig. Das setzt aber voraus, dass zum Beispiel Bohnen und Kürbisse eingemacht, Beeren- und Steinobst zu Marmeladen oder Säften und Ãpfel zu Apfelmus verarbeitet werden. Es müssen Lagerkapazitäten für Eingeschlagenes Gemüse und Obst in Regalen im kühlen, luftigen Keller oder im frostfreien Gartenhaus zur Verfügung stehen. Eine große Gefriertruhe für Blumenkohl, Brokkoli, Bohnen, Erbsen, Grünkohl, Kohlrabi, Möhren, Rosenkohl und Spinat ist ebenfalls von Vorteil. Die Versorgung so eines Gartens und des Erntegutes ist dann aber eine Vollbeschäftigung für die Hausfrau bzw. den Hausmann.
Für die Teilversorgung durch die Eigenproduktion des Frischgemüses, Kräutern und etwas Beerenobst kann man mit 20 qm / Person rechnen. Hierbei wird ein Großteil der Ernte (Erdbeeren, Salate) direkt verzehrt. Nur ein geringer Teil (z. B. Bohnen, Kohl) fällt zur Erntezeit in größeren Mengen an und muss eingefroren oder eingekocht werden.
Kleinere Flächen liefern leicht ausreichend Gartenkräuter, Tomaten und Salate. Die lassen sich auch in Kübeln, Balkonkästen oder Ampeln auf dem Balkon oder der Terrasse kultivieren. Für die Halter von Kleintieren sind Balkonkästen und kleine Beetflächen gut um zumindest einen Teil des Frischfutterbedarfs von Meerschweinchen, Kaninchen, Ziervögeln, Welsen, Schecken oder Garnelen zu decken.

Der Zeitbedarf und die Kosten

Inklusive der Ernte, der Bodenvorbereitung im Herbst und Frühjahr, Beikrautbekämpfung und Düngung benötigt man für die die Pflege eines Nutzgartens etwa 15 bis 30 Minuten pro Quadratmeter im Jahr. Der tatsächliche Arbeitsaufwand hängt davon ab welche Kulturen man anbaut. Beerenobststräucher beispielsweise benötigen weniger Pflege. Sie werden jährlich geschnitten, benötigen aber keine wiederholte Bodenbearbeitung. Hier reichen etwa 15 - 20 Minuten pro Quadratmeter jährlich. Intensiv genutzte Gemüsebeete werden dagegen mehrmals bepflanzt und beerntet. Daher liegt der Arbeitszeitaufwand hier mit etwa 30 Minuten pro Quadratmeter und Jahr höher.
Die Kosten belaufen sich im Jahr auf etwa 3 € pro Quadratmeter. Darin enthalten sind Saatgut und Jungpflanzen, Dünger, Pflanzenschutzmittel, Gießwasser und Gartengeräte (gerechnet als Abschreibung auf 10 Jahre).
Dem gegenüber steht die Ersparnis beim Einkauf von Frischgemüse von durchschnittlich etwa 5,40 € pro Quadratmeter (durchschnittliche Erntemenge von 3 kg / qm und einem Frischgemüse-Durchschnittspreis von 1,80 € pro kg).

Die Planung

Um erfolgreich im eigenen Garten Gemüse an zu bauen muss man etwas planen. Will man die Fläche möglichst effektiv nutzen kann sie mit einer Vor-, einer Haupt- und einer Nachkultur bestellt werden. Der Boden sollte möglichst immer von Pflanzen oder Mulch bedeckt sein. Das verbessert die Bodenfruchtbarkeit. Zu kurze Abstände im Anbau einer Kultur auf einer Fläche müssen vermieden werden, damit sich wirtsspezifische Schaderreger (Nematoden, Pilze) nicht zu stark vermehren können.
Wichtig ist daher die Planung von Fruchtfolgen im Verlauf mehrerer Jahre hintereinander auf einer Fläche und der Fruchtwechsel im Laufe eines Jahres auf einem Beet. Um eine Fruchtfolge einhalten zu können müssen Beete feste Abmessungen haben, die Jahr für Jahr gleich bleiben. Man kann bei der Anlage der Beete zwischen drei Varianten wählen: Zweifelderwirtschaft mit Teilung in Stark- und Schwachzehrer, Rollplan oder Mischkultur.

Stark- und Schwachzehrer
Diese Variante eignet sich für große Gärten in denen eine Gemüsevollversorgung angestrebt wird. Zwei Felder werden angelegt und in Beete unterteilt. Auf dem einen Feld wird im Herbst mit Mist oder frischem Kompost gedüngt. Hierher kommen die Starkzehrer (1. Tracht), die dem Boden viel Humus abverlangen. Auf dem anderen Feld pflanzt man die Schwachzehrer (2. Tracht).
Auf dem Feld mit den Starkzehrern stehen Kartoffeln, Chinakohl, Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, Kopfsalat, Feldsalat, Spinat, Kürbisse, Gurken, Tomaten und Zucchini. Bei den Schwachzehrer stehen Schwarzwurzeln, Möhren, Rote Rüben, Pastinaken, Rettiche, Sellerie, Porree, Radies, Zwiebeln, Erbsen und Bohnen.
Erbsen und Bohnen kann man auch zu den Starkzehrern pflanzen. Sie sind Leguminosen, die Stickstoff aus der Luft sammeln und im Boden binden. Die eingearbeiteten Pflanzenreste dienen mit als zusätzlichen Dünger für die Folgekultur.
Im Folgejahr wird das andere Feld mit Mist gedüngt und Starkzehrer und Schwachzehrer wechseln die Position. Starkzehrer stehen immer auf dem Feld mit dem frischem Mist oder Kompost. Die Schwachzehrer gedeihen dort besser im Folgejahr. Wurzelgemüse ist auf Boden mit frischem Mist oft anfälliger für Schädlinge. Gewürzkräuter bilden ein besseres Aroma, wenn sie auf nährstoffärmeren Böden wachsen. Sie werden bei den Schwachzehrern angepflanzt.

Die Mistgabe ersetzt nicht die Düngung mit Mineraldüngern! Die Kulturen müssen gemäß ihren Ansprüchen und dem Nährstoffgehalten des Bodens zusätzlich versorgt werden. Vor allem Kalium, Magnesium und Kalzium müssen regelmäßig nachgedüngt werden.

Rollplan

Bei einem Rollplan werden 8 Felder gleicher Größe angelegt. Auf ihnen werden in in den Folgejahren die Kulturen weitergerückt.
Bepflanzung der Beete I bis VIII im Rollplan im Jahr 1:
I 2-jährige Erdbeeren V Kohlgemüse
II 1-jährige Erdbeeren VI Fruchtgemüse
III Kartoffeln
in der Nachkultur Erdbeerjungpflanzen
VII Hülsenfrüchte     
IV Wurzel- und Knollengemüse VII Zwiebelgemüse

Bepflanzung der Beete I bis VIII im Rollplan im Jahr 2:

I Zwiebelgemüse V Wurzel- und Knollengemüse
II 2-jährige Erdbeeren VI Kohlgemüse
III 1-jährige Erdbeeren VII Fruchtgemüse
IV Kartoffeln
in der Nachkultur Erdbeerjungpflanzen
VIII Hülsenfrüchte






Salate und Spinat sind in der Vor. bzw. Nachkultur zu den Hauptfrüchten anzubauen. Folgt man dem Rollplan kommen die empfindlichen Gemüsearten(z. B. Tomaten und Kohl) nur jeweils alle acht Jahre wieder auf ein Feld. Dadurch können sich keine arttypischen Schaderreger ansammeln. Der Nachteil ist, dass positive Effekte durch die Nachbarschaft mit anderen Gemüsearten nicht genutzt werden können, da Mischkulturen beispielsweise zwischen Zwiebeln und Möhren in dem System nicht möglich sind. Ein weiteres Problem ist, dass der Flächenbedarf für die einzelnen Gemüse nicht gleich groß ist. Beispielsweise braucht man für drei Personen nur etwa 3 qm Zwiebelanbaufläche. Um den Bedarf an Kartoffeln voll zu decken werden für drei Personen aber 18 bis 20 qm Anbaufläche benötigt. Wenn eine Vollversorgung angestrebt wird, sollte man die Kartoffeln aus dem Rollplan ausgliedern.

Als Nachkultur beim Fruchtgemüse kann man Kohlgemüse verwenden, das über Winter auf der Fläche bleibt. Grünkohl, Rosenkohl oder auch Futterkohl sind dann im Folgejahr bereits als Vorkultur auf dem Beet für Kohlgemüse. Werden sie auf dem Kohlgemüsebeet überwinter sind sie Vorkultur für das Wurzelgemüse im Folgejahr. Der Wechsel erfolgt also während des Kulturjahres.





Tabelle 4: MÖgliche Abfolgen im Fruchtwechsel

Zwiebelgemüse Wurzel- und Knollengemüse Kohl- und Blattgemüse
Zwiebeln Kohlrabi - Stangensellerie - Endivien Blumenkohl - Endivien
Tagetes - Wintersteckzwiebeln Spinat - Möhren Kopfsalat - Brokkoli - Radieschen
Tagetes - Knoblauch Kopfsalat - Rote Beete Feldsalat - Eissalat - Zuckerhut
Grünbrache Radieschen - Rote Beete Kohlrabi - Eissalat - Endivien
Rettich - Knollensellerie - Feldsalat Spinat - Rosenkohl
früher Kohlrabi - Knollensellerie - Salat - Rotkohl
Stangensellerie - Feldsalat Feldsalat - Blumenkohl

Spinat - Knollensellerie - Endivien Porree - Spinat

Grünkohl (Vorjahr) - Pastinaken RÖmersalat - Porree

Rosenkohl (Vorjahr) - Schwarzwurzeln Kohlrabi - Porree

Rosenkohl (Vorjahr) - Möhren Feldsalat - Mangold
Mangold (Vorjahr) - RÖmersalat
Feldsalat - Chicorée

Hülsenfrüchte Fruchtgemüse Kartoffeln
Radieschen - Buschbohnen - Zuckerhut Kopfsalat - Gurken - Schnittsalat - Spinat Brache - Kartoffel
Kohlrabi - Buschbohnen - Feldsalat Feldsalat - Paprika - Kräuter Kartoffeln - Erdbeerjungpflanzen
Erbsen - Knollenfenchel Kopfsalat - Gurken - Zwiebeln - Feldsalat

Schnittsalat - Stangenbohnen - Gurken - Chinakohl

Kopfsalat - Stangenbohnen - Feldsalat

Kopfsalat - Tomaten - Spinat

Spinat - Zucchini - Radieschen oder Rettich - Feldsalat

Kopfsalat - Artischocken - Endivien


Auberginen - Rosenkohl


Wintergrünbrache - Kürbis


Mischkultur

Bei der Mischkultur werden verschiedene Pflanzen in Reihen nebeneinander gepflanzt, damit sie sich gegenseitig positiv beeinflussen. So sind zum Beispiel Möhren und Zwiebeln in gegenseitiger Nachbarschaft weniger anfällig für den Befall mit Möhren- bzw. Zwiebelfliegen. Man kann auch in der Reihe die Pflanzen mischen. Ein Wechsel zwischen Kopfsalat oder Romanasalat mit Kohlrabi ist zum Beispiel möglich. Salat kann auch in den Lücken zwischen Gurkenpflanzen, Tomaten oder Bohnen stehen. Es können auch abwechselnd Sellerie- und Blumenkohlpflanzen in einer Reihe stehen oder zwischen Tomatenpflanzen Reihen mit Karotten ausgesät werden. Auch Kombinationen aus "guten Nachbarn" können Verwendung finden.
Aber auch in der Mischkultur müssen die Pflanzen über die Beete "rollen". Tomaten, Gurken und Kohl sollten frühestens wieder nach vier Jahren am selben Platz stehen.

Mischkultur

Mischkultur aus Grünkohl ´Redbor´, Buschbohne ´Primavera´,
Kohlrabi ´Blaro´ und glatter Petersilie ´Gigante di Napoli´

Mischultur

Mischkultur aus Grünkohl ´Winnetou´, Möhren ´Sugarsnacks´,
Porree ´Amundo´, Paprika ´Daisy´ und Schnittlauch ´Staro´


Man teilt also die Fläche in 4 Beete ein. Darauf stehen Starkzehrer, Mittelzehrer, Schwachzehren und auf dem letzten eine Gründüngung. Im Folgejahr wandern die Kulturen eine Fläche weiter. Wo die Starkzehrer waren folgen die Mittelzehrer und so weiter. Die Gründungsfläche wird umgebrochen und mit abgelagertem Stallmist oder Kompost gedüngt bevor hier Starkzehrer angepflanzt werden. In der Mischkultur kann man positive Effekte der Pflanzen aufeinander gut nutzen. Beispielsweise vertreiben Zwiebeln Möhrenfliegen. Aber nicht alle Kombinationen von Gemüsesorten und Kräutern sind günstig. Nahe verwandte Arten locken die gleichen Schädlinge an und sind in der Mischkultur miteinander genauso anfällig wie in der Monokultur.

Tabelle 5: Positive und negative Kombinationen in der Mischkultur

Pflanzenart günstige Partner Schlechte Nachbarn
Buschbohnen Bohnenkraut, Endivien, Erdbeeren, Gurken, Kapuzinerkresse, Kartoffeln, Kohl, Kohlrabi, Kopfsalat, Mangold, Radieschen, Rhababer, Rote Beete, Rüben, Salbei, Sellerie, Spinat, Tomaten, Zichorie, Zucchini Erbsen, Fenchel, Knoblauch,Lauch und Zwiebeln
Bohnenkraut Bohnen, Kopfsalat und Rote Beete

Dill
Bohnen, Erbsen, Gurke, Kohl, Kopfsalat, Möhren, , Rote Beete, Spargel und Zwiebeln
Bohnenkraut
Endivien
Fenchel, Kohl, Lauch und Stangenbohnen
 
Erbsen
Fenchel, Gurken,  Kohl, Kohlrabi, Kopfsalat, Möhren, Radieschen, Rüben,
Buschbohnen, Kartoffeln, Knoblauch, Lauch, Stangenbohnen, Tomaten und Zwiebeln
Erdbeeren
Buschbohnenkraut, Knoblauch, Kopfsalat, Lauch, Radieschen, Rhabarber, Spinat, Zwiebeln
Kohl
Fenchel
Endivien, Erbsen, Gurken, Kopfsalat, , Salbei, Zicchoriensalat
Buschbohnen, Stangenbohnen, Tomaten
Gurken
Buschbohnen, Erbsen, Fenchel, Knoblauch, Kohl, Kohlrabi, Kopfsalat, Lauch, Rote Beete, Sellerie, Stangenbohnen, Zwiebeln
Kartoffeln, Radieschen, Tomaten
Kamille
Zwiebeln

Kapuzinerkresse
Kartoffeln, Radieschen, Stangenbohnen, Tomaten, Zucchini

Kartoffeln
Buschbohnen, Kapuzinerkresse, Knoblauch, Kohlrabi, Pfefferminze, Spinat
Erbsen, Gurken, Kohl, Rote Beete, Sellerie, Tomaten
Knoblauch
Erdbeeren, Gurken, Kartoffeln, Möhren, Rote Beete, Sellerie, Tomate
Buschbohnen, Erbsen, Kohl, Stangenbohnen
Kohl
Buschbohnen, Dill, Endivien, Erbsen, Gurken,
Erdbeeren, Kartoffeln, Knoblauch, Zwiebeln
Kohlrabi
Buschbohnen, Erbsen, Gurken, Kartoffeln, Kopfsalat, Lauch, Radieschen, Rote Beete, Schwarzwurzel, Sellerie, Spargel, Spinat, Stangenbohnen, Tomaten, Zwiebeln

Kopfsalat
Eissalat

Schnittsalat

Buschbohnen, Bohnenkraut, Dill, Erbsen, Erdbeeren, Fenchel, Gurke, Kohl, Kohlrabi, Lauch, Mais, Möhren, Pfefferminze, Radieschen, Rhabarber, Rote Beete, Rüben, Schwarzwurzeln, Spargel, Stangenbohnen, Tomaten, Zicchoriensalat, Zwiebeln
Petersilie, Sellerie, Knollenfenchel, Rettich
Lauch
Endivien, Gurken, Kohl, Kohlrabi, Kopfsalat, Möhren, Schwarzwurzeln, Sellerie, Tomaten, Zwiebeln Buschbohnen, Erbsen, Stangenbohnen
Mais
Kopfsalat, Tomaten,
Rote Beete, Sellerie
Möhren
Dill, Erbsen, Knoblauch, Kopfsalat, Lauch, Pfefferminze, , Radieschen, Sellerie, Tomaten, Zicchoriensalat, Zwiebeln

Mangold
Buschbohnen, Kohl, Möhren, Rüben

Petersilie
Radieschen, Tomaten
Kopfsalat
Pfefferminze
Kartoffeln, Kohl, Kopfsalat, Möhren, Tomaten

Radieschen
Buschbohnen, Erbsen, Erdbeeren, Kapuzinerkresse, Kohl, Kohlrabi, Kopfsalat, Möhren, Petersilie, , Sellerie, Spinat, Stangenbohnen, Tomaten
Zwiebeln
Rhabarber
Buschbohnen, Kohl, Kopfsalat, , Spinat

Rote Beete
Buschbohnen, Bohnenkraut, Dill, Gurken, Knoblauch, Kohl, Kohlrabi, Kopfsalat, , Zwiebeln
Kartoffeln, Lauch, Mais und Möhren
Rüben
Buschbohnen, Erbsen, Kopfsalat, Mangold, , Spinat, Stangenbohnen, Tomaten

Salbei
Fenchel

Schwarzwurzel
Kohlrabi, Kopfsalat, lauch, , Stangenbohnen, Tomaten

Sellerie
Buschbohnen, Gurken, Knoblauch, Kohl, Kohlrabi, Lauch, Stangenbohnen, Tomaten, Möhren, Radies
Kartoffeln, Mais
Spargel
Dill, Kohlrabi, Kopfsalat,

Spinat
Erdbeeren, Kartoffeln, Kohl, Kohlrabi, Radieschen, Rhabarber, Rüben, Stangenbohnen, Tomaten

Stangenbohnen
Bohnenkraut, Endivien, Erdbeeren, Gurken, Kapuzinerkresse, Kartoffeln, Kohl, Kohlrabi, Kopfsalat, Mangold, , Radieschen, Rhababer, Rote Beete, Rüben, Salbei, Sellerie, Spinat, Tomaten, Zichorie, Zucchini Erbsen, Fenchel, Knoblauch, Lauch, Zwiebeln
Tomaten
Buschbohnen, Kapuzinerkresse, Knoblauch, Kohl, Kohlrabi, Kopfsalat, Lauch, Mais, Möhren, Petersilie, Pfefferminze, , Radieschen, Rüben, Sellerie, Spinat, Zucchini, Zicchoriensalat
Erbsen, Fenchel, Gurken, Kartoffeln,
Zicchoriensalat
Fenchel, Kopfsalat, Möhren, Stangenbohnen, Tomaten,
Zucchini
Erbsen, Kapuzinerkresse, Stangenbohnen, Tomaten

Zwiebeln
Dill, Erdbeeren, Kamille, Kohlrabi, Kopfsalat, Möhren, Rote Beete, Zucchini
Buschbohnen, Erbsen, Kohl, Radieschen, Stangenbohnen


Bauerngärten

In Bauerngärten sind eine Form der Mischkultur. "Bunt und locker soll es sein, Nützliches und Zierendes soll sich mischen, sollen verschmelzen zu einer harmonischen, gesunden Einheit." Das hat mit einem Ökogarten nichts zu tun, denn hier werden Wild- und Beikräuter nicht geduldet und auch nicht der Natur ihren Lauf gelassen. Es werden lediglich die positiven Aspekte der Mischkultur mit dekorativen Gesichtspunkten verbunden.

Blüten verschiedener Sommerblumen
Mischungen aus verschiedenen Sommerblumen sehen nicht nur romantisch aus,
sondern liefern auch über einen langen Zeitraum Nahrung
für Nützlinge wie Bienen, Schweb- und Florfliegen.

bepflanzte Schubkarre

Paprika, Tomaten und Kräuter in einer alten Holzschubkarre.


Kräuterbeet dekorativ bepflanzt
Kräuter können ein dekoratives Element im Garten sein.

Kräuter zwischen Zierpflanzen

Würzkräuter zwischen Zierpflanzen.

Ein bisschen "Öko" schadet nicht. Der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel zu Gunsten von Kräuterbrühen und Brennnesseljauche kommt auch der Artenvielfalt der Nützlinge zu gute. Einige Quadratmeter Brennesseln sind in großen Gärten sicher möglich. So hat man das Material für die Jauchen direkt in der Nähe. Brennnesseln sind auch wichtige Futterpflanzen für einheimische Tagfalter. Der Admiral, das Tagpfauenauge, das Landkärtchen und der Kleine Fuchs sind Schmetterlinge deren Raupen sich ausschließlich von Brennnesselblättern ernähren. Während wir uns an den bunten Faltern auf unseren Blumen erfreuen,findet die nächste Generation ihre Nahrung am Rande des Gartens. Die Raupen anderer Tagfalter fressen leider auch an unseren Gemüsepflanzen. Man kann aber vielleicht auch einmal etwas Fenchel oder Möhren für Schwalbenschwänze opfern. Ein guter Schutz vor Raupen, Gemüsefliegen und anderen Schadinsekten sind Vliese, mit denen junges Gemüse abgedeckt wird.

Boden und Bodengare

Gartenboden ist nicht überall gleich. Es gibt Unterschiede in der Verteilung der Größen bei den mineralischen Partikel und den Anteilen an organischer Substanz. Sehr feine Mineralpartikel werden als LÖß, Lehm, Ton oder Schluff bezeichnet. Sie sind in der Lage zu quellen und binden Nährstoffe und Wasser im Boden. Größere Partikel sind chemisch weitgehend neutral und lassen mit zunehmender Größe immer mehr Nährstoffe mit dem Sickerwasser durch. Dafür geben sie dem Bodengefüge Stabilität und werden nicht so leicht vom Wind davon getragen oder weggespült. Zu den organischen Anteilen gehören Pflanzenreste in verschiedenen Zersetzungsstufen, Kot von Bodenorganismen, Ton-Humus-Komplexe und die Bodenlebewesen selbst.
Studentenblumen

Tagetes patula produziert in den Wurzeln Substanzen, die Nematoden abtöten.
Leichte, sandige Böden eignen sich gut für den Anbau von Wurzelgemüse und Spargel. Schwere Böden eigen sich dafür weniger und sind eher gut für Kohl geeignet. In einem mittleren Gartenboden lassen sich alle Gemüsearten leicht anbauen. Für Starkzehrer wie Kohl geben wir Kompost oder Mist auf die Beete und Wurzelgemüse und andere Arten, die leichtere Böden bevorzugen kommen erst im Folgejahr auf die Fläche.
Wichtig ist, dass der Boden lebendig bleibt. Das Stichwort ist hier "Bodengare". Der fruchtbare Boden ist locker, riecht nach frischer Erde, weist eine feine Krümelstruktur auf, ist mit Mikroorganismen belebt und speichert gut Wasser und Nährstoffe. Die Krümelstruktur sollte stabil sein und nicht sofort bei jedem Regen zerstört werden. Die Bodenporen verschließen sich sonst und es bildet sich Staunässe oder das Wasser fließt oberirdisch ab, während die tieferen Schichten trocken bleiben. Den grÖßten Teil der Arbeit müssen wir im Nutzgarten darum auf die Bodenpflege und Düngung verwenden.
Organisches Material wird in verschiedenen Stufen zersetzt. Zunächst fressen Würmer, Käfer und Schnecken grobes Material. Die zerkleinerten Pflanzenteile und der Kot dieser "großen" Tiere werden von Pilzen, Bakterien und anderen kleineren Organismen weiter zerlegt. Am Ende bleiben sehr stabile Humuskomplexe übrig, die sich mit Tonteilchen verbinden und die Grundlage für die Bodenfruchtbarkeit legen. Die Ton-Humus-Komplexe quellen bei Feuchtigkeit auf und geben das Wasser bei Trockenheit wieder ab. Sie tragen also zu einer gleichmäßigen Wasserversorgung der Pflanzen bei. Da weniger Wasser im Boden versickert, werden auch weniger Nährstoffe ausgewaschen. Die Belastung des Grundwassers wird geringer und wir müssen weniger Dünger aufwenden. Zusätzlich binden Ton-Humus-Komplexe Nährstoffe auf eine Weise, die es Pflanzen ermöglicht sie für ihren Bedarf zu nutzen. Um diesen Vorteile nutzen zu können müssen wir allerdings das gesamte Spektrum der Mikroorganismen im Boden haben, damit der Abbau der organischen Materialien bis zum Endprodukt dem Ton-Humus-Komplex ablaufen kann. Wenn wir das Bodenleben fördern, fördern wir auch unsere Bodenfruchtbarkeit.
Starke Schwankungen in der Bodentemperatur und bei der Feuchtigkeit werden von den Mikroorganismen nicht vertragen. Wir müssen also ein günstiges Mikroklima erzeugen. Das bedeutet, dass der Boden möglichst nicht lange unbedeckt liegen soll. Mulch zwischen den Pflanzen hilft Wasser zu sparen und dient Mikroorganismen gleichzeitig als Nahrung.
In Anbaupausen oder in einem Brachejahr sollten auf den Beeten Gründüngungspflanzen stehen. Sie dienen dazu die Bodengare zu erhalten, bieten Nahrung für Nutzinsekten und tragen zum Teil aktiv dazu bei die Belastung durch Schaderreger zu verringern. Beispielsweise wirkt die Studentenblume gegen Wurzelälchen.

Tabelle 6: Gründüngungspflanzen

Art
Nutzen
Anmerkungen
Buchweizen
wächst schnell und fÖrdert die Durchlüftung des Bodens. Gutes Grünfutter für Haustiere und beliebte Bienenweide
 
Esparsette
guter Nektar- und Pollenspender für Bienen und andere Insekten, trockenheitsresistent
 
Gelbsenf
fÖrdert die Humusbildung und lockert den Boden
Nicht vor anderen Kohlgewächsen anbauen. An Senf vermehren sich Nematoden, die auch Kartoffeln, Zuckerrübe, Chicorée, Erbsen, Möhren, Schwarzwurzeln und Zwiebeln schädigen können.
Inkarnatklee
Stickstoffsammler, guter Humusbildner, Futter für Haus- und Nutztiere, vertreibt in Mischkultur Kohlfliege und Kohlweißling.
 
Lupine
wurzelt tief und lockert den Boden gut auf, bindet Stickstoff aus der Luft und erhöht so den Nährstoffgehalt des Bodens für die Folgekultur, fÖrdert die Humusbildung
An Lupine können sich Meloidogyne hapla und Pratylenchus penetrans stark vermehren. Das sind zwei Nematodenarten, die zum Beispiel Zuckerrüben, Chicorée, Erbsen, Möhren, Rote Beete, Schwarzwurzeln Sellerie und Zwiebeln schädigen können. Sollten Probleme mit den Nematoden aufgetreten sein, sollte Lupine nicht als Gründüngung auf der Fläche verwendet werden.
Luzerne
Stickstoffsammler, erhöht den Nährstoffgehalt des Bodens, bildet tief reichende Wurzeln, lockert und lüftet den Boden tief, Grünfutter für Haustiere
 
Ölrettich
gute Insektenweide für Bienen, Hummeln und andere Nützlinge
An Ölrettich können sich Meloidogyne hapla und Pratylenchus penetrans stark vermehren. Die Zahl an anderen Nematoden (Ditylenchus, Heterodera und Globodera) reduziert sich durch den Anbau von Ölrettich.
Perserklee
bildet viel Wurzelmasse und fÖrdert so den Humusaufbau, vertreibt in Mischkultur an Kohl und Rettich Kohlfliegen und Kohlweißlinge
 
Phacelia
sehr beliebte Bienen- und Insektenweide, wächst auch an schattigen Stellen gut
An Phacelia könne sich Meloidogyne hapla und Pratylenchus penetrans stark vermehren. Die Zahl an Ditylenchus, Heterodera und Globodera wird dagegen reduziert.
Ringelblume
verbessert die Krümelstruktur
soll Nematoden vertreiben, sehr dekorativ, als Heilpflanze nutzbar
Rotklee
Stickstoffsammler, gute Futterpflanze
Ist Wirtpflanze für Meloidogyne- und Pratylenchus-Arten und sollte bei bestehender Nematodenproblematik nicht ausgesät werden.
Sommerwicke
Stickstoffsammler, bildet viel Masse und trägt darum zur Humusbildung bei, durch den dichten Wuchs werden Beikräuter unterdrückt
 
Steinklee Lockt Bienen und Schwebfliegen an, vertreibt Kohlfliege und Kohlweißling
 
Tagetes
reduziert die Auswaschung von Nährstoffen, trägt zur Humusbildung bei und unterdrückt Beikräuter, im Mischkultur vertreibt sie Nematoden
Besondere Sorten können als Hauptkultur eingesetzt werden und reduzieren die Zahl von Nematoden auf dem Beet. Meloidogyne- und Heterodera-Arten können sich an Tagetes nicht vermehren. Die Zahl von Pratylenchus penetrans und P. crenatus im Boden nimmt ab. Um die Wirkung zu erzielen dürfen aber keine Beikräuter im Bestand sein, die als Wirtspflanzen in Frage kommen.



Die Gründungspflanzen können als Bienenweide oder zum Abschrecken von Schädlingen auch in Reihen zwischen den Gemüsepflanzen stehen. Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen um Früchte anzusetzen. Bienen und Schwebfliegen sind also wichtige Helfer. Die Larven von Schwebfliegen und Florfliegen sind Räuber und fressen Blattläuse. Es lohnt sich darum im Gemüsegarten auch Blütenpflanzen zu haben, die während der ganzen Kulturzeit Nützlinge anlocken.
Gemüsepflanzen sind auch dekorative Gewächse und können in Blumenrabatten eine gute Figur machen. Mischpflanzungen aus Zier-, Nutz- und Gründüngungspflanzen sind schön anzusehen und zudem auch noch biologisch wertvoll.

Pflanzenschutz
Um möglichst viel gesundes Gemüse zu ernten müssen wir uns zwangsläufig mit Raupen, Blattläusen und Schnecken auseinander setzen, die auch ihren Teil haben wollen. Nun gibt es in jedem Baumarkt die Möglichkeit Pflanzenschutzmittel zu erwerben und sie gemäß der Anleitung gegen die entsprechenden Schädlinge einzusetzen. Es gibt einige biologische Präparate wie Bacillus thuringiensis, die selektiv gegen bestimmte Schädlinge wirken. Meist haben wir es aber mit Chemikalien zu tun, die auf oder in unserem Gemüse landen. Es ist ein Phänomen, dass wir uns ständig über Rückstände in Obst und Gemüse aufregen können, im eigenen Garten aber ohne mit der Wimper zu zucken Blattläuse, Ameisen, Raupen und Unkraut totspritzen ohne uns über Rückstände Gedanken zu machen.

Die Mikroorganismen, die zur Bodengare beitragen leiden unter dem Einsatz von Chemikalien. Ebenso Nützlinge, die Blattläuse fressen oder die Blüten bestäuben. Es ist sinnvoller biologische Mittel nutzen um das Erntegut zu schützen. Durch Mischkulturen in denen die Partner Schädlinge von ihren Nachbarn fernhalten reduzieren wir den Befallsdruck. Kapuzinerkresse als Lockpflanze wird von Blattläusen, Minierfliegen und Kohlweißlingen als Ersatznahrung angenommen. Kohl, Rosen und andere Zierpflanzen bleiben dann weitestgehend verschont. Bei der Aussaat sollten an den Standort angepasste Kulturen verwendet werden. Karotten gedeihen zum Beispiel auf schweren Böden generell schlecht und Paprika und Tomaten brauchen sonnige Standorte. Bei der Sortenwahl sollten resistente oder tolerante Sorten bevorzugt werden. Sie sind weniger anfällig für bestimmte Krankheiten.

Blattläuse und andere Insekten kann man von Jungpflanzen leicht fernhalten, wenn man sie mit Gemüsevliesen abdeckt. Mischkulturen sind für Insekten weniger attraktiv als große Beete, die mit einer einzelnen Pflanzenart bepflanzt sind. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die regelmäßige (tägliche) Kontrolle der Pflanzen. Gut versorge Pflanzen sind weniger anfällig. Trockenheit oder übermäßige Nässe, schlechtes Abtrocknen der Blätter oder Früchte, die auf feuchter Erde liegen, fördern Krankheiten und Fäulnis. Die Pflanzen müssen gut mit Nährstoffen versorgt sein und sollten keine Mangelsymptome zeigen. Kalium, Magnesium und Kalzium sind wichtig für die Erhaltung der Pflanzengesundheit. übermäßig viel Stickstoff schadet dagegen und macht die Pflanzen attraktiv für Pilze und Schadinsekten. Viele Raupen, Larven von Kartoffelkäfern und Lilienhähnchen kann man mit der Hand absammeln und so die Schäden eingrenzen.

Nützlinge zu fördern, bedeutet die Zahl an Schädlingen aktiv zu reduzieren. Nützlinge sind nicht nur die kleinen sympathischen Marienkäfer, sonder auch ihre monstrÖs aussehenden Larven, Wespen, Hornissen, Libellen, Laufkäfer, Igel, Ringelnattern und viele andere Tiere. Ein Paar davon sind auf der Seite über tierische Besucher im Garten zu finden. Nützlingen können wir Versteckmöglichkeiten und überwinterungsplätze bieten. Dazu eignen sich Haufen aus Reisig, Laub und Steinen, mit Stroh ausgestopfte Blumentöpfe oder Insektenhotels.

Egal auf welche Weise wir unseren Garten schützen wollen - bevor wir etwas bekämpfen, müssen wir wissen was es ist. Wir müssen Freund und Feind kennen, bevor wir effektiv Nützlinge schützen und Schädlinge bekämpfen können. Darum habe ich eine Seite mit Schädlingen und Schadbildern zusammen gestellt, die Ihnen helfen kann, Schadbilder und die Verursacher zu identifizieren.
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Literatur:
E. Herrmann-Lejeune (1995): Unser Hausgarten.- 12. Auflage, DLG-Verlag
H. Wagner (2000): Karotte liebt Tomate.- W. Ludwig Buchverlag, München
J. Whittingham (2008): Besser gärtnern - Gemüse selber anbauen.- Dorling Kindersley, London
W. Kolb, W. Müller-Haslach (2009). Der Gartenprofi - Nutzgärten - das Fach- und Arbeitsbuch.- Ulmer Verlag, Stuttgart
M. Rusch (2010): Anders gärtnern - Permakulturelemente im Hausgarten.- Ökobuch Verlag, Staufen bei Freiburg

Quellen:

Gabot.de: Daten zum Obst- und Gemüsemarkt 2010

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